Lady Sybil
Ich lächelte Daisy an, sie war wirklich sehr nett. Die dreckigen Hände wischte ich mir an meiner Schürze ab und sah auf die Zutaten in der Schüssel. Mrs. Patmore reichte mir einen Holzlöffel, aber "nur für den Anfang, danach muss mit den Händen geknetet werden, mylady!" Ich machte mich nur zu gern an die Arbeit und hatte auch keine Scheu davor, mir die Hände schmutzig zu machen. Dieser Nachmittag hier unten machte mir so viel Spaß. Endlich konnte ich richtig etwas tun, musste nicht nur rumsitzen und Gespräche führen. Oder zwischen Edith und Mary so etwas wie Frieden schaffen. Mit großem Eifer knetete ich den Teig, immer unter den kritischen Augen von Mrs. Patmore. So lange, bis diese zufrieden war. Sie deckte den Teig mit einem Tuch ab. "Wie wäre es mit einer Tasse Tee nach der ganzen Arbeit?", fragte ich lächelnd, auch wenn mir klar war, dass wir noch einiges vor uns hatten, bis der Kuchen fertig war.

Lady Sybil
Ohne zu zögern nahm ich den Teekessel von Daisy. "Auch das habe ich noch nie gemacht", sagte ich fast schon entschuldigend, denn ein wenig dumm kam ich mir schon vor. Ohne Mrs. Patmore und Daisy würden wir alle oben verhungern, denn wer von uns hatte schon einmal etwas in seinem Leben gekocht? Ich hätte schon viel früher hierher kommen sollen. Endlich lernte ich etwas neues! Mit einem Schritt war ich am Wasserhahn, hielt den schweren Teekessel darunter und drehte den Hahn kräftig auf. Mit einem Mal schoss mir das Wasser entgegen und ich brauchte eine Sekunde, um den Wasserhahn wieder zuzudrehen. Meine Schürze war komplett nass, genauso wie der Rock meines Kleides. Stören tat mich das nicht. Stattdessen musste ich anfangen zu lachen.

Lady Sybil
Ich musste den Wasserkessel erst abstellen, so sehr lachten wir zusammen. Später schaffte ich es dann auch, ihn auf normalem Weg zu befüllen. Wer hätte schon gedacht, dass selbst das so schwer war? Ich stellte den noch schweren Kessel auf den riesigen Herd und sah mir erst dann das Wasser auf meinem Kleid an. Flecken würde es keine geben, aber trotzdem war alles nass. Trotzdem hatte ich keine Lust, mich oben umzuziehen. "Ach was, das trocknet doch wieder!", antwortete ich Mrs. Patmore deshalb und half den beiden gleich beim Aufräumen der Zutaten.

Lady Sybil
Wie selbstverständlich setzte ich mich mit Mrs. Patmore und Daisy ins Dienstbotenzimmer an den großen Tisch. Den anderen beiden Hausmädchen schenkte ich ein Lächeln. Der Tee schmeckte mir gleich besser als sonst oben in der Bibliothek - wo man mich hoffentlich nicht vermissen würde. Vielleicht lag es daran, dass ich ihn selbst zubereitet hatte. "Die Idee kam mir eher spontan. Ich will Mama überraschen und alle anderen natürlich auch. Aber vor allem hat es so etwas noch nie gegeben! Ich bin die erste aus der Familie, die an diesem Wettbewerb teilnimmt. Spannend, nicht wahr?", erzählte ich begeistert und mit großer Vorfreude.

Lady Mary
Leider hatte ich den Ausritt nicht ewig herauszögern können. Zum Tee müsste ich zurück sein, auch wenn ich gerne ein paar Minuten später kommen würde. Im Stall stieg ich von Diamond ab, nahm den Zylinder vom Kopf und ging zurück durch die große Eingangstür. Wahrscheinlich würden unsere Gäste mit Mama und Papa in der Bibliothek zum Tee sein. Da ich aber noch keine Lust auf die Gesellschaft von Elizabeth hatte, dachte ich darüber nach, noch ein Bad zu nehmen. In der Eingangshalle kam mir Mama aus dem Salon entgegen. "Mary? Du hattest nichts von einem Ausritt erzählt! Beeil dich zum Tee, wir werden auf dich warten. Sybil ist unauffindbar!", fing sie an, worauf ich nur leise seufzte. "Draußen ist sie jedenfalls nicht", antwortete ich nur und ging die Treppenstufen hoch in mein Zimmer. Das Bad war gestrichen, trotzdem würde ich mich nicht beeilen.

Lady Sybil
Die Zeit verging wirklich im Flug, ich unterhielt mich sowieso gern mit den Dienstboten. Ihr Leben war so anders und ich wusste so wenig darüber. Daisy und ich folgten Mrs. Patmore und ich band mir eine neue Schürze um. Mein Kleid war sowieso fast getrocknet. Daisy reichte mir eine Backform und Mrs. Patmore gab mir den Teig. Dieses Mal war ich - anders als beim Wasserhahn - sehr vorsichtig. Der Teig war ein wenig klebrig, aber zum Glück half Daisy mir. Ich durfte ihn dann selbst in den Ofen stellen und betete, dass er nicht verbrennen würde. "Und jetzt zur Käse- und Himbeercreme!", meinte ich und füllte wie eben die Zutaten in eine Schüssel. Mrs. Patmores kritischer Blick schien nichts auszusetzen zu haben. Backen war wirklich anstrengend, das merkte ich spätestens beim Verrühren der Creme.

Lady Mary
Mit Annas Hilfe war ich für meinen Geschmack viel zu schnell umgezogen. Ich atmete tief durch, setzte eine eher gelangweilte Miene auf und machte mich auf in die Bibliothek. Zu allem Überfluss war noch nicht einmal Papa da. Mama saß mit Mr. und Mrs. Allen sowie Elizabeth auf den Sofas und trank den bereits servierten Tee. Ich ließ mir von James, dem neuen Diener, eine Tasse einschütten. "Wo ist Papa?", fragte ich Mama, während ich wartete. "Er hatte ein Treffen mit Cripps wegen einer der Farms", antwortete sie mir. Ich versteckte meine Genervtheit darüber und setzte mich zu den anderen. Mit einem falschen Lächeln trank ich einen Schluck. "Du gehst oft reiten, Mary, nicht wahr?", fragte Mrs. Allen und ich ließ das Lächeln weiterhin auf meinem Gesicht. "So oft ich kann. Man kommt so schrecklich außer Form, wenn es längere Zeit nicht möglich ist", antwortete ich wohlerzogen, trank dann aber meinen Tee weiter.

Lady Sybil
Eigentlich hatte ich nach der Käsecreme schon nicht mehr viel Kraft über. Trotzdem sagte ich nichts und rührte auch die Himbeercreme, auch wenn es etwas dauerte, bis eine geschmeidige Masse entstand. "Wie lange muss der Teig denn noch im Ofen sein?", fragte ich vorsichtig. Es roch jedenfalls schon gut. Zwischendurch kamen James und Thomas oft herein, holten Tee für oben. Ich kümmerte mich nicht darum, Mama und die anderen würden einen Nachmittag schon ohne mich auskommen. "Keine Sorge, mylady, wir lassen ihn nicht verbrennen!", meinte Mrs. Patmore schmunzelnd und da vertraute ich ihr vollkommen. Trotzdem sah sie nach, wie um mich zu beruhigen, aber der Teig brauchte noch etwas. Das war ja auch nicht schlimm. Schließlich rührte ich noch immer an der Himbeercreme. Der Kuchen sollte morgen besser schmecken, so viel Arbeit wie ich in ihn steckte.

Lady Mary
Ich fixierte Elizabeth nur mit einem vielsagenden Blick und senkte die Teetasse auf meinen Schoß. "Du im Gegensatz bist ja nie außer Form, nicht wahr?", fragte ich nur. Mama und auch Elizabeths Eltern schien unser Unterton nicht aufzufallen. Ich für meinen Part hatte schon wieder genug von diesem Gespräch, war aber leider noch für längere Zeit in diesem Raum gefangen. Ich hätte sogar lieber mit Edith als mit ihr geredet, was schon einiges hieß. Und wo war Sybil, wenn man sie brauchte?

Lady Sybil
"Ich werde heute Nacht so gut schlafen wie schon seit langem nicht mehr", meinte ich zu Daisy und wischte mir über die Stirn, wobei ich mich natürlich ein wenig mit Mehl und anderen Zutaten dreckig machte. Mich störte auch das nicht. Körperliche Arbeit war so viel besser als dieses ständige Reden, Herumsitzen und Tee trinken. "Ihr müsst schreien, wenn ich etwas falsch mache, ja? Ich will den schönen Teig und die Creme nicht verschwenden", warnte ich Mrs. Patmore und Daisy vor und tat, wie sie es mir gesagt hatten. Durfte ich den Löffel wohl nachher ablecken wie früher als Kind hier unten in der Küche? "Und was machen wir noch danach? Ich muss schon zugeben, es dauert wirklich lang, einen Kuchen zu backen!"

Lady Mary
Jetzt verdrehte ich wirklich die Augen, als Mama mich so ansah, wie sie es in letzter Zeit öfter tat. Wahrscheinlich würde ich heute Abend vor dem Dinner einen Besuch in meinem Zimmer bekommen und mir anhören müssen, dass ich mich gefälligst anders verhalten sollte. Mama konnte es gern probieren. Elizabeth verdiente nichts anderes, als was sie bekam. "Denkt ihr, der Basar wird morgen ein Erfolg?", fragte Mama dann in die Runde, wie immer die perfekte Gastgeberin. Sie würde es niemals zu einem Streit kommen lassen. Ich trank nur weiter meinen Tee.