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Lizzy
Erleichtert, dass der Empfang vorbei war, ging ich neben Sybil in die Bibliothek, wo es Tee gab, damit wir und die anderen Gäste, die bereits angekommen waren oder noch ankommen würden, uns aufwärmen konnten. "Du musst mir unbedingt erzählen, was du in der Zwischenzeit gemacht hast", sagte ich zu ihr, als wir uns nebeneinander auf ein Sofa setzten, so weit wie möglich von Mary entfernt. Hoffentlich würde der Tee wenigstens von Thomas serviert werden.
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Lady Sybil
Ich konnte gar nicht aufhören zu lächeln, weil Lizzy endlich wieder da war. Ich war mir sicher, dass ihr Weihnachten hier gefallen würde. "Du aber auch", meinte ich und setzte mich zu ihr, während Lizzys Eltern sich mit Mama unterhielten. Kurz warf ich einen Blick zur Tür, als Thomas mit dem Tee hereinkam. Ich wusste, dass es für Lizzy schwer sein würde, wenn sie Jimmy ständig sehen müsste. Aber auch das würde ich irgendwie klären. "Ich war in letzter Zeit oft in Ripon", erzählte ich ihr dann und war mir sicher, dass sie verstand, dass ich damit die politischen Treffen meinte. Zwar hatte ich es in der Vorweihnachtszeit nicht so oft geschafft, trotzdem hielt ich mich immer auf dem laufenden. Papa schien noch nichts davon zu ahnen und das sollte meiner Meinung nach auch erstmal so bleiben.
Lizzy
Zum Glück kam, kaum dass ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, tatsächlich Thomas mit dem Tee herein. Wenigstens etwas. Ich schaffe das schon irgendwie. "Ich verstehe", grinste ich wissend und zog eine Augenbraue hoch, als Sybil von Ripon erzählte. "Nimm mich mit, wenn du mal wieder gehst, ich glaube, es könnte auch für mich interessant sein", schlug ich dann vor und nahm einen Schluck von meinem Tee, den mir Thomas gerade eingeschenkt hatte. Etwas Warmes konnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen.
Lady Sybil
"Gern. Ich weiß, dass es ein Treffen nach Weihnachten gibt - vielleicht schaffen wir es ja sogar so schnell", schlug ich ihr lächelnd vor und nahm dann auch dankbar einen Tee von Thomas. Wie immer, wenn ich ihn sah, schaute ich genauer hin und erkannte auch heute, dass er noch immer nicht wieder der alte war. Hoffentlich würde ihn wenigstens mein Weihnachtsgeschenk ein wenig aufmuntern. "Ich habe Mama dazu umgestimmt, dass du in einem anderen Zimmer übernachten kannst - ich dachte, es würde die Sache einfacher für dich machen", flüsterte ich ihr dann zu und richtete mich dann wieder auf. Ich wollte nämlich nicht, dass Lizzy hier nur mit schlechten Erinnerungen konfrontiert werden würde. Deswegen hatte ich mir auch ziemlich viele Sachen ausgedacht, die wir zusammen unternehmen könnten. Auch wenn Weihnachten so schon genug los sein würde.
Lizzy
"Das wäre toll, Ablenkung kann ich gerade gut gebrauchen", erwiderte ich und nahm einen weiteren Schluck Tee. Mir entging allerdings nicht, wie Sybil Thomas anschaute. Sie hatte sich doch hoffentlich nicht in die gleiche Situation gebracht wie ich? Ich würde sie nachher danach fragen. Über mein anderes Zimmer war ich wirklich dankbar, an dem von meinen ersten beiden Besuchen hingen nämlich deutlich zu viele Erinnerungen. "Ich danke dir", sagte ich ehrlich erleichtert, "aber welchen Grund hast du ihr genannt?" Die Wahrheit konnte es ja kaum gewesen sein.
Lady Sybil
Ich hatte anscheinend genau das richtige getan, damit Lizzy nicht in dem Bett schlafen musste. "Ich habe Mama gesagt, dass du die Gärten so gern magst und gern einen Ausblick darauf haben wolltest", erzählte ich ihr. "Mama war es gleich, sie hatte sowieso genug mit anderen Dingen zu tun und deswegen musste ich ihr gar nicht mehr erklären. Zum Glück haben wir ja noch so viele freie Räume. Jetzt hast du zwar das Zimmer, das am nächsten zu Mary ist, aber damit solltest du ja klar kommen" Ich sah kurz zu meiner Schwester, die mit Tante Rosamund redete und den größtmöglichen Abstand zu Lizzy genommen hatte, den man in der Bibliothek haben konnte. Ich hatte es längst aufgegeben, die beiden wieder miteinander vertrauter zu machen, damit sie sich besser verstanden. Aber wenn etwas ganz einfach unmöglich war, warum sollte ich dann darauf meine Energie verschwenden? Nach dem Besuch von Mr. Armstrong war Mary sowieso in einer derart komischen Laune gewesen, dass ich sie oft lieber in Ruhe gelassen hatte. Als ich den Blick wieder von Mary wandte, erkannte ich Jimmy, der anscheinend Thomas helfen sollte. Lizzy konnte ihn noch nicht entdeckt haben, da er hinter ihrem Rücken war und gerade Mama eine Tasse Tee nachschenkte. "Ich hoffe, dass es bald schneit", sagte ich deswegen, um sie abzulenken.
Lizzy
"Das war dann ja nur eine halbe Lüge", grinste ich, denn gegen einen schönen Ausblick hatte ich natürlich nichts. Und momentan kam ich vermutlich selbst mit Mary besser klar als mit Jimmy. Ich hoffte, dass die beiden mich einfach für die Dauer meines Aufenthaltes in Ruhe lassen würden. "Oh ja, und zwar hoffentlich noch innerhalb der nächsten zwei Tage", nahm ich ihr Gespräch über das Wetter auf. "Wir hatten weiße Weihnachten seit ich denken kann, das soll sich jetzt noch ändern." Ich wollte gerade noch einen Schluck Tee nehmen, stoppte die Tasse aber auf halbem Weg zu meinen Lippen, als Jimmy plötzlich in mein Blickfeld trat, um Edith Tee nachzuschenken. Ich fing mich schnell wieder und drehte mich auf dem Sofa noch etwas mehr zu Sybil. "Ja, Schnee wäre wirklich wunderbar", sagte ich und lächelte.
Lady Sybil
Ich erwiderte ihr Lächeln mitfühlend, hatte sie ihn doch gerade offensichtlich auch gesehen. Zum Glück war es dann bereits so spät, dass es Zeit für den Lunch war. Zwar würde Lizzy Jimmy dann auch sehen, aber das würden wir schon hinkriegen. Schließlich gab es noch so viel, was wir uns erzählen mussten. Auch wenn vieles davon lieber nur zwischen uns gesagt werden würde und nicht im Speisesaal, in dem Granny anwesend war. Papa wies alle Gäste darauf hin, dass der Lunch gleich serviert werden würde und wir gingen alle rüber. Ich saß neben Lizzy und lächelte sie breit an - schließlich wusste ich, wie sehr sie das Essen hier mochte. "Machen wir nachher einen Spaziergang?", fragte ich sie, damit wir endlich Gelegenheit hatten, über unsere privaten Themen zu sprechen.
Jimmy
Bis jetzt klappte das Ignorieren ganz gut. Ich hatte ihr aber auch keinen Tee selbst einschenken müssen. Das würde gleich kommen, wenn ich nur wenige Zentimeter von ihr entfernt sein würde. In Windeseile räumten Thomas und ich den Tee ab und konnten in der Küche gleich den Lunch entgegennehmen. "James, Sie nehmen die Gemüseplatte", meinte Carson und ich tat sofort wie geheißen. Erst auf dem Weg nach oben fiel mir ein, wie sehr Lizzy immer dieses Gemüse gemocht hatte. Und wie viel sie immer davon genommen hatte. Eine kleine, teuflische Idee tauchte in meinem Kopf auf und ich musste sofort grinsen. Ich würde sie ein wenig leiden lassen. Als Rache für die Ohrfeige damals.
Lizzy
Bevor Jimmy noch weiter Tee nachschenken konnte, war es zum Glück Zeit für den Lunch. Immer noch plaudernd ging ich mit Sybil in den Speisesaal. Wir hatten zwar in den letzten Monaten schon viel in unseren Briefen besprochen, aber es gab immer noch so viel zu bereden, dass ich glaubte, wir würden im Februar noch nicht fertig sein. Trotz allem war es ein mehr als komisches Gefühl, gleich wieder von Jimmy den Lunch serviert zu bekommen. Ich bereitete mich schon mental darauf vor, einen absolut neutralen Gesichtsausdruck zu wahren, wenn er gleich mit dem Essen neben mir stehen würde – doch so weit kam es gar nicht erst, denn nachdem Jimmy die Lady auf meiner einen Seite bedient hatte, ging er direkt weiter zu Sybil auf meiner anderen. Der neutrale Gesichtsausdruck fiel mir jetzt erst recht schwer. Was war das denn für eine kindische Aktion? Wenn ich jetzt etwas sage, bekommt er großen Ärger mit Mr. Carson. Aber irgendwie wollte ich mich nicht auf sein Niveau begeben und diesen Kleinkrieg fortführen. Anscheinend hatte niemand sonst am Tisch etwas bemerkt – und selbst wenn, konnte es ja immer noch sein, dass ich einfach kein Gemüse wollte und Jimmy das mit einer unauffälligen Handbewegung gezeigt hatte – und ich beschloss, das Ganze zu vergessen, solange es nicht nochmal vorkam. Ich wandte mich lächelnd wieder an Sybil und nahm ihn einen Vorschlag, nach dem Essen einen Spaziergang zu machen, dankbar an. Jetzt hatten wir nämlich noch mehr zu bereden.
Jimmy
Mein einziges Problem würde es sein, wenn Carson etwas bemerken würde. Der war aber so beschäftigt, den Wein einzuschenken, dass meine Aktion unbeobachtet blieb. Manch andere Lady hätte mich an Lizzys Stelle sofort zurück kommandiert, aber so war sie nicht. Sie litt still, als ich das dampfende Gemüse einfach zu Lady Sybil brachte. Natürlich war es alles andere als professionell, aber es war einfach eine meiner wenigen Möglichkeiten, ein wenig Macht über sie zu haben. Und wann hatte ich das schon mal? Sie würde ja deswegen nicht gleich verhungern. Es war einfach ein kleiner Scherz. Den Nachtisch servierte Thomas allein, damit ich den Rest aus der Bibliothek holen konnte, bevor die Crawleys mit ihren Gästen gleich wiederkommen würden. So umging ich eine weitere Begegnung mit ihr. Vorerst.
Lizzy
Der Lunch ging ohne weitere Vorkommnisse zu Ende, aber ich war trotzdem froh, als Sybil und ich nach dem Essen unsere Mäntel und Hüte holten und nach draußen gingen. Erst dort machte ich meinem Ärger Luft, und das auch nur, nachdem ich mich gründlich umgeschaut hatte, damit wirklich niemand in der Nähe war. "Was für ein..." Ich bremste mich gerade noch, denn Sybils Ohren waren vermutlich nicht den gleichen Wortschatz gewöhnt wie meine. "Hast du das mitbekommen? Er hat mich mit der Gemüseplatte einfach übergangen!", regte ich mich auf und musste mich schwer zusammenreißen, mit meinen neuen Stiefeln nicht gegen den nächstbesten Stein zu treten. "Das ist total albern, er hat überhaupt kein Recht dazu, sauer auf mich zu sein! Was hat er bitteschön davon, dass ich eben kein Gemüse gegessen habe? Will er dass ich krank werde und abreise? Bei unserem Streit damals hat er den Eindruck gemacht, als wäre ich ihm völlig egal, aber jetzt kann er mich nicht mal bedienen wie alle anderen Gäste auch?", schnaubte ich. "Wenn er das nur noch ein - Mal macht, stelle ich ihn vor der gesamten Gesellschaft bloß", drohte ich und musste tief Luft holen, so schnell hatte ich gesprochen.
Lady Sybil
Ich wickelte mir meinen Schal dicht um den Hals, denn es war wirklich eisig da draußen. Im Gegensatz zu Lizzys Stimmung - sie kochte vor Wut. Ich musste gar nicht nachfragen, wer "er" war. Zwar hatte ich nicht mitbekommen, wie er Lizzy einfach kein Essen serviert hatte - aber es passte einfach zu Jimmy. Der Lizzy anscheinend noch nicht verziehen hatte. Freundschaftlich legte ich einen Arm um Lizzy. "Er wollte dich nur ein wenig ärgern. Mach dir nichts draus, er kann nicht ewig so weitermachen oder Carson bemerkt etwas. Und so dumm ist er nicht, dass er deswegen eine Strafpredigt von Carson bekommt", versuchte ich sie aufzumuntern. Ich hätte es besser gefunden, wenn die beiden sich einfach so gut es ging ignoriert hätten - aber das war anscheinend nicht möglich. Zwischen den beiden war noch zu viel Verbitterung. Jimmy fand es wahrscheinlich ziemlich lustig, dass er Lizzy so etwas antun könnte. Wenn er sie so sehen könnte, dann ganz bestimmt nicht mehr. "Vielleicht war deine Ohrfeige einfach noch nicht Bestrafung genug für ihn", meinte ich und grinste sie dann kurz an.
Lizzy
Nachdem ich mich so richtig aufgeregt hatte, ging es mir deutlich besser. Wieder einmal war ich dankbar dafür, Sybil zur Freundin zu haben. "Langsam glaube ich auch, dass das nicht genug war", brummte ich. "Soll ich ihm noch zwei Ohrfeigen geben? Oder die Türklinke in seinem Zimmer mit irgendetwas einschmieren?" Ich grinste, denn ernst meinte ich das alles natürlich nicht – aber es tat gut, Rachepläne zu schmieden. "Ich kann nicht glauben, dass ich ihn mal so toll fand", seufzte ich nach einer Weile. "Warum bemerkt man immer erst, wie Menschen wirklich sind, wenn man sich streitet?" Wir gingen eine Weile schweigend weiter; erst dann fiel mir ein, dass es hier ja nicht nur um mich ging. "Was ist mit dir? Du hast sicher auch eine Menge zu erzählen, oder?", fragte ich und sah sie lächelnd an. Hoffentlich hatte sie bessere Neuigkeiten als ich.
Lady Sybil
Ich sah sie von der Seite her an. Ich wusste, wie traurig und verletzt sie nach ihrer Abreise gewesen war. Während Jimmy bestimmt nicht einmal bewusst war, wie viel Schaden er angerichtet hatte. Wenigstens war sie ihn jetzt los. "Wahrscheinlich wollte er einfach nur seinen Spaß haben und es bleibt bei dieser einmaligen Aktion", meinte ich und lächelte dann. Es war schön, Lizzy wieder zu haben. Alles war gleich so viel spannender. Im Gegensatz zu meinen letzten Monaten. "Eigentlich weißt du ja schon alles", sagte ich dann in Bezug auf meine Briefe. "Wir hatten einmal Besuch von Mr. Armstrong und ich glaube Mary und er haben sich fürchterlich verkracht, aber sonst war nicht viel los. Außer die üblichen Besuche, Jagden und Bälle" Ich verdrehte die Augen und grinste sie dann wieder an.
Lizzy
"Spaß zu haben scheint für ihn an erster Stelle zu stehen", stimmte ich ihr zu und verdrehte die Augen. Dass Mr. Armstrong und Mary sich gestritten hatten, tat mir irgendwie leid – für Mr. Armstrong allerdings. Er war wirklich nett, aber er hatte sich in die völlig falsche Frau verliebt. Mitfühlend erwiderte ich Sybils Grinsen – wir konnten beide nicht viel anfangen mit diesen Dingen, von denen unser Alltag leider nunmal geprägt war. Es dauerte noch bis zum Tee, bis wir vorerst alles Wichtige besprochen hatten und ins Haus zurückgingen, um unsere Mäntel abzulegen und in die Bibliothek zu huschen. Jetzt würde ich nicht darum herum kommen, Jimmy zu sehen, aber ich musste mich ja eh daran gewöhnen, denn wir blieben über eine Woche auf Downton. Ich fing besser gleich damit an.
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