#1321

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 01.11.2017 19:22
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ungläubig sah ich Lady Edith einen Moment an, als sie doch tatsächlich mich - den alten, verkrüppelten Mann - als das schönste an diesem Abend benannte. "Für mich ist es dasselbe, Lady Edith. Ich habe mich selten so gut amüsiert", sagte ich schnell zurück, denn in meinem jetzigen Hochgefühl traute ich es mir zu, so offen zu sein. Ich überlegte kurz, einen Umweg zu Lady Jarvis zu nehmen. Aber da ich Lady Edith ja pünktlich nach Downton zurückbringen musste, entschied ich mich letztendlich doch dagegen. Hoffentlich würde es mehrere solcher Abende geben, in denen ich sie für mich ganz allein hatte. Aber darauf vertrauen tat ich nicht, denn noch immer kam es mir unwirklich vor, dass sie so viel Zeit mit mir verbringen wollte. "Oh, schon lange. Sie wissen ja, wie das ist: Man sieht sich regelmäßig auf den Veranstaltungen in ganz Yorkshire und kann nach all den Jahren nicht mehr genau benennen, wann man sich genau kennengelernt hat. Kennen Sie Lady Jarvis?", fragte ich lächelnd. Bestimmt war es so, auch wenn die Crawleys gesellschaftlich noch ein ganzes Stück über Lady Jarvis und auch mir standen.

Henry
Mary schien zum Glück vorerst still zu sein - jedenfalls aß sie ihren Hauptgang schweigend und den Blick stur abgewandt. Deshalb konzentrierte ich mich wieder ganz auf Miss Allen neben mir. "Das freut mich zu hören. Es war Ihr erster Aufenthalt in Schottland, nicht wahr?", fragte ich lächelnd. "Sie sollten jetzt einmal nach Campelton kommen, die Landschaft verändert sich dort mit den Jahreszeiten so schnell." Hoffentlich hielt sie mich jetzt nicht für zu voreilig, wenn ich schon von einem Besuch sprach. Aber da es ihr so gut gefallen hat und Mary deutlich gezeigt hatte, dass Miss Allen hier von ihrer Seite aus nicht wirklich erwünscht war, fand ich es nur angebracht, sie zumindest indirekt einzuladen. Meine Eltern hätten es zwar lieber gehabt, wenn Mary noch einmal gekommen wäre, aber dieses Angebot würde Miss Allen sowieso nicht annehmen. Es war mehr eine Gesprächstaktik. "Reiten Sie hier auch so gern?", fragte ich dann.

nach oben springen

#1322

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 01.11.2017 19:38
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Ich lächelte über Sir Richards überraschten Blick, als ich so eindeutig mit ihm geflirtet hatte. Er schien es wirklich nicht mehr gewohnt zu sein – umso schöner war es, dass ich nun diejenige war, die mit ihm Komplimente austauschte. Während der Autofahrt schaffte ich es kaum noch, mit dem Lächeln aufzuhören. Im Gegenteil, am liebsten hätte ich laut aufgelacht, Luftsprünge gemacht und die ganze Welt umarmt, sogar einschließlich Mary. Das letzte Mal, als ich mich auch annähernd so gefühlt hatte, war gewesen, nachdem Patrick einen Abend lang nur mit mir geredet hatte, und dieses Gefühl hatte nicht sehr lange angehalten, weil Mary dazwischengepfuscht hatte. Aber nun war ich endlich wieder – was eigentlich? Verliebt? Anders konnte ich mir das Kribbeln in meinem Bauch kaum erklären. "Das kenne ich in der Tat. Eigentlich ist es traurig, dass man heutzutage nur noch so oberflächliche Bekanntschaften schließt. Bei Lady Jarvis ist es dasselbe, sie war vor vielen Jahren einmal bei uns zum Dinner und wir haben uns zwischenzeitlich in London wiedergesehen, aber ich könnte nicht mehr mit Sicherheit sagen, welche Haarfarbe sie hat, ganz zu schweigen von ihrem Vornamen."

