Jimmy
Ich bestellte zwei Ale für uns und grinste sie weiter an. Ihre Getränkewahl hatte nur noch mehr gezeigt, wie wenig sie eigentlich in ihre Schicht gehörte. Und ich war froh, keinen langweiligen Tee trinken zu müssen. "Du bist die erste in meiner Zeit auf Downton, die ich ahnungslos zum Tanzen ausgeführt habe", kam ich auf ihre Frage zurück . Ein paar Mal war ich allein hier gewesen, aber die Frauen waren nicht nach meinem Geschmack gewesen. Unsere Bestellung kam und ich hob mein Glas hoch. "Auf einen schönen Nachmittag", sagte ich grinsend zu ihr und trank einen Schluck. Kurz sah ich auf die Tanzfläche, dann wieder zurück zu meiner Begleitung.

Jimmy
"Dein Wunsch ist mir Befehl", sagte ich grinsend und stand auf, wobei ich noch immer ihre Hand hielt. Wir reihten uns zwischen die anderen Tanzpaare ein und ich führte Lizzy wieder über die Tanzfläche. Ich sah ihr in die Augen, zwinkerte kurz und wirbelte sie dann nur noch schneller umher. Anscheinend vertraute sie mir, denn ich spürte ihr Gewicht in meinen Armen und wie sie sich nur zu gern von mir führen ließ. Kurz fragte ich mich, woher sie diese Tänze so gut konnte, die man in ihren Kreisen ja nicht einmal vom Namen her kannte. Ihre Wangen waren mittlerweile rot und ihre Frisur löste sich immer mehr auf - was nur noch besser zu ihrem Charakter passte. Mir entgingen nicht die Blicke der anderen männlichen Besucher, die augenscheinlich auch gern einmal mit ihr tanzen würden. Aber nicht mit mir. Besitzergreifend küsste ich sie kurz über die Wange, bevor wir wieder etwas langsamer tanzten.

Jimmy
"Und ich dachte, dass ich müder wäre als du", meinte ich leise, als sie ihren Kopf auf meine Schulter sinken ließ und wir mehr hin und her wippten, als richtig zu tanzen. Aber da es ein langsames Stück war und auch einige andere Paare mehr als eng tanzten, passte es nur zu gut. Der Tanz hier hatte meine Müdigkeit, die ich sonst bei der Arbeit ständig spürte, nahezu vollkommen ausgewischt. Das volle Ausmaß unseres Nachmittags würde ich wahrscheinlich erst heute Nacht richtig spüren, aber das war es wert. Wie lange hatte ich mich schon nicht mehr so sehr amüsiert? Spaß war auf Downton eher ein Fremdwort und beschränkte sich an normalen Arbeitstagen eher auf den Abend, wenn ich mit den anderen eine Runde Karten spielen konnte. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich mich gelangweilt hatte, bevor ich durch Lizzy endlich wieder Spaß in meinen Alltag bringen konnte. "Schlaf jetzt aber nicht ein", ärgerte ich sie grinsend und streifte mit meinen Lippen ihr Haar.

Jimmy
Ich warf nur ungern einen Blick auf die Uhr. Meine böse Vorahnung bestätigt sich, als das es schon fast halb sechs war. "Es ist Zeit, wieder zu gehen", meinte ich zu Lizzy. "Aber diesen Tanz habe wir noch" Zum Glück dauerte die Busfahrt nicht allzu lange, wir waren also noch nicht zu spät. Sollte ich nämlich nicht pünktlich zum Dinner erscheinen, würde Mr. Carson mir meine freien Nachmittage sicher für die nächsten Wochen streichen. Zwar war unser letzter Tanz auch eher langsam, aber Lizzy schien sowieso erschöpft zu sein. Hoffentlich schlief sie beim Dinner nicht ein - das würde nur unangenehme Fragen geben. Ich war sowieso neugierig, wie sie heute Nachmittag allein herkommen konnte. Welche Ausrede hatte sie sich wohl einfallen lassen?
Der Tanz endete und ich ließ Lizzy nur ungern los. Aber es war jetzt wirklich Zeit. Auf dem Weg zur Tür legte ich dem Kellner noch Geld für unser Ale auf den Tisch, bevor ich Lizzy wieder meinen Arm reichte und wir auf den Marktplatz zurückgingen. Der Nachmittag war definitiv zu schnell rumgegangen.

Jimmy
"Und ich dachte, du lässt dich von deinem Chauffeur herbringen", meinte ich grinsend, während wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machten. Hier konnte ich ihren Arm noch halten, denn in Ripon waren wir sicher. Als wir die Haltestelle erreichten, küsste ich sie flüchtig auf die Wange. "Wir sehen uns heute Abend. Vielleicht solltest du deine Haare noch ein wenig richten, bevor du wieder auf Downton Abbey ankommst", flüsterte ich ihr zu. Es war besser, wenn ich schon jetzt Abstand von ihr hielt - schließlich fuhr der Bus nach Downton und es würde unsere Situation nicht besser machen, wenn Mrs. Hughes bereits mitfahren würde. Ich zwinkerte ihr noch einmal zu, ließ sie allein in den Bus einsteigen und wählte dann selbst einen Platz, der so weit wie möglich von ihrem entfernt war. Ich zwang mich, nicht allzu oft auf ihren Hinterkopf zu starren. Im Dorf angekommen, tat ich so als müsste ich noch in die Post gehen, damit wir auch ja nicht zufällig gemeinsam ankamen. Zwar musste ich mich so beeilen, um pünktlich zu kommen - aber es würde uns sehr viel Gerede ersparen.

