Lady Mary
Mein Blick ging sofort zur Tür, als diese geöffnet wurde. Selbst Edith wäre mir lieber gewesen. Elizabeth Allen betrat den Raum, sah mich an und setzte sich einfach zu mir. Naja, wenigstens nicht gerade direkt neben mich. Ich versuchte weiter zu lesen, konnte mich aber nicht mehr auf die Worte konzentrieren. Hatte sie denn keinen anderen Raum zum lesen? Ich klappte das Buch zu und sah sie an. "Gefällt es dir hier?", fragte ich sie dann. "Es muss sehr anders sein, wie wir hier leben"

Lady Sybil
"Wirklich?", fragte ich und hoffte, meine wahren Gedanken jetzt verstecken zu können. So lieb ich Edith auch hatte - bei dieser Sache musste sie außen vor bleiben. Ihre Einladung zum Spaziergang war genauso lieb gemeint. Aber im Moment einfach unpassend. "Ich bin ziemlich müde vom Ausritt. Vielleicht später. Würdest du mich entschuldigen? Ich wollte noch einen Brief schreiben" Ich mochte es nicht, meine Schwester so abzuwimmeln, aber Edith konnte manchmal ganz schön hartnäckig sein. Und das brauchte ich im Moment gar nicht. Schnell wandte ich mich ab und lief die Treppe nach oben.

Charlotte
"Trotzdem. Jimmy kann sicher auch einen Sattel tragen" Es machte mir einfach Spaß, Oscar ein wenig zu ärgern. Auch wenn ich mir sicher war, dass er stärker als Jimmy war. Schließlich arbeitetet Oscar jeden Tag hart. "Kommt deine Familie auch?", fragte ich ihn dann, um das Thema zu wechseln. Da seine Eltern auch Bauern aus der Umgebung von Downton waren, kannten unsere Familien sich natürlich. Genau deswegen fand ich es so großartig, dass Oscar auch hier arbeitete. So hatte ich immer ein bekanntes Gesicht um mich herum.

Lady Mary
Ihre Antwort brachte meine Mundwinkel kurz zum zucken. "Es muss dir vorkommen wie eine andere Welt. Schließlich lebt nicht jeder so wie wir", fuhr ich fort, ließ sie dabei nicht aus den Augen und lächelte gespielt höflich. Jetzt, wo endlich der Zeitpunkt unserer Konfrontation gekommen war, wollte ich als Siegerin hieraus hervorgehen. Auch wenn ich das so oder so schon war. Ich musste mir nicht beweisen, dass ich weit über Elizabeth Allen stand. Schließlich trug ich einen Titel und hatte außerdem Henry Redvers für mich eingenommen. Dieses Gespräch hier sollte ihr nur zeigen, dass ich ihre Gesellschaft keineswegs erfreulich fand. So war es schon vor zehn Jahren gewesen, als wir Kinder waren und so war es heute immer noch.

Lady Sybil
Ich ging tatsächlich auf mein Zimmer. Aber einen Brief hatte ich nicht zu schreiben. Ich wartete hinter der verschlossenen Tür. Kurz hinter mir hörte ich Ediths Schritte und wie sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und schloss. Ich nutzte die Gelegenheit, ging wieder auf den Gang und dann durch die Tür, die eigentlich den Dienstboten vorenthalten war. Eilig lief ich die Treppenstufen bis in den Keller. Aus dem Dienstbotenzimmer hörte ich einige Stimmen. Auf dem Weg in die Küche kam mir Thomas entgegen. Ich lächelte ihn kurz an, setzte meinen Weg fort und traf in der Küche auf Mrs. Patmore und Daisy. Ich wusste, dass es sie überraschen würde, mich hier zu sehen. Sonst blieben wir alle oben, nur Mama kam manchmal hierher, um das Dinner mit Mrs. Patmore zu besprechen. Ich sah gestapeltes Geschirr, Essen in Schüsseln und tausende Töpfe und Pfannen. "Ich wollte nicht stören, ich hatte euer Mittagessen vergessen", entschuldigte ich mich an die beiden, die reichlich verwirrt aussahen. "Ich brauch ein Backbuch", verkündigte ich dann mit einem breiten Lächeln.

Charlotte
Ich lächelte bei dem Gedanken an seine Schwestern. "Natürlich. Dad lässt sich nie eine Gelegenheit entgehen, mich bei meiner Arbeit zu sehen" Meine Eltern waren sehr stolz auf meine Anstellung, waren sie doch nur Bauern. Sie hofften, dass ich einmal Erstes Hausmädchen oder gar Kammerzofe werden würde. Ich wollte sie auf keinen Fall enttäuschen und arbeitete deshalb besonders hart. "Außerdem gibt es immer so viel Spaß für die Kleinen wie das Sackhüpfen"

Lady Mary
Intelligenz? Freiheit? Freunde? Was für ein Bild hatte sie denn bitte von unserem Leben? So langsam bereute ich es, dieses Gespräch angefangen zu haben. Es hatte meine Laune nur schlechter werden lassen. "Du bist Amerikanerin. Du verstehst diese Sachen einfach nicht ", meinte ich nur, um das letzte Wort in dieser Unterhaltung zu haben. "Und wenn du mich jetzt entschuldigst: Ich habe wichtigere Dinge zu tun" Mit meinem Buch in der Hand stand ich auf, ging aus dem Raum und hoch in mein Zimmer. Auf andere Menschen hatte ich im Moment keine Lust. Vielleicht sollte ich ausreiten und mich dabei erkälten. Dann könnte ich die nächsten Tage einfach im Bett verbringen.

Charlotte
Ich hörte nur ein Klirren aus der Küche und sah Oscar an. Wenn Daisy das gewesen war, gab es bestimmt gleich von Mrs. Patmore einen Anschiss dazu. Aber der blieb aus. Ich wandte mich wieder dem Basar zu. "Und das wird sie auch. Hat sie nicht von Ihrer Ladyschaft als Trostpreis einen Lolli bekommen?" Lächelnd dachte ich daran zurück. "Bestimmt wird sie dieses Jahr gewinnen"

Lady Sybil
"Oh nein, natürlich nicht! Wir alle lieben Ihre Kuchen, Mrs. Patmore", versuchte ich Mrs. Patmore so schnell wie möglich zu beruhigen. Anscheinend hatte ich mich komplett falsch ausgedrückt. "Nein, ich möchte ein Backbuch haben, um am Backwettbewerb auf dem Basar teilzunehmen. Es soll eine Überraschung sein." Ich würde in zwei Tagen niemals so gut wie Mrs. Patmore im Backen werden, aber schmecken sollte es wohl schon. Naja. Ich hatte noch nie in einer Küche gearbeitet oder auch nur eine Tasse Tee selbst zubereitet. "Ein wenig Hilfe beim Backen wäre auch nicht schlecht", fügte ich deswegen noch mit einem Lächeln hinzu.

Lady Mary
Ich setzte mich auf mein Bett und atmete tief durch. Ich hätte in der Bibliothek erst gar nicht anfangen sollen zu reden. Wie so oft, wenn ich den Mund aufmachte, hatte es die Situation auch nicht besser gemacht. Ich zog an der Klingel und wartete auf Anna. "Ich werde ausreiten", teilte ich ihr mit. "Lynch soll Diamond satteln" Anna lächelte, verabschiedete sich mit einem "Gern, Mylady" und kam mit meinen Reitsachen zurück. Anna stellte keine Fragen zu meinem kurzfristigen Entschluss und ich sprach auch nicht weiter darüber. Mit dem Zylinder in der Hand ging ich nach unten.

Charlotte
Ich grinste Oscar an und stellte ihn mir vor, wie er von Lady Grantham einen Lolli bekam. Aber mein Grinsen wandelte sich in Verwirrung, als ich wie Oscar Lady Sybils Stimme aus der Küche hörte. Ich konnte nicht anders und sah aus dem Dienstbotenzimmer in Richtung der Küche. "Lady Sybil ist wirklich in der Küche!", teilte ich Oscar dann mit. Ich musste Daisy nachher unbedingt fragen, was sie gewollt hatte!

Lady Sybil
"Oh, danke! Natürlich will ich es!", meinte ich überschwänglich. Mein Plan würde also aufgehen. Zusammen mit Daisy und Mrs. Patmore würde ich einen leckeren Kuchen backen und damit in zwei Tagen alle überraschen. Ich freute mich schon jetzt aufs Backen und hätte am liebsten sofort angefangen. Carson kam in die Küche. "Ist das Dienstboten-Essen fertig?", fragte er mehr im Vorbeigehen und ohne Mrs. Patmore anzusehen. Bis er abrupt stehen blieb und mich ansah. "Kann ich helfen, mylady?", fragte er mit Verwirrung in seiner Stimme, die er aber gekonnt überspielte. "Nein, Carson. Ich habe bereits bekommen, was ich gesucht habe", meinte ich mit einem verschwörerischen Blick zu Mrs. Patmore und Daisy. Carson musste ja nicht alles wissen. Außerdem sprach er gut und gerne mit Papa über jede Kleinigkeit. Vielleicht auch über meinen Besuch hier. "Ich melde mich später noch einmal" Daisy und Mrs. Patmore würden schon wissen, was ich damit meinte. Lächelnd ging ich die Treppe wieder nach oben. Ich würde später wiederkommen und dann endlich backen!

Lady Sybil
Die letzten zwei Stunden waren quälend langsam vorbeigegangen. Erst war ich schnell wieder in mein Zimmer gegangen, damit auch niemandem auffiel, dass ich eben weg gewesen war. Danach ging ich in den Salon zu Mama und half ihr bei den Vorbereitungen. Es gab immer viel zu tun. Jedes Mal, wenn jemand den Backwettbewerb erwähnte, musste ich mir ein Lächeln verkneifen. Aber auch hier entschuldigte ich mich bald. Zum Glück hatte ich Edith nur kurz gesehen, sonst hätte sie mich bestimmt weiter ausgefragt. Unauffällig öffnete ich die Tür zum Kellereingang. Jetzt war es unten deutlich ruhiger als eben, das Mittagessen war schon lange vorbei. Lächelnd kam ich in die Küche. "Da wäre ich!", begrüßte ich Mrs. Patmore und Daisy mit großer Vorfreude.

Lady Sybil
Mit einem breiten Lächeln sah ich mich in der Küche um. Anscheinend hatten die beiden schon alles vorbereitet. Es sah so aus, als ob wir sofort anfangen könnten. Sogar Rezepte hatten sie für mich herausgesucht! Mit so viel Unterstützung hatte ich nicht gerechnet. "Auf jeden Fall! Sie hätten sich wirklich nicht so viel Arbeit machen müssen! Das ist wirklich großartig!", antwortete ich Mrs. Patmore und überflog schnell die Kuchenrezepte, die Daisy mir gereicht hatte. Allein würde ich den Kuchen auf jeden Fall nicht backen können, das wurde mir sofort klar. Das letzte Mal, als ich in dieser Küche gewesen war, war als kleines Mädchen, das sich den ein oder anderen Keks von der Köchin geklaut hatte. Unschlüssig sah ich auf die Rezepte. "Welchen Kuchen würdest du nehmen, Daisy?", fragte ich das Küchenmädchen dann einfach. Sie kannte sich schließlich besser aus. "Ich habe so etwas noch nie gemacht"

Jimmy
Mr. Carson hatte angeordnet, dass ich nach dem Lunch ins Dorf zum Schneider gehen sollte, um pünktlich zum Tee wieder im Haus zu sein. In meinem Zimmer unter dem Dach zog ich schnell die enge Livree aus und meine Straßenkleidung an. Leider hatte ich keine Ahnung, wo dieser Schneider war. Oder wie ich ins Dorf kam. Eigentlich hatte ich jemanden fragen wollen, es heute Morgen aber wegen meiner Arbeit schlichtweg vergessen. Im Dienstbotenkeller suchte ich nach Thomas. Ich wollte in der Küche fragen, blieb aber einige Meter vorher im Flur stehen, als ich Lady Sybil mit Mrs. Patmore und dem Küchenmädchen sah. Da würde ich lieber nicht stören. Zum Glück entdeckte ich Thomas im Dienstbotenzimmer. "Mr. Barrow?", fragte ich ihn. "Könnten Sie mir kurz sagen, wie ich zum Schneider ins Dorf komme?"

Lady Sybil
"Das hört sich himmlisch an, Daisy. Den werden wir backen", stimmte ich ihr lächelnd zu und sah mir das Rezept genauer an. Für mich klang es gar nicht so einfach. Aber zum Glück hatte ich ja Mrs. Patmore und Daisy an meiner Seite. Und wer sollte mir schon besser das Backen beibringen als die beiden? Ich sah mir all die Backzutaten auf dem großen Tisch an, bis Daisy mir die Schürze reichte, die ich dankbar annahm. Mrs. Patmores Kommentar zu meinem Kleid hörte ich gar nicht, zu sehr war ich in meinen Plan vertieft. Er gefiel mir immer besser und es war schade, noch so lange warten zu müssen, bis ich Mama den Kuchen präsentieren konnte. "Womit fangen wir an?", fragte ich Mrs. Patmore enthusiastisch.

Jimmy
"Danke, Mr. Barrow", meinte ich lächelnd, setzte meine Mütze auf und schlug dann den Weg in Richtung Dorf ein, so wie er es mir gesagt hatte. Hoffentlich verlief ich mich nicht, das wäre peinlich genug. Außerdem durfte ich nicht zu spät sein. In einem Waldstück kam mir Lady Mary auf ihrem Pferd entgegen, die ich freundlich grüßte. Sie sah irgendwie unglücklich aus, was ich aber nicht weiter beachtete. In der Ferne sah ich die ersten Häuser. Zum Glück war das Dorf nicht groß. Ich fand den Schneider dank Thomas' Wegbeschreibung und der Schere, die vor der Tür als Schild baumelte. Scheinbar machte er alle Livreen für Downton Abbey, denn er nahm gekonnt Maß und hatte den passenden Stoff sofort da. Morgen sollte ich sie abholen, denn "für das Große Haus kann es nie schnell genug gehen", ließ er mich wissen. Ich war also ziemlich schnell fertig und beschloss, mich deshalb ein wenig im Dorf umzusehen.

Lady Sybil
Allein schon das Abwiegen der Zutaten machte mir großen Spaß. Erst brauchte ich noch Daisys Hilfe, aber schon bald hatte ich die Waage verstanden und kam allein klar. "Und jetzt?", fragte ich sofort weiter, als Mrs. Patmore die Zutatenliste zuende gelesen hatte. "Na was wohl? Wir machen einen Teig, mylady!", antwortete mir diese und reichte mir eine große Schüssel. Ich sah sie unsicher an, als ich die Butter hob, aber Mrs. Patmore nickte nur und so tat ich eine Zutat nach der anderen hinein. "Und nicht das Ei vergessen!", fügte Mrs. Patmore hinzu. In meinem Eifer versuchte ich einfach, das Ei in die Schüssel zu schlagen, was natürlich in einer einzigen Katastrophe endete. Der Teig war voll mit Eierschalen. Entschuldigend sah ich Mrs. Patmore an, die sich scheinbar zurückhalten musste, mich nicht anzukeifen. "Daisy! Schnell, hol die Schalen daraus! So etwas kann man doch nicht servieren!", herrschte sie stattdessen ihr Küchenmädchen an. "Manchmal bin ich wirklich zu dumm", meinte ich nur versöhnlich und half Daisy, meinen Fehler zu beseitigen.