#1606

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 11.02.2018 14:37
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lady Anstruther
Ich runzelte automatisch verwirrt die Stirn, als Jimmy noch immer nicht bereit war, seine Meinung zu ändern. Wann hatte mich das letzte Mal ein Mann abgewiesen? Es musste Jahrzehnte her sein. Was hatte er auf Downton, was er bei mir nicht haben konnte? Gab es da ein Hausmädchen oder war ich ihm zu alt? Es ärgerte mich selbst, dass ich seinetwegen anfing, an mir zu zweifeln. Ich schaute ihn noch immer schmollend an, als er mir einen Kuss auf die Hand gab. So schnell würde ich nicht aufgeben. Noch hatte ich zwar keinen neuen Plan, aber der würde mir einfallen. Fürs Erste hatte ich Jimmy daran erinnert, wie viel Spaß er mit mir haben konnte, alles Weitere würde sich ergeben. "Na gut. Wir werden sehen", sagte ich kryptisch und lächelte. Ich gab ihm noch einen Kuss, den er hoffentlich in einer Woche noch nicht vergessen haben würde und stand dann auf, um mein Nachthemd, das neben dem Bett lag, wieder anzuziehen. Irgendwie und irgendwann würde ich ihn schon dazu bringen, zu mir zurück zu kommen.

Thomas
Als ich Jimmy versprochen hatte, auf dem Flur Wache zu halten, hatte ich nicht bedacht, wie langweilig es werden würde. Und wie frustrierend. Immerhin stand ich hier in einer dunklen Ecke, wohl wissend, dass in einem der nächsten Zimmer Jimmy gerade seinen Spaß mit Lady Anstruther hatte. Wenigstens hörte ich nichts. Die Stunden zogen sich und immer wieder fielen meine Augen zu und mein Kopf gegen die Wand hinter mir und ich schlief ein. Aber wenigstens blieb der Flur die ganze Nacht über ruhig und niemand ließ sich blicken. Dennoch atmete ich erleichtert aus, als die Tür zu Lady Anstruthers Zimmer sich öffnete und Jimmy herauskam. Keiner von uns war gefeuert worden, wir mussten es nur noch unbemerkt in unsere Zimmer zurück schaffen. Ich betrachtete Jimmy, als er leise auf mich zu ging. Livree und Fliege hatte er nicht wieder angezogen, sondern hielt sie in der Hand, seine Haare waren durcheinander und seine Wangen gerötet. Nur seinen Blick konnte ich nicht deuten – verwirrt? Verärgert? Müde?

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#1607

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 11.02.2018 14:50
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Erleichtert, dass sie wenigstens jetzt keine Szene machen würde. Auch, wenn ihre Worte einen leicht bedrohlichen Unterton hatten. So schnell würde sie sich nicht geschlagen geben, aber da musste ich jetzt wohl oder übel durch. Bei ihrem Kuss wurde ich fast schwach - diese Frau wusste wirklich, wie man es machte! Und ich sagte einfach nein dazu... Aber bevor sie mich doch noch überreden konnte, stand auch ich auf und zog meine Hose und das Hemd wieder an und nahm meine Fliege und Livree. Zum Abschied grinste ich nur einmal schief, bevor ich dann die Tür leise öffnete und auf die Galerie schlüpfte. Thomas hatte ich schon ganz vergessen - ich hätte es ihm nicht übel genommen, wenn er irgendwann einfach ins Bett gegangen wäre. Aber auch wenn man ihm seine Müdigkeit nur zu deutlich ansah, wartete er an der Ecke auf mich und ich merkte, dass wir wirklich Freunde waren. Und nicht gefeuert. "Danke, Thomas", sagte ich leise zu ihm und lächelte kurz, meine Gedanken aber noch immer bei Lady Anstruther und ihrem verbissenen Ziel, mich wieder bei sich zu haben. Zusammen schlichen wir zur Dienstbotentür, sahen uns immer wieder um und wagten es auf dem Flur vor Carsons Zimmer, kaum zu atmen. Vor meiner Zimmertür angekommen lächelte ich Thomas noch einmal an und versprach ihm mit meinem Blick, morgen früh alles genau zu erzählen.
Ich wachte vom Schrillen meines Weckers auf und wurde daran erinnert, was gestern Abend passiert war. Und was jetzt noch in der Zeit passieren könnte, bis Lady Anstruther abgefahren war. Dankbar, dass ich nicht gefeuert worden war, zog ich mich an und schaffte es tatsächlich, mit Thomas draußen unbeobachtet zu rauchen, bevor wir den Tisch decken mussten. "Sie will, dass ich wieder für sie arbeite", fing ich gleich mit dem eigentlichen Problem an, nachdem wir unsere Zigaretten angezündet hatten. "Ich habe ihr gesagt, dass ich auf Downton bleiben will, aber das wird sie nicht hinnehmen"

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#1608

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 11.02.2018 15:04
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Wir redeten nicht mehr viel, während wir in unsere Zimmer zurück schlichen. Ich erwiderte Jimmys Dankeschön mit einem müden Lächeln und fiel wenige Minuten später todmüde und sehr erleichtert ins Bett. Morgen würde ich als allererstes mit Jimmy über Lady Anstruther reden, aber jetzt wollte ich einfach nur meine wenigen verbliebenen Stunden Schlaf genießen. Wie zu erwarten gewesen war, klingelte mein Wecker viel zu früh und laut. Am liebsten wäre ich im Bett liegengeblieben, aber was nützte es mir, in der vergangenen Nacht nicht gefeuert geworden zu sein, wenn ich es dafür jetzt wurde? Also quälte ich mich aus dem Bett und nach unten. Jimmy war zu meiner Überraschung schon wach und sah sogar relativ munter aus. Natürlich sagte ich nicht nein, als er mir eine Zigarette anbot und folgte ihm nach draußen, wo wir endlich ungestört reden konnten. Jimmy erzählte ohne Umschweife, was passiert war: Lady Anstruther wollte, dass er zurückkam. Und obwohl er auf Downton bleiben wollte, zog mein Magen sich zusammen. Was, wenn er sich doch anders überlegte? Ich wollte auf keinen Fall, dass er ging. Und wie hartnäckig Lady Anstruther sein konnte, wusste ich mittlerweile ja bestens. "Aber was soll sie denn noch tun? Sie wird dich wohl kaum fesseln und unbemerkt in ihr Auto schmuggeln", sagte ich und schaute nachdenklich dem Rauch meiner Zigarette hinterher. "Und in wenigen Stunden wird sie wieder abreisen." In Wahrheit hoffe ich einfach nur, dass ich Recht hatte.

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#1609

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 11.02.2018 15:14
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Seufzend zog ich an meiner Zigarette. "Sie ist es gewöhnt, das zu bekommen, was sie will. Aber ich habe keine Ahnung, wie sie es anstellen wird. Wahrscheinlich werde ich den Rest meiner Tage Post von ihr bekommen" Wenn sie nicht sogar noch weiter gehen würde... Schon jetzt graute es mir vor ihrer Abreise, die sie sicherlich genauso dramatisch darstellen würde wie ihre Ankunft. Und leider hatte ich keine Chance mich davonzustehlen. Bei meinem Glück würde ich derjenige sein, der ihr die Tür aufhielt. "Ich hätte gestern nicht nachgeben dürfen. Sie hat selbst gesagt, dass es viel zu einfach gewesen war" Wütend ließ ich den Rest meiner Zigarette fallen und trat fest darauf herum. "Auch, wenn es wirklich aufregend war", fügte ich dann doch nach einem Moment mit einem Grinsen hinzu. Ich konnte ihre Lippen noch auf meinen spüren, ihre Berührungen und ihre Blicke... Bestimmt musste ich einige Zeit abwesend in die Luft gestarrt haben, als ich mich räusperte. "Ich hoffe nur, dass sie ohne großes Drama abreist", meinte ich dann zu Thomas, als Carson von drinnen nach uns rief, um de Frühstückstisch zu decken. Zum Glück durfte Lady Anstruther als verheiratete Frau in ihrem Bett essen.

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#1610

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 12.02.2018 12:54
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lady Anstruther
Nachdem Jimmy gegangen war, schlief ich fast sofort ein – was kaum verwunderlich war bei dem bequemen Bett, das mir zur Verfügung gestellt worden war und den aufregenden letzten Stunden. Dass er sich allerdings geweigert hatte, wieder für mich zu arbeiten, ging mir nicht ganz aus dem Kopf, aber darüber würde ich zuhause in Ruhe nachdenken. Und mir einen Plan ausdenken, dem er nicht entgehen konnte.
Nach einem köstlichen Frühstück packte ich gleich meine wenigen Sachen zusammen, denn es wäre doch sehr auffällig, wenn ich länger als nötig bleiben würde. "Lady Grantham, ich kann Ihnen gar nicht dankbar genug sein", sagte ich, als wir uns vor der Tür gegenüberstanden, gemeinsam mit Lord Grantham, den Töchtern und einigen anderen Gästen. "Ich hätte meine Nacht wirklich nirgendwo bequemer verbringen können", schwärmte ich weiter und warf einen Seitenblick zu Jimmy, der zu meinem Vergnügen schon bereit stand, um mir gleich die Autotür aufzuhalten. "Mit dem Auto ist also wieder alles in Ordnung? Werden Sie sicher zuhause ankommen?", erkundigte sich Lord Grantham für meinen Geschmack eine Spur zu misstrauisch. "Es ist alles bestens, Weaver hat das Problem doch noch gefunden und behoben", wehrte ich, noch immer breit lächelnd, ab. Ich konnte meinen kurzen, aber netten Aufenthalt auf Downton Abbey definitiv als Erfolg verbuchen. Weder Jimmy noch ich würden ihn so schnell vergessen und sollte er es doch tun, würde ich dafür sorgen, dass er schleunigst wieder an mich erinnert wurde. Ich warf ihm einen eindeutigen Blick zu, bevor ich in mein Auto stieg und Weaver anwies, doch erst bei meiner Schneiderin vorbeizufahren. Ein neues Kleid konnte bei der Durchführung meiner nächsten Schritte sicher nicht schaden.

Oscar
Seufzend stellte ich meine mittlerweile leere Teetasse neben die Zeitung, die ich in meiner kurzen Pause las und warf Charlotte, die schon wieder strickte, einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Ich hatte noch immer keine nennenswerten Fortschritte bei ihr gemacht. Um genau zu sein: gar keine Fortschritte. Noch vor einem Jahr hatten wir uns wenigstens gut verstanden und hin und wieder längere Gespräche geführt, aber mittlerweile hatte sich das auch wieder gegeben. Jimmys Ratschläge hatte ich noch immer im Kopf, aber noch nicht den Mut gehabt, sie umzusetzen. Lediglich auf mein Aussehen hatte ich ein wenig mehr geachtet, insofern es mir möglich war. Im Stall war es eben schwierig, wie ein fusselfreier Diener auszusehen. Und trotzdem – je mehr Zeit ich verstreichen ließ, desto schwieriger würde es werden, wieder Kontakt zu Charlotte aufzunehmen. Ich musste endlich etwas unternehmen. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch, als Madge, begleitet von zwei anderen Hausmädchen, nach unten und ins Dienstbotenzimmer kam. "Es sieht so toll aus, Madgie", quietschte eines von ihnen. "Wenn er dich so nicht anspricht, muss er blind sein." Ich betrachtete Madge und brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, was gemeint war: sie trug eine neue Bluse, in der sie meiner Meinung nach aussah wie ein Zirkuszelt. Aber vermutlich war das eben gerade Mode. Ich wollte mich gerade wieder meiner Zeitung zuwenden, als Jimmys Stimme ertönte. Noch immer war ich fasziniert davon, wie locker er mit Frauen umging und wie sie ihm alle in Scharen zu Füßen fielen. "I hope you don't mind my saying so, Madge, but in that blouse you as though you just stepped off the pages of Vogue", sagte er mit seinem üblichen charmanten Grinsen und verschwand dann sofort wieder nach oben. Madge kicherte und lächelte so breit, dass ich befürchtete, ihre Mundwinkel würden einreißen und die anderen Mädchen brachen in begeistertes Lachen und "siehst du?"-Rufe aus, sobald Jimmy sich entfernt hatte. Unglaublich. Er kommt ein paar Sekunden hier runter und die drei werden jetzt noch minutenlang begeistert sein von ihm.

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#1611

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 12.02.2018 14:01
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Glücklicherweise schickte Carson Thomas hoch, um Lady Anstruthers wenige Sachen zu holen, während ich meine Livree vor dem Spiegel abbürstet. So wie ich meine ehemalige Arbeitgeberin kannte und den Tag gestern über kennenlernen durfte, war es ihr durchaus zuzutrauen, in ihrem Zimmer noch einmal auf mich zu warten. Da sie mich sicherlich dann wieder davon überzeugen wollte, mit ihr mitzukommen, konnte ich gut und gerne darauf verzichten. Mich vor ihrer Abreise zu drücken, konnte ich dann aber doch nicht. Nach dem Frühstück versammelten sich alle draußen und ich nahm meinen Platz neben der Autotür ein. Denn natürlich war ich derjenige, dem diese Aufgabe zukam. Während sie sich von Lord Grantham verabschiedete, sah ich starr geradeaus und würde Carson keinen Grund geben, mich genauer im Blick haben zu müssen. So vor allen Leuten würde Lady Anstruther keine Show abziehen. Hoffentlich. Ein wenig nervös wurde ich schon, als Lord Grantham so offensichtlich auf das vermeintlich kaputte Auto zu sprechen kam. Hatte er etwa doch etwas gemerkt oder war er nur allgemein misstrauisch? Aber zum Glück war Lady A eine mehr als überzeugende Schauspielerin und wehrte ihn ab. Ich straffte mich, als sie endlich auf die Autotür zukam und ohne weiteres Aufsehen einstieg - bis auf den Blick, der mich nur zu deutlich daran erinnerte, dass sie noch nicht aufgegeben hatte. Aber wenigstens hatte sie mir keinen Zettel zugesteckt oder mich berührt. Und so atmete ich erleichtert aus, als sich ihr Auto hinter dem der anderen Gäste einreihte. Vorerst würde ich hoffentlich meine Ruhe haben.

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#1612

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 12.02.2018 14:17
von Rikki • 1.675 Beiträge

[...]

Charlotte
Der Tag hatte nicht gut angefangen und würde auch sicher nicht gut aufhören. Ich hatte Lady Sybils Schuhe putzen müssen, die wie so oft in letzter Zeit furchtbar dreckig waren. Dabei waren es nicht noch einmal ihre Reitstiefel? Was stellte sie damit nur an? Also hatte ich nach dem Entfernen des groben Drecks ordentlich Schuhputzcreme benutzt, damit es nicht den ganzen Vormittag dauern würde. Und dabei war es passiert. Vielleicht ein wenig zu schwungvoll hatte ich die Bürste in die Creme getunkt und diese dann kurzerhand vom Tisch gefegt - genau auf mein Kleid. Leise fluchend begutachtete ich den Schaden und hob schnell die klirrende Dose auf, bevor Mrs Hughes etwas mitbekam. Die Schürze war hin und auch mein Kleid hatte es getroffen - die schwarze Creme würde ich nie schnell rausbekommen, da half nur ordentliches Schrubben. Seufzend stellte ich die Schuhe in die Ecke und lief zwei Stufen auf einmal nehmend hoch in mein Zimmer. Mein Feierabend war somit dahin, wenn ich erst noch mein Kleid putzen musste. Kurz vor meinem Zimmer hielt ich inne - mein zweites Kleid war auch in der Wäsche, nachdem ich es fast die ganze letzte Woche angehabt hatte. Panisch durchwühlte ich meine Schublade. Ich hatte nur diese zwei Kleider, die ich mir aus den Weihnachtsgeschenken der Crawleys - Stoff, wie jedes Jahr - genäht hatte. Das war auch dringend nötig, denn ich war noch einmal gewachsen und das zeigte sich deutlich. Missmutig fand ich schließlich ganz unten mein altes Kleid aus dem letzten Jahr. Der Stoff war einmal zu oft gewaschen und dementsprechend ausgebleicht. Und es war zu kurz - so sehr, dass ich es eigentlich meiner Schwester schenken wollte. Aber jetzt gab es keine Alternative. Ich konnte nicht mit dem dreckigen Kleid arbeiten, Mr Carson würde einen Schock bekommen. Also zwängte ich mich in mein altes, hässliches Kleid und versuchte irgendwie, die Ärmel wieder lang genug und den Saum tiefer zu machen. Ohne Erfolg. Da ich recht zierlich, dafür aber muskulös war, passten mir auch leider keine Kleider der anderen Dienstmädchen. Mit ungutem Gefühl lief ich wieder nach unten, putzte die Schuhe vorsichtig fertig und wollte sie gerade wieder nach oben bringen, als mich Mrs Hughes an der Treppe abpasste. "Charlotte, Anna hat noch einen von Lady Ediths Unterröcken, der genäht werden müsste", sagte sie und ich nickte schnell, aber da hatte sie es bereits gesehen - mein zu kleines Kleid. "Beide anderen sind dreckig, Mrs Hughes, ich habe nichts anderes", sagte ich schnell entschuldigend und biss mir auf die Unterlippe. Sie seufzte nur. "Pass auf, dass dich oben niemand sieht. Ganz besonders nicht Mr Carson" Also tat ich genau das und setzte mich, nachdem ich wieder unten war, schnell ins Dienstbotenzimmer, krempelte die Ärmel hoch und fing an Lady Ediths Saum am Unterrock zu flicken.

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#1613

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 15.02.2018 12:52
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Oscar
Einige Tage später ergab sich endlich die Gelegenheit, auf die ich gewartet hatte. Und sie kam so plötzlich und unerwartet, dass ich keine Gelegenheit hatte, lange darüber nachzudenken, was ich eigentlich tat. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich so guter Laune war. Es war der erste schöne Frühlingstag seit langem, die Arbeit ging mir leicht von der Hand und eine von Lord Granthams Stuten, die ich besonders gern mochte und die im letzten Jahr unerwartet und recht unerklärt trächtig geworden war, hatte völlig ohne Komplikationen abgefohlt. Das letzte Mal hatte ich als Kind eine Fohlengeburt miterlebt und war dementsprechend gerührt und mehr als glücklich. Allerdings musste ich mich nach der Prozedur umziehen und waschen, durfte danach aber eine Teepause machen, wie mir der Stallmeister, der ebenso erfreut war wie ich, versicherte.
Gewaschen, umgezogen und noch immer mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht betrat ich schließlich mit einer dampfenden Tasse Tee das Dienstbotenzimmer und hielt kurz inne, als ich Charlotte dort sitzen und nähen sah. Außer ihr war niemand zu sehen. Ich strich mir schnell durch die Haare, richtete mich auf und hielt meine Teetasse so, dass ich bloß nichts verschüttete, ehe ich in ihr Blickfeld trat, sie lächelnd grüßte und mich ihr gegenüber setzte. Erst da fiel mir ihr Kleid auf – es war nicht ihr übliches. Kleid. Sofort fiel mir wieder Jimmy ein, der Madge ein Kompliment über ihre Bluse gemacht hatte, woraufhin sie beinahe in Ohnmacht gefallen war vor Begeisterung. Warum nicht...? Natürlich wäre es nicht meine eigene Idee, aber Charlotte hatte den Spruch nicht aus Jimmys Mund gehört und hier war auch sonst niemand, der es damals mitbekommen hatte. Außerdem war es nicht mal gelogen – Charlotte sah in ihrem Kleid, warum auch immer sie es trug, hübscher aus als Madge in ihrer komischen Bluse. Was auch daran liegen konnte, dass Charlotte hübscher als Madge war. Dieser Gedanke überzeugte mich schließlich und um nicht meine dreihundertste, gute Chance zu verpassen, sagte ich es einfach, ohne weiter nachzudenken. "I hope you don't mind my saying so, Charlotte, but in that blouse you look as though you just stepped off the pages of Vogue!" Sobald ich es ausgesprochen hatte, wusste ich, dass es ein Fehler gewesen war. Denn Charlottes Reaktion fiel mehr als sparsam aus. Sie kicherte nicht wie Madge und wurde nicht rot, sondern ein empörter Blick breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Was hatte ich nur Falsches gesagt? Natürlich war es gewagt gewesen, aber immer noch ein Kompliment. Du bist eben nicht Jimmy, musste ich mir schließlich eingestehen.

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#1614

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 15.02.2018 18:19
von Rikki • 1.675 Beiträge

Charlotte
Selbst im Sitzen war das Kleid ungemütlich - es schien mir furchtbar eng zu sein und ich hatte Angst, dass eine Naht aufplatzen würde. Wie ich es schaffen sollte, dass mich den restlichen Tag niemand oben sehen würde, war mir zwar noch ein Rätsel, aber da ich mich nicht mehr um Miss Allen kümmern musste, beschränkten sich meine Aufenthalte oben sowieso nur auf das Putzen in leeren Räumen und Botengänge für Anna. Und bei denen würde ich es schon irgendwie schaffen, den Familienmitgliedern aus dem Weg zu gehen. Trotzdem fürchtete ich, dass Mr Carson noch etwas zu meinem Auftreten sagen würde - schließlich repräsentierten selbst wir Dienstmädchen Downton nach draußen und da erlaubte sich der Butler keine Fehler. Ich spürte die Schimpftirade aus seinem Mund schon kommen, aber was sollte ich groß dagegen tun? Mit dieser Aussicht nicht gerade gut gelaunt gestimmt, nähte ich weiter und sah erst von Lady Ediths Rocksaum auf, als ich Schritte hörte. Kurz lächelte ich Oscar an, bevor ich weitermachte. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er sich mir gegenübersetze, beachtete das aber nicht weiter. Für ein Gespräch war ich im Moment wirklich nicht in Stimmung. Oscar schien es da anders zu gehen und ich sah erstaunt auf, als er mich ansprach. Früher hatten wir oft miteinander geredet, aber irgendwann waren wir immer mehr unsere getrennten Wege gegangen, bis ich mich jetzt nicht mehr an das letzte Mal erinnern konnte, an dem wir uns nett unterhalten hatten. Mein Gesichtsausdruck wandelte sich aber schnell, als er mir sagte, dass ich in meinem Kleid wie eine dieser wunderschönen Frauen aus Lady Marys Modezeitschrift aussah. "Versuchst du etwa lustig zu sein?", fragte ich ihn schärfer als beabsichtigt. Aber es war doch wirklich die Höhe, dieses Kleid als modisch zu bezeichnen. Zum einen war es meine Arbeitskleidung und zum anderen schon mehr als in die Jahre gekommen. "Das ist mein altes Kleid, das ich eigentlich schon längst weggeben wollte", fügte ich noch hinzu und ließ wütend mein Nähzeug sinken. Oscar sah mich nur verdattert an - anscheinend hatte er mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. "Aber was willst du schon großartig von Kleidern wissen?" Normalerweise war ich nicht so leicht reizbar, aber der heutige Morgen hatte wirklich an meinen Nerven gezehrt. Und das bekam Oscar jetzt voll zu spüren.

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#1615

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2018 14:20
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Oscar
"Eigentlich versuche ich, nett zu sein", entgegnete ich perplex. Aber Charlotte schien dafür nicht in Stimmung zu sein. Irgendetwas musste mit ihr los sein, denn auch, wenn sich unser Kontakt in den letzten Wochen auf das Nötigste beschränkt hatte, kannte ich sie gut genug, um zu wissen, dass sie niemanden grundlos anfauchte. Und leider hatte sie ja Recht – ich verstand nichts von Kleidern und jetzt, wo ich genauer hinsah, erkannte ich auch, dass ihr Kleid alt und etwas zu klein war. "Äh, warum hast du denn dieses Kleid dann an, wenn es so alt ist?", versuchte ich, den verpatzten Flirtversuch zu überspielen und ein normales Gespräch anzufangen. Warum hatte ich nur auf Jimmys blöde Ratschläge gehört und auch noch seinen Spruch geklaut? Ich war eben nicht wie er und Charlotte glücklicherweise auch nicht wie Madge, die bei jedem noch so blödem Spruch knallrot wurde.

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#1616

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2018 14:28
von Rikki • 1.675 Beiträge

Charlotte
Mir wurde mein Reaktion furchtbar peinlich. Denn normalerweise war ich wirklich nicht so. Und Oscars Gesichtsausdruck zeigte mir deutlich, dass er es tatsächlich nett gemeint hatte und ich schämte mich, ihn so angefaucht zu haben. Auch, wenn es wirklich etwas taktlos gewesen war und sich das Kompliment so gar nicht nach Oscar angehört hatte. Ich legte die Nähsachen auf dem Tisch und sah ihn entschuldigend an. "Mir ist heute morgen die Schuhputzcreme heruntergefallen und das hat mir mein eines Kleid ruiniert. Und da das andere auch gewaschen werden muss, hatte ich nur dieses hier. Ich hatte es eigentlich meiner Schwester geben wollen - zum Glück habe ich das noch nicht getan, dann hätte ich jetzt gar nichts mehr zum Anziehen gehabt", antwortete ich in einem versöhnlicheren Tonfall. Ich sah Oscar an - irgendwie sah er anders aus. Ich wusste nicht, woran es lag. Bei genauerem Hinsehen waren es seine Haare, die hatte er sonst nicht so getragen. Komisch, irgendwie erinnerte es mich an jemanden. "Hast du deine Haare anders?", fragte ich ihn dann einfach heraus und hoffte, dass er mir meine fiese Reaktion eben verzeihen könnte. Denn ich mochte Oscar wirklich, wie ich jetzt wieder feststellte. Nur eben nicht, wenn er solche dummen Komplimente machte.

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#1617

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2018 14:35
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Oscar
Ich atmete erleichtert auf, als Charlotte meine Frage ganz normal beantwortete und nicht wieder in die Offensive ging. Ihr Tag schien wirklich mies gelaufen zu sein, denn natürlich hatte sie keine endlose Auswahl an Kleidern. Außerdem machte ihre Reaktion jetzt natürlich Sinn. "...und dann sage ich dir auch noch, dass das Kleid toll aussieht. Verstehe", sagte ich entschuldigend und grinste schief. "Geht die Schuhputzcreme wieder ganz raus?" Ich hatte mir selbst schon oft meine Kleidung mit diversen Tinkturen und Polituren im Stall ruiniert, weil die Flecken teilweise kaum wieder heraus zu bekommen waren. Man musste verdammt vorsichtig sein. Als Charlotte mich allerdings auf meine Haare ansprach, wurde ich rot. "Nein", sagte ich schnell und versuchte, möglichst verwirrt zu schauen. "Vielleicht liegt es am Wind?" Es wehte nicht wirklich viel Wind, aber eine bessere Ausrede war mir nicht eingefallen. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich blöd genug gewesen war, Jimmy nachzueifern.

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#1618

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2018 14:50
von Rikki • 1.675 Beiträge

Charlotte
Ich war wirklich erleichtert, dass unser Gespräch jetzt doch so gut lief. "Ich hoffe. Ansonsten muss ich wohl oder übel mit einem Kleid weiterarbeiten, aber ich bin zuversichtlich. Ansonsten kennt Anna immer ein paar gute Tricks", antwortete ich ihm und lächelte. Und wenn ich so lang schrubben musste, bis meine Finger blutig wurden - dieses Kleid musste sauber werden, damit ich wieder gut genug aussah, um Mr Carsons Ansprüchen zu genügen. Schnell nahm ich wieder mein Nähzeug, als ich merkte, dass ich ja einfach nur hier dasaß und mit Oscar redete, wo es doch Arbeit zu tun kam. Also nähte ich ein wenig, während Oscar noch seinen Tee trank - und tatsächlich ein wenig rot wurde, als ich ihn auf die Haare ansprach. Irgendetwas an seiner Reaktion hatte etwas lustiges an sich, aber ich wollte nicht lachen. Denn irgendetwas schien ihm peinlich zu sein. "Bestimmt", antwortete ich deshalb nur schnell. "Es ist schön, dass du mal wieder hier drinnen bei uns bist", fügte ich dann noch hinzu, einfach weil es stimmte.

Sybil
Wenn in Yorkshire der Frühling kam, dann musste man einfach nach draußen. Nach dem langen Winter war es einfach so schön, die Sonne im Gesicht zu spüren, dass ich gleich nach dem Frühstück mit Mary einen Ausritt machen wollte und mich nachmittags zu einem Spaziergang mit Edith und Mama verabredet hatte. Doch weit kam ich leider nicht - denn Dragon verlor eines seiner Hufeisen und ich stieg sofort ab, während Mary mich dazu drängte, einfach weiterzureiten. Aber da ich nicht wollte, dass Dragon lahm wurde, winkte ich ab und machte mich zu Fuß auf den Rückweg und genoss dabei das Wetter. Der Weg zurück zum Stall führte mich direkt an Bransons Arbeitsplatz entlang - auch er nutzte den Sonnenschein und polierte draußen eines der Autos. Erst, als er davon aufblickte, bemerkte ich, dass ich ihn schon eine Weile beobachtet hatte. "Guten Morgen, Branson", begrüßte ich ihn und hielt Dragon an. Über seinem weißen Hemd hatte er einen Overall angezogen und es war ungewohnt, ihn nicht in seiner Uniform zu sehen. "Haben Sie viel zu tun?", fragte ich dann weiter.

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#1619

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 18.02.2018 16:25
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Oscar
"Ich bin mir sicher, dass Anna dir helfen kann", stimmte ich ihr zu, auch, wenn ich eigentlich nicht wirklich viel Ahnung von Flecken hatte. Aber Anna war die gute Seele hier unten und hatte für jeden und alles Ratschläge parat. Ich war Charlotte wirklich dankbar, dass sie das Haar-Thema gleich fallen ließ – anscheinend war ihr auch aufgefallen, wie rot mein Gesicht bei ihren Worten geworden war. Stattdessen sagte sie, wie schön es sei, dass ich mal wieder hier unten war und ich hätte schwören können, dass ich daraufhin schon wieder rot wurde. "Ich bin gern hier, Pferde sind zwar auch gute Gesellschaft, aber so auf die Dauer...", grinste ich und freute mich, dass sie mich auch gerne hier unten hatte. "Misty hat vor einer Stunde ein Fohlen bekommen und ich durfte eine kleine Pause machen, weil ich geholfen habe", fügte ich dann begeistert hinzu und kam mir im selben Moment gleich wieder dämlich vor, denn ich bezweifelte, dass Charlotte viel über dieses Thema hören wollte. Wieder mal musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass ich eben nur der Stallbursche war.

Tom
Es gab kaum etwas Schöneres, als die wenigen Tage, an denen ich niemanden aus der Familie durch die Gegend fahren musste und mich um die Autos oder auch mich selbst kümmern konnte. Nicht, dass mir mein Beruf keinen Spaß machen würde, aber eine Auszeit ab und an brauchte wohl jeder. Dass dann an so einem Tag auch noch die Sonne schien, war fast zu schön, um wahr zu sein. Gedankenverloren und hin und wieder vor mich hin pfeifend machte ich mich daran, ein Auto zu putzen und ließ mir dabei die Sonne auf den Rücken scheinen. Erst Lady Sybils Stimme holte mich aus meinen Gedanken an Irland, meine Familie und die dortige politische Lage zurück, als ich gerade am Polieren war. Der Tag kann also doch noch besser werden. Ich versuchte gar nicht erst, mein breites Lächeln einzuschränken und drehte mich zu ihr um. Sie führte ihr Pferd, Dragon, am Zügel. "Im Gegenteil, mylady", antwortete ich, legte das Tuch, das ich zum Polieren benutzt hatte zur Seite und wischte mir die Hände an einem sauberen Tuch ab. Dann ging ich auf sie zu und begrüßte auch Dragon, indem ich ihm den Hals klopfte und über die Nüstern strich. "Ihr wart ausreiten?", fragte ich geradeheraus, denn es gab ja nicht viele andere Gründe, mit einem Pferd daher zu kommen.

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#1620

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 18.02.2018 16:45
von Rikki • 1.675 Beiträge

Charlotte
Ich lächelte ihn an und machte sporadisch den ein oder anderen Stich, sollten Mr Carsons Augen mich doch einmal im Visier haben. Sicherlich war Oscar manchmal einsam, wenn er den ganzen Tag nur die Pferde um sich hatte. Und auch wenn er die über alles liebte, sie konnten ihm eben nicht antworten. Ich sah ihm seine Begeisterung für das neue Fohlen an, als er darüber sprach und lächelte weiter. "Ich habe es zuhause immer geliebt, wenn die Lämmer kamen oder unsere Kuh gekalbt hat", sagte ich ihm dann, schließlich lebten meine Eltern auf einem Bauernhof und ich hatte immer mithelfen müssen, bevor ich hierher gekommen war. "Darf ich das Fohlen sehen?", fragte ich dann. Natürlich nicht jetzt direkt, sondern heute Abend, wenn wir endlich frei hatten. Meine Arbeit als Hausmädchen hatte mich zwar verändert, aber tief in mir war ich immer noch das Mädchen vom Land, das Tiere liebte. Und ein Fohlen gab es hier schließlich auch nicht alle Tage.

Sybil
Ich erwiderte sein Lächeln und freute mich für ihn, dass er an diesem schönen Tag nicht allzu viel zu tun hatte und das Wetter so genießen konnte. Schließlich musste er uns an den anderen Tagen so oft herumfahren, dass ich ihm eine Pause gönnte. "Ungefähr für fünf Minuten", antwortete ich ihm. "Dragon hat ein Hufeisen verloren und ich möchte es nicht riskieren, dass er lahm wird, wenn ich noch weiter reite. Also bin ich umgekehrt, damit Lynch ihn sich ansieht" Auch ich klopfte Dragons Hals, bevor ich Branson wieder ansah. Er hatte bei seiner Arbeit vollkommen in Gedanken versunken geschienen und ich fragte mich, was ihn so beschäftigt hatte. Gleichzeitig kam mir die Frage aber auch zu persönlich vor. "Am Dienstag fahre ich wieder nach Ripon, Branson. Der Abgeordnete aus Yorkshire wird sprechen", sagte ich ihm dann stattdessen, obwohl ich ihm natürlich schon längst durch Carson mitgeteilt hatte, dass er mich am Dienstag fahren sollte. Bevor wir bald für die Saison nach London fahren würden, wollte ich mir keine politische Veranstaltung hier entgehen lassen. In London wäre neben den ganzen Tees, Dinners und Bällen wohl kaum Zeit dazu.

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