Jimmy
Die letzten Meter lief ich tatsächlich, denn es war der Gong, den Mr. Carson immer schlug, der entscheiden würde, ob ich zu spät war oder nicht. Ich schlüpfte durch die offene Dienstbotentür, folgte dem Duft aus der Küche und zog mir direkt meine Livree an. Zwei Treppenstufen auf einmal nehmend hechtete ich nach oben in den Speisesaal, als hinter mir der Gong ertönte. Leicht außer Atem traf ich auf Thomas, der gerade akkurat die Weingläser auf der perfekt weißen Tischdecke positionierte. Ich konnte mir gerade noch meine durch den Wind unordentlichen Haare zurechtlegen, als Carson den Raum betrat. "Ah, James, Sie sind zurück. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Nachmittag, aber jetzt geht es wieder zurück an die Arbeit", sagte er zu mir und verfolgte mit seinen Adleraugen, wie Thomas das nächste Glas hinstellte. "Danke, Mr. Carson", antwortete ich höflich und lächelnd, bevor sich der Butler wieder nach unten aufmachte. Ich atmete tief durch, griff nach dem Besteck und deckte damit den Tisch weiter ein. "Wie war der Nachmittag hier?", fragte ich Thomas.

Charlotte
Lächelnd betrat ich Miss Allens Zimmer mit ihrem Kleid für den Abend über dem Arm. "Mr. Carson hat gerade den Gong geschlagen, wir sind also genau pünktlich für das Dinner", begrüßte ich sie, während ich auf die verknotete Haare auf ihrem Kopf sah. Himmel, was hatte sie heute Nachmittag mit ihrer Freundin getan? "Wie war Ihr Nachmittag?", fragte ich gut gelaunt weiter und half ihr erstmal aus dem Kleid. Komsich, heute Morgen hatte ich ihr noch ein ganz anderes angezogen. Vielleicht war es dreckig geworden. Die Haare stellten sich heute Abend als wirkliche Herausforderung dar, aber mithilfe des Glätteisens, Unmengen von Spangen und Geduld brachte ich es fertig, dass sie eine annähernd so ordentliche Frisur hatte wie die anderen jungen Ladies.

Jimmy
Ich sah Thomas an, während ich weiter das Besteck im genau festgelegten Abstand zu den Tellern hinlegte. "Er hätte nicht besser sein können. Ich war in Ripon", antwortete ich. Mehr wollte ich jetzt - und vor allem in diesem Raum - nicht sagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Carson reinplatzen würde oder eines der Mädchen gerade eine Schüssel nach oben brachte, war einfach viel zu groß. Ich grinste Thomas daher nur vage an und setzte die Runde mit dem Besteck fort. "Hat Carson Sie wissen lassen, dass ich bald wieder in meinen eigenen Raum kann? Anscheinend ist fast wieder alles repariert", fuhr ich daher fort und holte die Menükarten vom Beistelltisch. Ich hätte nichts dagegen, auch gleich mit den Crawleys zu essen - das Tanzen hatte mich wirklich hungrig gemacht. Aber wie immer mussten wir erst warten.

Charlotte
Sie schien wirklich eine tolle Zeit zu haben, so wie sie mir antwortete. "Lebt Ihre Freundin in der Nähe?", fragte ich dann weiter und legte ihr eine schlichte Kette um, die mir ihre Mutter gegeben hatte. Es hatte mich nämlich stutzig gemacht, dass sie gar kein Auto genommen hatte, um ihre Freundin zu besuchen. War sie etwa gegangen? Mittlerweile kannten wir uns schon besser und Miss Allen war immer nett zu mir gewesen - da konnte ich auch weitere Fragen riskieren.

Lady Sybil
Ich las gerade in einen von Mamas Zeitschriften - diejenigen, die ich oben in meiner Schublade versteckt hatte, würden niemals ihren Weg in den Salon finden - als neben Lord Ellis und seiner Frau auch Lizzy den Raum betrat. Ich legte die Zeitschrift weg und sah sie lächelnd an. Der Nachmittag schien ihr auf jeden Fall gut getan zu haben, denn selten hatte ich sie hier unten so glücklich gesehen. Zwar hatte sie auch jeden Morgen gut gelaunt gestrahlt, aber heute war es noch eine Stufe weiter gegangen. "Ich dachte schon, du würdest nie zurückkommen", begrüßte ich sie lächelnd. "Wie war der Nachmittag mit Eva?" Sie würde nur zu genau wissen, wen ich mit 'Eva' meinte. So konnten wir wenigstens hier ungestört zwischen den anderen reden und uns trotzdem alles sagen, was wir wollten. Denn ich war sehr neugierig, wie sie ihren Nachmittag verbracht hatte. Ihre Romanze mit Jimmy ähnelte immer mehr einem Roman - schließlich waren nur wenige Menschen so verrückt, sich unter so riskanten Umständen zu treffen.