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Jimmy
Ich grinste über seine Bemerkung zu Lady Mary. Anscheinend teilte er nicht Mr Carsons Vorliebe für die älteste Tochter des Hauses. Bei der Frage nach meinem Liebling in der Familie geriet ich kurz ins Stocken. "Nicht wirklich. Ich meine, natürlich ist es einfacher für jemanden wie Lady Sybil zu arbeiten. Aber ansonsten kann ich mich auch über die anderen Familienmitglieder nicht beschweren", antwortete ich ihm und grinste kurz über die Frage. Mr Branson war anscheinend sehr direkt. Meine besondere Vorliebe für Lizzy konnte ich geschickt außer Acht lassen, denn genau genommen gehörte sie ja nicht zur Familie und ich hatte nicht die Absicht, Mr Branson mit seiner guten Beobachtungsgabe auf dieses kleine Detail hinzuweisen. Mittlerweile war ich auch mit dem Polieren der letzten Gabel fertig und lehnte mich entspannt auf dem Stuhl zurück. Als hätte er es geahnt, schaute Mr Carson ins Dienstbotenzimmer. "James, sind Sie fertig? Wenn ja sehe ich keinen Grund, hier in einer so unangemessenen Haltung am Tisch zu sitzen, während alle anderen zu tun haben und auch auf Sie noch Arbeit wartet", sagte er und verschwand wieder, um mich mit der nächsten Arbeit quälen zu können. Mit einem Grinsen packte ich die Politur weg und stand auf. "Es war nett mit Ihnen zu reden, Mr Branson", sagte ich noch zu ihm, bevor ich ihm einen guten Tag wünschte und mit dem ganzen Silber in Richtung von Mr Carsons Silberschrank verschwand.

Tom
Es war allerdings einfacher, für jemanden wie Lady Sybil zu arbeiten. Es war sogar interessant, für jemanden wie sie zu arbeiten, aber das konnte ich natürlich nicht laut aussprechen. Ich grinste ebenfalls. Jimmy war mittlerweile mit dem Polieren fertig, doch kaum hatte er sich eine Minute zurückgelehnt, kam Mr. Carson ins Dienstbotenzimmer gerauscht und wies ihn zurecht. Ich warf ihm einen bedauernden Blick zu, als er schließlich aufstand. Im Gegensatz zu ihm hatte ich es wirklich leicht – ich konnte der Tätigkeit nachgehen, die ich liebte, nämlich Autos zu fahren und sie gegebenenfalls zu reparieren. "Das finde ich auch, Jimmy", grinste ich, wünschte ihm ebenfalls einen schönen Tag und warf erneut einen Blick auf die Uhr. Ich hatte noch eine Viertelstunde, bis Lady Edith das Auto brauchte, und nahm meine Zeitung wieder zur Hand.

Sir Richard
Selten hatte ich so unruhig in meiner Bibliothek gesessen und immer wieder aus dem Fenster gesehen. Aber wie oft hatte ich in letzter Zeit auch Damenbesuch erwartet? Lady Edith würde zum Tee kommen und ich freute mich viel zu sehr darauf. Immer wieder wanderte mein Blick zur großen Standuhr hinüber, aber die Minuten vergingen nur quälend langsam. Aber dann hörte ich auf einmal ein Auto die Einfahrt hochkommen und klappte mein Buch zu. Gespannt sah ich aus dem Fenster, ob Lady Edith selbst fahren würde - und ob sie begleitet war. Weder das eine noch das andere traf zu. Ihr Chauffeur hielt ihr die Tür auf und ich machte mich schnell auf in den Eingangsbereich, um sie willkommen zu heißen. "Lady Edith, wie schön sie zu sehen", sagte ich breit lächelnd, als mein Butler ihr den Mantel abnahm. Ihr breites Lächeln, mit dem sie meines erwiderte, ließ mich ganz warm werden. "Willkommen in Loxley House" Ich führte sie gleich in die Bibliothek, die das Dienstmädchen heute morgen extra noch gründlich geputzt hatte. "Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt? Ich hatte mich schon gefragt, ob sie selber fahren würden"

Edith
Seit dem Lunch hatte ich wie auf heißen Kohlen gesessen, denn ich war bei Sir Richard zum Tee eingeladen und konnte es kaum erwarten zu sehen, wie er lebte. Bevor ich mich auf den Weg machte, half Charlotte mir noch beim Umziehen – ich hatte mich für ein Kleid mit schmalen Trägern aus einem glänzenden, braun-rosa Stoff entschieden, das hoffentlich nicht zu gewagt war – und machte mir, wie so oft in letzter Zeit, dieselbe Frisur, die Sir Richard vor wenigen Wochen so gut gefallen hat. Unser neuer Chauffeur, Branson, fuhr mich und ich war recht gespannt auf ihn, weil Sybil kürzlich beim Dinner erwähnt hatte, wie nett sie ihn fand. Doch nachdem er mich vor Loxley House abgesetzt hatte, konnte ich noch immer nicht nachvollziehen, was sie gemeint hatte. Für mich war er ein Chauffeur wie jeder andere. Ich stieg aus und blickte an dem Haus hoch – es war natürlich keineswegs mit Downton Abbey vergleichbar, aber dennoch sehr schön mit seiner viktorianischen Fassade. Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier zu leben. Im Empfangsbereich, den ich auch bereits möglichst unauffällig inspizierte, begrüße mich Sir Richard sofort. Ich erwiderte sein Lächeln und folgte ihm in die Bibliothek. Ich könnte mich daran gewöhnen, hier willkommen geheißen zu werden. Oder auch daran, selbst Gäste willkommen zu heißen. "Ja, wir haben einen neuen Chauffeur, aber er hatte zum Glück keine Schwierigkeiten mit dem Weg", lächelte ich. "Ich fürchte, meine Eltern würden sich zu Tode ängstigen, wäre ich selbst gefahren", fügte ich lachend hinzu, erwähnte aber nicht, dass sie nicht sonderlich begeistert über meinen Besuch hier waren. Was ich nicht verstand, denn Mary traf doch auch ständig Männer. Warum sollte ich nicht einmal Glück haben?

Sir Richard
Ich lachte sofort mit ihr - bevor Lady Edith hatte ich das nur selten getan. Allgemein war ich in letzter Zeit deutlich besser gelaunt. Und ich konnte mir nur zu gut den Grund dafür vorstellen. "Ja, ich habe vom neuen Chauffeur der Crawleys gehört. Ein Ire hier in Yorkshire ist natürlich nichts Alltägliches", antwortete ich ihr. "Oh, ihre Eltern haben doch keinen Grund dazu, sich zu ängstigen. Sie fahren sehr sicher, Lady Edith - ich jedenfalls fürchte mich nie, wenn sie fahren. Im Gegenteil. Sie sehen heute wieder sehr hübsch aus" Mit dem Komplimenten konnte ich mich manchmal wirklich nicht zurückhalten, aber erfinden musste ich nie etwas. Ich folgte Lady Ediths Blick durch meine Bibliothek. "Loxley ist keinesfalls Downton, aber ein sehr angenehmes Zuhause. Sie waren noch nie hier, nicht wahr? Ich weiß, dass Ihre Mutter einmal beim Dinner meiner verstorbenen Frau war..." Ich hielt inne, denn sicherlich wollte sie nichts von meiner toten Frau hören. Stattdessen lächelte ich ausweichend und klingelte nach dem Butler, damit der Tee serviert werden könnte. Es war wirklich schön, Gesellschaft zum Tee zu haben. Ansonsten war das immer nur mein Buch gewesen.

Edith
Natürlich gefiel mir, wie Sir Richard mich mit Komplimenten überschüttete. In meinem ganzen Leben hatte ich nicht so viele Komplimente bekommen wie allein in den letzten vier Wochen, ich hatte einiges aufzuholen. "Ich fürchte, wie ich Auto fahre, interessiert meine Familie recht wenig", entgegnete ich und lachte etwas resigniert. "Schließlich ist das kein Talent, was man an einer Frau wie mir schätzt." Aber ich wollte die Stimmung nicht drücken, indem ich von meiner Familie sprach, und wechselte schnell das Thema. "Sie haben allerdings eine recht beeindruckende Bibliothek", sagte ich und ließ lächelnd meinen Blick durch den Raum wandern. Als er seine verstorbene Frau erwähnte, verschwand mein Lächeln allerdings und ich sah wieder Sir Richard an. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es sein musste, jemanden zu verlieren, den man so sehr liebte und bei Sir Richard, der mir so ans Herz gewachsen war, tat es mir erst recht leid. Hoffentlich glaubte er nicht, ich würde sie ersetzen wollen – aber natürlich wünschte ich mir dennoch, die neue Frau an seiner Seite zu werden. "Wie war sie?", fragte ich leise, als der Butler den Raum wieder verlassen hatte. Er wusste sicher, von wem ich sprach.

Sir Richard
Ich freute mich, dass ihr meine Bibliothek anscheinend gefiel. Natürlich hatte ich längst nicht so viele Bücher wie auf Downton, aber es fand sich genug Abwechslung, um ein ganzes Jahr lang lesen zu können. Ich hatte viele Bücher hinzugekauft und meine Sammlung somit immer Stück für Stück vergrößert. Wir schwiegen und lächelten uns an, als der Butler zuerst Lady Edith und dann mir Tee servierte. Ich hatte damit gerechnet, dass Lady Edith das Thema um meine verstorbene Frau fallen lassen würde - wie sonst jeder auch, denn natürlich war es unangenehm über einen Toten zu sprechen. Umso überraschter war ich, als Lady Edith doch nach ihr fragte. Und das mit ehrlichem Interesse und Mitgefühl. "Wollen Sie das wirklich wissen?", fragte ich dennoch, denn eigentlich war ich das Gegenteil gewohnt. Als sie dies dennoch bejahte, lächelte ich traurig. "Sie war eine großartige Frau. Wir hatten so viel Spaß", sagte ich und wandte dann meinen Blick wieder vom Fenster zu Lady Edith. "Sie hat sich nie zu ernst genommen und konnte aus jeder Katastrophe eine positive Seite abgewinnen" Wie lange hatte ich nicht mehr über sie geredet? Ich trank einen Schluck Tee und nahm mir einen Keks. "Aber man kann die Vergangenheit leider nicht ändern, nicht wahr? Also, lassen wir uns über etwas anderes reden. Was gibt es Neues von Downton?"

Edith
Schweigend sahen wir dem Butler zu, wie er uns den Tee servierte. Ich nahm sofort einen Schluck, um irgendetwas mit meinen Händen machen zu können und verbrannte mir natürlich sofort den Mund. Sir Richard schien überrascht, dass ich seine ehemalige Frau ansprach, aber für mich war es selbstverständlich, denn ich wollte so viel wie möglich über ihn wissen und sie war ein sehr großer Teil seines Lebens gewesen. "Natürlich", sagte ich daher ernst und hörte ihm lächelnd zu, als er von ihr erzählte. Insgeheim beschloss ich, mir ab jetzt selbst Mühe zu geben, jeder Katastrophe eine positive Seite abzugewinnen. Nachdenklich knabberte ich ebenfalls an einem Keks. Jetzt fiel mir erst recht nichts mehr ein, was es über Downton zu sagen gäbe. "Außer dem neuen Chauffeur und dem Drama um die Allens, nicht viel. Aber eigentlich reicht das auch", lächelte ich.

Sir Richard
Es war jedenfalls mehr als hier auf Loxley passierte. Aber dann wohnte ich auch allein und hatte außer den Bauernhöfen auf meinem Anwesen nicht wirklich viel zu tun. Ein neuer Chauffeur und eine Familie vor dem Bankrott kamen mir daher vor wie große Ereignisse, die mein Leben erschüttern würden. "Es ist auf jeden Fall mehr los als hier, das muss ich leider sagen", meinte ich und lachte kurz, damit es nicht zu traurig klang. "Also steht kein großes Dinner oder anderes Ereignis an?", fragte ich dann weiter, denn über meinen Alltag hier gab es nicht viel zu erzählen und so hörte ich lieber, was auf Downton Abbey los war. Womit Lady Edith ihren Alltag verbrachte, über den ich genau genommen recht wenig wusste. Eigentlich nur, dass sie ab und an Klavier spielte und zu ihrer Schwester Mary ein nicht gerade gutes Verhältnis hatte. "Wenn Sie möchten, können wir gleich noch einen kurzen Spaziergang machen. Aber ich möchte Sie nicht zu lange aufhalten, schließlich müssen Sie sicher vor dem Gong zurück sein, nicht wahr?", bot ich dann an, denn die Sonne schien und so konnte ich ihr etwas von meinem Anwesen zeigen.

Edith
"Dann wird es Zeit, dass hier wieder mehr los ist", sagte ich lächelnd. Es war natürlich recht offensichtlich, was ich gemeint hatte, aber in den letzten Wochen hatte ich es nie bereut, etwas direkter zu Sir Richard zu sein. "Wenn ich es mir recht überlege, hat Miss Allen übermorgen Geburtstag und es gibt natürlich ein großes Dinner", fiel mir dann wieder ein. Ich hatte ihren Geburtstag über Sir Richards Anwesenheit glatt vergessen. "Warum kommen sie nicht auch? Lizzy hätte sicher nichts dagegen", fragte ich einfach. Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, wie Lizzy es finden würde, sollte er zu ihrem Geburtstagsessen kommen, aber die Gelegenheit war zu gut. Sein Angebot, einen Spaziergang zu machen, musste ich aber leider tatsächlich ablehnen. Ich musste mein Glück ja auch nicht überstrapazieren. "Ich fürchte, dann wäre ich wirklich zu spät zurück. Aber kommen Sie doch am Mittwoch, dann finden wir vielleicht eine Gelegenheit." Ich lächelte ihn breit an, als ich aufstand und wir zusammen in den Eingangsbereich zurückgingen, wo der Butler mir in meinen Mantel half. "Es war wieder ein wunderbarer Nachmittag", lächelte ich, als wir uns schließlich gegenüberstanden.

Sir Richard
Es war wirklich eine schöne Vorstellung, wenn wieder mehr Leben zurück nach Loxley kommen würde. Ich sah Lady Edith in die Auge und stellte erstaunt fest, dass sie es wirklich so meinte. "Zu einem Geburtstags-Dinner? Sicher wird doch nur die Familie anwesend sein. Aber wenn sie wirklich darauf bestehen, dann komme ich gern. Sehr gern sogar, Lady Edith", antwortete ich, denn tatsächlich bestand Lady Edith darauf, dass ich die Einladung annahm und Miss Allen sicherlich erfreut über meinen Besuch wäre. Tatsächlich war es wunderschön, sie so schnell wiedersehen zu können. Dennoch überschritten wir damit eine Grenze, denn zu einem privaten Geburtstags-Dinner wurden normalerweise keine Gäste eingeladen wie ich, die nichts mit der Person zu tun hatten, deren Geburtstag es war. Aber wie konnte ich mich schon gegen Lady Edith wehren? Lächelnd begleitete ich sie zurück zur Eingangstür. "Ein Spaziergang wäre wirklich sehr schön, aber ich möchte mich nicht unnötig in eine Familienangelegenheit drängen und schon früher kommen", beharrte ich jetzt doch darauf, denn sicher würde Miss Allens Geburtstag auch während des Tees gefeiert werden. Meine Anwesenheit beim Dinner war da schon vollkommen ausreichend. "Das fand ich auch, Lady Edith. Es würde mich freuen, Sie einmal wieder hier begrüßen zu dürfen" Lächelnd sah ich ihr in die Augen.

Edith
Ich jubelte innerlich, als Sir Richard für Lizzys Dinner zusagte, auch, wenn er für einen Spaziergang nicht früher kommen wollte. "Damit bin ich vorerst zufrieden, wir finden sicherlich noch eine Gelegenheit, spazieren zu gehen", lächelte ich. Ohne zu zögern gab ich ihm wieder einen Kuss auf die Wange, denn warum sollte ich zurückhaltender sein als vor wenigen Wochen? "Dann bis Mittwoch", lächelte ich glücklich, ehe ich schweren Herzens nach draußen ging und ins Auto einstieg. Branson musste sich fragen, warum ich die ganze Zeit über vor mich hin lächelte, aber ich konnte gar nicht anders. Vermutlich freue ich mich mehr auf Lizzys Geburtstag als sie selbst. Ich schaffte es tatsächlich noch rechtzeitig zum Gong. Auch Charlotte entging beim Umziehen mein Strahlen nicht, und sie fragte mich leicht grinsend, ob mein Besuch schön gewesen sei – genau wie Sybil und Lizzy später. Glücklich wie nie konnte ich jede dieser Fragen mit ja beantworten.
[...]
Lizzy
Vermutlich würde ich nie aufhören, mich auf meinen Geburtstag zu freuen. Es war egal, dass ich längst erwachsen war, dass meine Eltern pleite gegangen und ich zu einem anderen Leben verdammt war – ich hatte Geburtstag und freute mich darauf. Schon am Abend vorher fühlte ich mich wieder wie ein kleines Kind, das sich abends aus seinem Zimmer schleicht, um zu sehen, wie die Eltern oder Angestellten das Haus dekorieren. Heute blieb ich allerdings in meinem Zimmer, schließlich wartete ich auf Jimmy. Ich hatte das Licht angelassen, um nicht einzuschlafen, las aber nicht wie sonst, sondern lag nur da und freute mich über das Geburtstagsgefühl, das nur durch die Tatsache getrübt wurde, dass ich in einer Viertelstunde bereits 24 und immer noch nicht verheiratet oder wenigstens verlobt war.

Jimmy
An diesem Abend hoffte ich besonders, dass alle vor Mitternacht ins Bett gehen würden. Schließlich war morgen Lizzys Geburtstag und ich wollte ihr ein kleines Geschenk machen, mit dem sie sicher nicht rechnen würde. Meine Bitten wurden erhört, denn bereits gegen halb 11 wünschten sich alle eine gute Nacht und sahen Lizzy dabei mit einem besonders breiten Lächeln an - Lady Mary natürlich ausgeschlossen. Thomas schien zu wissen, dass ich heute Abend auf heißen Kohlen saß, denn anders als sonst tranken wir keine letzte Tasse Tee zusammen, rauchten dabei und spielten Karten. Ich ging früh ins Bett und musste auch jetzt hoffen, dass alle Dienstboten früh in ihre Zimmer gehen würden. Bereits beim Dinner gestern hatte ich die halbleere Flasche Champagner, die ich nach unten bringen sollte, geschickt vor Mr Carsons Adleraugen versteckt und später getarnt auf einem vollen Tablett mit Tischdecke in mein Zimmer gebracht. Jetzt stand sie gut unter meinem Bett außer Sicht von allen neben zwei Sektgläsern, die so weit hinten im Schrank gestanden hatten, dass niemand ihr Fehlen bemerken würde. Morgen früh würden sie schließlich wieder da sein. Um viertel vor 12 hörte ich endlich die letzte Tür, die sich schloss. Ich wartete keine Minute länger und schlich mich mit meinem Geschenk bewaffnet vorsichtiger als jemals zuvor nach unten. Lizzys Tür quietsche in meinen Ohren lauter als alle Nächte davor, was sicherlich eine Täuschung war. Grinsend, mit dem Champagner und den Gläsern hinter meinem Rücken, ging ich auf Lizzy zu, die in ihrem Bett lag und an die Decke starrte. "Guten Abend, Miss", sagte ich gespielt ernst und ging langsam auf sie zu. "Wie fühlen sich die letzten Minuten mit 23 Jahren an?", ärgerte ich sie grinsend und blieb noch immer vor ihr stehen, um sie gleich mit meinem Geschenk zu überraschen.

Lizzy
Jimmy ließ nicht mehr lange auf sich warten, sondern stand schon kurz darauf grinsend wie immer in meinem Zimmer. Ich musste sofort ebenfalls grinsen, denn zweifellos würde es interessant werden, Mitternacht mit ihm zu verbringen. "Ich versuche, sie zu genießen, morgen früh habe ich bestimmt graue Haare", antwortete ich und lachte – leise allerdings, denn um diese Uhrzeit konnte ich mir nicht sicher sein, dass wirklich schon jeder schlief. Wie immer schob ich meine Bettdecke zurück, damit er sich zu mir legen konnte, heute allerdings förderte er tatsächlich erst noch vielsagend grinsend eine Flasche Champagner und zwei Gläser zutage, die er auf meinem Nachttisch abstellte. Ich lachte wieder und schüttelte den Kopf. "Du bist ja noch verrückter, als ich dachte! Carson wird dich umbringen!" Den Kuss, den ich ihm sofort gab, hatte er sich für so viel Wagemut mehr als verdient. Meine trüben Gedanken ans Heiraten waren sofort wie weggeblasen.

Jimmy
"Dann solltest du dich darauf einstellen, dass ich morgen schreiend aufwache, wenn ich mich mit einer grauhaarigen alten Frau in einem Bett befinde", meinte ich weiter leichthin. Lizzy war glücklicherweise eine Frau, mit der man wunderbar spaßen konnte und die es einem nicht übel nahm. Ihr Geschenk freute sie noch viel mehr als ich es mir vorgestellt hatte, schließlich trank sie ja beinahe jeden Abend Champagner oder andere Köstlichkeiten aus dem Keller von Lord Grantham. Ich allein hätte mir niemals eine Flasche dieser Qualität leisten können und wahrscheinlich waren auch die beiden Sektgläser mehr Wert als meine Arbeit für einen Monat. Grinsend stellte ich die Gläser auf ihren Nachttisch. "Er wird mich nicht umbringen, wenn er nicht davon erfährt. Er hat kein bißchen bemerkt, dass in der Flasche noch etwas ist und die Gläser sind morgen früh wieder in ihrem Schrank - als wäre nichts geschehen", antwortete ich ihr grinsend und erwiderte ihren Kuss nur zu gern, für den ich mir die ganze Arbeit gemacht hatte. Ein Dieb war ich aber eigentlich nicht, Lizzys Geschenk war schließlich nur geliehen. Nur zu gern schlüpfte ich unter ihre Bettdecke. Ein paar Minuten waren noch bis Mitternacht. Also küsste ich sie gleich weiter und behielt ein Auge auf ihren Wecker. Mein Glas Champagner würde ich mir jedenfalls nicht entgehen lassen. "Herzlichen Glückwunsch", flüsterte ich ihr dann ins Ohr, als beide Zeiger auf der 12 standen. Ich küsste sie auf die Wange und schüttete uns dann beiden ein Glas ein, dass ich ihr im Bett reichte. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Champagner in einem solchen Bett trinken würde", meinte ich nachdenklich und nahm gleich einen Schluck. Wie hatte ich einmal zu Lizzy gesagt? I want to see the world, meet beautiful women, drink Champagne. Im Moment hatte ich davon sogar zwei Dinge erreicht.

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