Jimmy Kurz flammte in mir Hoffung auf, dass ich doch noch meine Stelle zurückbekommen könnte. Denn jetzt, wo ich plötzlich nicht mehr für Lord Grantham arbeitete, merkte ich doch, wie sehr mir die Arbeit auf Downton gefallen hatte. Ich war lange dort gewesen, länger als bei Lady Anstruther und es war so viel passiert... Vor allem meine Freundschaft zu Thomas hatte dafür gesorgt, dass ich mich so wohl fühlte. Außerdem war die Bezahlung gut und in der jetzigen Welt war eine feste Stelle nicht mehr so sicher wie vor dem Krieg. Aber das war jetzt alles Geschichte. Oder? Könnte Lizzy Lord Grantham umstimmen? Würde er mich wieder anstellen, weil alles doch anscheinend an Pierre lag? Die Hoffnung verschwand wieder. "Das wäre nur verschwendete Zeit. Ich weiß es einfach, dass Pierre es war, ich spüre es. Aber Lord Grantham wird seine Meinung nicht ändern und Carson schon gar nicht. Wahrscheinlich ist seine Lordschaft sogar froh, meine Stelle einsparen zu können", vermutete ich düster. Ich hatte mehrere Jahre hinter Lord Grantham am Essenstisch gestanden und glaubte, ihn ein wenig einschätzen zu können. Mein Rausschmiss war eindeutig vorrangig Carson geschuldet. Das Foto in der Zeitung war genau das, was diesem weltfremden, konservativen Mann in den Schoß fallen musste, um micht zu feuern. Von Anfang an hatte er doch etwas gegen mich gehabt, gegen meinen Charakter, der so gegensätzlich zu seinem war. Ich erklärte Lizzy das kurz, in hoffentlich zusammenhängenden Worten. Meine Zunge wurde mit jedem Satz schwerer. Wie sie trank ich mein Glas leer und seufzte tief. Ihre Idee war vermutlich das Beste, was wir in dieser Situation machen konnten. Vielleicht würde sich morgen früh ja alles nur aus böser Traum entpuppen... "Bett", meinte ich und versuchte sie mit einem Abklatsch meines charmanten Grinsens anzusehen. "Ich glaube heute Abend sollten wir nicht zusammen einschlafen" Ich stand auf, wankte etwas und bot ihr meine Hand an.
Jimmy Meine dunkle Stimmung konnte nicht einmal durchs Lizzys Versuch aufgehellt werden, die Situation mit einem kleinen Spaß ein wenig aufzulockern. Außerdem wäre es wenigstens ein richtiger Grund gewesen, hätte Carson mich wegen einer Frau rausgeschmissen. Dass es jetzt ganz einfach an einem Foto lag, war fast schon komisch. Wenn nicht so viel für mich davon abhängen würde. "Carson war vielleicht einmal jung, aber seinen konservativen Charakter hatte er damals schon. Also kann ich von ihm keine andere Entscheidung erwarten. Nur Lord Grantham hätte etwas dagegen tun können...", sagte ich nachdenklich. Auch wenn es jetzt nicht mehr half, darüber nachzudenken. Meine Kündigung war eine vollendete Tatsache. Ich erwiderte Lizzys Blick, als sie sich entschuldigte. Jetzt musste ich doch lächeln - vor allem, als sie mich hier bei sich bleiben ließ. "Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn ist es ganz und gar meine eigene Schuld. Carson wollte mich doch schon lange loswerden. Und noch bereue ich diese Nacht auch noch nicht - es war berauschand" Ich grinste kurz, bevor ich den Wein austrank und dann wieder ernster wurde. Denn Lizzy hatte recht. Von einem Moment auf den anderen hatten wir beide alles verloren. Ihre Situation war so erschreckend ählich wie meine. Und plötzlich hielt ich in der Bewegung inne und versuchte meine mittlerweile stärker alkoholisierten Gedanken zu ordnen, die plötzlich eine Erklärung für den ganzen Schlamassel gefunden hatten. "Als Pierre uns hier zusammen angetroffen hat, da hat er uns gedroht. Weißt du noch? Er war so wütend. Und jetzt, nicht lange danach sind wir beide arbeitslos", sagte ich langsam und versuchte einen Sinn aus dem zu machen, was mir gerade durch den Kopf schwebte. Ich nuschelte bestimmt schon etwas. "Das sind ein paar Zufälle zu viel, findest du nicht?" Ich lehnte mich zurück und dachte darüber nach, wie gut diese Erklärung passte. Aber auch, wie brutal sie war. Lizzys Ex-Verlobter hatte zwei Leben vollkommen aus der Bahn geworfen. Und ich hatte keine Ahnung, wie wir jetzt weitermachen sollten. Wir konnten schließlich nicht die ganze Zeit Wein trinken und im Selbstmitleid baden. Schon gar nicht, wenn Lizzy kein Essen hatte.
Jimmy Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis ich mit meinem Koffer in der Hand vor Lizzys Wohnung stand. Sie erwartete mich bereits schon mit einem Glas Wein in der Hand an der offenen Tür. Der Spaziergang hatte mich etwas nüchterner gemacht, also griff ich jetzt sofort nach dem Wein und trank einen großen Schluck. Noch immer fühlte es sich unwirklich an, keine Arbeit mehr zu haben und nicht zu wissen, wie es weiterging. Außerdem tat mir Thomas furchtbar leid - ich hatte ihm im Stich gelassen. "Danke, dass ich kommen durfte", sagte ich Lizzy dann und versuchte ein Lächeln, als ich meinen Koffer im Flur abstellte. Ich konnte von ihren Augen schon die nächste Frage ablesen, also holte ich die zusammengerollte Zeitung aus meiner Manteltasche und hielt sie ihr hin. "Mr. Carson hielt es für unangemessen, seinen Diener tanzend auf einer Zeitung wiederzufinden. Also hat er mich rausgeschmissen. Wenigstens mit einem guten Zeugnis", sagte ich mit rauer Stimme, schnaubte über die Absurdität der ganzen Situation und zog dann meinen Mantel aus. Ich brauchte definitiv mehr Alkohol, bevor mich all die Sorgen um die Zukunft wieder einholten. Also trank ich noch einen großen Schluck Wein, sodass das Glas leer war. "Anscheinend sind wir jetzt beide arbeitslos", fügte ich mit bitterer Stimme hinzu. "Außer natürlich, du hast in der Zwischenzeit eine Arbeit gefunden?" Als Lizzy das verneinte, ließen wir uns beide seufzend auf das Sofa fallen. Ich fühlte mich um zehn Jahre gealtert und plötzlich kam ich mir furchtbar dumm und leichtsinnig vor, wenn ich an meine ganzen Eskapaden während meiner Zeit auf Downton zurückdachte. Ich hatte immer mit dem Feuer gespielt und mich gehörig daran verbrannt. Und erst jetzt fiel mir auf, wie wichtig mir meine Arbeit dort war und wie sehr sie mir jetzt fehlen würde. Ich wollte keine neue Stelle anfangen... Zum Glück hatte Lizzy mein Weinglas aufgefüllt, sodass ich weitertrinken konnte. "Kann ich heute Nacht hier bleiben?", fragte ich sie dann, denn ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, wo ich sonst hingehen sollte.
Toby Noch ein letzter Bürstenstrich und die Stiefel des Königs waren wieder auf Hochglanz poliert. Ich legte alle Putz-Utensilien wieder an ihren angestammten Platz zurück, nahm dann die Stiefel und machte mich auf, um sie ins Ankleidezimmer des Königs zu bringen. Er brauchte sie heute Abend für ein Paradedinner, passend zu seiner Uniform. Nicht, dass ich sie ihm persönlich anziehen würde. Diese Ehre oblag Mr. Miller. Ich war soszusagen nur der zweite Kammerdiener des Königs. Ich sah mich noch ein letzets Mal um, ob auch alles für später bereitlag und schloss dann zufrieden die Tür hinter mir zu. Meine Arbeit für heute war getan. Erst jetzt erlaubte ich mir daran zu denken, was mich gleich erwartete - ein Treffen mit Thomas. Die Vorfreude ließ mich schon jetzt breit lächeln. Jeden Tag hatte ich an ihn gedacht und in meinem Kopf schwebten tausende Fragen, die ich ihm stellen wollte. Unsere erste Begegnung hatte einen großen Eindruck auf mich hinterlassen und manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich noch einmal unser ganzes Gespräch durchging und mich an das Gefühl von seiner Hand in meiner erinnerte. Ich wollte Thomas unbedingt wiedersehen. Was definitiv neu für mich war - und gefährlich. Schließlich war der St. James Park ein öffentlicher Ort und nur einen Steinwurf von meiner Arbeitsstelle entfernt. Aber gleichzeitig bedeuete das auch eine gewisse Sicherheit. Wir würden einfach aussehen wie zwei alte Freunde, die sich viel zu erzählen hatten. Und für heute Abend wäre das genug, für's Erste jedenfalls. Nachdem ich ein schnelles Abendessen mit den anderen Dienstboten hatte, ging ich in mein Zimmer und zog mich um. Ich knöpfte mir gerade das Hemd zu und warf wieder mal einen Blick auf die Uhr, um auch ja nicht zu spät zu kommen, als es energisch an der Tür klopfte. Ohne auf meine Antwort zu warten kam Mr. Wilson, der Butler, hereingestürmt. "Mr. Ellis, Sie müssen den König heute Abend ankleiden! Mr. Miller ist krank geworden...", sagte er drängend und mit einem Anflug von Panik. Der König durfte schließlich nicht zu spät kommen. Einen Moment lang reagierte ich nicht. Zu lange für Mr. Wilson. "Nun kommen Sie schon, ziehen Sie sich wieder um! Wir haben nicht mehr viel Zeit!" Ich konnte die Gelegenheiten, an denen ich den König ankleiden durfte, an den Fingern abzählen. Denn Mr. Miller war nie krank. Und jetzt ausgerechnet heute, wo ich mich mit Thomas treffen wollte... Ich schluckte ein 'Aber' hinunter, nickte Mr. Wilson zu und zog mich wieder um. Im Laufschritt erreichte ich gerade noch rechtzeitig das Ankleidezimmer, bevor auch schon der König eintrat und ich ihm in seine Uniform half. Professionell erledigte ich meine Arbeit, bürstete die Uniform-Jacke glatt und nickte dann dem wichtigsten Mann im Land zu, dass er fertig war. Der König bedankte sich und wurde dann auch schon sofort von einem Dienstboten abgeholt. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, riss ich panisch die Taschenuhr hervor. Erst neun Uhr, vielleicht würde er noch warten. Konnte ich es wagen und jetzt einfach in den St. James Park gehen? Der König war erst einmal weg. Aber wie lange? Ich musste ihm schließlich auch nachher wieder beim Auskleiden helfen und bis dahin auf Abruf bereit stehen. Sollte ich nicht da sein, wenn er mich brauchte, wäre ich meine Arbeit los. Mit einem tiefen Seufzer lehnte ich mich an den großen Schrank und schloss die Augen. Es tut mir leid, Thomas, dachte ich und sah aus dem Fenster. Ich konnte und durfte meine Arbeit nicht aufs Spiel setzen. Nicht einmal für Thomas, den Mann den ich glaubte zu lieben... Und den ich vielleicht nie wiedersehen würde.
Jimmy Am Donnerstagabend bekam Thomas tatsächlich den Abend frei. Vorsichtshalber hatte ich mich vielleicht mit ein wenig zu viel Motivation freiwillig gemeldet, auf die Rückkehr der Familie zu warten und Thomas Anwesenheit so überflüssig zu machen. Carson zog nur misstrauisch eine Augenbraue hoch, stimmte dann aber zu. Den ganzen Tag über bemerkte ich Thomas gute Laune und seine Vorfreude und ich freute mich wieder für ihn. Dieser Toby musste einen großen Eindruck auf ihn gemacht haben, wenn er jetzt selbst zu Mrs. Patmore freundlich war und ihre bissigen Kommentare erduldete. Nach dem Tee ging Thomas nach oben, um sich umzuziehen und ich wünschte ihm mit einem Zwinkern einen schönen Abend. Den anderen hatte er gesagt, einen Spaziergang durch die Stadt machen zu wollen. Während Thomas sich also auf sein Date vorbereitete und auf Wolke sieben schwebte, machte ich mich daran das Silber aus dem Speisesaal zum Polieren nach unten zu bringen und die Crawleys dann in Richtung von Lady Rosamund zu verabschieden. Da die Familie weg war, war es auch unten ruhig und so saß ich alleine da, putzte das Silber und wünschte mir einfach nur ein Radio neben mir, um die nervige Stille zu durchbrechen. Ich hörte Carsons Schritte, bevor ich ihn sah. "James, auf ein Wort bitte", sagte er ernst und ich stand sofort auf, zog mir die Livree zurecht und folgte ihm. Was kam jetzt? Er hatte mich noch nie in seinen Raum zitiert und auf eine Beförderung konnte ich eigentlich nicht hoffen. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Ich schloss die Tür hinter mir und sah mich dem strengen Blick des Butlers gegenüber. "Seine Lordschaft und ich sind uns einig geworden, dass Sie besser anderswo beschäftigt sein sollten, James. Ich kann es nicht erlauben, einen Diener in den Diensten der Familie zu haben, der durch sein unwürdiges Verhalten auffällt und das öffentlich. Wir haben einen Standard zu halten und Ihre Einstellung ist eine Schande für die Livree, die Sie tragen", sagte Carson. Einen Moment brauchte ich einfach nur, um seine Worte zu verstehen. Ich wurde rausgeschmissen. Gekündigt. "Aber warum?", fragte ich dann. Carson schob mir eine offen auf seinem Schreibtisch liegende Zeitschrift zu. Verwirrt trat ich näher, drehte sie um und sah auf das riesige Foto auf der Titelseite. Darauf war ein Paar zu sehen, offenbar beim Tanzen. Der Mann hatte seine Hände an der Hüfte der Frau, die über dem Boden schwebte. Ihre Arme waren zur Seite ausgestreckt, ihr Kopf im Nacken und ihr Rücken gebogen. Es war also keinesfalls ein Tanz, der in den Räume über mir getanzt werden würde. Es war wild, modern - und für Carson bestimmt schrecklich. Aber noch immer konnte ich nicht verstehen, was das mit mir und meiner Kündigung zu tun haben sollte. Bis ich genauer hinsah und plötzlich das Gefühl von Lizzys Kleid unter meinen Händen spürte, während ich sie grinsend ansah und sie dann in die Luft hob. Ich hörte die Musik, roch die stickige Luft. Das Foto von war von Lizzy und mir, während wir ausgelassen im Blue Dragon tanzen gewesen waren. Ich hatte nicht gemerkt, das jemand dabei ein Foto gemacht hatte. Unter anderen Umständen wäre ich geschmeichelt gewesen, denn es war ein tolles Bild von einem wunderbaren Moment. Die anderen Tänzer hatten uns applaudiert, nachdem ich Lizzy wieder sicher auf den Boden gesetzt hatte und wir weitertanzen konnten. Aber gleichzeitig war es auch mein Untergang. Denn natürlich verstand ich jetzt, von welchem unwürdigen Verhalten Carson sprach. "Sie packen noch heute Abend. Ich habe Ihnen eine annehmbare Referenz geschrieben, um kein Aufsehen zu erregen, also gibt es keinen Grund, noch länger zu bleiben. Ihre Dinge, die noch auf Downton sind, werden wir Ihnen zuschicken, nachdem Sie uns eine neue Anschrift mitgeteilt haben", sprach Carson dann weiter. Das also hatte er gemacht, während ich nebenan das Silber der Crawleys geputzt hatte - er hatte dafür gesorgt, dass ich sofort und am besten auch noch unbemerkt von allen verschwinden konnte. Und was für eine Wahl hatte ich denn? Jedes Widerwort würde mir meine Referenz, die ich doch unbedingt brauchte, gefährden. Carson stand auf, ein Zeichen für das Ende seiner Audienz. Ich zögerte einen Moment, denn ich wollte ihm so einiges sagen. Aber dann schluckte ich jedes einzelne Wort wieder hinunter, denn es würde mir nur meine Zukunft kaputt machen. Stattdessen nahm ich die Zeitschrift, öffnete kraftvoll die Tür und stürmte nach oben. Es würde mich nicht wundern, wenn Carson in zehn Minuten nachsehen kam, ob ich denn auch wirklich packte. Also holte ich meinen Koffer vom Schrank, schmiss alle meine Sachen eher hinein, zog die Livree aus und kritzelte dann eine Notiz an Thomas, in der ich ihm alles kurz erklärte und schrieb, dass es mir leid tat, weil wir uns nicht mehr verabschieden konnten. Ich legte sie auf sein Bett. Wenigstens hatte er jetzt Toby, wenn ich nicht mehr da sein würde. Carson wartete bereits am Fuß der Treppe, als ich mit dem Koffer in der Hand ankam. Er hielt mir zwei Umschläge hin - meine Referenz und mein ausstehender Lohn. Ich sah in Richtung Küche, wo Mrs. Patmore mit Daisy und Anna redete. Aber Carson schüttelte nur den Kopf und deutete zur Hintertür. Also ging ich, ohne mich von jemandem zu verabschieden. Und als die Tür hinter mit zuschlug wurde es mir erst wirklich bewusst. Ich hatte meine Arbeit verloren. Ich hatte meine Freundschaft zu Thomas verloren. Und alles nur, weil ich einen Abend tanzen gegangen war. Wie betäubt lief ich los. Ich musste alles erst einmal verstehen. Ich sah einen Pub, setzte mich an die Bar und bestellte ein Bier. Den Alkohol brauchte ich jetzt. Nachdem ich meine Sorgen ausreichend ertränkt hatte und der Pub schloss, stand ich wieder unschlüssig auf der Straße. Ich hatte gefühlt stundenlang auf das Foto von Lizzy und mir gestarrt und ihr Gesicht schwebte noch immer in meinen Gedanken. An der Straßenecke war eine Telefonbox und ohne weiter nachzudenken nahm ich das Telefon und ließ mich zu Lizzy durchstellen. "Ich wurde rausgeschmissen", war alles, was ich zu ihr sagte.
Jimmy Ich hielt in der Bewegung inne und hätte mich am liebsten entspannt an den Esstisch gelehnt, aber das ließ ich lieber bleiben. Thomas konnte mir keinen Bären aufbinden - man sah ihm förmlich an, dass gestern etwas Schönes in seinem Leben passiert war. Etwas, das ihn bereits jetzt verändert hatte. Ich hielt ihm gespielt bedrohlich das Messer in meiner Hand vor die Nase, als er schließlich doch gestand, jemanden kennengelernt zu haben. Mein Grinsen wurde noch breiter. Genau das, was ich mir von der Aktion gestern versprochen hatte. Denn ich konnte Thomas nie das geben, was er wollte. Er brauchte jemanden, der so wie er war. Dass mich diese Vorstellung nicht abstieß, war wirklich erstaunlich - meine Freundschaft zu Thomas hatte auch mich verändert. "Ich wusste es! Du bist so gut gelaunt wie lange nicht mehr", meinte ich grinsend und legte das Messer dann an seinen Platz. Nach einer kurzen Pause erzählte er weiter. Ich versuchte mir vorzustellen, was alles genau in diesem Club passiert war. Was war dieser Toby für ein Mann? War es einfach nur pures Glück gewesen, dass er sich zu Thomas gesetzt hatte? Oder so etwas wie Schicksal? Denn Thomas wirkte wie ausgewechselt. Und er hatte ein Date - so viel hatte ich wirklich nicht erwartet, was man mir bestimmt auch ansah. Auch wenn es für ihn jetzt nicht einfacher werden würde und er seine Verliebtheit verstecken musste. "Dann musst du jetzt nur noch hoffen, dass Carson dir am Donnerstagabend frei gibt", sagte ich gespielt ernst, zwinkerte ihm dann aber zu, denn natürlich würde ich ihm helfen. Und wenn ich dafür Überstunden machen musste. "Ich freue mich wirklich für dich, Thomas", fügte ich dann noch lächelnd hinzu. "Wo trefft ihr euch?" Ich glaubte zum ersten Mal zu verstehen, wie schwierig es für einen Mann wie Thomas war - überhaupt jemanden kennenzulernen und dann auch noch immer vorsichtig sein zu müssen. Meine Beziehung zu Lizzy hätte meinen Rauswurf bedeutet, hätte uns jemand erwischt - sollte aber Thomas Beziehung entdeckt werden, würde er im Gefängnis landen. Mittlerweile war der Tisch gedeckt und ich kontrollierte noch einmal alles. Carson würde jeden Augenblick kommen und dann mussten wir das Essen holen, aber bis dahin wollte ich noch so viel wie möglich von Thomas erfahren haben.