Lizzy
"Ja, der erste", lächelte ich. "Ziemlich peinlich eigentlich, für mich als Engländerin – naja, Halb-Engländerin." Ich nahm eine Gabel voll Gemüse und fragte mich, wie lange ich noch in den Genuss von Mrs. Patmores leckerem Essen kommen würde. "Das kann ich mir gut vorstellen, aber ich glaube, in Schottland hat jede Jahreszeit ihre schönen Seiten", antwortete ich auf seine Beinahe-Einladung nach Campelton. Er interpretierte doch hoffentlich nicht zu viel in unsere Briefe und Gespräche hinein? Andererseits konnten in meiner Situation ein paar Einladungen sicherlich nicht schaden. Mittlerweile waren wir beim Dessert angekommen und Mary stellte einen neuen Rekord im Schweigen auf, indem sie uns noch immer in Ruhe ließ. Ich hatte allerdings das ungute Gefühl, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. "Oh ja", sagte ich, als er mich nach dem Reiten fragte, "in Schottland, hier, in Leicestershire, wann immer ich kann." Ich lächelte breit, erinnerte mich dann aber daran, dass ich so bald nicht mehr in Leicestershire ausreiten würde und schon gar nicht auf meinem eigenen Pferd, das längst verkauft war. "Und Sie? Ich habe Sie häufig ausreiten sehen, wenn Sie hier waren", sagte ich schnell, um von meiner plötzlichen Traurigkeit abzulenken.

nach oben springen

#1323

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 01.11.2017 19:50
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Lady Edith war eine gute Beobachterin und wieder einmal bewunderte ich ihre Intelligenz. "Genau das ist es, was in unserer Gesellschaft im argen liegt. Wir kennen hunderte von Menschen - von Dinners, von der Jagd, aus London - aber wir glauben nur, sie wirklich zu kennen. In Wahrheit können wir nur eine wenige Personen zu unseren Freunden zählen. In Downton Abbey gehen die Gäste bestimmt ein und aus, nicht wahr? Da ist es kein Wunder, dass sie sich nicht an alle erinnern können. Lady Jarvis kennt Ihre Mutter ich würde sagen einigermaßen gut, soweit ich das weiß", erzählte ich ihr, während wir York wieder hinter uns ließen. Lady Jarvis lebte ein kleines Stück außerhalb, aber zum Glück nicht sehr weit entfernt, denn mittlerweile war mein Hunger nicht gerade weniger geworden. Vor ihrem Anwesen angekommen, half ich Lady Edith wieder aus dem Auto, bevor wir direkt in den Speisesaal geführt wurden. Der späten Uhrzeit zufolge würden wir nur wenige Gänge serviert bekommen, bevor wir uns wieder auf die Rückfahrt nach Downton machen würden.

Henry
Ich musste mich erinnern, meinen Pudding zu essen, da mich das Gespräch mit Miss Allen sehr ablenkte. "Das ist ganz und gar nicht peinlich. Es gibt so viele Ecken von England die ich nicht gesehen habe, von Amerika ganz zu schweigen. Und außerdem können Sie jetzt ja sagen, dass sie schon einmal dort gewesen waren", sagte ich lächelnd und warf einen vorsichtigen Blick in Marys Richtung. Sie unterhielt sich leise mit ihrer Mutter, aber ihrem Gesichtsausdruck zufolge war es kein nettes Gespräch. Schnell wandte ich mich wieder ab. "In der Hinsicht entspreche ich - leider - voll dem Klischee. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und natürlich sind sie auch jetzt noch ein Teil meines Alltags", antwortete ich ihr und war glücklich, eine Gemeinsamkeit gefunden zu haben. Gut, bei Mary war es die gleiche Gemeinsamkeit gewesen, aber darüber würde ich jetzt nicht nachdenken... Leider war das Dinner damit vorbei und die Männer blieben wie üblich für Zigarren und Getränke im Speisesaal, während die Frauen in den Salon vorgingen. Arme Miss Allen, sie würde nun wohl oder übel Mary ausgesetzt sein.

nach oben springen

#1324

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 01.11.2017 20:04
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
"Ganz genau! Ja, wir haben ständig Besucher, aber an die meisten erinnert man sich nicht länger als einen Monat. Wenn man sie aber das nächste Mal sieht, begrüßt man sie wie alte Freunde." Ich lachte kurz und fügte in Gedanken hinzu, dass Sir Richard ganz sicher nicht zu den Gästen gehörte, die man schnell wieder vergaß. Mittlerweile waren wir auch schon bei Lady Jarvis' Anwesen angekommen. Lady Jarvis erinnerte sich tatsächlich gut an Mama und ließ mich versprechen, ihr ihre allerbesten Wünsche zu überbringen, ehe wir in den Speisesaal gingen, um unser Dinner einzunehmen. Viel zu schnell hatten wir aufgegessen, obwohl ich mein besonders langsam aß, und machten uns wieder auf den Rückweg nach Downton. Nach diesem Abend hatte ich noch weniger Lust als sonst, zu meiner Familie zurückzukehren. "Es war ein wundervoller Abend", sprach ich meine Gedanken schließlich aus und hoffte, Sir Richard so schnell wie möglich wiederzusehen.

