#1561

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 14.01.2018 13:40
von Rikki • 1.675 Beiträge

Mary
Das ganze Haus war in Aufregung. Dabei war es noch nicht einmal ein großer Tag für die Familie Crawley – eher im Gegenteil. Dennoch war sehr viel los, draußen warteten bereits die Autos, um uns später nach Campbelton zu bringen. Hausmädchen liefen mit Kleidern, Schmuck und Mänteln über den Flur und Mrs Allen und Elizabeth hatte ich heute noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Schließlich musste sie sich auch ihr Brautkleid anziehen. Ich hingegen war schon umgezogen und las im Salon meine Vogue, während ich auf die anderen wartete. So gern ich auch zuhause geblieben wäre, Mama und hatten nichts davon hören wollen – die Freundschaft zur Familie Redvers hielt, auch wenn Herny eine Allen ausgesucht hatte. Um es ihm nicht zu leicht zu machen, hatte ich mich für ein besonderes Kleid mit passendem Mantel entschieden. Es war zartblau mit weißer Spitze und dazu passendem Hut und ließ meine Haut wie Porzellan wirken. Ein letztes Mal konnte er ruhig sehen, was ihm entgangen war, indem er sich für Elizabeth entschieden hatte.
Nach und nach kamen Mama, Papa, Sybil und Edith auch nach unten. Vor allem Sybil wirkte entgegen ihrer ansonsten immer guten Laune recht missmutig und spielte unnatürlich oft mit ihrer Halskette herum, als wäre sie nervös. Mama versuchte unsere Stimmung wegzulächeln. Während Mr Allen zurückblieb, um gemeinsame mit seiner Tochter zu fahren, stiegen wir schon in die Autos ein, wofür ich dankbar war. Ich hatte keine Lust, Elizabeths Kleid bewundern zu müssen, während sie die große Treppe herunterkam. Auch wenn ich Henry als potentiellen Ehemann schon lange abgeschrieben hatte, kam mir immer wieder in den Kopf, dass ich diejenige sein sollte, die im weißen Kleid nach unten kam und nicht Elizabeth.
Die Fahrt nach Durham dauerte ein wenig und niemand schien so recht in Stimmung für ein Gespräch zu sein, nicht einmal Sybil. Wir hielten vor einer kleinen, aber hübschen Kirche und ich ging gleich zu unseren Plätzen im vorderen Bereich der Kirche. Henry stand schon vorn zusammen mit seinem Trauzeugen und unterhielt sich mit seinen Eltern. Schnell wandte ich meinen Blick ab und erkannte Edward, der ein wenig weiter hinten saß. Ich lächelte ihn an, wir würden uns später noch unterhalten können, wenn das jungvermählte Paar gefeiert werden würde.
Nur, dass es nie so weit kam. Nachdem Elizabeth an der Hand ihres Vaters in die Kirche kam und dabei eher so aussah, als würde sie zur Schlachtbank geführt werden und einer kurzen Einleitung des Pfarrers, war es Zeit für das Eheversprechen. Henry lächelte bei seinem „I do“ so breit, als würde er die ganze Welt umarmen wollen. Ich senkte kurz den Blick und wartete auf Elizabeths Zustimmung, die sie zur späteren Lady Redvers machen würde. Stattdessen schallte ihr lautes „Nein“ durch die ganze Kirche und ich hob wieder den Kopf. Aber ich hatte mich nicht verhört. Sie widersprach ihrer Mutter und rannte aus der Kirche. Eine Sekunde lang regte sich niemand, bevor Henry den Mittelgang entlanglief und Elizabeth folgte. Alle redeten durcheinander und reckten die Köpfe, um zum Eingang sehen zu können. Henry kam zurück, seinen Zylinder in der Hand. Er schüttelte nur den Kopf und redete mit seinen Eltern, die zu ihm gekommen waren. Elizabeth hatte ihn wirklich am Altar stehen lassen. Während alle anderen geschockt waren, presste Sybil angestrengt ihre Lippen aufeinander – sie verkniff sich ein Lächeln. Nach und nach verließen dann alle die Kirche. Was sollten wir auch sonst tun? Die Braut war fort, geflüchtet. Mama tröstete zusammen mit Mr Allen Mrs Allen und Papa ging in Richtung von Lord Redvers. „Wer hätte das gedacht“, sprach ich dann Edward dann, der am Rand der Menschenmenge stand und zog kurz meine Augenbrauen mit einem Lächeln hoch. "Wahrscheinlich ist es das beste für beide, auch wenn Henry jetzt vermutlich noch anders denkt"

Henry
Ich hatte mich noch nie auf einen Tag gefreut wie den heutigen. Ich würde heiraten und ab morgen eine Frau an meiner Seite haben. Gab es ein großartigeres Gefühl? Ich wachte schon auf, als es noch stockdunkel war und konnte nicht mehr einschlafen. Als es dann endlich spät genug für das Frühstück war, bekam ich kaum einen Bissen herunter vor Aufregung. Danach zog ich mir meinen neuen Anzug an, den ich aus London hatte kommen lassen und strich mir ein letztes Mal vor dem Spiegel meine Haare aus dem Gesicht. Ich sah wirklich aus wie ein Bräutigam – noch immer konnte ich es nicht glauben, dass ich verlobt war und morgen verheiratet. Es war wie in einem Traum, aus dem ich nicht aufwachen wollte. Da ich es nicht länger aushielt, fuhren wir früh zur Kirche. Es war dieselbe, in der meine Eltern geheiratet hatten und in der ich getauft worden war. Der perfekte Ort also. Elizabeth hatte zusammen mit Mama eine wirklich schöne Dekoration ausgesucht und schon jetzt kamen die ersten Gäste an. Wie bei unserer Generalprobe vor ein paar Tagen nahm ich schon einmal meinen Platz vorn ein und redete noch etwas mit meinen Onkeln und Tanten. Unruhig wippte ich dabei auf und ab, bis schließlich die Crawleys ankamen – das hieß, dass Elizabeth auch hier war. Das allein machte mich schon nervöser, als ich ohnehin war, gleichzeitig aber auch überglücklich. Sie würde gleich wirklich in einem weißen Kleid zu mir kommen und ‚Ja‘ sagen. Es dauerte noch etwas und dann setzte die Musik ein. Ich drehte mich um, um meine Braut erst zu sehen, wenn sie neben mir stand. Für mich dauerte es ewig, bis Elizabeth endlich neben mir stand. Breit lächelnd sah ich sie an und wurde mir wieder einmal ihrer Schönheit bewusst. Überwältigt nahm ich ihre Hand und hörte den Worten des Bischofs gar nicht mehr zu. Erst beim Eheversprechen kam ich in die wirkliche Welt zurück und sagte laut und deutlich, damit es die ganze Welt hören konnte, „I do“. Ich sah Elizabeth verliebt in die Augen, als es Zeit für ihr Versprechen war. Doch ihr Lächeln, das sie eben noch hatte strahlen lassen, war verschwunden. Spürte sie auch, wie wichtig und groß dieser Moment hier war? Wie er unser Leben für immer prägen würde? Eines Tagen würden wir unseren Enkelkinder davon – „Nein!“ Nein? Hätte ich nicht auf Elizabeths Lippen gesehen, hätte ich nie gemerkt, dass sie es gesagt hatte. Sie sprach von einem Fehler, dass es gerade noch rechtzeitig war und dass sie es nicht konnte… Erst, als sie aus der Kirche stürmte und ich allein vor dem Altar stand, wurde mir langsam bewusst, was da gerade passiert war. Elizabeth rannte weg…vor unserer Hochzeit? Ich würde sie nicht heiraten? Liebte sie mich etwa nicht? Ich erwachte aus meiner Versteinerung und rannte ihr nach. Aber zu spät. Ich konnte gerade noch das Auto der Crawleys auf der Straße erkennen. In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so einsam und verlassen gefühlt. Das alles musste ein großer Fehler sein. Sie hatte einfach nur Angst. Aber das war in Ordnung, das hatte ich ja auch. Zusammen würden wir es schaffen. Sicher würde sie gleich zurückkommen. Aber das Auto bog ab und verschwand aus meinem Sichtfeld. Resigniert kehrte ich in die Kirche zurück, in der nun alle miteinander redeten und sich ratlose Blicke zuwarfen. Ich schüttelte meinen herankommenden Eltern nur den Kopf. Elizabeth war weg… Für immer?!

Sybil
Ich versuchte wirklich, die allgemein heitere und für eine Hochzeit angebrachte Stimmung zu zeigen – aber es ging nicht. Die Hoffnung, dass Lizzy einerseits zu Sinnen kam und die Verlobung löste und dass andererseits unsere Freundschaft wieder aufleben konnte, wurde mit jedem Tag kleiner. Und heute, am Tag der Hochzeit, war davon nichts mehr übrig geblieben. Dementsprechend missmutig ließ ich das Frühstück und die Fahrt zur Kirche über mich ergehen. Ich folgte Mary in die Kirche und blätterte unruhig im Gesangsbuch. Sollte ich mich nach Trauung nicht doch besser entschuldigen, auch wenn ich meine Meinung nicht ändern würde? Zwar würden und ich Lizzy dann nicht wieder so enge Freundinnen werden wie zuvor, aber es wäre wenigstens etwas. Ich würde mir nie verzeihen, sie für immer gehen zu lassen. Musik setzte ein, Lizzy kam herein und nahm ihren Platz neben Henry ein. Henrys Eheversprechen sprach von unendlicher Liebe, er sah Lizzy so tief in die Augen, dass man fast schon wegsehen wollte. Ich ballte meine Fäuste und wartete auf Lizzys ‚Ja‘, als ein ‚Nein‘ kam. Als wahrscheinlich einzige in der Kirche hatte ich den Drang, zu klatschen und verkniff mir gerade noch ein Lächeln. Sie tat es nicht. Sie wurde nicht Mrs Redvers. Sie hörte auf ihr Herz. Und ihre Mutter konnte nichts dagegen tun. Begeistert sah ich zu, wie Lizzy aus der Kirche lief und dann verschwand. Als Henry, der ihr nachgelaufen war, nach einigen Minuten zurückkam und nur traurig den Kopf schüttelte, war ich mir sicher, dass sie es geschafft hatte. Ich hatte mich nicht in ihr getäuscht. Und ich hoffte, dass sie es so schnell wie möglich von hier weg schaffte. In ein freies Leben.


zuletzt bearbeitet 14.01.2018 17:44 | nach oben springen

#1562

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 12:45
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edward
Ich hatte der Hochzeit von Miss Allen und Henry mit Spannung entgegengesehen, aber das sie in einem solchen Desaster enden würde, damit hatte wohl niemand gerechnet. Wie fast alle anderen in der Kirche war ich fassungslos, als Miss Allen herausrannte wie aus einem brennenden Haus. Mein erster Gedanke war, dass sich unsere Befürchtungen bezüglich ihrer Heiratsabsichten bestätigt hatten, aber wenn Miss Allen wirklich hinter Henrys Geld hergewesen wäre, hätte sie die Hochzeit sicherlich auch durchgezogen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass mehr dahintersteckte, aber Miss Allen verschwand, keiner wusste wohin und so würden wir es wahrscheinlich nie erfahren. Mary wirkte ebenso überrascht wie ich, als wir aus der Kirche hinausströmten. Ich war fast zu spät gekommen und hatte daher erst jetzt Gelegenheit, mit ihr zu reden. "Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich davon halten soll", antwortete ich kopfschüttelnd und schaute zu Henry, der gerade mit seinen Eltern sprach und recht verzweifelt wirkte. "Aber fest steht, dass Miss Allen ihn nicht wirklich geliebt haben kann, also wird es wohl tatsächlich das Beste sein. Es ist nur so schade für Henry, er war so unfassbar glücklich", fügte ich seufzend hinzu.

Tom
Ich konnte mir keinen Reim machen auf Miss Allens Verhalten. Ich tat nur, was ich als Angestellter des Hauses tun musste und brachte sie, wohin sie wollte. Natürlich kam es mir hart vor, vor dem Altar stehen gelassen zu werden, aber Henry Redvers mit seinen Unmengen an Geld würde sicherlich keine Probleme haben, eine andere Frau zu finden. Miss Allen hingegen hatte am Bahnhof so unfassbar erleichtert gewirkt, dass ich zu gerne gewusst hätte, was wirklich vorgefallen war. Eine Hochzeit aus Liebe schien es jedenfalls nicht gewesen zu sein. Vielleicht würde ich von Jimmy oder sogar Lady Sybil näheres dazu erfahren, aber zumindest Letztere konnte ich natürlich nicht geradeaus danach fragen. Auch, wenn unsere Gespräche über Politik bereits Routine geworden waren, denn hier ging es schließlich um das Privatleben ihrer Freundin. So schnell ich konnte fuhr ich nach Durham zurück, denn die Familie brauchte natürlich das Auto. Vor der Kirche angekommen standen dort nur noch wenige Menschen herum – ich vermutete, dass die meisten Gäste nach Hause gefahren und die, die auf ein Auto warteten, in einen Pub gegangen waren, während sie warteten. Zum Glück war Lady Sybil nicht unter ihnen, sodass ich ihr gleich Miss Allens Botschaft überbringen konnte. "Mylady", sprach ich sie an. "Ich habe Miss Allen zum Bahnhof gebracht und soll Euch von ihr einen Gruß ausrichten. Sie wünscht Euch von Herzen alles Gute."

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#1563

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 13:25
von Rikki • 1.675 Beiträge

Mary
Ich folgte Edwards Blick zu Henry, der tatsächlich den Tränen nahe war und sich verzweifelt an seinen Zylinder klammerte. Selbst mir tat er leid - er wurde eben hart auf den Boden der Realität zurückgeholt und musste seine rosarote Brille jetzt endgültig ablegen. "Er wird wieder glücklich werden", meinte ich zu Edward und lächelte kurz. "Aber dann hoffentlich mit einer Frau, die ihn genauso liebt wie er sie" Die ersten Gäste verabschiedeten sich bereits und fuhren ab, soweit ihr Auto noch in der Nähe war. Niemand wollte der Familie Redvers in dieser unglücklichen Situation im Weg sein. "Ich habe heute mit vielem gerechnet, aber nicht damit", fügte ich dann noch hinzu und sah Edward wieder an, der in seinem Anzug eine wirklich gute Figur machte.

Sybil
Natürlich tat mir Henry leid, wie er so verloren neben seinen Eltern stand und nicht mehr wusste, was er tun sollte. Aber noch mehr freute ich mich für Lizzy - nur, dass niemand meine Gefühle teilte, sodass ich mich dazu ermahnte, nicht allzu glücklich auszusehen. Also blieb ich neben Edith und sah zu, wie mit der Zeit immer mehr Gäste abreisten oder sich in Richtung des Pubs aufmachten. Nach einer Weile kam auch Mama zu uns und teilte uns mit, dass sie die Allens nach Downton begleiten würde. Da Branson und der Wagen aber nicht auffindbar waren, müssten wir hier warten, bis er zurückkam. Und so waren wir einige der letzten, die an der Kirche standen, bis unser Wagen wieder zurückkam. Neugierig sah ich ihn an, als er so zielstrebig auf mich zukam. Dass er Lizzy weggebracht haben müsste, war mit mittlerweile klar. Aber wohin? Meine Frage wurde gleich beantwortete. Der Bahnhof konnte nur bedeuten, dass sie jetzt schon über alle Berge war. Ich hatte schon Angst gehabt, Lizzy auf Downton vorzufinden - wo ihre Eltern oder Henry sie überreden konnte, sich doch noch umzuentscheiden. Aber dass sie einen Zug genommen hatte, machte das unmöglich. So froh mich das machte - unser Streit war damit noch immer nicht beigelegt. Und jetzt würde ich keine Gelegenheit haben, mich bei ihr zu entschuldigen... Als Branson mir von Lizzy überbrachte, dass sie mir alles gute wünschte und das von Herzen, wurden meine Augen tatsächlich etwas feucht. "Danke, Branson", antwortete ich ihm und lächelte dann. "Welchen Zug hat sie genommen? War sie sehr mitgenommen?"

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#1564

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 13:40
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edward
"Ich hoffe es", antwortete ich, als Mary sagte, Henry würde wieder glücklich werden. Obwohl er wegen seines Titels niemals Probleme haben würde, eine Frau zu finden, war er hoffnungslos romantisch und naiv und ich wünschte ihm wirklich, dass er diese Enttäuschung nur ein Mal durchmachen musste. Das reichte nämlich für den Rest seines Lebens. "Ich weiß nicht, womit ich gerechnet habe, aber damit definitiv auch nicht. Er wird wohl noch eine Weile in aller Munde sein." Ich erwiderte Marys Blick – und tatsächlich wirke selbst sie heute nicht schadenfroh, was mich kurz lächeln ließ. "Ich werde wohl besser mal zu ihm gehen und schauen, ob er sich irgendwie trösten lässt", verkündete ich, lächelte Mary noch einmal zu und ging dann zu Henry. Als seine Eltern mich auf ihn zugehen sahen, wendeten sie sich ab, nicht ohne ihm vorher nochmal die Schulter zu tätscheln. "Henry, es tut mir so leid", sagte ich mit gedämpfter Stimme. "Kann ich irgendetwas tun?"

Tom
Ich wurde immer neugieriger auf die Hintergründe dieser Situation, denn Lady Sybil sah ungefähr genauso erleichtert aus wie Miss Allen – und hatte schließlich auch noch Tränen in den Augen. "Ich weiß nicht, welchen Zug sie genommen hat, aber sie hat... nicht unglücklich gewirkt. Irgendwie erleichtert und aufgeregt", versuchte ich den Zustand zu beschreiben, in dem Miss Allen sich befunden hatte, als ich sie am Bahnhof zurückgelassen hatte. Aufmerksam sah ich Lady Sybil an und lächelte leicht, denn die Tränen ließen das Blau ihrer Augen nur noch blauer wirken. Kurz überlegte ich, ob ich sie jetzt einfach fragen sollte, was vorgefallen war, aber sie schien in einer so emotionalen Stimmung zu sein, dass ich es lieber sein ließ. "Branson", hörte ich da Lady Granthams Stimme hinter mir und drehte mich um. "Wir werden wieder zurückfahren, eine Hochzeit findet hier heute definitiv nicht mehr statt", sagte sie bedauernd und sah dann zu ihrer Tochter. "Sybil, Darling, ist alles in Ordnung?"

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#1565

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 14:00
von Rikki • 1.675 Beiträge

Henry
Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass mich meine Braut am Tag unserer Hochzeit einfach stehen gelassen hatte. Dementsprechend oft hob ich meinen Blick in Richtung der Straße, nur um jedes Mal enttäuscht zu werden und kein Auto zu sehen, aus dem Elizabeth in ihrem weißen Kleid zurückkam. Ich wollte mich nicht damit abfinden, die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Doch mit jeder Minute, die verging, wurde die Wahrscheinlichkeit immer kleiner, dass sie doch noch kommen würde. Nach und nach reisten die Gäste ab und ich war froh darüber, denn mittlerweile konnte ich meine Tränen schwer zurückhalten und wäre am liebsten allein gewesen. Für den heutigen Tag hatte ich genug Trauer und Demütigung über mich ergehen lassen... Ich seufzte und sah Edward an, der auf mich zukam. "Leider nicht, aber danke", antwortete ich ihm, bekam aber kein Lächeln zustande, das nicht wie eine Grimasse aussehen würde. "Eigentlich hättest du jetzt das Recht mir zu sagen, dass du mich ja gewarnt hast", fügte ich dann noch hinzu und seufzte. Ich war mir so sicher gewesen - dass sie meine Liebe erwiderte, dass es für sie nichts schöneres geben würde, mich zu heiraten. Anscheinend war ich wieder einmal blind gewesen. Und das hatte ich jetzt davon.

Sybil
Ich hielt die Tränen eisern zurück, damit ich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde. Schließlich waren es Freudentränen, die niemand verstehen würde. Ich lächelte weiter, als Branson Lizzy als erleichtert und aufgeregt beschrieb. Wo sie jetzt wohl war? Hatte sie Angst? Schließlich war sie ganz allein. Aber sie würde es schaffen, da war ich mir sicher. Ich spürte Bransons fragenden Blick auf mir, aber nicht einmal ihm würde ich davon erzählen, was genau passiert war. Mamas Stimme erschreckte mich und ich sah schnell auf. Anscheinend waren meine Tränen doch mehr als deutlich sichtbar, denn Mama entgingen sie nicht. "Alles in Ordnung, Mama. Es ist nur alles etwas viel heute", antwortete ich schnell, sah Branson noch einmal an und ging dann zum Auto, Mama neben mir. "Das war es wirklich. Wenn wir doch nur wüssten, wohin Lizzy gefahren ist... Ich mache mir solche Sorgen", sagte sie mir. Knapp erzählte ich ihr, dass Branson sie zum Bahnhof gebracht hatte und dass sie jetzt wahrscheinlich schon weit weg war. Hoffentlich würde Branson keinen Ärger dafür bekommen - schließlich hatte er nur das getan, was Lizzy gesagt hatte. Wenn es so sein sollte, würde ich mich für ihn einsetzen. Denn Mama schien diese Antwort - im Gegensatz zu mir - ganz und gar nicht zu beruhigen.

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#1566

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 14:50
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edward
Natürlich war mir irgendwie klar gewesen, dass Henry sich nicht trösten lassen würde, denn ich konnte Miss Allen nicht zurückholen. Aber er sollte wissen, dass ich für ihn da war. "Als Anwalt würde ich das wahrscheinlich, aber nicht als Freund", widersprach ich. "Niemand außer Miss Allen konnte wirklich wissen, wie das hier ausgehen würde. Du erst recht nicht." Es war meistens schon schwierig genug, zu erraten, was im Kopf des Gegenübers vor sich ging, das hatte mir die Erfahrung in meinem Beruf gezeigt. Wenn man aber in diese Person verliebt war, war es nahezu unmöglich. "Trotzdem, wenn ich noch etwas tun kann, lass es mich einfach wissen, ja?" Ich sah zu den Crawleys hinüber, die gerade in ihre Autos einstiegen und hob grüßend die Hand, als Mary zu uns hinüberschaute.

Tom
Lady Grantham schien ernsthaft besorgt um Lady Sybil und Miss Allen zu sein, ich hingegen konnte sie nicht einschätzen. Denn traurig wirkten sie beide nicht. Ich warf Lady Sybil noch einen letzten verwirrten Blick zu, ehe ich auf das Auto zueilte, um die Tür zu öffnen. "...Bahnhof, einfach so? Aber wie soll sie sich jetzt durchschlagen, so ganz allein?", hörte ich Lady Grantham noch entrüstet sagen und kurz darauf Lady Ediths Stimme, die sich von hinten dem Auto näherte. "Wenn sie sich eine so gute Partie entgehen lässt, muss sie schon einen Plan haben", sagte sie und stieg ebenfalls ein.

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#1567

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 14:58
von Rikki • 1.675 Beiträge

Henry
Ich nickte nur betrübt, wahrscheinlich sollte ich mir wirklich keine Vorwürfe machen. "Danke, Edward. Ich meine es ernst. Ich bin froh, dass wir wieder Freunde sind ... nach dieser kleinen Meinungsverschiedenheit", meinte ich dann ehrlich und folgte seinem Blick zu Mary, die gerade mit ihrer Familie ins Auto einstieg, um nach Hause zu fahren. Vermutlich sollte ich das auch tun. "Lord Grantham hat meinem Vater erzählt, dass Elizabeth zum Bahnhof gebracht worden ist. Danach verliert sich ihre Spur", erzählte ich ihm dann das, was mir eben meine Eltern erzählt hatten. Neben den ganzen verwirrenden Gefühlen in mir machte ich mir auch Sorgen um Elizabeth... Noch einmal schwer seufzend schlug auch ich den Weg zu unserem Auto ein. "Wahrscheinlich werde ich mich heute Abend hoffnungslos betrinken, aber wer nimmt mir das schon übel? Du bist übrigens herzlich dazu eingeladen" Vermutlich würde ich auch das Haus erst einmal nicht verlassen, bis ich mich wieder einigermaßen besser fühlte.

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#1568

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 15:04
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edward
"Das bin ich auch", sagte ich und lächelte schließlich doch. Dass ich aber auch froh war, mich mit Mary wieder besser zu verstehen, behielt ich für mich. Mit dem Thema Frauen musste man Henry jetzt wohl erstmal in Ruhe lassen. "Dann könnte sie tatsächlich überall sein", seufzte ich, als Henry erzählte, dass man von Miss Allen nicht mehr wusste, als dass sie zum Bahnhof gebracht worden war. Kein Wunder, dass Henry heute Abend möglichst nicht daran denken wollte, dass er sich nicht auf dem Weg in die Flitterwochen, sondern allein und noch immer unverheiratet zuhause befand. "Und ich nehme herzlich gerne an", antwortete ich. Nicht nur, weil wir schon viel zu lange keinen richtigen Männerabend mehr gehabt hatten, sondern auch, um ein Auge auf Henry zu haben. Etwas Sorgen machte ich mir nämlich um ihn, in seinem jetzigen Zustand.

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#1569

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 15:55
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Heute Morgen hatte ich kurz schlucken müssen, als ich Lizzy die Tür aufgehalten hatte. In ihrem weißen Kleid hatte ich sie fast erst nicht erkannt. Und dann waren da noch ihre Worte in meinem Kopf, dass sie mich liebte. Dennoch hatten wir einen Blick konsequent vermieden und sie war weggefahren. Da die Crawleys sowohl den ganzen Nachmittag als auch Abend die Hochzeit feiern würden, hatte Mr Carson uns wie immer, wenn niemand zum bedienen da war, Unmengen an Silber zum Polieren gegeben. Es schien ein langweiliger Tag zu werden, wenn man davon absah, dass Lizzy zu Mrs Redvers werden würde. Aber kurz nach dem Mittagessen kam Unruhe ins Haus - ein Auto hatte vor der Tür gehalten, jemand in einem weißen Kleid war nach oben gestürmt und jemand war ohne weißes Kleid, aber dafür mit einem Koffer wieder abgefahren. Lizzy hatte Lord Redvers Sohn vor dem Altar stehen gelassen. Die Nachricht machte sofort die Runde durch das ganze Haus und bald redete niemand mehr über etwas anderes. Ich verkniff mir mein Grinsen vor den anderen, aber es passte einfach zu Lizzy. Dass sie einfach abhaute und ihr Ding durchzog. Da nur Mr Branson aus eigener Hand davon berichten konnte, wollte ich so schnell wie möglich mit ihm darüber reden. Gleichzeitig bedeutete eine abgesagte Hochzeit aber auch, dass die Crawleys und Lizzys Eltern zurückkamen und ein Dinner wollten. Also mussten Mrs Patmore und Daisy irgendwie etwas zaubern und Thomas und ich servieren. Erst, nachdem die Familie direkt nach dem Dinners ins Bett gegangen war, hatten auch wir Zeit, uns hinzusetzen. Zum Glück war Mr Branson noch da und so setzte ich mich mit meinem Tee ihm gegenüber. "Also... Miss Allen ist über alle Berge?", fragte ich ihn und trank einen Schluck.

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#1570

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 16:04
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Es war, als hätte ich selbst geheiratet, so erschöpft war ich an diesem Abend. Immerhin war ich deutlich öfter als geplant zwischen Downton und Durham hin und her gefahren und vorhin hatte ich auch noch bemerkt, dass das Auto, dessen Antriebswelle vor kurzem erst kaputtgegangen war, schon wieder komische Geräusche von sich gab und hatte daran noch herumschrauben müssen. Ich war schon im Halbschlaf, als ich schließlich mit einem Tee im Dienstbotenzimmer saß und schreckte erst hoch, als Jimmy mich ansprach. Wie die meisten anderen heute wollte auch er von mir wissen, was mit Miss Allen los gewesen war. "Das ist sie", bestätigte ich. "Henry Redvers kann einem leidtun, aber das ist wohl die Gefahr, wenn man so viel Geld hat, oder? Man kann sich nicht sicher sein, ob die Verlobte einen wirklich liebt." Durch das Reden fühlte ich mich gleich viel wacher und nahm noch einen Schluck von meinem mittlerweile nur noch lauwarmem Tee. "Zum Glück kann uns das nicht passieren", fügte ich grinsend hinzu.

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#1571

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 16:09
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Wahrscheinlich erzählte Mr Branson das alles zum gefühlt einhundertsten Mal heute, aber ich musste es einfach auch wissen. Schließlich ging es um Lizzy. Und auch wenn unsere Beziehung beendet war, interessierte es mich natürlich trotzdem, was passiert war. Dass ein reicher Erbe mit Titel einfach so am Hochzeitstag stehen gelassen wurde, war hier in Yorkshire nämlich eine Sensation. "Da haben Sie Recht. Er wäre nicht der erste, der eine Frau nur wegen seinem Geld anlockt", gab ich ihm Recht. Ich hatte nie verstanden, warum Lizzy ihn heiraten wollte - dass sie es dann auch nicht getan hat, erfüllte mich irgendwie mit Genugtuung. Ich grinste mit ihm. Nein, viel Geld konnten wir beiden nicht bieten. "Und Sie hat Ihnen nicht gesagt, wohin Sie wollte? Ich meine, was macht sie jetzt? Sie hat kein Geld und wer würde ihr Arbeit geben?", dachte ich dann laut weiter und hoffte, Mr Branson nicht allzu sehr zu nerven. Er sah nämlich ziemlich mitgenommen aus.

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#1572

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 16:16
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Ich schüttelte bedauernd den Kopf. "Wir haben nicht viel miteinander geredet. Sie hat mir nur Anweisungen gegeben, wohin ich sie bringen sollte – und dass ich schnell fahren soll. Und sie hat gesagt, dass sie zurechtkommen wird und ich ihr quasi das Leben gerettet habe", erinnerte ich mich und grinste leicht. "Vorhin vor der Kirche habe ich Lady Edith sagen hören, dass Miss Allen ihn wohl kaum hätte stehen lassen, wenn sie nicht einen anderen Plan gehabt hätte. Ich denke, da ist etwas dran. Sie hat nicht einmal zehn Minuten gebraucht, um ihren Koffer zu packen, also muss sie gewusst haben, wohin sie will. Aber in welchen Zug sie gestiegen ist, weiß ich nicht." Nachdenklich schaute ich in meine Tasse und schüttelte grinsend den Kopf. "Verrückte Frau." Aber ein wenig beneidete ich sie dennoch. Manchmal würde ich auch gern abhauen, anstatt weiterhin eine reiche Familie durch die Gegend zu fahren. Und ich hatte den Verdacht, dass es Jimmy da ähnlich ging.

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#1573

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 16:24
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Wahrscheinlich hatte ihr diese Aktion wirklich das Leben gerettet, denn ich hatte mir Lizzy nur schwer als Lady Redvers vorstellen können. Und bestimmt hatte sie einen Plan. Ich wüsste nur zu gern, welchen genau. Aber da das niemand wusste, noch nicht einmal jemand von oben, würden wir im Dunkeln bleiben müssen. "Das können Sie laut sagen", stimmte ich Mr Branson zu. Wenn er nur wüsste... Schnell trank ich wieder einen Schluck, damit er meinen wissenden Unterton nicht bemerkte. "Beim Dinner hat niemand viel gesagt, alle waren in einer niedergeschlagenen Stimmung", erzählte ich ihm dann mal etwas Neues. "Mr und Mrs Allen sind erst gar nicht nach unten gekommen, Ihre Ladyschaft meinte, sie stehen unter Schock. Nur Lady Sybil schien einigermaßen gut gelaunt" Wahrscheinlich hatte sie die gleichen Gedanken wie ich - dass es Lizzy so auf jeden Fall besser ging als an der Seite eines reichen, aber langweiligen Mannes. Auch wenn ich Henry Redvers natürlich nicht persönlich kannte, durch Lizzys Erzählungen hatte ich ein klares Bild von ihm bekommen. "Es ist zu schade: Da passiert schon einmal was und dann redet niemand darüber", schloss ich grinsend und trank meinen Tee weiter.

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#1574

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 16:32
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Kurz dachte ich, Jimmy hätte irgendwie seltsam geklungen, als er mir darin zustimmte, dass Miss Allen verrückt war. Denn er schien sich außerdem wirklich sehr für das zu interessieren, was heute vor sich gegangen war. Aber dann redete er schon von der Stimmung oben weiter und ich beließ es dabei. Weg war Miss Allen nun ja so oder so. "Ihre Eltern müssen krank sein vor Sorge, wenn sie nicht wissen, wo sie jetzt ist", sagte ich nachdenklich und fragte mich, ob dieser Bruch mit ihrer Familie von Miss Allen gewollt war. Als Jimmy aber Lady Sybil ansprach, griff ich das Thema gerne auf, denn ihr Verhalten heute irritierte mich noch immer. "Lady Sybils gute Laune ist mir auch aufgefallen", sagte ich. "Sie war gut mit Miss Allen befreundet, oder?" Ich nahm ebenfalls noch einen Schluck Tee und verzog das Gesicht – mittlerweile war er kalt. Hätte ich mal vorhin nicht so lange mit offenen Augen geschlafen. "Ein Jammer, aber ich fürchte, die oben finden es nicht ganz so unterhaltsam wie wir", lachte ich. Ich versuchte wirklich, wenigstens etwas Mitleid mit Henry Redvers zu haben, aber es fiel mir schwer.

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#1575

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2018 16:44
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
"Vielleicht meldet sie sich ja bald", meinte ich und stellte mir vor, wie eine Postkarte aus exotischen Ländern auf Downton Abbey ankommen würde. "Lady Sybil war Miss Allens beste Freundin hier auf Downton - bis vor ein paar Monaten. Ich glaube, die beiden hatten Streit", antwortete ich ihm dann, genaueres wusste ich dazu ja nicht. Schließlich war es genauso lange her, dass ich das letzte Mal Lizzy einen nächtlichen Besuch abgestattet hatte. Ich lachte mit ihm. Wenn die Crawleys nur wüssten, wie langweilig mir hier unten manchmal war... Mittlerweile war es so schlimm, dass ich es bereute, mit Lizzy gestritten zu haben. Dann hätte ich wenigstens noch etwas länger zu ihr kommen können und vielleicht hätte sie mir davon erzählt, was sie jetzt gerade tat. Sie musste einen Plan gehabt haben. Langeweile tat mir gar nicht gut und so ging ich öfter in den Pub, um einfach aus dem Haus zu kommen. Außerdem hatte ich Lady Anstruther eine Geburtstagskarte geschickt, jetzt, wo sie wieder in England war. Aber ansonsten gab es hier nichts zu tun, außer über das Leben der Familie oben zu reden. "Vielleicht sind alle ja morgen nach einer Mütze Schlaf gesprächiger", sagte ich. "Sie sehen auch bereit fürs Bett aus"

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