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Lady Mary
Wenigstens war er ehrlich und nicht so feige, seine wahren Absichten zu verstecken. "Natürlich. So dumm bin ich nicht", antwortete ich ihm. Dieses Lächeln stand ihm wirklich gut. Einen Monat hatte ich mir eingeredet, dass es alles allein seine Schuld war, dass ich mich von ihm hatte küssen lassen. Jetzt wo er in Fleisch und Blut wieder vor mir sah, erkannte ich nur zu gut, warum ich mich auf ihn eingelassen hatte. Er hatte einfach Charme. Dazu kam seine entspannte, selbstsichere Art. Und das gute Aussehen. Zum Glück erlöste uns James, als Edward mir anscheinend gerade seine Gefühle gestehen wollte. "Tee für zwei bitte, James", sagte ich ihm kurz angebunden und sah ihm noch nach, wie er die Tür schloss. Bevor Edward auch nur den Mund aufmachen konnte, um weiterzureden - er wollte mir doch nicht etwa wirklich seine Liebe gestehen, oder? - war ich ihm zuvor gekommen: "Wie geht es Henry?" Das sollte unser Gespräch wieder in die richtige Bahn führen. Ich konnte nur ahnen, dass sich die beiden seit ihrem Aufenthalt auf Downton nicht wieder vertragen hatte.
Antworten
Edward
All meine Pläne – die ja quasi nicht existierten – waren sofort über den Haufen geworfen, als Mary Henry ansprach. Warum erkundigte sie sich nach ihm? Bei meinem Aufenthalt hatte ich den Eindruck gehabt, die beiden hätten sich nicht sonderlich gut verstanden. Hatten sie sich etwa in der Zwischenzeit wiedergesehen? Ich hatte keine Ahnung, da ich ja auch zu Henry keinerlei Kontakt mehr hatte. "Gut, hoffe ich doch", sagte ich daher nur. "Wir haben uns nicht häufig gesehen in letzter Zeit." Gar nicht, um genau zu sein. Ich schob noch ein kurzes Lächeln hinterher, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass mich das Thema allzusehr verbitterte. Was es aber tat. Verdammt, das lief alles völlig falsch hier.
Lady Mary
"Du musst sehr beschäftigt sein, nicht wahr?", fragte ich weiterhin mit einem Lächeln. Von draußen hörte man mittlerweile Donner. Es entwickelte sich zu einem wahren Sturm. Sonst hätte mir das nicht viel ausgemacht - aber heute bedeutete es, dass ich Edward womöglich gleich fragen musste, ob er nicht lieber die Nacht über bleiben wollte. Wenn ich es nicht tat, dann sicher Mama. James kam mit dem Tee zurück und ich schüttete Edward eine Tasse ein, die ich ihm dann gab. "Ich hoffe, du warst nicht so dumm und bist mit dem Auto hergekommen. Das Unwetter wird wahrscheinlich noch den ganzen Tag andauern", meinte ich mit einem Blick nach draußen, während es im Salon noch dunkler wurde. Besser war es, gleich mit offenen Karten zu spielen. Wenn es sein musste, würde ich ihn einladen, heute Nacht hier zu verbringen. Ein Teil von mir - den ich gerade zu unterdrücken versuchte - wollte, dass er blieb. Wir hatten sehr viel Spaß zusammen gehabt - bis zu dem Kuss.
Edward
"Das bin ich, darum wollte mir dieses Wochenende freinehmen und nach London fahren", antwortete ich ihr lächelnd und nahm dankend meine Tasse Tee. Tatsächlich hatte ich in meiner Kanzlei mehr als genug zu tun, aber ich war mir nicht sicher, ob Mary überhaupt wusste, dass ich arbeitete. Wenn ja, so war sie sicherlich nicht begeistert davon. Draußen donnerte es und ich hoffte inständig, dass dieses Gewitter keine passende Kulisse für unsere Unterhaltung abgeben würde. "Ich fürchte, genau so dumm war ich", sagte ich mit einem Stirnrunzeln und folgte ihrem Blick nach draußen. So schlau könnte man es aber auch nennen. Dass das Wetter so schlecht wurde, hatte ich gar nicht erwartet, aber es passte in meinen Plan.
Lady Mary
"Die meisten Menschen machen es eher andersherum und fahren von London aufs Land, wenn sie viel beschäftigt sind", meinte ich zu ihm. Und warum frei nehmen? Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, was Edward ansonsten jeden Tag machte wenn, wenn er nicht gerade auf Downton war. Ich hatte ihn auch nie danach gefragt, als wir uns kennengelernt hatten. Vielleicht sollte ich wegen seines Hintergrunds doch mehr Nachforschungen anstellen. Elizabeths Worte kamen mir wieder in den Sinn, als sie Edward mit James verglich - dass sie beide nicht gerade viel Geld hatten. Aber darüber musste ich mir wohl später Gedanken machen. Ich lächelte ihn weiter an. Eigentlich musste ich ihn jetzt fragen, ob er hier bleiben wollte, bis sich das Wetter gebessert hatte. Dickköpfig wie ich war, wollte ich das aber nicht. Ich hatte ihn erfolgreich aus meinem Kopf verbannt und jetzt war er auf dem guten Weg, meine Gefühle wieder total auf den Kopf zu stellen. "Das Wetter ist immer schlecht um diese Jahreszeit", lenkte ich das Gespräch deshalb wieder in eine etwas andere Richtung und trank einen Schluck Tee.
Edward
"Die Ruhe auf dem Land kann erdrückend sein." Komm mir jetzt nicht auf die arrogante Tour. Ich hatte schon beide Seiten von Lady Mary kennenlernen dürfen und brauchte definitiv nicht lange überlegen, welche ich lieber mochte. Ich hatte ihr nichts getan – außer sie geküsst, aber sie hatte sich nicht gewehrt oder irgendwie den Eindruck gemacht, dass es ihr nicht gefallen hätte –, also welchen Grund sollte sie haben, mich so zu behandeln? "Willst du jetzt wirklich mit mir über das Wetter reden?", fragte ich sie geradeheraus. "Ich dachte, über den Punkt wären wir hinaus." Mir war egal, ob sie eine Lady war und man so nicht mit Ladys sprach. Oder dass Ladys anscheinend das Recht hatten, mit anderen umzuspringen, wie es ihnen passte.
Lady Mary
Wem sagst du das... Auch wenn die Ruhe dank Edwards Besuch jetzt erst einmal vorbei war. Ich konnte mich noch davor bewahren, ihn verdattert anzustarren, als er mir so deutliche Widerworte gab. In meiner bisherigen Erfahrung mit Männern hatten sich das nur wenige getraut. "Nein, natürlich nicht, Edward", gab ich deswegen nach. Anscheinend konnte ich das klärende Gespräch, dass seit unserem Kuss auf uns wartete, nicht länger aufschieben. Der Gedanke daran machte mich nervös - es war das gleiche Gefühl, dass ich direkt nach unserem Kuss hatte. Ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. "Also - warum bist du wirklich hier?" Ich hoffte inständig, dass er mir nicht wirklich seine Liebe erklären würde.
Edward
Na endlich, wir kamen zur Sache. Ich wurde sofort wieder so nervös wie vorhin bei meiner Ankunft, war gleichzeitig aber auch froh, endlich mir ihr reden zu können. "Ich möchte einfach nur wissen, woran ich bin. Das verstehst du sicher nach unserem... Besuch im Dorf", fing ich an. "Ich kann nicht behaupten, dass mir dieser Kuss egal war." Das wäre ja auch noch schöner. "Aber versteh mich nicht falsch, das wird kein Heiratsantrag oder sowas", fügte ich schnell mit einem etwas nervösen Lachen hinzu, als ich ihren erschrockenen Gesichtsausdruck sah. Himmel, nein. Ich wollte sie erstmal einfach nur besser kennenlernen. "Ich meine, was ist zum Beispiel mit Henry? So wie ich ihn kenne, wird er nicht so einfach aufgeben – ich aber auch nicht", sagte ich und nahm einen Schluck von meinem Tee, damit ich endlich mit dem Reden aufhörte.
Lady Mary
Ich musste wirklich nachdenken, was ich jetzt antworten sollte. Wenigstens hatte er direkt gesagt, dass er mir keinen Antrag machen wollte. "Edward, an diesem Nachmittag im Dorf ist einiges schief gelaufen. Es ist genauso meine Schuld wie deine, dass wir die Grenze überschritten haben. Aber ich dachte, dass meine anschließende Reaktion ausreichend war, um dir zu zeigen, dass es eine einmalige Angelegenheit war. Ich habe mich gehen lassen, als ich mit dir in den Pub gegangen bin, Ale getrunken habe und mich dann von dir habe küssen lassen. Das bin nicht ich. Wir sind so unterschiedlich. Können wir diesen Nachmittag nicht in guter Erinnerung als Abenteuer behalten, bevor du jetzt noch etwas sagst, dass du später bereuen wirst?", sagte ich mit sachlicher Stimme und stellte meine Teetasse ab.
Edward
Anscheinend war sie das in der Tat nicht. Ich dachte kurz über ihre Worte nach. War es naiv von mir gewesen, zu denken, das könnte funktionieren – eine Lady und ein Anwalt? Und was für eine Rolle spielte meine gesellschaftliche Stellung eigentlich? Anscheinend eine ziemlich große, denn anders konnte ich mir ihr wir sind so unterschiedlich nun wirklich nicht erklären. "Wenn das nicht du bist", fing ich langsam an, stellte meine Teetasse ebenfalls ab und stand auf, "dann ist meine Frage wohl hinfällig. Ich dachte wirklich, du wärst anders, als man sagt, aber anscheinend... bist du das nicht."
Lady Mary
"Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen", sagte ich kalt und stand ebenfalls auf. Auch wenn ich nur zu gern wissen würde, von wem er erfahren hatte, wie ich wirklich war. Von Henry? Sehr unwahrscheinlich. Ich glaubte nicht, dass dieser Mann auch nur schlecht von mir denken würde. Edith? Bei ihr konnte ich es mir eher vorstellen. Plötzlich ging hinter mir die Tür auf, die Salon und Bibliothek verband. "Mary? Ich muss jetzt zum Lunch vom Komitee des Hopitals, da dein Vater ja nicht kann und-", sagte Mama und hielt dann abrupt inne, als sie Edward sah. "Mr. Armstrong! Wie schön, Sie wiederzusehen! Bei diesem Wetter wagen Sie sich nach Downton? Sind sie mit dem Zug gekommen?" Sie lächelte ihn breit an und ich hätte am liebsten geseufzt, denn jetzt dauerte es nur noch Sekunden, bis sie ihn für einen längeren Aufenthalt einladen würde. Unser Gespräch schien anscheinend noch nicht beendet zu sein.
Edward
Ich war gerade drauf und dran, Mary eine ebenso kalte Antwort zu geben, als Lady Grantham in die Bibliothek kam und mich begrüßte. "Mit dem Auto, ich wollte auch gerade wieder los, bevor es noch schlimmer wird", antwortete ich ihr lächelnd. Nachdem ich hatte erfahren müssen, wie sehr ich mich in Mary getäuscht hatte, war mein Wunsch, länger hier zu bleiben, völlig verschwunden. Es war zwar tatsächlich keine schöne Aussicht, bei diesem Wetter, das jetzt deutlich schlimmer war als auf dem Hinweg, Auto zu fahren, aber was blieb mir anderes übrig. Ich sehnte mich nach meiner kleinen Wohnung über der Kanzlei und fühlte mich plötzlich seltsam unwirklich in diesem großen Haus. Anscheinend gehörte ich einfach nicht zu Menschen wie Mary oder auch Henry, anscheinend waren wir wirklich zu unterschiedlich. Aber damit würde ich klarkommen. Ich wandte mich zum Gehen.
Lady Mary
"Sie können doch nicht bei diesem Wetter fahren!", sagte Mama empört. "Wie weit haben Sie es denn noch?" Als er 'London' antworten musste, sah Mama mich kurz an. "Wir können Sie doch nicht in diesem Unwetter bis nach London fahren lassen - wir werden dafür verantwortlich sein, dass ihr Auto kaputt geht und Sie die nächsten Wochen mit einer Grippe im Bett liegen. Bleiben Sie, Mr. Armstrong und fahren sie morgen. Wir würden uns sehr freuen. Nicht wahr, Mary?" Ich zuckte nur kurz mit den Mundwinkeln. Meinetwegen konnte er gern nass werden. Ich sah wieder kurz zu Edward. Im Grunde hatte er keine andere Wahl, als zuzusagen. Alles andere war nur unhöflich. Und im Anbetracht des Wetters nicht gerade klug. "Bleiben Sie", sagte Mama nachdrücklich, während sie ihn breit anlächelte.
Edward
Ich hielt in der Bewegung inne. Na super. Jetzt hatte ich wohl keine Wahl. Andererseits war das Wetter wirklich ungeeignet zum Fahren – ich würde schon noch bis morgen früh mit Mary fertig werden. "Ich danke Ihnen, Lady Grantham", stimmte ich ebenso breit lächelnd zu. Natürlich konnte ich jetzt schlecht sagen, dass ich es eigentlich gar nicht mehr so weit hatte, denn sonst hätte ich die eigentlichen Absichten meines Besuchs preisgeben müssen. Ich machte mir keine Hoffnungen, Mary in dieser kurzen Zeit noch umstimmen zu können, und irgendwie wollte ich das auch nicht mehr. Es war nicht mehr dasselbe wie bei meinem letzten Besuch, was auch immer sie jetzt dazu veranlasst hatte, ihre Meinung über mich zu ändern.
Lady Mary
Entweder nahm Mama die eisige Stimmung zwischen Edward und mir nicht wahr oder sie ignorierte sie einfach komplett. "Sehr schön. Ich muss nur leider jetzt los und Lord Grantham ist bis zum Tee auch außer Haus - aber ich lasse sie einfach in Marys Verantwortung? Ich sage Mrs. Hughes, dass sie ein Zimmer für Sie vorbereiten soll" Ich konnte Mamas Lächeln nur schwer erwidern, als sie aus dem Raum ging. Wäre er eine Minute schneller gegangen, dann wären wir uns jetzt gegenseitig los. So hatte ich keine andere Wahl, als mich wieder hinzusetzen. "Sicherlich bereust du jetzt, hierher gekommen zu sein, nicht wahr?", fragte ich ihn dann.
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