|
|
Jimmy
Nahezu das ganze Haus sprach davon, dass Henry Redvers Lady Mary ganz offensichtlich einen Korb gegeben hatte. Und das, obwohl Mrs. Patmore schon so gut wie eine Hochzeitstorte gebacken hatte. Anna hatte etwas angedeutet, dass Lady Mary sich mit Lady Edith gestritten hatte - die Gerüchteküche tobte also. Vielleicht würde ich von Lizzy etwas mehr erfahren, auch wenn mich Lady Marys Liebesleben eher am Rande interessierte. Dass es mit meinem Liebesleben im Moment noch sehr gut lief, verdankte ich vor allem Lady Grantham, die Lizzy erlaubte hatte, auf Downton zu bleiben. Heute kam ich sogar - für unsere Verhältnisse - recht früh zu ihr, was daran lag, dass durch Lady Marys schlechte Laune niemand lange im Salon bleiben wollte. Lizzy war noch wach und las ihr Buch, als ich mich in ihr Zimmer schlich und sie grinsend ansah. "Guten Abend", begrüßte ich sie und legte mich gleich zu ihr ins Bett. Meine Hand suchte ihre, während ich ihr mit der anderen das Buch wegnahm und es auf den Nachttisch legte.

Lizzy
Das Dinner war wirklich keine Freude. Mary war so schlecht gelaunt, dass fast jeder am Tisch und sogar Carson früher oder später einen bissigen Kommentar abbekam. Mein Mitleid hielt sich allerdings in Grenzen, schließlich war sie an ihrer Situation selbst schuld. Dementsprechend blieben wir auch nur kurz im Salon, denn auch, wenn niemand es laut aussprechen würde, hatten wir alle keine Lust auf ihre schlechte Laune. Ich las gerade, als Jimmy sogar noch vor Mitternacht mein Zimmer betrat und sich zu mir legte. "Guten Abend", murmelte ich und küsste ihn kurz – wie immer seit meine Eltern aus Indien zurückgekommen waren, sah ich den Nächten mit Jimmy mit gemischten Gefühlen entgegen. Immerhin wusste ich nicht, ob ich mir nicht stattdessen bald mein Bett mit einem Mann, den ich kaum kannte, teilen musste. Gott bewahre.

Jimmy
Ich erwiderte ihren Kuss nur allzu begierig - schließlich freute ich mich jeden Tag auf die Nacht hier in diesem weichen Bett - und grinste Lizzy dann weiter an. "Ich dachte, du hättest heute schon genug Drama mit Lady Mary miterlebt, als dass du es jetzt auch noch in deinem Schlafzimmer brauchst", meinte ich mit einem Blick auf ihr Buch. Sicher wusste Lizzy mehr als das, was am Dinnertisch besprochen wurde und wenn ich durch meine Nacht hier noch ein wenig zum allgemeinen Tratsch beitragen konnte, dann umso besser. Auch wenn ich natürlich nicht zu genau sagen konnte, woher ich diese Informationen hatte. Zumindest Thomas könnte ich alles erzählen. "Wie war dein Tag?", fragte ich sie weiter. Wie meiner war wollte sie ganz sicher nicht wissen, denn das Polieren von Silber, das Öffnen von Türen und das Servieren von Getränken und Essen waren nicht allzu spannend. Ich zog sie zu mir, sodass ich sie eng in den Arm nehmen und ihren Zopf lösen konnte.

Lizzy
"Das Drama um Mary stört mich nicht. Sie hat es verdient", grinste ich und brachte mit einer Hand seine Haare durcheinander. "Aber das hast du nicht von mir", fügte ich schnell hinzu und küsste ihn kurz, wie um seine Lippen zu versiegeln. Er ist wirklich redselig heute, dachte ich etwas verwundert, als er auch noch nach meinem Tag fragte. Nicht, dass es mich stören würde. "Langweilig", seufzte ich, "das spannendste, was ich heute getan habe, war mit Henry Redvers zu reden, und das war schon nicht wirklich spannend. Und deiner? Wird schon über Mary geredet?" Ich zog ihn auf mich, sodass ich mit den Fingerspitzen über seinen Rücken streichen konnte. Dass ich Mary nicht mochte, wusste er ja ohnehin – fast jeder wusste es, um genau zu sein –, ich brauche also kein Geheimnis darum zu machen.

Jimmy
Ich erwiderte ihr Grinsen. Ich mochte ihre Ehrlichkeit - und, dass sie sich immer wieder gegen Mary stellte. "Dann wollen wir deinen langweiligen Tag ganz schnell ändern", meinte ich nur, sobald ich wieder zwischen ihren Küssen reden konnte. Mein Tag war nämlich genauso langweilig, sodass wenigstens die Nacht diese Langeweile durchbrechen musste. "Natürlich wird geredet, was denkst du denn? Dass wir alle nur stumm unsere Arbeit machen und es uns völlig egal ist, wenn etwas annähernd aufregendes passiert? Auch wenn Mr. Carson es nicht gern hat, alle reden von Lady Mary. Selbst Mrs. Hughes hat angedeutet, dass sie selbst Schuld an dieser Situation hat" Wieder legte ich meine Lippen auf ihre, sodass unser Gespräch kurz unterbrochen wurde. "Ansonsten war mein Tag so langweilig wie eh und je", fügte ich dann noch hinzu, die Details würden sie sicher nicht interessieren.

Lizzy
"Ich mochte Mrs. Hughes schon immer", sagte ich und lachte leise. Ich war also definitiv nicht alleine mit meiner Meinung. "Nein, aber ich dachte, dass Carson mit einer Rolle Klebeband hinter euch her läuft und jedes böse Wort über St. Mary sofort unterbunden wird", murmelte ich und erwiderte seinen Kuss. Von Edith wusste ich, dass er Mary – aus uns unverständlichen Gründen – von den Crawley-Schwestern am liebsten mochte. Wahrscheinlich wusste das Personal bereits besser über die Lage Bescheid als ich. "Das sollten wir tatsächlich ändern", sagte ich und hoffte, dass mein Leben nicht genauso langweilig werden würde, sollte ich anfangen zu arbeiten. Ich hatte mich nämlich noch lange nicht dazu entschlossen, zu heiraten und stellte mir eine feste Anstellung eigentlich alles andere als langweilig vor.

Jimmy
"Bring Mr. Carson ja nicht auf solche Ideen. Sonst könnte ich nämlich nicht mehr das hier tun", meinte ich grinsend zu ihr und küsste sie dann leidenschaftlich, bis ihr die Luft wegblieb. Zuzutrauen wäre Mr. Carson eine solche Aktion auf jeden Fall. Und irgendwie schien er immer alles zu hören, egal wie vorsichtig man war. Zum Glück hatte er aber nicht von dem hier gehört. Es war gut, dass ich Thomas wieder als Freund hatte. Er schien nämlich immer alles zu wissen, was in diesem Haus vor sich ging. "Ich hoffe, dass du mich weiterhin auf dem laufenden hälst, was Lady Mary angeht", meinte ich dann, als sie atemlos unter mir lag und ich grinsen musste. Auch wenn ich schon recht viel mitbekam, wenn ich den Tee oder das Dinner servierte - das richtige Drama fand meistens hinter der Bühne statt und dazu würde mir Lizzy einen Zutritt verschaffen. So gut informiert würde nämlich selbst Thomas nicht sein.

Lizzy
"Oh, ich werde mich hüten", grinste ich und erwiderte seinen Kuss. Dennoch hätte ich nur zu gerne gewusst, wieso er heute so stürmisch und gut gelaunt war. War den Dienstboten wirklich so langweilig, dass es eine so große Sache war, wenn Lady Mary der Lover davonlief? "Wenn du mich vorher nicht zu Tode geküsst hast", antwortete ich atemlos, als er seine Lippen erst Minuten später wieder von meinen löste. Auch, wenn ich nicht vermutete, dass es noch viele Neuigkeiten geben würde. Wir würden Henry vermutlich nie wieder zu Gesicht bekommen und Mary würde einen anderen Mann finden, einen von vielen. "Nur so aus Interesse, da ich ja auch bald zum arbeitenden Volk gehören könnte", sagte ich und spielte mit seinen Haaren, "ist das Leben als Angestellter grundsätzlich so langweilig oder passiert auf Downton Abbey einfach nur zu wenig?" Es war wirklich komisch, dieses Gespräch zu führen, aber ich musste langsam abwägen, ob Arbeiten, so wie ich dachte, tatsächlich die weniger schlimmere Alternative war, neben einer Ehe.

Jimmy
"So langweilig ist es natürlich auch nicht, aber Yorkshire ist eben nicht London. Mit Lady Anstruther bin ich öfter verreist, das ist dann natürlich schon aufregender als der immer gleiche Alltag aus dem Servieren von Frühstück, Lunch, Tee und Dinner. Die Crawleys verreisen natürlich auch, aber die Saison in London oder ein Besuch in Schottland machen nur einen kleinen Teil des Jahres aus", erzählte ich. Anders als sonst hatte ich heute Nacht nichts dagegen, ein wenig mit ihr zu reden. Es tat gut, mal einen anderen Gesprächspartner zu haben als Thomas, Daisy oder geschweige denn Mr. Carson. Außerdem mochte ich es, dass Lizzy sich für mein Leben interessierte. Auch, wenn ich es mir nur schwer vorstellen konnte, dass sie bald zum arbeitenden Volk gehören würde. Denn das hieß dann wohl, dass das hier aufhören würde, oder? Zuversichtlich, dass es bestimmt einen Ausweg aus dieser Notsituation gab, grinste ich sie an und tat es ihr gleich, indem ich mit ihren Haaren spielte.

Lizzy
Ich eine Augenbraue hoch. "Du bist mit Lady Anstruther verreist", sagte ich und konnte mir ein anzügliches Grinsen nicht verkneifen. Wenn ich viel von der Welt sehen würde, hätte ich definitiv nichts dagegen, mich in den Dienst einer reichen Familie zu begeben. Auch, wenn das sicherlich ein komisches Gefühl wäre, wo ich doch so lange auf der anderen Seite gestanden hatte. Eigentlich wollte ich am liebsten etwas machen, was wirklich Spaß machte und damit genug Geld verdienen, um meine Reisen alleine zu bezahlen. Aber das wünschte sich wohl fast jeder und schaffte es nicht. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich Jimmys Antwort gar nicht richtig mitbekommen hatte – nur, dass es um Lady Anstruther gegangen war. "Entschuldige, was hast du gesagt?", blinzelte ich verwirrt und küsste ihn kurz. Jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, mir über die Zukunft Gedanken zu machen, denn wer wusste schon, wie viele Nächte ich noch mit Jimmy verbringen würde.

Jimmy
Ihre Antwort ließ etwas auf sich warten - zusammen mit ihrem abwesenden Blick konnte ich darauf schließen, dass sie in Gedanken gerade ganz woanders war. "Da gibt es wirklich nichts zu grinsen. Natürlich verreise ich mit der Familie, bei der ich arbeite", meinte ich nur grinsend. "Was ich eben gesagt habe - du solltest wirklich besser zuhören, passiert dir das beim Dinner auch? - ist, dass es nicht langweilig wird, wenn man verreist. Der Rest des Jahres ist dafür aber oft mehr als öde" Ich zog sie ein Stück zu mir und ließ meine Hand über ihre Schulter zu ihrer Taille wandern. "Und natürlich ist es auch nicht langweilig, wenn Dramen wie das heute passieren. Da ist es schon besser, bei einer Familie zu arbeiten als bei einer alleinstehenden Witwe" Auch wenn ich die Zeit dort mehr als gut genutzt hatte. Aber das musste Lizzy ja nicht wissen.

Lizzy
Ich grinste nochmals, als Jimmy sagte, dass es nichts zu grinsen gäbe, wurde dann aber wieder ernst und seufzte. "Normalerweise kann ich drei Gespräche gleichzeitig führen, aber im Moment geht mir zu viel durch den Kopf." Ich legte eine Hand auf seinen Rücken und die andere in seinen Nacken. "Aber egal, wofür ich mich entscheide, ich werde mich bestimmt daran zu gewöhnen, zu arbeiten. Wahrscheinlich wird es mir sogar mehr Spaß machen, als den ganzen Tag zu lesen und zu essen", lächelte ich. "Wobei ich mich über meine Nächte natürlich momentan nicht beschweren kann", fügte ich grinsend hinzu und küsste ihn wieder – allerdings wurde mir bei meinen Worten auch wieder schmerzlich bewusst, dass unsere gemeinsame Zeit langsam begrenzt war.

Jimmy
Ja, über meine Nächte konnte ich mich auch nicht beschweren. Es war schließlich fast wie ein Wunder, dass wir es seit so langer Zeit vor - fast - allen anderen geheim halten konnten. "Man gewöhnt sich an alles, wenn man nur will", meinte ich grinsend, denn an unsere gemeinsamen Nächte hatten wir uns beide schließlich mehr als gut gewöhnt. Jetzt hatte ich langsam doch genug von der Plauderei - ein wenig Schlaf wollte oder müsste ich diese Nacht nämlich doch noch bekommen, um morgen nicht irgendetwas fallen zu lassen. Deswegen erwiderte ich ihren Kuss und nahm ihr so jede Möglichkeit, wieder ein Gespräch anzufangen. Es dauerte nicht lange, bis unsere Klamotten auf dem Boden vor dem Bett waren.

[...]
Lizzy
Es war wirklich schön gewesen, wieder mal ein längeres Gespräch mit Jimmy zu führen. Nicht nur, weil wir das so selten taten, sondern vor allem, weil ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie meine Zukunft aussehen würde und nicht viele Menschen hatte, mit denen ich darüber reden konnte. Sybil, so gern ich sie auch hatte, wusste ja selbst nichts darüber, wie es war, wenn man für sein Geld arbeiten musste und Paula hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen. Ich wusste nicht einmal, ob ich sie überhaupt wiedersehen würde oder ob sie noch in unserem Haus in Leicestershire war. Mittlerweile lag ich mit dem Rücken zu ihm in Jimmys Arm und lauschte seinem gleichmäßigen Atem – noch immer grübelnd, aber mittlerweile schläfrig und zufrieden. Es war ein seltsamer Gedanke, dass unsere Affäre nun weit weniger skandalös wäre, wäre ich kein Gast und er kein Angesteller auf Downton Abbey.

Lady Mary
Mit mehr Wucht als notwendig legte mein Parfüm zur Seite und stand auf, um zum Frühstück zu gehen. Im Vergleich zu gestern war ich noch genauso wütend - dass Henry weggefahren war und mich stehen gelassen hatte, dass Edith hinter allem steckte und dass mich heute jeder so ansehen würde, als ob mir ein zweiter Kopf gewachsen wäre. Und obendrein würde ich allem Anschein nicht die zukünftige Lady Redvers werden. Ich ignorierte, dass mich das eigentlich sehr erleichterte. Henry war oft so langweilig mit seinem endlosen Gerede über Bücher, Geschichte, seine Familie und die Jagd - dass es kein Wunder war, dass ich mich ab und zu gut mit einem anderen Mann unterhalten hatte. So feige und weinerlich wie er war, hatte ich also nichts verloren. Trotzdem war ich wütend. Beim Frühstück saßen zu allem Überfluss bereits alle am Tisch. Ohne ein Wort zu sagen, füllte ich mir meinen Teller und setzte mich ans Tischende, um ein wenig meine Ruhe zu haben. Ich bemerkte Sybils aufmunternden Blick, sah aber schnell wieder weg und aß mein Toast. "Die Post, mylord", sagte Carson da und reichte Papa auf dem Silbertablett die Post des heutigen Morgens. "Sybil, der hier ist für dich", sagte er und gab Sybil ihren Brief. "Ah, und dieser hier ist von Henry Redvers..." Mein Kopf schoss unweigerlich nach oben. Bestimmt würde er sich lang und breit wegen gestern entschuldigen und mich bitten, alles zu vergessen. Das würde zu ihm passen - austeilen konnte er einfach nicht. Ein wenig würde ich ihn zappeln lassen, damit er nicht noch einmal so mit mir umging. "Für Elizabeth", fügte Papa dann hinzu und sah mich an, während er Elizabeth den Brief reichte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und sah sie an.

|
![]()
Das Forum hat 7
Themen
und
3310
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen |