#1216

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 15:53
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ich lachte sofort mit ihr, denn es war ein wunderschönes Geräusch. "Eine weitere Gemeinsamkeit - ich bin, auch wegen meines Arms, kein begeisterter Reiter und war es auch nie gewesen. Ein Auto ist schließlich viel komfortabler als jedes Pferd", redete ich weiter und hatte wieder einmal so viel Spaß wie seit langem nicht mehr. "Sie dürfen Ihre Arbeit auf keinen Fall klein reden, Lady Edith. Jede noch so kleine Tätigkeit für den Krieg hat dazu beigetragen, dass wir jetzt hier als Sieger stehen. Sie haben dafür gesorgt, dass die Menschen in dieser Gegend genug zu essen haben und wenn das nicht wichtig ist, dann weiß ich auch nicht weiter", meinte ich dann in etwas ernsterem Tonfall, denn meiner Meinung nach hatte sie keinen Grund, so bescheiden zu sein. "Sie haben etwas für den Krieg getan und allein das - egal, welche Arbeit - sollte gewürdigt werden" Wieder lächelnd bog ich in eine wenig befahrene Seitenstraße ein und hielt das Auto schließlich an. Noch immer schien die Sonne hoch am Himmel und wir hatten noch genug Zeit, bevor wir uns auf den Rückweg machen mussten. "Möchten Sie fahren, Lady Edith?"

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#1217

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 15:59
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
"Absolut", stimmte ich ihm zu, denn auch ich fühlte mich in einem Auto deutlich wohler als auf einem Pferd, von dem ich herunterfallen konnte. "Danke dass Sie das sagen, für gewöhnlich wird es eher als unpassend betrachtet, wenn die Tochter eines Earls auf einer Farm hilft", sagte ich und lächelte ihn dankbar an. Immerhin hatte ich in meiner Familie keinen sonderlich großen Zuspruch deswegen erhalten, vor allem von Mary nicht. Als wir schließlich auf einer ruhigeren Straße angekommen waren, hielt er an, um mich fahren zu lassen. Ich freute mich einerseits, wieder Auto fahren zu dürfen und über sein Vertrauen, war aber auch etwas nervös. "Also gut, wir werden es schon überleben", sagte ich und lachte wieder. Wir stiegen beide aus, tauschten die Plätze und ich fuhr los – anfangs noch langsam, um mich an das Auto und an das Fahren allgemein zu gewöhnen, aber als ich meinte, den Dreh rauszuhaben, wurde ich mutiger und fuhr etwas schneller.

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#1218

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 16:05
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
"Im Krieg waren wir alle gleich - Ihre Eltern sollten stolz sein, dass sie geholfen haben", fügte ich noch lächelnd hinzu, bevor wir die Plätze tauschten und ich endlich einen Grund hatte, sie nahezu ohne Unterbrechung anzusehen. Ich lachte über ihren Scherz, denn natürlich würden wir es überleben. Ich hatte da vollstes Vertrauen in Lady Edith. Und tatsächlich machte sie sich wirklich gut. Verlernt schien sie nichts zu haben, denn nach anfänglichem Zögern fuhr sie schneller und ich lächelte breit, weil es mich einfach freute, mit ihr in einem Auto zu sitzen und durch die Gegend zu fahren. "Sie machen das wirklich gut. Und es macht wirklich Spaß in diesem Auto, nicht wahr?" Der Landschaft, die an uns vorbeizog, schenkte ich nur wenig Aufmerksamkeit. Viel spannender und schöner war es, Lady Edith dabei zuzusehen, wie sie am Steuer saß und dabei von der Sonne beschienen wurde.

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#1219

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 16:11
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Sobald ich mich sicherer fühlte, machte es mir wieder riesigen Spaß und ich genoss die Geschwindigkeit. "Ich danke Ihnen", lächelte ich und war mehr als erleichtert und stolz, dass Sir Richard mich lobte. "Und es macht großen Spaß! Es ist gar kein Vergleich zu dem Auto, in dem ich vor ein paar Jahren das Fahren gelernt habe", strahlte ich und sah ihn kurz an. Mit einem Mann Auto fahrend und weg von zuhause fühlte ich mich so frei und glücklich, wie schon lange nicht mehr. Wenn Mary uns so sehen könnte. Zu schade, dass Sir Richard durch sein langes Gespräch mit ihr so viel Zeit verschwendet hatte, denn wir mussten schon bald wieder zurück zum Tee. Dabei hätte ich noch ewig so weiterfahren können.

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#1220

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 16:35
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Die restliche Zeit verging wie im Flug. Ich ließ Lady Edith den ganzen restlichen Weg zurück nach Downton Abbey fahren und fand es am Ende mehr als traurig, als wir wieder aussteigen mussten, um den Tee mit den anderen einzunehmen. "Es war wunderschön, Lady Edith. Das sollten wir bei Gelegenheit wiederholen", sagte ich lächelnd, während wir wieder in Richtung der Bibliothek gingen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich jeden Tag eine kleine Spritztour mit ihr unternehmen. Ansonsten war mein Alltag nämlich so öde, dass mir die Abwechslung genau recht kam. Es war eine Wohltat, nicht nur ständig Zeit mit alten Bauern zu verbringen, sondern auch mit einer jungen Frau. Beim Tee war auch Lord Grantham anwesend, sodass ich anstandshalber auch mit ihm reden musste und mich nicht wie am Dinnerabend allein auf Lady Edith konzentrieren konnte. Die saß, wie ich sah, bei ihrer Mutter und ihrer Schwester. Leider konnte ich nicht zum Dinner bleiben, da ich keine Wechselkleidung mitgenommen hatte - aber ich hoffte sehr darauf, ganz bald wiederzukommen.

Lady Mary
Zufrieden hatte ich Sir Richard mit Edith gehen lassen. Es war zu einfach gewesen, den alten Mann zu beeindrucken. Ein Gang in die Bibliothek und ich hatte Edith völlig aus seinen Gedanken verschwinden lassen. Dass ich keinerlei Absicht hatte, wirklich mit ihm eine Runde in seinem Auto zu fahren, musste er ja nicht wissen. Ich hatte gezeigt, dass ich auch ihn haben konnte, wenn ich wollte, und das war alles, was für mich zählte. Da Sybil noch immer nicht wieder zurück war, musste ich wohl oder übel neben Mama und auch Edith sitzen. Die erzählte gerade mit strahlenden Augen von ihrem Ausflug und wie sie selber Sir Richards Rolls Royce gefahren war. Mama sah so stolz und glücklich aus, als wenn Edith bereits einen Antrag bekommen hätte. Ich trank meinen Kaffee, um nicht zu schnauben und die Augen zu verdrehen. "Ich habe ihm versprochen, nach weiteren Büchern zu suchen, die ihn interessieren", warf ich dann ein, nachdem Edith alles erzählt hatte. Ich wollte sie nur darauf aufmerksam machen, dass sie noch lange nicht gewonnen hatte.

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#1221

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 16:45
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Ich durfte den ganzen weiteren Weg fahren und stieg nur ungern aus. Nicht nur, weil es ein tolles Auto war und ich jetzt unbedingt wieder öfter fahren wollte, sondern natürlich vor allem, weil ich eine so tolle Begleitung hatte. Wir hatten uns über alles mögliche unterhalten – Bücher, Autos, Landwirtschaft, Familie – und dabei so viele Gemeinsamkeiten entdeckt, dass es beinahe unheimlich war. Umso mehr freute ich mich, dass er unseren Ausflug wiederholen wollte. "Das werden wir", versprach ich lächelnd. Während des Tees konnte Sir Richard natürlich nicht alle außer mir ignorieren, aber nach den vergangenen Stunden war ich mehr als zufrieden. Ich erzählte Mama, die sich anscheinend wirklich für mich freute, gerade von der Fahrt, als Mary schon wieder provozieren musste. "Dann tu das, aber vergiss nicht, dass es die Bücher sind, die ihn interessieren, und nicht du", sagte ich kühl. Was würde Henry wohl dazu sagen, wüsste er, dass Mary immer noch keinen Abstand von anderen Männern hielt? Würde das nicht Mamas Wunsch, die beiden verlobt zu sehen, stark gefährden? Das ist es. Genau das ist es. Mary wollte Sir Richard und mich auseinander bringen – also würde ich genau das selbe mit ihr und Henry tun.

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#1222

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 16:52
von Rikki • 1.675 Beiträge

Lady Mary
"Woher willst du das wissen?", sagte ich noch zu Edith und lächelte sie kühl an, bevor ich aufstand und meine Teetasse zurückstellte. Wirklich, sie spielte sich so auf, als ob sie den König von England heiraten würde. Sir Richard blieb eine ganze Weile bei Papa - sie unterhielten sich gerade über die Herausforderungen, die ein Anwesen wie Downton nach dem Krieg hatte, bevor er noch kurz mit Edith und Mama sprach und sich dann verabschiedete. Bald war es nämlich schon Zeit für den Gong und zum Dinner würde Sir Richards zu Ediths Missfallen ja nicht bleiben. "Edith, ich bin so froh, dass du einen schönen Tag hattest - nicht wahr, Robert?", sagte Mama. Papa antwortete nur mit einem kurzen "Natürlich", bevor er von Isis gefolgt aus der Bibliothek ging. Ich glaubte, dass er nicht allzu angetan davon war, dass Edith einen Mann in seinem Alter anhimmelte. Von draußen erklang dann wirklich der Gong und ich ging nach oben, um mich umzuziehen.

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#1223

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 17:23
von Mü~ • 1.639 Beiträge

[...]

Lizzy
Das Telegramm kam völlig unerwartet und vermutlich auch zu spät, denn meine Eltern kündigten sich schon für den heutigen Nachmittag an. Genaueres hatte ich nicht erfahren und auch die Crawleys waren mehr als überrascht. Eigentlich hatte ich gedacht, mich auf die Rückkehr meiner Eltern zu freuen, aber nun hatte ich ein ungutes Gefühl. Es musste etwas Schlimmes passiert sein, sonst würden sie sicher nicht so früh zurückkommen.
Dass meine Eltern wenigstens gesund und munter aussahen, als wir sie später empfingen, ließ mich wenigstens etwas ruhiger werden. Erleichtert umarmte ich beide, wurde aber sofort wieder misstrauisch, als sie zu Cora und Robert sagten, sie müssten mit mir alleine sprechen. Ich warf Sybil einen bangen Blick zu und folgte ihnen in die Bibliothek. "Setz dich", sagte Mama, und wenn mich nicht alles täuschte, klang sie ebenfalls nervös. "Was ist denn bloß los?", fragte ich verwirrt, setzte mich aber nicht. Zuerst wollte ich wissen, was hier eigentlich vor sich ging. "Vielleicht solltest du dich wirklich besser setzen", sagte Papa sanft und ich ließ mich schließlich doch auf den Rand eines Sofas sinken und sah die beiden erwartungsvoll an. Und dann fing Papa an zu erzählen – von einem Unternehmen, mit dem er zusammengearbeitet hatte, welches sich wiederum verspekuliert und eine Menge Geld verloren hatte – ich verstand nicht alles hundertprozentig, dafür fehlte mir vermutlich das Wissen. Aber die Quintessenz des Ganzen verstand ich sehr gut: Wir hatten kein Geld mehr. Ein paar Minuten starrte ich nur vor mich hin, und versuchte zu erfassen, was er mir gerade erzählt hatte. Kein Geld – das bedeutete, wir mussten unser Haus verkaufen, unsere Dienstboten entlassen, umziehen, ein neues Leben anfangen. Ich kam mir vor wie in einem Albtraum. Noch gestern waren meine größten Sorgen Jimmy gewesen und Mary, die versuchte, Edith Sir Richard auszuspannen. Und nun das. "Aber... aber könnt ihr denn gar nichts mehr versuchen?", fragte ich verzweifelt. Es musste doch irgendeine Lösung geben, die gab es immer. Ich hatte mir nie viel aus Geld gemacht, aber die Vorstellung, plötzlich keines mehr zu haben, war beängstigend. Meine Eltern tauschten einen Blick aus, der nichts Gutes verhieß. "Es gäbe da eine Möglichkeit", sagte Mama mit leicht zitternder Stimme. "Du müsstest heiraten – und zwar einen Mann mit großem Vermögen." Entgeistert starrte ich sie an. Es war meinen Eltern deutlich anzusehen, dass sie mir das nicht gerne sagten, aber gleichzeitig lag etwas Flehendes in ihrer Stimme. Aber ich konnte nicht heiraten. Ich wollte nicht heiraten. Nicht, ohne die Person wirklich zu lieben, und nicht wegen Geld. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Das- das kann ich nicht", flüsterte ich und spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. "Und überhaupt, woher soll ich so plötzlich einen Mann bekommen? Wir stellt ihr euch das vor? Ihr taucht hier ein paar Stunden nach eurem Telegramm auf und erzählt mir, dass ihr pleite seid und ich einen reichen Mann heiraten muss?" Ich war unbewusst etwas lauter geworden und mittlerweile schossen mir wirklich Tränen aus den Augen. Langsam den Kopf schüttelnd, sah ich die beiden fassungslos an. Wie konnte sich nur mein ganzes Leben innerhalb weniger Minuten so auf den Kopf stellen? Trotzig wischte ich mir über die Augen und ging ohne zu zögern aus der Bibliothek, die Treppe hinaus und in mein Zimmer. Eher würde ich mir einen Fuß abhacken, als aus solchen Beweggründen zu heiraten. Ich redete mir ein, dass wir eben ein etwas einfacheres Leben anfangen würden und mich das nicht störte, aber in meinem Zimmer angekommen, ließ ich mich auf mein Bett fallen und weinte hemmungslos.

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#1224

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 17:35
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Mama und Papa redeten lange mit Lizzys Eltern in der Bibliothek, bevor wir etwas genaueres erfuhren. Ich hatte sofort ein ungutes Gefühl gehabt, als ihre Eltern so plötzlich ihren Indienaufenthalt abgebrochen und zurückgekommen waren. Leider hatte ich keine Gelegenheit, Lizzy irgendwie zu beruhigen oder ihr Mut zuzusprechen, denn gleich nach ihrer Ankunft führten ihre Eltern und sie ein Gespräch. Und danach waren nur Mama und Papa in der Bibliothek, sodass wir uns weiter gedulden würden. Mary schien die ganze Sache nicht wirklich zu interessieren, denn sie war ausreiten gegangen. Nervös sah ich Edith an, auch wenn ich mir sagte, dass es schon nicht so schlimm sein würde. Schließlich sahen ihre Eltern gesund aus - und was könnte es schlimmeres geben, als dass einer von ihnen unheilbar krank war? Andere Gründe, die ihnen Sorgen bereiten konnten, fielen mir nicht wirklich ein.
Endlich, gefühlt nach Stunden, kam Mama zu Edith und mir in den Salon. "Mr Allen hat in Indien eine große Menge Geld verloren, die sie auch nicht mehr zurückholen können", erklärte sie uns und ich war komischerweise im ersten Moment erleichtert, dass es 'nur' um Geld ging. "Papa hat angeboten, einen seiner Anwälte mit der ganzen Sache zu beauftragen, aber es sieht wohl sehr schlecht aus. Für das Haus wird anscheinend schon ein Interessent gesucht" Ich sah Edith kurz an, denn ich wusste nicht recht, was das jetzt bedeutete. Lizzy würde sicher mit ihren Eltern abreisen, sollten sie nicht wieder nach Indien zurückkehren. Oder? "Wie geht es Lizzy?", fragte ich Mama dann, denn sicher wäre sie mit in den Salon gekommen, um darüber zu reden. "Ihr geht es nicht gut, sie ist auf ihrem Zimmer. Es ist ein großer Schock für alle. Nein, Sybil-", sagte sie, als ich aufstehen und zu ihr gehen wollte. "Gib ihr noch etwas Zeit und Ruhe, um die Situation zu verstehen" Bis kurz vor dem Dinner hielt ich es aus, dann klopfte ich zaghaft an Lizzys Zimmertür. "Ich bin es nur", sagte ich und öffnete vorsichtig die Tür. Sofort nahm ich Lizzy in den Arm und setzte mich zu ihr, als ich ihre verweinten Augen sah.

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#1225

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 19:40
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Ich war nicht zum Dinner hinuntergegangen. Wie hätte ich mich, nach allem, was vorgefallen war, auch an diesen riesigen Dinnertisch mit all seinem Silber setzen können? Meine Gedanken drehten sich nur darum, dass ich die Möglichkeit hatte, die Existenz meiner Familie zu retten, es aber nicht wollte. Nicht konnte. Für mich war es einfach keine Kleinigkeit, zu heiraten, eine Familie zu gründen, den Rest meines Lebens mit jemandem zu verbringen, und das völlig, ohne dass dabei tiefere Gefühle im Spiel waren. Und gleichzeitig machte es mich zu einer schlechten Tochter. Und dann war da ja auch noch Jimmy... Irgendwann riss ein Klopfen an der Tür mich aus meinen Gedanken. Ich hatte kaum aufgeschaut, da war Sybil auch schon auf mich zugekommen und umarmte mich. Ich war wirklich unbeschreiblich froh, dass sie hier war, denn mit keiner anderen Person hätte ich jetzt reden wollen. "Entschuldige, du solltest mich nicht so sehen", murmelte ich nach einer Weile und löste mich etwas von ihr, um mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Sicherlich sah ich grauenvoll aus, so verweint und mit völlig aufgelöster Frisur. "Haben sie es euch schon erzählt? Dass sie mich mit der Rettung der Familie beauftragt haben?", fragte ich und lachte kurz auf.

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#1226

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 20:07
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Ich behielt meine Hand auf Lizzys Arm, denn das schien sie jetzt zu brauchen. Es tat mir wirklich weh, sie so zu sehen. Das Wiedersehen mit ihren Eltern hatte sich Lizzy sicher ganz anders vorgestellt. "Sei nicht albern. Du kannst weinen so viel du willst, ich werde davon schon nicht weglaufen", versuchte ich es mit einem aufmunternden Tonfall, der aber offensichtlich keinen Erfolg hatte. Anscheinend war Lizzy nicht nur unendlich traurig, sondern auch wütend - dazu passte jedenfalls ihr sarkastischer Tonfall und ihr Lachen, das nur schwer als solches zu identifizieren war. Ich drückte ihre Hand. "Nein. Ich verstehe nicht - wie sollst du deine Familie retten?", fragte ich vorsichtig, denn das hieß ja, dass es doch einen Ausweg aus der schlechten finanziellen Situation der Allens gab. Aber dass gerade Lizzy diejenige war, die dafür sorgen würde, machte mich stutzig. Ihr Vater war doch der Geschäftsmann und nicht sie. Die Situation schien viel schlimmer zu sein, als ich es bis eben gedacht hatte. Ansonsten wäre Lizzy nicht so aufgelöst. Mitfühlend nahm ich sie noch einmal in den Arm.

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#1227

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 08.10.2017 20:27
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Ich war froh, dass meine Eltern außer mir anscheinend niemanden in den Plan, mit meiner Ehe unsere finanziellen Probleme zu lösen, eingeweiht hatten, ich fand ihn auch so schon entwürdigend genug. "Indem ich einen reichen Mann heirate", sagte ich leise. "Ich kann ja verstehen, dass sie so denken, es ist ja nicht unüblich, aber... Ich kann das einfach nicht. Ich werde den Rest meines Lebens mit diesem Mann verbringen müssen, da würde ich doch gerne andere Kriterien entscheiden lassen, als sein Vermögen." Mittlerweile war meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Aber meine Eltern haben immer alles für mich getan und jetzt will ich ihnen nicht helfen, das ist doch nicht fair, oder?" Fragend sah ich Sybil an und hoffte, dass es für sie aufgrund ihrer höheren Position nicht völlig normal war, nicht aus Liebe zu heiraten. Denn dann würde sie mich jetzt für ziemlich verrückt halten, weil ich weinend hier lag und so etwas sagen wie Aber Lizzy, das ist doch total normal, viele Familie müssen ihre Existenz durch die Heirat ihrer Kinder retten. Aber so schätzte ich sie nicht ein – im Gegensatz zu Mary. Wenn sie von dieser Geschichte erfuhr – und das würde sie – würde sie keine Ruhe mehr geben, bis es mir noch schlechter ging, soviel stand fest.

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#1228

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.10.2017 14:18
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Beruhigend strich ich ihr über den Rücken und hielt kurz inne, als sie mir den Plan ihrer Eltern erklärte. Im ersten Moment machte es mich wütend, dann traurig. Jetzt konnte ich ihr Verhalten nur zu gut verstehen. Ihre Eltern hatten ihr - vermutlich ohne sich dessen bewusst zu sein - eine unglaubliche Last auf die Schultern gelegt und sie vor eine nahezu unmögliche Wahl gestellt: der Familie helfen und auf die Liebe zu verzichten oder die Liebe zu wählen und damit ihr altes Leben in Reichtum aufzugeben. Und womögliche ihre Eltern zu enttäuschen. "Und ich dachte, unsere Gesellschaft hätte sich durch den Krieg wenigstens etwas verändert", sagte ich und sah Lizzy an. "Bei allem Respekt zu seinen Eltern - sie verlangen, dass du dein ganzes Leben mit jemandem verbringst, den du nicht einmal liebst. Ist es das wirklich wert? Sicher gibt es einen anderen Weg als diesen hier. Ich hätte lieber einen armen Mann, den ich liebe, als einen reichen Mann, den ich heiraten musste" Ich hoffte, dass sie die Wut in meiner Stimme nicht heraushören könnte. Schweigend dachte ich an meinen Vater - der Mama geheiratet hatte, um Downton zu retten. Und der sie jetzt liebte. Aber Lizzy würde niemals glücklich werden, wen sie jemanden heiraten musste, nur weil er reich war.

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#1229

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.10.2017 17:18
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
"Das ist es ja, sie verlangen es gar nicht von mir", sagte ich und griff, wie schon so oft in den letzten Stunden, nach meinem Taschentuch, um mir die Nase zu putzen. "Sie haben mir nur mitgeteilt, dass eine Heirat uns retten könnte. Wenn sie es einfach von mir verlangt hätten, wäre ich natürlich trotzdem traurig, aber dann müsste ich nicht diese Entscheidung treffen. Sie überlassen es mir allein, und das schlimmste ist, sie werden sicher nicht einmal sauer sein, wenn ich mich entscheide, nicht zu heiraten. Weil sie wissen, dass ich es ohnehin bereuen werde, egal, wie ich mich entscheide." Beim letzten Satz war ich leiser geworden und schüttelte leicht den Kopf. Noch fühlte sich alles einfach nur surreal an. Ich räusperte mich – plötzlich war mir mein emotionaler Ausbruch peinlich, auch, wenn Sybil meine Freundin war. "Vermutlich muss ich einfach erstmal eine Nacht darüber schlafen", sagte ich und straffte die Schultern. "Morgen werde ich klarer darüber nachdenken können. Immerhin hat mich der Gedanke, dass wir weniger Geld haben könnten, früher ja auch nie gestört. Eigentlich hätte ich sogar gern einen Grund, arbeiten zu gehen." Ich lächelte, oder besser gesagt: zog die Mundwinkel nach oben, als mir noch etwas einfiel. Jimmy hatte natürlich mitbekommen, dass meine Eltern zurückgekommen war und vermutlich hatte er auch beim Dinner einiges gehört, was den Grund für ihre Rückkehr anging, aber alles wusste er sicher nicht und würde vermutlich in ein paar Stunden wie üblich in meinem Zimmer stehen. "Oh, könntest du Jimmy, falls du ihn noch siehst, mitteilen, dass er heute Nacht besser nicht hierherkommt?" Ich wusste schließlich noch zu gut, was passiert war, als ich mich ihm das letzte Mal vorenthalte hatte und das allerletzte, was ich jetzt brauchte, war Streit mit ihm.

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#1230

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.10.2017 18:21
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Erleichtert darüber, dass Lizzy sich anscheinend wieder gefangen hatte, nahm ich wieder meine Hand von ihrem Rücken und sah sie mit einem aufmunternden Lächeln an. "Bestimmt wird die Welt morgen schon ganz anders aussehen. Papa will mit seinem Anwalt sprechen, vielleicht wird das Problem auch ohne dein Zutun gelöst" Das wäre natürlich die allerbeste Lösung, aber so wie es sich eben beim Dinner angehört hatte, war die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering. Das Geld schien für immer verloren und das Haus der Allens so gut wie verkauft. Es erschreckte mich, wie schnell sich das Leben binnen eines Tages ändern konnte. Gleichzeitig machte es mich auch hoffnungsvoll - denn manchmal wünschte ich mir genau das. Aber jetzt ging es um Lizzy und darum, dass es ihr wieder besser ging. Also versprach ich, Jimmy Bescheid zu geben - auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich das anstellen sollte. Ich müsste ihn irgendwo allein treffen, denn alles andere wäre zu auffällig. Unangenehm für uns beide würde es ohnehin werden. Aber das Lizzy meine Freundin war, würde ich es natürlich tun. Ich fragte Lizzy noch, ob ich ihr ein Tablett mit Essen holen sollte, was sie ablehnte. Ihr ging es also wirklich schlecht, wenn sie keinen Hunger hatte. Danach wünschte ich ihr eine gute Nacht, denn es war spät und Schlaf würde ihr sicher gut tun. Unschlüssig ging ich schließlich wieder die Treppe nach unten. Es war gespenstisch ruhig, denn alle anderen schienen schon ins Bett gegangen zu sein. Ich dachte kurz darüber nach, einfach zu klingeln - aber dann könnte genausogut Thomas kommen und nicht Jimmy. Ich wollte gerade nach oben gehen, als sich die Tür zum Salon noch einmal öffnete und Jimmy mit einem Tablett voller leerer Gläser und Tassen herauskam. "Jimmy?", sprach ich ihn an. "Kannst du bitte Charlotte sagen, dass Miss Allen heute Nacht früh ins Bett gehen und nicht mehr gestört werden will?" Ich konnte nichts dagegen tun, dass ich ein wenig rot im Gesicht wurde. Jimmy schien den Wink mit dem Zaunpfahl zum Glück zu verstehen.

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