Lizzy
"Sie entsprechen tatsächlich dem Klischee, aber wenn es um Pferde geht, ist daran nichts auszusetzen", scherzte ich und lachte. Viel zu schnell hatten wir auch unseren Pudding aufgegessen und ich musste den Salon verlassen – unter anderem mit Mary. Da wir Frauen nun nur zu viert und alle direkt oder indirekt am Streit beim Dinner vorhin beteiligt gewesen waren, entstand kurz eine peinliche Stille, als wir alleine im Salon standen, aber Mama und Cora wechselten einen bedeutungsschweren Blick, setzten sich nebeneinander und begannen ein Gespräch über eine alte Freundin, deren Namen ich noch nie gehört hatte. Anscheinend dachten sie, Mary und ich würden uns jetzt aussprechen und bestenfalls versöhnen. Darauf können sie lange warten. Wo ich schon die Gelegenheit hatte, mir ihr alleine zu reden, würde ich sie auch nutzen. "Findest du es nicht selbst lächerlich, erst mit Henrys Gefühlen zu spielen und dann sauer zu sein, wenn er sich für eine anderen Frau interessiert?" Natürlich wusste ich nicht, inwiefern Henry sich wirklich für mich interessierte, aber das wusste Mary ja ebenso wenig.

nach oben springen

#1325

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 01.11.2017 20:20
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Das Dinner war sehr nett. Natürlich fragte Lady Jarvis nach Lady Grantham und Downton Abbey im allgemeinen. Danach redeten wir über allgemeine Dinge in Yorkshire, gemeinsame Bekannte und das Konzert. Nach dem Dessert mussten wir aber schon wieder aufbrechen, denn natürlich war der Rückweg nicht kürzer als die Hinfahrt. Ich freute mich darauf, noch einige Zeit allein mit Lady Edith verbringen zu dürfen. "Ich muss mich auch bedanken, dass Sie meine Einladung angenommen haben", sagte ich lächelnd. "Sie haben mir einen unvergesslichen Abend bereitet, Lady Edith. Warum kommen Sie nicht einmal zum Tee zu mir nach Loxley? Wo ich doch so oft in letzter Zeit die Gastfreundschaft Ihrer Eltern ausgenutzt habe, möchte ich mich gern revanchieren" Ich wollte sie nicht gehen lassen, ohne unser nächstes Wiedersehen bereits geplant zu haben. Ansonsten würde ich womöglich verrückt werden. Denn plötzlich kam mir mein Alltag selbst bestehend aus der Arbeit für mein Anwesen und die darum verteilte Landwirtschaft mehr als langweilig vor. Nur Lady Edith brachte ein wenig Licht hinein.

Lady Mary
Kurz spielte ich mit der Möglichkeit, Kopfschmerzen vorzutäuschen und einfach ins Bett zu gehen. Aber das würde schwach aussehen und in Elizabeths Augen bestimmt wie ein Sieg. Die ließ sich die Gelegenheit auch nicht entgehen, als Mrs. Allen und Mama gleich ein Gespräch anfingen, an dem wir uns offensichtlich nicht beteiligen sollten. Ich hatte mich auf einen der Sessel gesetzt und trank bereits meinen Kaffee, als sie sich neben mich setzte. Ich seufzte. "Oh, bitte. Kannst du dich nicht im Stillen darüber freuen, dass Henry so prinzipienlos ist und ohne Umschweife von einer Frau zur nächsten wechselt? Und dabei hatte ich gedacht, dass du nichts von reichen Erben hälst. Schließlich gefällt dir dieses Leben hier nicht und du würdest so gern lieber wie eine arme Magd in einem winzigen Cottage auf einem Hügel im schottischen Hochland leben" Ich hatte die Befürchtung, dass ich sie so einfach nicht loswerden würde. Aber wenn sie es so wollte, dann konnte sie gerne ihren Krieg haben.

Lady Sybil
Um es nett auszudrücken, hatten wir beim heutigen Treffen einiges erreicht - wenn man dazu zählte, dass jeder zuhause seinen eigenen Kleiderschrank nach Altkleidern durchsuchen und womöglich Freunde und Familie fragen würde. Wenigstens das Dinner danach war nett gewesen. Branson schien auch zu dieser Adresse in Ripon gefunden zu haben, denn er wartete bereits pünktlich um halb zehn vor dem Haus von meiner Freundin Miss Kenton, um mich nach Hause zu fahren. "Guten Abend, Branson", begrüßte ich ihn und stieg in das Auto. In dem Wissen, dass er mir eben viel Spaß gewünscht hatte, war ich ein wenig unsicher, wie ich jetzt mit ihm reden sollte. Denn seine Art war so anders als die von allen anderen Dienstboten. Und es lag sicherlich nicht nur daran, dass er aus Irland kam. "Hatten Sie einen schönen Abend?", fragte ich dann, da es mir eine unverfängliche Frage zu sein schien.

nach oben springen

#1326

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 01.11.2017 20:44
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Ich freute mich wirklich über Sir Richards Einladung nach Loxley, denn ich war mehr als gespannt, wie er lebte. Außerdem würde ich so vielleicht seinen neuen Mähdrescher zu Gesicht bekommen. "Natürlich komme ich gerne! Passt es Ihnen übermorgen Nachmittag?" Ich war froh, gleich ein nächstes Treffen verabredet zu haben, denn so hatte ich etwas, auf das ich mich freuen konnte, wenn Mary mal wieder ihre schlechte Laune an mir ausließ. Schließlich fuhr er die Einfahrt zu unserem Haus hoch und mir wurde bewusst, dass der Abend nun wirklich vorbei war. Wie schon so oft heute half er mir beim Aussteigen. "Gute Nacht", sagte ich lächelnd, zögerte, stellte mich dann aber auf die Zehenspitzen und gab ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Wange. Bevor er auch nur darauf reagieren konnte, war ich schon ins Haus verschwunden, wo ich gleich auf mein Zimmer ging und nach Anna läutete. Es war ein traumhafter Abend gewesen und ich wollte das gute Gefühl, das er in mir ausgelöst hatte, lieber noch alleine genießen. Selten war ich so schnell und ruhig eingeschlafen wie heute.

Lizzy
Wie zu erwarten gewesen war, war Marys Antwort beleidigend und nicht sonderlich intelligent. "Natürlich, Henry ist prinzipienlos. Du bist nicht etwa eifersüchtig", gab ich sarkastisch zurück, nachdem mir ebenfalls ein Kaffee eingeschenkt worden war. "Da steht er dir allerdings in nichts nach, denn wer hat nochmal drei Männern gleichzeitig schöne Augen gemacht?" Ich nahm einen Schluck Kaffee und verdrehte kurz die Augen, als würde ich nachdenken. "Moment mal. Ich glaube, das warst du." Auf ihre Bemerkung über meinen einfacheren Lebensstil ging ich gar nicht mehr ein. Immerhin war ich überhaupt in der Lage, so zu leben, alleine, ohne jemanden, der sich um mich kümmerte. Nicht, dass ich es schön finden würde. Aber ich könnte es. Himmel, was für ein stressiger Abend. Ironischerweise wünschte ich mich jetzt einfach nur noch samt Jimmy in mein Bett, um zum ersten Mal heute etwas entspannen zu können.

Tom
Auf dem Weg zu Miss Kenton, Lady Sybils Freundin, verfuhr ich mich hoffnungslos. Da war es nur gut, dass ich in weiser Voraussicht eine Stunde eher nach der Adresse gesucht hatte, als es nötig gewesen wäre, sodass ich, die Zeitung lesend, den Anschein erweckte, schon lange genug auf Lady Sybil zu warten. Als sie aus der Tür kam, faltete ich schnell meine Zeitung zusammen und stieg aus, um ihr die Autotür aufzumachen. "Guten Abend, mylady", entgegnete ich, konnte ein leichtes Lächeln aber nicht verhindern. Sie wirkte tatsächlich etwas unsicher und erkundigte sich auch noch nach meinem Abend. "Wenn man davon absieht, dass ich ungefähr... drei Mal so lange gebraucht habe, um hierher zu finden, als ein mit dem Ort bekannter Chauffeur, war er ganz nett, ja", antwortete ich und grinste endlich. Lady Sybil würde mich nicht dafür verurteilen, dass ich den Weg nicht gleich gefunden hatte, da war ich mir sicher. "Wie war Euer Abend?" Mir war klar, dass diese Frage weit über das, was einen Chauffeur zu interessieren hatte, hinausging, aber ich war tatsächlich neugierig. Nicht jede Lady trieb sich immerhin auf Wohltätigkeitsveranstaltungen herum.

nach oben springen

#1327

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 01.11.2017 21:03
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ihre Antwort war sogar noch besser als ich gedacht hatte, denn sie gab mir auch gleich ein genaues Datum. "Das passt mir ausgezeichnet", antwortete ich sofort. Ich musste also nur noch den morgigen Tag überstehen, bevor ich sie wiedersah. Beschwingt durch ihre Zusage zu einem baldigen Wiedersehen, kamen wir auf Downton an. "Gute Nacht", erwiderte ich und war unschlüssig, wie ich mich genau von ihr verabschieden sollte. Denn es musste besonders sein, ein einfaches Nicken meinerseits würde wohl kaum ausreichen. Lady Edith ergriff zu meinem Erstaunen die Initiative und küsste mich auf die Wange. Bevor ich auch nur reagieren konnte, war sie im Haus verschwunden und ich stand wie angewurzelt da, während meine Wange angenehm kribbelte. Unnötig zu sagen, dass ich noch nie so gut gelaunt zurück nach Loxley gekommen war und es bereits jetzt kaum abwarten konnte, dass Lady Edith übermorgen wiederkam.

Lady Mary
Es war so anstrengend mit ihr zu reden. Wütend stellte ich meinen Kaffee ab und ignorierte, das dabei etwas verschüttet wurde. "Sollte es dir noch nicht aufgefallen sein: Deine Meinung interessiert mich nicht. Das hat sie noch nie und das wird sie auch nie. Also wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest" Ich stand auf und ging ein paar Schritte, bevor ich mich noch einmal zu ihr umdrehte. "Und wenn ich du wäre, wäre ich mit meinem großen Mund ein wenig vorsichtiger. Schließlich hast du alles andere als eine reine Weste" Ohne auf Mamas Fragen zu reagieren, ging ich aus dem Zimmer und die Treppe nach oben. Vor ihrem Zimmer sah ich Edith, die mit einem seltsamen breiten Lächeln hineinging und mich zum Glück nicht bemerkte. "Maybe we have to hire a nurse after all", hatte Papa heute Morgen in Bezug auf Ediths Abend mit Sir Richard gesagt. Wütend schloss ich die Tür hinter mir und wartete noch, bis ich nach Anna klingelte. Dieser Abend hatte mir gezeigt, dass ich mit Henry ein für allemal abgeschlossen hatte. Ich hatte ihn nie geliebt und wäre mit ihm in einer Ehe nicht glücklich geworden. Trotzdem passte es mir ganz und gar nicht, dass er jetzt Elizabeth schöne Augen machte - wo sie doch nichts hatte. Ich lag noch lange wach im Bett, während ich daran dachte, dass um mich herum anscheinend alle glücklich verliebt waren.

Sybil
Mit seinem Grinsen kehrte wieder die ungezwungene Atmosphäre von der Hinfahrt wieder auf. Ich lächelte sofort zurück. "Wenigstens kennen Sie sich jetzt in Ripon aus", sagte ich lachend auf sein Geständnis, wie sehr er sich hier verfahren hatte. Nur gut, dass er das Haus am Ende wirklich gefunden hatte und ich nach Hause kam. Damit, so hatte ich gedacht, wäre unser Gespräch für's Erste vorbei. Dass er sich nach meinem Abend erkundigte, überraschte mich - aber positiv. "Es war sehr...", fing ich an, um mein übliches Vokabular von interessant über spannnend bis Ich denke wir haben wirklich etwas erreicht zu verwenden, wie ich es bei Mama, Papa und allen anderen tat, die tatsächlich noch danach fragten. Dann erinnerte ich mich, dass Branson mir gegenüber vollkommen ehrlich war und auch Fehler eingestand und ich grinste, wie er. "Langweilig. Verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich geht es immer um das Wohl der Gesellschaft. Es ist nur so, dass nie etwas wirklich wichtiges erreicht wird, wissen Sie?" Zweifelnd sah ich ihn an, ob ich jetzt nicht doch zu viel hinein interpretierte, dass er anders war und mich irgendwie verstehen würde.

nach oben springen

#1328

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 20:01
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Ich konnte nicht verhindern, bei Marys kindischer Reaktion kurz aufzulachen. „Dafür, dass meine Meinung dich so wenig interessiert, machst du aber gerade einen ziemlichen Aufstand“, entgegnete ich ungerührt, als sie tatsächlich beleidigt aufstand und den Salon verließ wie ein kleines Kind, dem man keine Süßigkeiten gegeben hatte. Mama und Cora schauten fragend zwischen ihr und mir hin und her, aber ich hatte keine Lust, die Situation zu erklären und trank nur schweigend meinen Kaffee aus, ehe ich den anderen eine gute Nacht wünschte und in mein Zimmer ging. Marys Drohung bezüglich Jimmy und mir ging mir noch eine Weile durch den Kopf, aber ich machte mir keine Sorgen, dass sie uns verraten würde. Sie hatte keinerlei Beweise dafür, uns wirklich bei unserem Kuss gesehen zu haben, und wer würde ihrer Behauptung schon Glauben schenken? Immerhin war sie unübersehbar eifersüchtig auf mich, weil ich mich gut mit Henry verstand. Jeder würde denken, sie sei nur auf Rache aus. Und was hatte ich schon noch zu verlieren? Meinen Ruf wohl kaum. Solange Jimmy meinetwegen nicht seine Arbeit verlor, konnte Mary behaupten, was sie wollte. Ich läutete nach Charlotte und ließ sie mir ein Bad vorbereiten – durch den Streit mit Mary hatte ich den Salon viel früher als üblich verlassen und somit auch noch viel Zeit, ehe ich mit Jimmy rechnen durfte.

Tom
Lady Sybil reagierte genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte: mit Humor. Ich stimmte kurz in ihr Lachen ein. „Besser als jeder andere“, bestätigte ich und fuhr los. Gespannt hörte ich ihr zu, als sie von ihrem Abend erzählte und war überrascht, dass sie, im Gegensatz zu vielen anderen in ihrer Position, nicht der Meinung war, gerade die gesamte Menschheit gerettet zu haben. Natürlich fand ich es gut, dass sie sich für wohltätige Zwecke einsetzte, das war weit besser als das, was andere Frauen in ihrem Alter machten. Aber leider bewirkte ihre Arbeit nicht so viel, wie die meisten Menschen glaubten. „Ich weiß genau, was Ihr meint“, antwortete ich ernst. „Die Veränderungen, die nötig wären, um einige grundlegende Probleme in unserer Gesellschaft zu lösen, liegen bei den Politikern. Aber es gibt den Menschen ein gutes Gefühl, wenigstens irgendetwas zu machen, um nicht untätig zusehen zu müssen. Aber leider bringt der gute Wille wenn es hart auf hart kommt nicht mehr viel." Ich hoffte, dass sie das nicht als persönliche Kritik auffasste, aber wenn es um Themen wie dieses ging, fiel es mir mehr als schwer, meine Ansichten für mich zu behalten oder sogar zu ändern – und sei es für Lady Sybil.

nach oben springen

#1329

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 20:24
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Seine Antwort ließ mich kurz sprachlos werden - ich hatte mit vielem gerechnet (vor allem mit einer kurzen Bestätigung, bevor er sich wieder schweigend dem Fahren widmen würde), aber nicht damit. "Manchmal denke ich, dass es vollkommen überflüssig ist, was ich tue und dass ich genauso gut zuhause bleiben könnte. Aber selbst ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein wird helfen - wenn auch nur ein kleines bißchen", erwiderte ich dann und hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich ein Stück zu ihm nach vorn gebeugt hatte. Schnell korrigierte ich meine Haltung wieder und sah Branson von hinten an. Noch nie hatte ich so mit jemandem geredet - schon gar nicht mit einem Angestellten von uns. Ich konnte nicht anders als Bransons Mut zu bewundern. Wenn er so vor Papa oder gar Granny reden würde, dann wäre er wohlmöglich schon bald seine Arbeit wieder los. Aber ich schätzte ihn als so intelligent ein, genau das nicht zu tun. Kurz lächelte ich, bevor ich nach draußen in die Nacht sah. Seine Worten hatten mich zum Nachdenken gebracht, sodass ich den Rest der Fahrt schwieg. Es war spät, als ich zurück nach Downton kam. Ich bedankte mich bei Branson und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor mir Carson die Tür öffnete und ich hoch in mein Zimmer ging. So langweilig das Treffen auch gewesen war - so spannend war die Fahrt mit Branson gewesen.

Jimmy
Heute schien ein Abend zu sein, an dem alle recht früh zu Bett gingen - und wir Diener dementsprechend früher Feierabend hatten. Während Thomas und ich noch die letzten leeren Gläser in die Küche brachten, wollte Carson oben auf Lady Sybil warten, die als einzige noch fehlte. Henry Redvers war unterdessen recht schnell abgefahren. "Noch Lust auf eine Runde Karten?", fragte ich Thomas deshalb grinsend, als wir uns mit einem von Daisy zubereiteten Kakao ins Dienstbotenzimmer setzten. Es musste schließlich ausgenutzt werden, dass Carson im Moment oben beschäftigt war und es noch nicht so spät war, dass alle todmüde ins Bett fielen. Außerdem war es dieser Abend und vor allem dieses Dinner es mehr als wert, ausführlicher darüber zu reden. Man erlebte es nicht schließlich alle Tage, dass am großen Dinnertisch gestritten wurde - Carson wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, als Lizzy Mary so angegriffen hatte. Ich dagegen hatte damit zu kämpfen gehabt, ein ernstes Gesicht zu machen und nicht zu grinsen. Während ich die Karten austeilte, holte Thomas seine Zigaretten heraus. "Zum Glück war die alte Lady Grantham heute Abend nicht anwesend, nicht wahr?", meinte ich grinsend.

nach oben springen

#1330

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 20:38
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Sie fasste es tatsächlich nicht als Kritik auf. Lady Sybil stimmte mir sogar zu. Ich lächelte leicht. "Das ist auch die richtige Einstellung, mylady. Wenn Ihr zuhause bleibt, hat tatsächlich niemand etwas davon. Ihr nicht und die Bedürftigen erst recht nicht." Amüsiert beobachtete ich aus dem Augenwinkel – die Straße durfte ich ja nicht ihretwegen aus den Augen lassen – wie sie sich kurz etwas zu mir vorbeugte, sich aber schnell wieder zurückzog, als ihr anscheinend klar wurde, was sie da tat. Es schien ihr nichts auszumachen, dass ich regelrecht belehrend mit ihr sprach. Viel eher machte Lady Sybil den Eindruck, als würde sie nicht oft über solche Themen sprechen. Bis ich sie wieder in Downton abgesetzt, ihr beim Aussteigen geholfen und eine gute Nacht gewünscht hatte, schwiegen wir. Aber es war kein unangenehmes Schweigen und schon gar kein gewöhnliches Schweigen zwischen einem Chauffeur und der Tochter eines Earls. Eher, als dachten wir beide über die Worte des jeweils anderen nach. Als ich spätabends endlich zurück in meinem Cottage war, war ich mehr als gespannt auf Lady Mary und Lady Edith, nachdem ich von ihrer kleinen Schwester so mehr als positiv überrascht worden war. Ich lächelte immer noch vor mich hin, als ich schließlich todmüde ins Bett fiel.

Thomas
Dieses Dinner war eines der wenigen wirklich Interessanten, die ich während meiner Laufbahn als Diener mitbekommen hatte, gewesen. Natürlich war es nie gänzlich uninteressant, den Gesprächen der Familie zuzuhören, aber wenn gestritten wurde, waren wir Diener insgeheim immer aufmerksamer als sonst. Vor allem, wenn es ein so unsachlicher Streit war wie der zwischen Lady Mary und Miss Allen vorhin. Wir waren früher als sonst mit dem Geschirr fertig und Jimmy schlug noch eine Runde Karten vor, was ich ihm natürlich nicht abschlug – durch Miss Allens Anwesenheit ging er meistens früh ins Bett und wir hatten nur wenig Gelegenheit, miteinander zu plaudern. Denn tagsüber während der Arbeit lauerte Carson gefühlt hinter jeder Ecke. Ich ließ mich, meinen Kakao in der Hand, auf einen Stuhl Jimmy gegenüber fallen. "Ich frage mich, ob sie einen Herzinfarkt bekommen oder Miss Allen beleidigt hätte", grinste ich zurück und reichte ihm eine Zigarette, als er mit dem Austeilen der Karten fertig war.

nach oben springen

#1331

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 20:46
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Dankbar nahm ich eine Zigarette und zündete sie mir gleich an. "Vermutlich beides gleichzeitig", gab ich grinsend zurück. Mit der alten Lady Grantham war schließlich nicht zu spaßen - und ihre Enkelin hätte sie in jedem Fall verteidigt. Vielleicht sollte ich Lizzy gleich noch raten, sich hier keine Feinde zu machen. Auch wenn ich nichts dagegen hatte, noch mehr so lebhafte Dinners zu erleben wie heute. Ich hatte zwar nicht jedes Wort hören können, nachdem Lady Mary und sie von Lady Grantham ermahnt worden waren - aber dass der Streit noch nicht vorbei war, war offensichtlich. "Was hälst du von dem neuen Chauffeur?", fragte ich Thomas dann, während wir unsere erste Runde spielten und ich glaubte, zu gewinnen. Ich hatte Mr Branson jedenfalls als sehr nett empfunden - auch wenn wir natürlich kein Wort außer 'Halllo' miteinander wechseln konnten.

nach oben springen

#1332

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 20:53
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Ich grinste bei der Vorstellung, wie die alte Lady Grantham sich Miss Allen vorknöpfte. Nach wie vor hatte ich eine Abneigung gegen sie, die ich nicht ausschalten konnte – auch, wenn es nicht an ihr lag, dass Jimmy nicht dasselbe für mich empfand wie ich für ihn. Es war vermutlich nur natürlich, dass ich sie nicht leiden konnte. "Mir erscheint er ganz nett, jedenfalls besser als der alte Taylor", sagte ich, als er mich nach Tom Branson, dem neuen Chauffeur fragte. Dennoch fand ich irgendetwas an Bransons Art merkwürdig, ich konnte nur nicht benennen, was es war. Jimmy gewann die erste Runde, was ich aber nicht auf mir sitzen lassen wollte. Ich mischte die Karten neu, teilte sie für die zweite Runde aus und zündete mir eine neue Zigarette an.

nach oben springen

#1333

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 21:03
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Ich gewann tatsächlich und sagte natürlich auch zu einer Revanche nicht nein. Seitdem Thomas und ich wieder Freunde waren, hatten wir abends noch öfter zusammengesessen. Ich hatte es nicht bemerkt, wie sehr mir das gefehlt hatte - den Tag so ausklingen zu lassen und über das reden zu können, was vorgefallen war. Und natürlich auch über mehr, schließlich waren wir nicht wie Carson, der es nicht gern hören konnte, wenn man über andere Themen als über die Crawleys redete. "Im Gegensatz zu Taylor würde wohl jeder Kandidat besser aussehen", sagte ich und sah in meine Karten. Ich hoffte, bald noch mehr mit Mr Branson reden zu können, denn schließlich kam es hier nicht oft vor, dass neue Angestellte kamen. Außerdem hieß das, dass ich nicht mehr der 'Neue' hier war. Die nächste Runde gewann Thomas und ich holte uns noch eine Tasse Kakao - Mrs. Patmore schien heute in guter Stimmung zu sein und das würde ich natürlich ausnutzen.

nach oben springen

#1334

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 21:09
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
"In dieser Hinsicht wäre wohl nur Carson noch schlechter für den Job geeignet", grinste ich und legte meine letzte Karte ab, womit ich dieses Mal gewonnen hatte. Während Jimmy es wundersamerweise schaffte, noch eine Runde Kakao für uns zu bekommen, teilte ich die Karten für eine dritte Runde Karten aus, die wieder Jimmy gewann. Danach waren wir beide angenehm müde und bis oben voll mit Mrs. Patmores zugegebenermaßen köstlichem Kakao. Ich räumte die Karten zusammen und streckte mich ausgiebig. Wir saßen noch einige Minuten da, rauchten eine letzte Zigarette und lästerten über Carson, ehe wir schließlich nach oben gingen.

nach oben springen

#1335

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.11.2017 21:20
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Ich wünschte Thomas eine gute Nacht und er antwortete mit einem wissenden Grinsen. Ein wenig wartete ich noch in meinem Zimmer, damit ich nicht auf Anna stieß, die noch nach Lady Sybil sehen würde. Dennoch war es für unsere Verhältnisse recht früh, als ich in Lizzys Zimmer kam. Sie hatte die Zeit anscheinend auch genutzt und ein Bad genommen, sodass ihre Haarspitzen noch feucht waren. Grinsend sah ich sie an, wie sie ihr Buch weglegte. "Und ich hatte schon Angst, dass du längst eingeschlafen wärst. So früh wie du heute aus dem Salon gegangen bist", ärgerte ich sie und kletterte zu ihr unter die Bettdecke, wo es himmlisch weich war. Meine nackten Füße waren jedenfalls durch den Weg von meinem Zimmer hierher doch ein wenig kalt geworden, schließlich war es noch nicht Sommer. Ich sah sie an und versuchte ihre Stimmung einzuschätzen - schließlich hatte sie einen handfesten Streit mit Lady Mary gehabt.

nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 1 Gast sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Mü~
Forum Statistiken
Das Forum hat 7 Themen und 3310 Beiträge.

Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen