|
|
Daisy
Seufzend machte ich mich daran, den Braten zu garnieren – unser kleines Kaffeekränzchen war wieder vorbei. Ich wünschte Charlotte grinsend viel Spaß mit Miss Allen und drehte mich nach ihrem Kommentar zu Oscar um – Himmel, er aß wirklich, als würde er nicht genug von uns bekommen. Oscar, der mit dem Mund voller Sandwich nicht reden konnte, gab Charlotte winkend zu verstehen, dass er die Zeit im Griff hatte und sie beruhigt zu Miss Allen gehen konnte. Grinsend schüttete ich eine Soße um – die beiden waren wirklich süß zusammen.
Edith
Ich war wirklich dankbar für Sybils Vorschlag, mit Lynch zurückzubleiben. Ein Galopp war das letzte, worauf ich jetzt Lust hatte. Ich wollte Mary nicht die Freude bereiten, von oben bis unten mit Schlamm verspritzt wieder zurückzukehren. "Galoppiert ihr nur", sagte ich deshalb lächelnd und fügte noch ein "Aber passt auf euch auf!" hinzu. Du klingst schon wie deine eigene Mutter. Über mich den Kopf schüttelnd sah ich den beiden hinterher, als sie davonpreschten.

Charlotte
Dieses Mal vergaß ich die Schuhe nicht. In Miss Allens Zimmer legte ich ihr Tageskleid auf das Bett, die Schuhe dazu und bereitete auch eine Schüssel mit warmen Wasser vor. Das jedenfalls tat Anna auch immer, wenn Lady Mary oder Lady Sybil ausritten. Ein Bad könnte sie dann später nehmen, dazu war vor dem Mittag keine Zeit. Ich sah Jimmy vor der Tür hergehen, scheinbar auf dem Weg zu einer Uhr zum Aufziehen. Er sah wirklich gut aus, besonders in einer Livree. Ich konnte Daisy mehr als gut verstehen. Nur leider wusste ich, dass neue Diener das Küchenmädchen nicht wirklich interessant fanden. Vielleicht konnte ich das ja ändern. Daisy hatte es nämlich wirklich verdient, dass sich jemand in sie verliebte. Ich legte Miss Allens Haarbürste bereit und fürchtete mich schon jetzt davor, ihr eine neue Frisur zu verpassen, die von den Crawleys für einen Lunch als angemessen galten.
Lady Sybil
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Dragon preschte nach vorne und ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ich drehte mich kurz um, um zu sehen, ob Lizzy mir folgte. Das tat sie. Auch wenn sie ein fremdes Pferd ritt, saß sie sicher im Sattel und galoppierte mühelos. Beim nächsten Mal könnten wir vielleicht einen Sprung wagen. Dazu würde uns Edith nur leider nicht mehr begleiten. In der Ferne sah man schon das Haus. Neben uns lag der See und glitzerte in der Sonne. Auf einer Hügelkuppe ließ ich Dragon anhalten, um auf Edith zu warten. "Das war wirklich gut! Du kannst wirklich klasse reiten, Lizzy!"

Lizzy
Galoppieren war einfach immer wieder ein unglaubliches Gefühl. Ich fühlte mich so frei, dass ich am liebsten geschrien hätte. Aber ganz so gut konnte ich Sybil ja doch noch nicht einschätzen. Völlig außer Atem hielt ich Breeze neben Dragon auf der Hügelkuppe, legte mich über den Hals und kuschelte ausgiebig mit ihm. "Ich hab ja auch ein klasse Pferd!", lachte ich. "Wann habt ihr reiten gelernt? Sicher schon als kleine Kinder?", erkundigte ich mich, während wir auf Edith und Lynch warteten. Reiten war vermutlich wichtiger als Lesen für die Töchter eines Earls.

Lady Sybil
Ich sah Edith und Lynch am Horizont, sie würden sicher schon bald bei uns sein. "Wir waren schon recht jung. Mama wollte erst sicher sein, dass uns nichts passiert. Aber ja, jung waren wir schon. Und du?", fragte ich Lizzy neugierig und ließ Dragon dann in Richtung Haus gehen, als Edith und Lynch nur noch wenige Meter von uns entfernt waren. Am Stall angekommen erwartete uns Oscar, der Stallbursche schon. Ich stieg ab und gab ihm die Zügel. "Er war wirklich brav heute, gib ihm ein wenig mehr Hafer", meinte ich lächelnd und klopfte Dragon noch einmal auf den Hals. Zusammen mit Edith und Lizzy ging ich ins Haus. Wir würden es noch pünktlich zum Lunch schaffen. Anna hatte schon alles vorbereitet und so konnte ich mich schnell umziehen. Außerdem war ich nicht allzu dreckig. Nachdem Anna mir die Haare wieder zurückgesteckt hatte, machte ich mich auf in den Salon. Mama saß dort und bestickte ein Kissen, also setzte ich mich zu ihr.
Charlotte
Durch das Fenster sah ich die Reiter wieder ankommen. Zum Glück musste ich mich nicht so sehr beeilen, sonst wäre das mit einer angemessenen Frisur sicher nichts geworden. Es dauerte nicht mehr lange und Miss Allen tauchte in ihrem Zimmer auf. Ich lächelte sie an. "Wie war der Ausritt, Miss?", fragte ich, während ich als erstes ihren Mantel abnahm. Danach half ich ihr bei den Reitstiefeln, die ich heute Nachmittag wieder putzen würde.
Jimmy
Der Lunch stand an. Ich zog mir die weißen Handschuhe an und prüfte im Spiegel, wie ich aussah. Zufrieden machte ich mich schon einmal auf den Weg zur Küche. Man konnte nie wissen, wann Carson das Essen serviert haben wollte und da wäre es sicher von Vorteil, wenn ich schon einmal im Ort des Geschehens war. Mrs. Patmore setzte gerade kleine Häppchen für den ersten Gang auf eine Silberplatte. Ich hielt mich am Rand und sah mich nach Thomas um. Seit dem Vorfall mit den Uhren hatte ich ihn nicht mehr gesehen.

Lizzy
"Meine Eltern haben mich nicht auf ein Pferd sitzen lassen, bis ich zehn Jahre alt war. Aber ab dann bin ich eine Zeit lang jeden Tag geritten", antwortete ich lächelnd auf Sybils Frage. Als Edith und Lynch uns fast eingeholt hatten, ritten wir langsam zum Haus zurück, übergaben die Pferde dem Stallburschen – ich trennte mich nur ungern von Breeze – und gingen auf unsere Zimmer. Charlotte wartete bereits auf mich, erkundigte sich nach dem Ausritt und half mir aus Mantel und Stiefeln. Eigentlich könnte ich mich an diese Hilfe durchaus gewöhnen. "Es war großartig", lächelte ich. "Ihr habt es wirklich schön hier." Tatsächlich fing ich an, die Bewohner von Downton Abbey zu beneiden – um die schöne Gegend, das Haus, das mir mittlerweile mehr als gut gefiel und um die Pferde natürlich. Charlotte allerdings war mal wieder nicht um die Aufgabe zu beneiden, etwas aus meinen Haaren zu machen. Nach dem Ausritt waren sie komplett verstrubbelt und verknotet. Erleichtert stellte ich fest, dass sie anscheinend selbst aus einem Heuballen noch etwas Ansehnliches hätte machen können, denn für Mary wäre es sicherlich ein Spaß gewesen, sich beim Lunch über meine Frisur lustig zu machen. Schließlich ging ich aber ziemlich geordnet, mit einer schönen Frisur und einem frischen Kleid, in den Salon, wo meine Eltern sowie Cora und Sybil bereits warteten.
Daisy
Jimmys Ankunft traf mich eiskalt. Normalerweise waren die Diener nicht so früh, bevor der Lunch serviert wurde, in der Küche. Ich versuchte, mich trotzdem auf das Dessert, das ich gerade zubereitete, zu konzentrieren und sah nur kurz auf, um ihn anzulächeln. Oder es zumindest zu versuchen. Danach schaute ich nur noch in meine Schüssel. Nichts und niemand würde mich jetzt dazu bringen können, nach oben zu schauen.
Thomas
Nachdem ich noch die letzten Korrekturen am Esstisch vorgenommen hatte, ging ich wieder nach unten. Gleich mussten Jimmy und ich den Lunch servieren und ich hatte noch keine Ahnung, wie ich ihm gegenübertreten sollte. Ob er mich zwischenzeitlich an Mr. Carson verpfiffen hatte? Sollte ich mich besser jetzt gleich entschuldigen und sagen, dass es ein Missverständnis war? Oder war es klüger, das Geschehene einfach zu ignorieren? Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich in der Küche angekommen war, wo Jimmy bereits wartete. Völlig unvorbereitet stand ich ihm gegenüber. "Jimmy! Und, ist mit den Uhren alles gut gelaufen?"

Lady Mary
Der Morgen war auch ohne Ausritt schneller herumgegangen als gedacht. Ich hatte Henry eine Antwort geschrieben. In seinem Brief hatte er sich für den gestrigen Abend und die Einladung zur Jagd bedankt. Gleichzeitig sollte ich Grüße an meine Schwestern und Miss Allen ausrichten. Nicht, dass ich das machen würde. Er kannte mich noch nicht gut genug, um das zu wissen. Meinen fertig geschrieben Brief legte ich Carson in die dafür vorgesehene Schale, um ihn abzuschicken. Er war zwar nicht lang geworden, aber das wichtigste war gesagt. Auf Mamas Drängen hatte ich ihn und seine Familie zum alljährlichen Basar eingeladen, der in zwei Tagen auf dem Rasen vor dem Haus stattfinden würde. Für mich wirkte es ein wenig auffällig, aber die Gelegenheit würde ich auf jeden Fall nicht verstreichen lassen. Zufrieden betrat ich den Salon. Wie ich sah, waren Sybil und die anderen von ihrem Ausritt zurück. Nur Edith fehlte noch - vielleicht war sie ja vom Pferd gefallen? Zutrauen würde ich ihr das auf jeden Fall. Da kein anderer Platz frei war, setzte ich mich neben Sybil und somit auch leider in die Nähe von Elizabeth Allen. "Sybil Darling, wie war der Ausritt?", fragte ich lächelnd und zupfte mir ein Haar von der weißen Bluse.
Lady Sybil
Nachdem ich Mama und Lizzys Eltern ausführlich von unserem Ausritt berichtet hatte, kam auch endlich Lizzy dazu. "Bist du auch so hungrig wie ich?", fragte ich sie gleich breit lächelnd. Bei ihr hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, eine wirkliche Freundin gefunden zu haben. Jedenfalls schienen wir beide uns gut zu verstehen. Lizzy war anders als die Mädchen aus der Oberschicht - das machte sie besonders und für mich umso interessanter. Unser Gespräch wurde unterbrochen, als Mary den Raum betrat und sich zu uns setzte. "Es hätte nicht besser sein können! Wir waren im Dorf und das letzte Stück sind Lizzy und ich galoppiert. Du hättest wirklich mitkommen sollen", antwortete ich meiner großen Schwester. "Nicht wahr, Lizzy?"
Charlotte
Ich wusste nicht wie ich es schaffte, aber Miss Allens Haare ähnelten annähernd einer Frisur, wie sie die anderen Ladies trugen. Zufrieden sah ich ihr nach, wie sie zum Lunch nach unten ging. Schnell packte ich mir die dreckigen Reitsachen, schloss die Zimmertür und lief nach unten, um alles wieder zu reinigen. Unten liefen die Vorbereitungen für den Lunch. Ich sah Thomas in Richtung Küche gehen und stellte die Reitstiefel zu den anderen Schuhen in den Putzraum. Das würde meine nächste Aufgabe sein.
Jimmy
Ich genoss die wenigen Minuten Ruhe und lehnte mich an die Küchenwand. Bis Thomas auftauchte. "Ja, alle Uhren laufen jedenfalls noch, wenn Sie das meinen", antwortete ich ihm mit einem kurzen Lächeln. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Ich würde ganz sicher nicht diesen Vorfall ansprechen. Mr. Carson tauchte unmittelbar hinter Thomas auf. "Ist der Lunch fertig, Mrs. Patmore?", fragte er. "Natürlich ist er das!", fauchte die zurück und ich erkannte mein Signal, das Silbertablett zu nehmen.

Lizzy
Ich saß noch keine zwei Minuten bei Sybil und ließ mit ihr den Ausritt Revue passieren, als Mary in den Salon kam. Tief einatmen. Fang jetzt keinen Streit an, der Tag war so schön bis jetzt, befahl ich mir selbst. Ich nahm es so gelassen wie möglich hin, dass sie nur Sybil nach dem Ausritt fragte und mich gekonnt ignorierte. Einen Moment lang fragte ich mich, was wohl Cora über Marys Verhalten dachte; dann fiel mir ein, dass es vermutlich ihre Eltern gewesen waren, die Mary eingeredet hatten, sie sei besser als der Rest der Welt. Als Sybil mich ins Gespräch mit einbezog, versuchte ich, einfach nur Mitleid für Mary zu empfinden. "Ja, es war großartig", lächelte ich. "Hier kann man wunderbar ausreiten." Ich wollte Mary keinen Grund geben, mir irgendetwas vorzuwerfen oder nachzusagen.
Lady Edith
Ich war froh, dass der Ausritt vorbei war, und zwar ohne ein gebrochenes Bein. So schlimm war es eigentlich gar nicht gewesen. Vielleicht sollte ich doch öfter reiten... und irgendwann Mary Konkurrenz machen. Träum weiter.
Nachdem ich mich mit Annas Hilfe wieder etwas restauriert hatte, ging ich zu den anderen in den Salon. Ich war etwas später dran, Anna und ich hatten noch ein paar Minuten über den Ausritt geredet. Zu meiner Überraschung saßen Lizzy, Sybil und Mary alle beisammen und redeten miteinander. "Edith!", begrüßte mich Lizzy. "Setz dich doch zu uns, wir reden gerade über den Ausritt." Etwas überrascht setzte ich mich zu ihnen.
Thomas
Ich meinte nicht nur die Uhren, dachte ich, lächelte Jimmy aber nur kurz an und nahm dann ebenfalls schnell ein Silbertablett. Mrs. Patmores Gesicht war rot wie eh und je und in diesem Zustand ließ man sie besser nicht auch nur eine Sekunde warten. Hoffentlich würde oben keinem auffallen, dass etwas anders war.

Lady Mary
"Natürlich", stimmte ich Elizabeth in einem eher gleichgültigen Tonfall bei. Hatte Sybil sie gerade Lizzy genannt? Am liebsten hätte ich die Augen verdreht. So einen Namen trug keine Lady. Aber das war Elizabeth Allen ja auch nicht. Edith setzte sich zu uns herüber. Sie schien den Ausritt unbeschadet überstanden zu haben. "Ja, Edith - wie war der Ausritt für dich?", fragte ich sie. Vom Park aus hatte ich sie kurz beobachtet. Edith hatte nicht gerade glücklich auf dem Rücken ihres Pferdes ausgesehen.
Lady Sybil
Ich winkte Edith zu uns, als sie den Salon betrat. Auch sie war umgezogen und mit einer neuen Frisur. Lächelnd sah ich sie an. Ich mochte es, dass wir alle zu viert hier saßen und uns unterhielten. Es war schön, nicht immer nur mit meinen Schwester zusammen zu sein. Jetzt hatten wir einen anderen Gesprächspartner. Neugierig sah ich zu Edith, was sie über den Ausritt berichten würde. Ich hoffte, dass sie es nicht allzu schlimm gefunden hatte. Schließlich war Reiten nicht gerade ihre Lieblingsbeschäftigung. Trotzdem hatte ich es schön gefunden, mit ihr und Lizzy Zeit zu verbringen.
Jimmy
Ich nahm das Tablett und folgte Mr. Carson nach oben. Während er der Herrschaft den Lunch ankündigen würde, nahm ich meinen Platz am großen Esstisch ein. Kurz sah ich zu Thomas herüber. Anscheinend hatten wir beide beschlossen, die Sache nicht weiter zu erwähnen, worüber ich froh war. Für mich zeigte es nochmal, dass es nur ein Missverständnis gewesen war. Ich richtete mich auf, als zuerst Lady Grantham mit Mr. Allen und dann der Rest von ihnen sich setzte.

Lady Edith
Natürlich wäre es unglaubwürdig, jetzt so zu tun, als hätte mir der Ausritt gut gefallen, aber ich wollte Mary auch nicht den Gefallen tun, mich darüber zu beklagen. Also entschied ich mich für die goldene Mitte. "Eigentlich war es wirklich ganz nett", sagte ich mit einem Lächeln zu Lizzy und Sybil. Glücklicherweise erlöste mich Carson, der den Lunch ankündigte, ehe Mary noch weitere Fragen stellen konnte.
Lizzy
Erst als wir alle am Tisch saßen bemerkte ich, wie hungrig ich war. Ich hätte den beiden gut aussehenden Dienern am liebsten ihre Silbertabletts aus den Händen gerissen. Vermutlich gab es wieder Fleisch, aber mein Hunger war so groß, dass man mir wohl auch eine Untertasse hätte servieren können und ich hätte sie gegessen. Während ich anfing, meine Suppe zu löffeln, dachte ich darüber nach, wie ich den restlichen Tag verbringen sollte. Vielleicht wäre ein Abstecher in die Bibliothek eine gute Idee? Ich hatte zwar ein eigenes Buch dabei – ich trat nie eine längere Reise ohne Buch an – aber es interessierte mich, ob es wohl auch Unterhaltungsliteratur auf Downton Abbey gab.

Lady Sybil
Während des Lunch erzählte Mama von den Vorbereitungen für den Basar in zwei Tagen. Anscheinend hatte sie zusammen mit Mrs. Allen die Aufteilung der Stände vorgenommen und ihnen Plätze zugewiesen. Neugierig hörte ich zu, wie sie aufzählte, was es alles geben würde: Sackhüpfen, Hau-den-Lukas, Federball, eine Tombola und einen Kuchenwettbewerb. Ich erinnerte mich daran vom letzten Jahr. Und plötzlich kam mir eine Idee, die mich zum Lächeln brachte, das ich schnell versteckte. Kurz sah ich zu Mama auf, die aber zum Glück nichts bemerkt hatte. Gleich heute Nachmittag würde ich meine Idee umsetzen. Es würde alle überraschen, wenn ich selber einen Kuchen backen und ihn dann beim Wettbewerb präsentieren würde. Soweit ich wusste, hatte noch nie jemand aus unserer Familie daran teilgenommen. Natürlich nicht. Niemand stand von uns in der Küche. Ich aber würde es probieren. Hier war eine Herausforderung, die ich nur zu gern annahm.
Lady Mary
"Mary? Hast du Henry Redvers und seine Eltern zum Basar eingeladen?", fragte Mama und riss mich dabei aus meinen Gedanken. Ich legte den Löffel an die Seite. "Ja, das habe ich", antwortete ich ihr mit einem kurzen Lächeln. Die letzten Jahre hatte ich den Basar eher als langweilig empfunden, denn es war jedes Jahr das gleiche. Es war vor allem für die Leute aus dem Dorf. Aber mit Henry würde es interessanter werden. Ich war mir sicher, dass er die Einladung annehmen würde. Und er würde es nicht nur aus Gründen der Höflichkeit tun. Schließlich hatte ich ihn den ganzen Abend lang bei mir gehabt. Und ich wusste, wann ein Mann interessiert war.
Jimmy
Miss Allen schien einen ganz besonders großen Hunger zu haben. Während ich ihr das Gemüse für den Hauptgang hinhielt, tat sie sich so viel auf, dass man ihren Teller fast nicht mehr sah. Fast schon hätte ich gelächelt. Es wirkte, als würde man sie hier nicht genug versorgen. Gestern hatte ich bemerkt, wie sie mich und Thomas gemustert hatte. Und ich glaubte, dass sie wirklich nicht abgeneigt war. Zumindest nicht von meinem Äußeren. Deswegen ließ ich sie in aller Ruhe besonders viel nehmen, auch wenn das Mr. Carson sicher nicht gefallen würde.

Lizzy
Fast hätte ich gestrahlt, so lecker sah das Gemüse aus, das mit dem Hauptgang kam. Natürlich war es einfach nur Gemüse, aber alles auf Downton Abbey war irgendwie ein klein bisschen besonders und ich konnte dem Gemüse regelrecht ansehen, dass es gut schmeckte. Mal abgesehen davon, dass es unglaublich gut roch. Ich nahm mir so viel, dass mein Teller schon so gut wie voll war, als mir einfiel, dass man das hier als unhöflich empfinden könnte und es ja auch noch einen dritten Gang geben würde. Schnell legte ich das Besteck auf die Platte zurück und warf dem Diener einen kurzen Blick zu. Gott sei Dank, er wirkt nicht ungeduldig. Meine Mutter hingegen warf mir einen ziemlich eindeutigen Blick zu.
Während ich das Wunder-Gemüse aß, das genauso schmeckte, wie es aussah, schnappte ich einige Gesprächsfetzen auf. Anscheinend wollte die Familie hier in zwei Tagen einen Basar veranstalten. Zwei Tage... da bin ich wohl noch hier. Mary hatte anscheinend den reichen Herrn, dem sie sich gestern Abend an den Hals geworfen hatte, eingeladen. Vermutlich war sie damit auch heute Mittag so beschäftigt gewesen. Ich hätte sie gar nicht für so verzweifelt gehalten.
Lady Edith
Ich spitzte die Ohren, als Mary und Mama Henry Redvers erwähnten und war mir nicht sicher, ob ich es gut oder schlecht finden sollte, dass er wiederkam. Ich hätte damit rechnen müssen... Mary ließ ihre Opfer meist nicht so schnell gehen, erst recht nicht, wenn sie viel Geld hatten. Weil ich mir ziemlich sicher war, keine Chance bei Henry zu haben, beschloss ich, mir stattdessen zu überlegen, wie ich ihn von ihr abbringen konnte. Es wäre einfach zu schön, Mary einmal an einem Mann scheitern zu sehen, und nicht immer umgekehrt.

Lady Mary
Mama wandte sich wieder anderen Themen zu, was mir nur recht war. Ich war heute Mittag nicht so recht in der Stimmung für ein Gespräch, auch wenn es dabei um erfreuliche Dinge wie Henry Redvers ging. Papa schien anscheinend auch damit einverstanden zu sein, dass ich ihn zum Basar eingeladen hatte, jedenfalls erhob er keine Einwände. Wahrscheinlich war es ihm mehr als recht, dass ich mich so gut mit dem Sohn seines guten Freundes verstand. Während des Nachtisches fragte ich Sybil weiter nach ihrem Ausritt. Und da sie neben mir saß, mussten wir dabei nicht Edith oder Lizzy einbeziehen. Auch wenn meine kleine Schwester ein wenig abwesend und unruhig wirkte.
Lady Sybil
Der Plan mit dem Kuchen nahm immer mehr Gestalt in meinem Kopf an. Auch wenn ich sicher war, diesen Wettbewerb um den besten Kuchen niemals zu gewinnen, würde es Mama überraschen. Niemand würde damit rechnen, dass ich mitmachen würde. Am liebsten wäre ich sofort aufgesprungen und hätte mir weitere Gedanken darum gemacht. Ich brauchte ein gutes Rezept, das war klar. Und Hilfe. Ich musste heute Nachmittag in die Küche und mit Mrs. Patmore und Daisy sprechen. Am liebsten wäre ich sofort hinuntergegangen. Aber erstens war der Lunch noch nicht vorbei und zweitens wollte ich keine Aufmerksamkeit erregen. Ich hörte Mary nur mit halbem Ohr zu und beantwortete ihre Fragen zu Drangon und unserem Weg mehr als sporadisch. Dafür waren meine Gedanken einfach viel zu sehr abgelenkt.
Charlotte
Endlich ein wenig Ruhe! Unser Lunch stand kurz bevor, denn der Lunch oben war fast beendet. Ungeduldig saß ich am Küchentisch und wartete, bis die anderen kamen und Mrs. Patmore unser Essen auftragen würde. Zu meiner Freude fing Daisy an, den Tisch zu decken. "Habt ihr schon viel wegen dem Basar zu tun?", fragte ich sie neugierig. Für uns Dienstboten bedeutete der Tag vor allem viel Arbeit. Trotzdem fand ich es schön. Meine Familie würde kommen und mit den anderen Spaß haben. Ich freute mich schon sehr und hoffte, ein wenig freie Zeit den Nachmittag über zu haben.

Lizzy
Als wir beim Dessert angekommen waren, bekam ich kaum noch etwas runter. Trotzdem kratzte ich meine Schüssel aus, bis sie so sauber war, dass man sie nicht mal mehr hätte spülen müssen. Diese Yorkshire-Luft machte etwas mit meinem Appetit, ich war mal wieder als eine der ersten mit dem Essen fertig. Möglichst unauffällig ließ ich meinen Blick über den Tisch schweifen, während ich darauf wartete, dass die anderen auch aufaßen. Ich wusste nicht so recht, mit wem ich worüber reden sollte; Mary redete auf Sybil, die ziemlich desinteressiert wirkte, ein, die Erwachsenen unterhielten sich über irgendein Ehepaar, das in der Oberschicht wohl sehr bekannt sein musste, von dem ich aber noch nie gehört hatte und für Edith fiel mir einfach ein Gesprächsthema ein. Mit der Zeit wurde mir so langweilig, dass ich einen kurzen Augenblick sogar den Kopf auf die Hand stützte.
Lady Edith
Als wir uns nach dem Dinner alle erhoben, fing ich Sybil ab. "Ist alles in Ordnung?" Sie wirkte seit mehr als einer halben Stunde so abgelenkt, dass ich mich fragte, ob sie etwas bedrückte. Sybil war normalerweise ein so fröhlicher Mensch, dass es sofort auffiel, wenn sie mal nachdenklicher oder etwas nicht in Ordnung war.
Daisy
Ich deckte schnell den Tisch für den Dienstboten-Lunch, den gleich wurde das dreckige Geschirr von oben heruntergetragen und Mrs. Patmore bekam regelmäßig die Krise, wenn ich das nicht schnell genug spülte. Trotzdem musste Zeit sein, ein paar Worte mit Charlotte zu wechseln. "Ich habe Thomas und Miss O'Brien darüber reden hören, es wird eigentlich ziemlich gleich wie sonst au-" Ich drehte mich um, als hinter uns eine Stimme ertönte. "Und natürlich werde ich wie üblich alle beim Hau den Lukas übertreffen", verkündete Oscar und setzt sich zu Charlotte. Ich sah sie grinsend an, verdrehte kurz die Augen und ging schnell wieder in die Küche, um den Tee zu holen.

Lady Sybil
Ich musste mich bremsen, nicht sofort aufzustehen und aus dem Raum zu laufen, als alle fertig waren und Anstalten machten, sich zu erheben. Anscheinend hatte man es mir deutlich angesehen, dass ich über etwas stark nachdachte, denn Edith kam zu mir. "Natürlich, warum sollte es das nicht sein?", antwortete ich ihr lächelnd. Ich wollte sie nicht anlügen, aber diese Sache musste geheim bleiben. Ich wollte nicht nur Mama überraschen, sondern alle anderen auch. Und deswegen musste auch Edith im Dunkeln bleiben. Wir gingen aus dem Speisesaal, aber ich blieb in er Eingangshalle stehen. Ich wollte mich nicht im Salon oder der Bücherei hinsetzen und den Gesprächen anderer zuhören. Ich wollte nach unten zu den Dienstboten.
Lady Mary
Ich verließ den Speisesaal, ging an Edith und Sybil vorbei in die Bibliothek und nahm mein Buch, das ich dort hatte liegenlassen. Hoffentlich würde Mama nicht darauf bestehen, dass ich heute Nachmittag für unseren Gast die Belustigung organisieren musste. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Das Gespräch mit Sybil hatte ich schnell abgebrochen, da sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Also setzte ich mich auf eins der roten Sofas und las ein wenig, wenn auch mit nicht viel Begeisterung.
Charlotte
Ich sah Oscar grinsend an. "Vielleicht wirst du in diesem Jahr ja geschlagen. Jimmy hat schließlich einige Muskeln, sogar mehr als du glaube ich", ärgerte ich ihn, während er sich neben mich setzte. "Oder hast du heimlich geübt?" Eigentlich musste Oscar das gar nicht. Die Arbeit bei den Pferden war nicht immer leicht und er konnte nahezu alle Sachen schleppen, egal wie schwer sie waren. Natürlich hatte er deswegen Muskeln. Aber Jimmy eben auch. Ich würde nur zu gern sehen, wer von den beiden nachher gewinnen würde.

Lizzy
Nach dem Essen fragten meine Eltern mich, ob ich mit ihnen spazieren gehen wollte, aber da ich meinen Spaziergang für den nächsten Morgen geplant hatte, verneinte ich dankend. Ich wollte lesen, das hatte ich während der letzten Minuten des Lunch beschlossen. Ich ging kurz auf mein Zimmer, nahm mein Buch und ging in die Bibliothek zurück – und musste mich sehr zusammenreißen, um nicht genervt zu seufzen. Mary saß auf dem Sofa und laß. Ich ließ mich nicht irritieren, setzte mich so weit wie möglich von ihr weg und schlug ebenfalls mein Buch auf.
Lady Edith
"Naja, du wirkst etwas... abwesend", gab ich verwirrt zurück. Mary war sonst die Geheimnisvolle bei uns. Ich konnte es nicht gebrauchen, wenn jetzt auch noch Sybil damit anfing. In der Eingangshalle blieb sie einfach stehen und ich mit ihr. So einfach ließ ich mich nicht abwimmeln. "Möchtest du mit auf einen Spaziergang kommen? Ich wollte gerade etwas frische Luft schnappen." Das war glatt gelogen, ich hatte heute schon genug frische Luft gehabt.
Oscar
"Ich habe gearbeitet, das reicht schon", antwortete ich Charlotte zuversichtlich. "Und so ein Sattel ist deutlich schwerer als ein paar Teller", fügte ich grinsend hinzu. In Wahrheit hatte ich bis eben gar nicht daran gedacht, dass ich ja nun ernsthafte Konkurrenz von Jimmy bekommen hatte. Vielleicht sollte ich tatsächlich üben? Ich wollte auf gar keinen Fall gegen diesen Schnösel verlieren, schon gar nicht vor Charlottes Augen.

|
![]()
Das Forum hat 7
Themen
und
3310
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen |