#1636

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.05.2018 13:36
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Das einzig Gute an Lady Cadwallers Gartenparty war, dass ich mir um mein Outfit keine großen Gedanken machen musste. Das vermutlich hohe Alter der Gäste auf der Gartenparty ließ mich vermuten, dass niemand sich darum kümmern würde, ob wir nach der neuesten Pariser Mode gekleidet waren. Also wählte ich nur ein schlichtes Kleid aus einem hellen, seidenähnlichen Stoff in Mintgrün und unauffälligen Silberschmuck. Wie so oft beneidete ich Mary, die durch ihre Verabredung mit Mr. Armstrong von dieser Horrorparty freigestellt war. "Edith, versuche wenigstens, zu lächeln", sagte Mama aufmunternd, als wir aus dem Auto stiegen. Ich sah mich um und meine Vermutung bestätigte sich: Kaum ein Gast schien jünger als 60 zu sein. Vergeblich sahen Sybil und ich uns zwischen den grauen Haarschöpfen nach einem vertrauten Gesicht um.

Edward
Ich hatte Mary noch fragen wollen, ob es sie stören würde, wenn ich David zu unserer Verabredung mitbrachte, aber da es sich erst wenige Tage zuvor ergeben hatte, schien es mir die beste Lösung, die beiden einander einfach vorzustellen. So privat waren die Gespräche zwischen Mary und mir ja nun wirklich nicht und David hatte in der Regel immer etwas beizutragen. Zwar wusste ich, dass sie beide starke und nicht ganz einfache Charaktere waren, aber ich hoffte das beste – ich hätte nur ungern einem von beiden absagen müssen. Wie üblich war ich etwas zu früh und wartete vor der Tür des Restaurants, das ich ausgewählt hatte. Es war nicht unbedingt das, was Mary gewöhnt war, aber immer noch zeitgemäß genug, dass sie sich dort wohlfühlen würde. Sie war auf die Minute pünktlich und sah wie immer umwerfend aus. Innerlich grinsend dachte ich an die Zeiten zurück, in denen ich mich mit Henry regelrecht um sie gestritten hatte. Zum Glück war das vorbei. "Die Freude ist ganz meinerseits", begrüßte ich sie lächelnd und lachte dann kurz. "Wie kommt man denn zu einer Einladung von einer Mumie?", fragte ich, während wir das Restaurant betraten. Ich hatte David gebeten, drinnen zu warten, um sie nicht völlig zu überrumpeln. Wie würde es schon aussehen, wenn sie von zwei Männern gleichzeitig begrüßt wurde? "Gleich bist du mir womöglich nicht mehr so dankbar. I've asked a friend to join us and I want you to behave", sagte ich und zog ernst die Augenbrauen hoch. David und Mary waren womöglich eine explosive Mischung.

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#1637

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.05.2018 14:05
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ich musste nur nicken, damit Lady Foster immer weiterredete. Sie merkte nicht einmal, dass ich gedankenverloren über die Menschenmenge starrte und bereits darüber nachdachte, wieder zu gehen. Ich hatte keine Lust über Gespräche über meine tote Frau oder wie es mir jetzt ging. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und entschuldigte mich, um mich wenigstens ein letztes Mal umzusehen und jemand annähernd interessantes zu treffen. Ich ging gerade über den Rasen, als Sir Joseph Johnson mich zu sich rief. Auch er kam aus Yorkshire und ich erzählte ihm von meinen Reisen. Danach setzte er zu einer Rede über seinen neuen Rosengarten an. "Lord und Lady Grantham sind auch hier, ist das nicht ein Zufall? Da reist man bis nach London, um andere Bekannte zu sehen, aber die Heimat verfolgt einen", sagte Sir Joseph dann und lachte laut. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Das musste ein Fehler sein. Ich beruhigte mich damit, dass es noch lange nicht heißen musste, dass auch Lady Edith hier war. "Da sind sie schon! Lady Edith, Lady Sybil - wie schön, Sie hier zu sehen!", rief dann Sir Joseph quer über den Rasen und mein Herz schlug nur noch schneller. Denn als ich den Kopf drehte, war da tatsächlich Lady Edith. Und obwohl ich mein bestes getan hatte, um sie und meine Gefühle für sie zu vergessen, war alles sofort wieder da. Und sie kam tatsächlich auf mich zu.

Lady Mary
Sein Lächeln brachte auch mich zum Lächeln. In diesem Moment war ich wirklich froh, wieder mit Edward befreundet zu sein. Seine lockere Art tat mir gut. Auch, wenn ich nicht ganz wusste, was ich davon halten sollte, dass wir heute Mittag nicht allein waren. Ich hatte mich auf einen entspannten Lunch allein mit Edward eingestellt, um ein wenig zu plaudern. Und er schmiss mich ins kalte Wasser. Wir gingen gleich hinein und ich zog meinen Mantel aus, behielt den Hut aber auf dem Kopf. "Why wouldn't I?", gab ich zurück, zog die Augenbrauen hoch und lächelte dann. So ernst, wie Edward dreinblickte, musste sein Freund wohl außergewöhnlich sein. Aber er kannte mich eben wirklich - und wie ich mich benehmen konnte, wenn mir irgendetwas nicht passte - aber natürlich würde ich mein bestes geben, um mich zu benehmen. Auf dem Weg zu unserem Platz nahm ich das Thema von Lady Cadwallers Gartenparty wieder auf. "Indem man unwissend zu einem Schneider geht und dabei von Lady Cadwaller überfallen wird. Ernsthaft, sie könnte 100 Jahre alt sein, so wie sie aussieht. Jedenfalls hat sie uns gleich zu ihrer Gartenparty eingeladen und Mama hat natürlich angenommen. Dabei wird das Durchschnittsalter der Gäste bei minimal 80 Jahren liegen. Edith und Sybil werden sich zu Tode langweilen", erzählte ich ihm, während wir auf einen Tisch zusteuerten, an dem bereits ein Mann saß und anscheinend die Speisekarte las. "Und deswegen bin ich dir sehr dankbar, dass du mich vor dieser Mumie Lady Cadwaller gerettet hast" Ich lächelte Edward breit an und lachte dann kurz, als der am Tisch Mann aufsah und aufstand. Er war mindestens einen Kopf größer als ich. Seine braun-grünen musterten mich auf eine Art, die mich kurz verwirrte. Meine Hoffnung, dass ich ihn kennen würde, verflüchtigte sich, denn ich hatte keine Ahnung, wer da vor mir stand.

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#1638

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.05.2018 14:36
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Die Zeit verging quälend langsam, aber irgendwie wurde es einfach nicht später oder dunkler und Mama mit ihrer offenen Art redete und redete und redete, während Sybil und ich uns die meiste Zeit gelangweilte Blicke zuwarfen. Gerade gingen Mama, Sybil und ich langsam über den Rasen, darauf wartend, dass einer der Gäste uns als Opfer seiner langweiligen Erzählungen auswählen würde, als ein Mann, ungefähr in Mamas Alter, unsere Namen rief. Wir schauten uns kurz um, bis wir ihn erkannten – und auch, wer neben ihm stand. Ich hätte beinahe mein Glas fallen lassen. Was machte Sir Richard hier? Und hatte ich mich auf diese Begegnung gefreut oder sie gefürchtet? Auch Mama und Sybil schienen die Lage zu erkennen. "Edith, wir kümmern uns um Sir Joseph", sagte Mama und bevor ich reagieren konnte, schob sie mich schon in Sir Richards Richtung. Sir Joseph war anscheinend der Mann, der uns so laut gerufen hatte. Wie in Trance ging ich auf Sir Richard zu und drehte mich noch einmal kurz zu Mama und Sybil um, die sich jetzt eifrig mit Sir Richards Bekanntem unterhielten. Natürlich hatte ich mir insgeheim gewünscht, ihn wiederzusehen, aber nicht, ohne vorher die Möglichkeit zu haben, darüber nachzudenken, was ich sagen sollte. Die wenigen Schritte, die ich auf ihn zugehen musste, reichten nicht, und so sagte ich nur etwas steif "Sir Richard", als ich schließlich vor ihm stand. Seine Abweisung hatte ich noch lange nicht vergessen, auch wenn es schwer war, ihm böse zu sein – wo er doch nur das Beste für mich wollte.

David
Naserümpfend las ich die Speisekarte in meinen Händen. Ich mochte moderne Restaurants wie dieses, aber diese Gerichte waren fast schon zu ausgefallen. Kein Wunder, schließlich hatte Edward unbedingt hier essen wollen. Und wo blieb er überhaupt? Es war bereits zwei Minuten nach Eins und damit fiel seine mysteriöse Begleitung für mich in die Kategorie unpünktlich. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, betraten sie auch schon das Restaurant. Ich betrachtete die Frau, die Edward mir als Lady Mary Crawley angekündigt hatte und der man deutlich ansah, dass sie sich gerade über etwas echauffierte, unauffällig über den Rand der Speisekarte. Sie war groß, schlank und hatte ohne Frage ein makelloses Gesicht – womit sie sich nicht von den anderen Frauen ihres Alters und Standes abhob. Aber wenn Edward sie mochte, war sie sicherlich keine versnobte Kuh. Zumindest war ich entschlossen, ihr eine Chance zu geben, so wie ich das mit allen Menschen, die neu in mein Leben traten machte – bis die beiden unseren Tisch erreicht hatten und Lady Marys letzter Satz meine Ohren erreichte. ...dankbar, dass du mich vor dieser Mumie Lady Cadwaller gerettet hast. Sie lachte gewinnend, ich aber zog nur die Augenbrauen hoch und legte die Speisekarte auf den Tisch vor mich. Zugegebenermaßen war meine Großtante nicht mehr die Jüngste, aber sie war eine herzensgute Frau, erstaunlich fit für ihr Alter und würde nie jemanden so ablehnen, wie Lady Mary es gerade mit ihr machte. Ich wusste nicht, was die beiden miteinander zu tun – oder anscheinend auch nicht zu tun – hatten, aber plötzlich vertraute ich Edwards Urteil doch nicht mehr so sehr. "Sie werden überrascht sein, aber diese Mumie Lady Cadwaller ist auch froh, vor Ihnen gerettet worden zu sein, auch wenn sie es noch nicht weiß", gab ich zurück und ignorierte Edwards strafenden Blick. "Mary, das ist David Howard. He works für the Department for Environment, Food and Rural Affairs. David, Lady Mary Crawley, die rein gar nichts gegen Lady Cadwaller hat." Bei diesen Worten warf er ihr einen seiner Halt besser den Mund-Blicke zu.

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#1639

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.05.2018 19:55
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Wie das Schicksal es so wollte, kam Lady Grantham mit ihren Töchtern direkt auf uns zu. Es gab kein Entkommen, ich konnte unmöglich einfach abtauchen. Was in Gottes Namen taten sie hier? Ich hatte geplant, Lady Edith erst wieder unter die Augen zu treten, wenn sie mit einem Mann ihres Alters glücklich verheiratet war. Dieser Plan war nun zunichte gemacht, denn mir wurde wieder bewusst, wie hübsch sie war - und, dass ich sie schrecklich vermisst hatte. Während sich Lady Grantham und ihre jüngste Tochter angeregt mit Sir Joseph unterhielten, dessen Lachen über den ganzen Rasen schallte, sah ich nervös zu Lady Edith. Auch sie schien nicht gerade entspannt zu sein, als sie mich nur förmlich begrüßte. Aber genauso wollte ich es doch, rief ich mir ins Gedächtnis.... "Ich habe nicht damit gerechnet, Sie und Ihre Familie hier anzutreffen", sagte ich dann mit einem vorsichtigen Lächeln, um die angespannte Stimmung wenigstens etwas zu lockern. "Sind Sie schon lange in London?" Ich hatte keine Ahnung, was ich noch sagen sollte, außer diesem sinnlosen Geplänkel. Denn eigentlich sollte dieses Gespräch hier nie passieren, damit Lady Edith nicht erneut auf den Gedanken kam, sich für mich zu interessieren.

Lady Mary
Überrascht wandte ich mich dem Mann zu, den Edward als David Howard vorstellte. Und der war keineswegs auf den Mund gefallen. Auch wenn ich keineswegs wusste, warum er so ein Theater machte. War er persönlich für Lady Cadwallers Ruf verantwortlich? Ich sah ihn einen Moment an - erst erschrocken, dass er so mit mir redete und dann eher abschätzig. Edward stellte uns einander vor und ich wollte gerade den Mund öffnen, um Mr. David Howard zu sagen, dass er nicht den Teufel an die Wand malen wusste, nur weil ich über Lady Cadwallers langweilige Gartenparty hergezogen hatte, als Edward mir einen recht eindeutigen Blick zuwarf und ich mich daran erinnerte, dass ich mich benehmen wollte. Also schluckte ich den Kommentar hinunter, funkelte Mr. Howard nur kurz an und setzte mich dann. Das konnte ja wirklich lustig werden. "Himmel, ich dachte wir sind zum Lunch verabredet und nicht zu einem Streitgespräch", konnte ich mich dann aber doch nicht zurückhalten, während meine Handtasche abstellte und nach der Speisekarte griff. Kurz sah ich über deren Rand zu Mr. Howard, der mir schräg gegenübersaß. Auch bei seinem Namen konnte ich mich nicht erinnern, ihn schon einmal gesehen oder von ihm oder seine Familie gehört zu haben. Was nicht verwunderlich war, wenn er für das Department for Environment, Food and Rural Affairs arbeitete. Den entspannten Lunch konnte ich mir also abschminken, wenn Mr. Howard schon bevor wir einander vorgestellt worden waren so mit der Tür ins Haus fiel. Kurz sah ich zu Edward hinüber, der allerdings eher amüsiert dreinblickte. Wirklich, was hatte er da nur für einen empfindlichen Freund eingeladen?

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#1640

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.05.2018 20:19
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
"Offensichtlich nicht", erwiderte ich, denn wenn Sir Richard auch nur geahnt hätte, mich hier zu treffen, wäre er sicherlich nicht gekommen. Dennoch wollte ich keinen Streit zwischen uns provozieren, also lächelte ich schnell leicht. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es einordnen sollte, dass wir hier nun standen und versuchten, ein Gespräch zu führen. War es nicht möglich, dass er seine Meinung mittlerweile geändert hatte? Mich sogar vermisst hatte? "Nein, erst seit vorgestern", beantwortete ich seine Frage. "Und Sie?" Am liebsten hätte ich gefragt, wo er in der Zwischenzeit gewesen war, aber ich war mir nicht einmal sicher, ob er mir diese Frage beantworten würde. Um den Blick nicht die ganze Zeit nur auf seine Augen zu fixieren, sah ich mich etwas um, aber mir war klar, dass der Versuch recht kläglich wirkte. Ich war schon wieder hin und weg von Sir Richard.

David
Es war nur Edward zu verdanken, dass zwischen Lady Mary und mir kein Krieg ausbrach. "Es ist auch ein Lunch", sagte er mit Nachdruck, als wir uns setzten und Lady Mary und ich uns einen bösen Blick zuwarfen. "David, du hast dir die Speisekarte doch schon angeschaut. Was möchtest du essen?", redete Edward weiter. Seufzend betrachtete ich meine mittlerweile wieder aufgeschlagene Speisekarte, denn nun musste ich ja – leider – eine Auswahl treffen. "Wir hätten uns nicht auf deinen Geschmack verlassen sollen. Das hier scheint Kunst zu sein, kein Essen", grinste ich, Edward wusste, wie ich es meinte. Lady Mary hingegen sah mit jedem Augenblick weniger begeistert von meiner Anwesenheit aus, was ich ignorierte – die Zuneigung von Frauen wie ihr brauchte ich nun wirklich nicht.

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#1641

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 03.05.2018 20:33
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Genauso wie sie schweifte mein Blick auch immer wieder ab und ich widerstand dem Drang, ihr zu sagen, wie hübsch sie in ihrem Kleid aussah. "Seit zwei Wochen", antwortete ich ihr. Eine Pause entstand, die mehr als unangenehm war. Dieses oberflächliche Gespräch war wirklich nicht geeignet, irgendetwas an unserer beider Anspannung zu ändern. Ich atmete tief ein und sah Lady Edith dann direkt an. "Es tut mir leid wegen diesem garstigen Gespräch, das wir damals geführt haben. Ich hoffe, ich habe sie nicht allzu sehr verletzt", sagte ich dann ernst und mit gedämpfter Stimme. Es ging einfach nicht anders, ich musste irgendetwas sagen, um wenigstens etwas diese Last von meinem Herzen zu nehmen. Hatte sie in der Zwischenzeit wohl jemanden gefunden, der besser zu ihr passte als ich? Jedes Mal, wenn ich in der Zeitung eine Verlobungsanzeige fand, hatte ich mich davor gefürchtet, ihren Namen zu lesen - auch wenn es totaler Schwachsinn war, schließlich war es mein Verhalten, das uns damals auseinander gebracht hatte. Aber diese Wochen an Lady Ediths Seite waren so schön gewesen, dass die Hoffnung, dass der Rest meines Lebens so aussehen könnte, noch nicht ganz verschwunden war. "Ich würde es vollkommen verstehen, wenn sie nicht mehr mit mir reden wollen. Am besten, ich gehe jetzt und belasse es dabei", meinte ich, um uns nicht noch länger diesen schrecklichen Gefühlen, die unser Wiedersehen hervorrief, auszusetzen.

Lady Mary
Auch wenn ich es nur äußerst ungern tat, musste ich Mr. Howard Recht geben. Das Essen war wirklich nicht als solches zu bezeichnen und ich hatte im ersten Augenblick keine Ahnung, was ich wählen sollte. Anmerken ließ ich mir das natürlich nicht. Stattdessen verdrehte ich nur leicht die Augen bei seinem Grinsen und klappte meine Speisekarte zu. Ich würde einfach das erstbeste Gericht nehmen, von dem ich mir wenigstens ansatzhalber vorstellen konnte, was ich nachher auf meinem Teller haben würde. "Sind Sie etwa kein Freund von Kunst, Mr. Howard?", fragte ich ihn dann leicht provokativ und gab dem Ober die Karte zurück, während ich mein Gericht bestellte. Wenigstens konnte ich mit dem Wein einigermaßen etwas anfangen, den Edward für uns bestellte. Ob Edward es wollte oder nicht, ich konnte nicht einfach still herumsitzen, wenn ich jemanden wie David Howard vor mir hatte. Den würde ich sowieso nach diesem Lunch nie wiedersehen, warum sollte ich mich also zurückhalten? Es war immer noch besser hier zu sein, als auf Lady Cadwallers Gartenparty.

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#1642

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 04.05.2018 19:54
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Mir fiel ein Stein vom Herzen, als er endlich unsere letzte Begegnung ansprach. Es schien einfach zu lächerlich, so zu tun, als sei nichts gewesen. "Natürlich haben Sie mich verletzt!", sagte ich vorwurfsvoll – alles andere wäre gelogen und das wusste Sir Richard ja auch. "Ich akzeptiere immer noch kein Wort von dem, was Sie gesagt haben", fügte ich stur hinzu. Kurz war ich optimistisch, dass es vielleicht wieder so werden könnte wie früher zwischen uns, bis Sir Richard schon wieder einfach gehen wollte. "Sir Richard!", sagte ich etwas lauter als beabsichtigt, als er sich schon zum Gehen wendete. "Das war es also? Sie sagen mir schon wieder, wie leid es Ihnen angeblich tut und gehen einfach?" Vorwurfsvoll sah ich an. Plötzlich war mein Kampfgeist wieder geweckt und ich wollte ihn nicht schon wieder gehen lassen.

David
Innerlich seufzte ich genervt, als Lady Mary mich wegen meines – an Edward gerichteten – Kommentars provozieren musste. "Kunst ist bekannterweise ja immer Ansichtssache", sagte ich nur und schaute kurz überrascht auf, als sie das Gericht bestellte, das auch ich gewählt hatte. Es war aber auch wirklich das einzig Genießbare auf der Karte. Während wir Wein tranken, unterhielt ich mich mit Edward über unsere Arbeit, wobei er Lady Mary, die nur mäßig interessiert wirkte, hin und wieder etwas erklärte. Ich versuchte recht erfolgreich, ihre Anwesenheit einfach auszublenden. "Mary, habt ihr eigentlich von Miss Allen in der Zwischenzeit etwas gehört? Ich war letzte Woche bei Henry, er erholt sich nur langsam von dem Schock", sagte Edward, nachdem wir unser Essen bekommen hatten, das ich nun misstrauisch beäugte. Edward grinste leicht, runzelte aber die Stirn, was bei ihm immer ein Zeichen dafür war, dass er sich über etwas Gedanken machte. "Wer ist Miss Allen?", fragte ich neugierig und nahm vorsichtig ein Stück von meinem Fleisch. Henry Redvers hatte ich schon mal getroffen, aber an der Seite einer Frau war er mir nie begegnet.

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#1643

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 05.05.2018 13:50
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ich schätzte ihre Ehrlichkeit, auch wenn es natürlich weh tat. Gleichzeitig war da aber auch wieder diese trügerische Hoffnung - wenn ich sie mit meiner Abweisung verletzt hatte, mochte sie mich anscheinend wirklich. Und allein das reichte aus, um mich kurzzeitig wieder so zu fühlen, wie damals, als wir zusammen Auto gefahren sind und ich mich so jung wie seit langem nicht mehr gefühlt hatte. Was mehr als gefährlich war. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, jegliche Gefühle für Lady Edith einfach aus meinem Gedächtnis zu streichen, aber mein Herz dachte da wohl anders. Also wandte ich mich zum gehen und unterschätzte dabei Lady Ediths Standhaftigkeit. Ich konnte ihrem vorwurfsvollen Blick nicht lange standhalten. Kurz seufzte ich, spielte nervös an meinem Jackett herum und wagte es dann doch wieder, sie anzusehen. "Was soll ich denn anderes tun, Lady Edith? Ich habe keine andere Wahl, wenn doch alles dagegen spricht. Gegen uns. Sie sind hier in London. Sie werden einen anderen Mann finden, der besser zu ihnen passt und mich dann vergessen", sagte ich ihr. Ihr Vater würde wohl kaum begeistert davon sein, dass wir uns hier getroffen hatten. Ich konnte Lord Granthams Ansichten nur zu gut verstehen und deshalb würde ich jegliche Hoffnung wieder zunichte machen, die Lady Edith durch unser Treffen hier haben könnte. Im Gegensatz zu mir würde sie ihr Leben weiterleben und glücklich werden.

Lady Mary
Auch ich konnte nicht anders, als Mr. Howard anzusehen, als er das gleiche Gericht bestellte. Nur Edward war anscheinend mutiger und bestellte etwas, das ich noch nicht einmal aussprechen konnte. Mr. Howard ging gar nicht erst richtig auf meine Provokation ein, was vielleicht auch ganz gut war. Edward würde es wohl kaum interessant finden, den Streitschlichter spielen zu müssen. Stattdessen redeten die beiden über ihre Arbeit, während ich meinen Wein trank, nur mit halbem Ohr zuhörte und ab und an Mr. Howard einen Blick zuwarf. Der schien mich komplett zu ignorieren, was mir irgendwie missfiel. Nur Edward war so freundlich, mir ab und an einige Aspekte seiner oder Mr. Howards Arbeit zu erklären. Wahrscheinlich hatte sich auch er den Lunch anders vorgestellt. "Nein, sie scheint wie vom Erdboden verschluckt. Entweder wissen ihre Eltern auch nichts oder wollen nichts sagen", antwortete ich Edward. "Früher oder später wird Henry wieder der Alte werden, da bin ich mir sicher", fügte ich dann noch hinzu, auch wenn mir nicht wirklich viel daran lag, über Henry Redevers zu sprechen. Ich dachte, damit wäre die Sache mit Elizabeth und ihrer mysteriösen Flucht beendet, als sich auch Mr. Howard einschaltete. "Sie ist die Tochter einer Freundin meiner Mutter und hat einige Zeit bei uns gelebt", antwortete ich ihm und legte Messer und Gabel an die Seite meines Tellers. "Am Tag ihrer Hochzeit hat sie Henry vor dem Altar stehen gelassen und seitdem fehlt jede Spur von ihr", sagte ich mit unbeteiligter Stimme, bevor ich wieder weiter aß.

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#1644

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 05.05.2018 14:17
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden und versuchte es auch gar nicht erst. Denn etwas in seinen Augen hatte sich verändert, und eigentlich wollte ich mir keine erneuten Hoffnungen machen – aber es hatte den Anschein, als wäre er zumindest nicht mehr so entschlossen, mich in Ruhe zu lassen, wie damals. Ich war zwar nicht Mary, aber auch ich merkte, wenn ein Mann an mir Interesse hatte. "Wenn alles dagegen spricht? Es spricht doch überhaupt nicht alles dagegen. Meine Eltern vielleicht, ja, aber wenn sie Sie erst besser kennen lernen werden sie sicher..." Ich konnte den Satz nicht beenden, denn ich wusste, dass meine Eltern nichts gegen Sir Richard persönlich hatten. "Sehen Sie, es ist doch ganz einfach: Sie mögen mich und ich mag Sie – sehr sogar", fügte ich mit einem Anflug von Mut hinzu. "Alles andere ist doch unwichtig. Und wie Sie sehen, kann ich Sie weder vergessen noch einen anderen Mann finden." Noch immer schaute ich ihm in die Augen und vergaß langsam sogar, zu blinzeln.

Edward
"Eine seltsame Frau", sagte ich und lachte leise, als Mary David von Miss Allens Verschwinden erzählte. "Ehrlich gesagt hoffe ich ja, dass er nicht wieder der Alte wird, bevor ihm so etwas nochmal passiert." Ich schob mir den letzten tropischen Pilz, den ich auf meinem Teller finden konnte, auf die Gabel und legte dann mein Besteck beiseite. "Ehrlich gesagt wundert mich das nicht", schaltete sich da David an, und ich sah ihn fragend an. Soweit ich wusste, hatte er Miss Allen nicht gekannt. "Naja", erklärte er, "so läuft das doch bei Menschen wie der Familie Redvers, oder?" Dass auch Marys Familie zu diesen Menschen gehörte, schien er zu ignorieren. "Man heiratet aus finanziellen oder gesellschaftlichen Gründen und kaum aus Liebe. Und es ist sehr viel leichter, es sich anders zu überlegen, wenn man die Person, die man vor dem Altar zum Gespött machen soll, nicht liebt." Ich verpasste David gedanklich einen Tritt gegen das Schienbein. Wollte er unbedingt Streit mit Mary? Dennoch war es amüsant, wie er sich über die Aristokratie äußerte. Manchmal war ich mir sicher, dass er den Titel, den er erben würde, sogar gegen einen fiesen Hautausschlag tauschen würde, wenn er könnte.

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#1645

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 05.05.2018 14:45
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ich schwankte innerlich und das schien Lady Edith zu merken. Wie gern hätte ich ihr einfach zugestimmt - natürlich mochte ich sie auch; sogar mehr als das, glaubte ich. Aber war es wirklich so einfach? Wenn ich jetzt schwach wurde... Ich konnte nichts dagegen tun, als ich alles direkt vor mir sah: Lady Edith an meiner Seite in Loxley House, wie sie mit dem Butler sprach, einen Blumenstrauß auf dem Tisch zurechtrückte, wie wir zusammen mit dem Auto über das Anwesen fuhren, wie sie unser Kind auf den Arm nahm... Ruckartig riss ich mich zusammen. Diese Bilder waren zu schön, um wahr zu sein. Ich hatte mir immer Kinder gewünscht, aber mit meiner ersten Frau war es nie soweit gekommen. Aber nicht nur das war es, was mich in einen inneren Konflikt stürzte. Allein die Vorstellung, Lady Edith immer an meiner Seite haben zu können, war wunderschön. "Sie lassen wirklich nicht locker, nicht wahr?", meinte ich mit einem Lächeln, denn ich spürte, dass ich nicht mehr dagegen ankämpfen konnte. Ihr Blick blieb auf meinem und ich vergaß kurz die Menschen um uns herum. "Oh Lady Edith, wenn sie wüssten, was Sie in mir auslösen. Wie gerne würde ich jetzt einfach zu allem 'Ja' sagen, was Sie da gerade ausgeführt haben. Aber werden Sie es nicht bereuen? Vielleicht nicht heute oder in diesem Jahr - aber irgendwann?" Es war ein kläglicher letzter Versuch, unsere Beziehung wieder abzubrechen und dass wusste sie auch. Aber wenn sie sich jetzt auf mich einließ, würde ich sie nicht mehr gehen lassen können, ohne daran emotional zu zerbrechen.

Lady Mary
Ich lächelte Edward an, als er lachte und musste ihm da zustimmen. "Du hast vermutlich Recht. Wahrscheinlich ist er jetzt so traumatisiert, dass es erst einige Zeit dauern wird, bis er wieder mit einer Frau reden kann" Unvermittelt musste ich auch kurz lachen. Es wäre wirklich schön gewesen, allein mit Edward hier beim Lunch zu sitzen. Denn das Lachen verging mir, als Mr. Howard es wieder nicht lassen konnte und seine Meinung kundtat. Wirklich, konnte er nicht einmal stumm danebensitzen? Ich hatte mich eben auch nicht in ihr Gespräch eingemischt, als sie sich über ihre Arbeit unterhalten hatten. Innerlich die Augen verdrehend sah ich ihn an. "Mir scheint es, als seien sie ein hoffnungsloser Romantiker, Mr. Howard", sagte ich zu ihm. "Wahrscheinlich liegt es außerhalb ihrer Vorstellungskraft, aber für manche Menschen gibt es nicht nur die Liebe, wenn es zu einer Heirat kommt. Einigen kann es wichtiger sein, ihr Anwesen für die Zukunft und kommende Generationen abzusichern. Auch wenn das in der heutigen Zeit selten geworden ist. Selbst in der Oberschicht sind Liebesheiraten mittlerweile möglich" Belustigt sah ich ihn an, bevor ich zu meinem Weinglas griff. "Außerdem hat Henry Miss Allen wirklich geliebt. Sie hat seine Liebe nur nicht mit der gleichen Intensität erwidert, wenn sie überhaupt etwas für ihn gespürt hat", fügte ich dann noch hinzu, während der Ober unsere leeren Teller abräumte. Wenigstens hatten wir den Hauptgang schon überstanden. Edward konnte sich darauf gefasst machen, dass ich ihm, wenn wir allein waren, erst einmal meine Meinung über seinen Freund berichten würde.

Sybil
Edith stand noch immer neben Sir Richard und führte wie es aussah einer sehr angeregtes Gespräch. Ich hoffte nur, dass er sie nicht wieder verletzen würde wie vor einigen Monaten. Sir Joseph war mittlerweile wieder in der Menschenmenge verschwunden und auch Mama hatte sich einer Gruppe älterer Frauen angeschlossen, die auf einigen Parkbänken saßen. Auch wenn ich es nicht zulassen wollte, langweilte ich mich sehr. Edith würde sicherlich noch einige Zeit mit Sir Richard beschäftigt sein, also ging ich ziellos weiter über den Rasen und erkannte niemanden, mit dem ich ein Gespräch führen könnte. Ich sah noch nicht eine einzige Person annähernd in meinem Alter und ehe ich es mich versah, hatte ich den gesamten Garten durchquert. Über einen Zaun, der von Rosen umrankt war, konnte man einen Blick auf die Straße werfen. Dort standen die Autos der anwesenden Gäste, die Chauffeure unterhielten sich zwanglos und der ein oder andere Fußgänger ging über den Bürgersteig. Auf einmal kam mir die Gesellschaft im Garten furchtbar öde vor und ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete ich das Gartentor und verschwand von der Gartenparty. Anders als die anderen Chauffeure saß Branson im Auto und las eine Zeitung. "Sie sollten die Sonne genießen, Branson", sprach ich ihn lächelnd an. Ich wusste, dass es niemand gern sehen würde, dass ich hier mit dem Chauffeur sprach, während sich im Garten hinter uns die Londoner Gesellschaft traf. Aber ich brauchte einfach ein ehrliches Gesicht und jemand, mit dem ich wirklich reden konnte.

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#1646

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 05.05.2018 15:15
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Erst als ich plötzlich erleichtert ausatmete, merkte ich, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Denn bei Sir Richards Worten wurde mir klar, dass meine Hartnäckigkeit sich ausgezahlt hatte. "Nein, ich lasse nicht locker", stimmte ich ihm zu und erwiderte sein Lächeln. "Und ich werde es nicht bereuen. Nicht in zehn Jahren und auch nicht in 15 oder 30." Ich war mir sicher, dass er seinen Versuch, mich von sich fern zu halten, nun aufgegeben hatte – denn was hätte ich schon anderes sagen können, außer, dass ich es nie bereuen würde, mich für ihn entschieden zu haben? Hinter Sir Richard sah ich Mama mit besorgtem Gesichtsausdruck auf uns zukommen. "Lassen Sie uns wieder eine Spritztour machen, wenn ich wieder in Yorkshire bin", sagte ich schnell, denn ich wollte nicht gehen, ohne zu wissen, wann wir uns wiedersehen würden. "Ich bin schon ewig nicht mehr Auto gefahren", fügte ich mit einem hoffnungsvollen Lächeln hinzu, was auch stimmte. Bis heute hatte mich jedes Auto, das in mein Blickfeld kam, schmerzlich an Sir Richard erinnert. Es wurde Zeit, dass wir neue Erinnerungen schufen – schöne Erinnerungen. Drängend sah ich ihn an, denn Mama war inzwischen fast bei uns angelangt.

David
Lady Marys Antwort klang, als hätte sie sie auswendig gelernt – oder zumindest, als hätte man ihr diese Sätze seit sie denken konnte immer und immer wieder vorgesagt. "Anwesen für kommende Generationen absichern", wiederholte ich, nahm einen Schluck Wein und zog die Augenbrauen hoch. "Wissen Sie, die meisten Anwesen werden nicht mehr allzu viele Generationen überstehen. Sie tun sicher gut daran, in nicht allzu ferner Zukunft ebenfalls ihre romantische Ader zu finden." Ich wusste, dass ich jetzt zu weit gegangen war, aber die Selbstsicherheit, mit der der Adel Anwesen führte, sie als selbstverständlich ansah und dabei meistens Misswirtschaft betrieb, ging mir schon lange gegen den Strich. Menschen wie Edward waren die Zukunft, nicht Familien wie die von Lady Mary, Henry Redvers – oder auch mir. Der Ober näherte sich inzwischen wieder und Edward räusperte sich vernehmlich. "Hier kommt das Dessert", kündigte er überflüssigerweise an und fügte, als der Ober wieder weg war, ein leises "und ich hoffe, wir können es zu Ende bringen, ohne dass Blut fließt", hinzu.

Tom
Ich versteckte mein Gähnen hinter der Zeitung, die ich gerade las und streckte den Kopf etwas mehr in Richtung der schwachen Sonnenstrahlen. Die Gartenparty ging schon eine gefühlte Ewigkeit und meine Gedanken schweiften wie üblich öfter zu Lady Sybil ab, als gut für mich war. Sicher langweilte sie sich furchtbar, denn soweit ich es erkennen konnte, waren hauptsächlich Gäste im Alter ihrer Mutter anwesend. Als ich den Politik-Teil meiner Zeitung fertig gelesen hatte, unterhielt ich mich noch etwas mit dem Chauffeur, der neben mir geparkt hatte, aber nachdem er weggefahren war und ich alle interessanten Artikel in der Zeitung mehrmals gelesen hatte, wurde mir doch langweilig. In Gedanken versunken starrte ich auf das Titelblatt und zuckte zusammen, als ich eine Stimme außerhalb des Autos vernahm. Mein Gehirn brauchte nur Bruchteile einer Sekunde, um zu registrieren, zu wem sie gehörte und auch mein Herz machte sich schnell bemerkbar. Lady Sybil. "Und Ihr solltet nicht hier sein", gab ich zurück, legte aber die Zeitung beiseite und stieg aus dem Auto aus.


zuletzt bearbeitet 05.05.2018 17:30 | nach oben springen

#1647

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 05.05.2018 15:41
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte ich wieder richtig und meinte es auch so. Ich wünschte mir so sehr, dass es stimmen würde - dass Lady Edith selbst in 30 Jahren ihre Entscheidung nicht bereuen würde, wenn ich ein alter, gebrechlicher Mann war und der Altersunterschied mit ihr an meiner Seite nur noch auffälliger sein würde. Doch ich war jetzt glücklich. Meine Zukunft hatte sich von einer Minute auf die andere wieder grundlegend geändert, und zwar zum Positiven. Lady Edith blickte sich um und auch ich erkannte jetzt, dass unsere Zeit zu zweit vorbei war, denn ihre Mutter kam auf uns zu. Sicherlich würde sie und Lord Grantham enttäuscht sein, wenn Lady Edith davon berichten würde, dass ich wieder ein Teil ihres Lebens sein wollte. Als sie mich nach einer Spritztour fragte, wurde mir dann noch einmal bewusst, was gerade passiert war - dass es wieder ein 'Uns' gab. "Natürlich", antwortete ich ihr und lächelte breit. "Ich kann es jetzt schon kaum erwarten", fügte ich dann noch mit gedämpfter Stimme hinzu, bevor ich mich zu Lady Grantham umdrehte. "Ich wusste gar nicht, dass Sie auch Lady Cadwaller kennen, Lady Grantham", begrüßte ich sie und zog kurz meinen Hut. Mein Herz schlug verräterisch schnell, als sie einen Blick zu ihrer Tochter warf.

Lady Mary
Er ließ es wirklich darauf ankommen und mittlerweile war ich auch nicht mehr von seiner klaren Meinungsäußerung überrascht. Eher im Gegenteil. Neben Edward gab es nicht viele Männer, die mir Widerworte gaben. "Ich für meinen Teil werde jedenfalls versuchen, dass Downton ein Anwesen ist, das überlebt. Aber ob Sie es mir glauben oder nicht, ich habe keinesfalls die Absicht, dabei meine romantische Ader zu vernachlässigen" Ich sah Mr. Howard ernst an. Er schien ziemlich voreilig in seiner Urteilsfindung zu sein. Natürlich stand es um manche Anwesen schlecht, aber er kannte Downton Abbey nicht und schrieb es trotzdem gleich ab. Fast schon machte er mich damit wütend. Edward schien anscheinend langsam genug von unserem Gerede zu haben, dennoch sah ich ihn nur leicht amüsiert an. "Wenn jemand Schuld daran hat, dass Blut fließen wird, dann du. Schließlich warst du derjenige, der uns beide hierher eingeladen hat", meinte ich nur leichthin zu Edward und fing dann an, mein Dessert zu essen und dabei eine Tasse Kaffee zu trinken.

Sybil
Nur allzu bereitwilligt legte er die Zeitung weg und stieg aus, sodass wir nebeneinander auf dem Gehweg vor Lady Cadwallers Haus standen. "Really, Branson. I thought I gave the orders", gab ich gespielt ernsthaft zurück, als er mir sagte, dass ich nicht hier sein sollte - womit er natürlich Recht hatte. Aber warum sollte ich wieder in den Garten zurückgehen, wo ich mich nur langweilen würde, bis wir endlich abfahren könnten, wenn ich hier mit einer Person reden konnte, mit der ich das wirklich gerne tat. Dann musste ich lachen. Und allzu ernst schien Branson es auch nicht zu meinen, denn ich merkte, dass auch er sich bis eben gelangweilt hatte und daher nichts gegen ein Gespräch einwenden würde. "Niemand wird mich so schnell vermissen, also kann ich auch genauso gut mit Ihnen reden", sagte ich dann. "Außer natürlich, Sie wollen lieber weiter in Ihrem Auto sitzen und die Zeitung anstarren"


zuletzt bearbeitet 05.05.2018 17:29 | nach oben springen

#1648

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 05.05.2018 17:40
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Mein breites Lächeln war verräterisch, aber ich konnte es nicht abstellen. Zu glücklich war ich darüber, dass Sir Richard und ich wieder zueinander gefunden hatten und ich nicht mehr einsam und neidisch auf Marys Verehrer sein musste. Endlich hatte ich wieder etwas zu tun, das nicht mit meiner Familie zu tun hatte. Allerdings blieb das auch Mama nicht unbemerkt. Der Blick, den sie mir zu warf, sagte eindeutig darüber unterhalten wir uns später noch. Selbst Sir Richard wirkte plötzlich so viel glücklicher – und dadurch auch jünger –, als er sie begrüßte. "Ich hatte es selbst schon fast vergessen", witzelte Mama, aber ihr strenger Seitenblick in meine Richtung blieb unverändert. "Ich muss Edith jetzt leider entführen", sagte sie, noch immer lächelnd, aber ihr Unterton war eindeutig. "Robert und ich möchten dich unbedingt einer alten Bekannten vorstellen." Am liebsten wäre ich natürlich bei Sir Richard geblieben, aber ich wollte mein Glück nicht herausfordern. "Ich schreibe Ihnen, wenn wir zurück sind", sagte ich noch zu ihm, Mama verabschiedete sich ebenfalls höflich, aber bestimmt und ging dann mit mir am Arm über den Rasen. Ich hatte den Verdacht, dass es niemanden gab, den sie mir vorstellen wollte. "Wo ist Sybil eigentlich hin?", fragte sie, während wir ziellos durch die Menge gingen. Aber mir war es egal – auch, wenn ich nur wenige Minuten mit Sir Richard hatte reden können, hatten sie meine Zukunft komplett geändert.

Edward
Ich musste zugeben, dass Mary Recht hatte. Und dass ich ihren und auch Davids Charakter unterschätzt hatte. Wahrscheinlich hätte ich sie wirklich vorwarnen sollen, aber nun war es ja ohnehin zu spät. "Na schön, ihr dürft mich auch umbringen, solltet ihr aufeinander losgehen. Aber erst nachdem ich dieses köstliche Sorbet gegessen habe." Ich wies mit dem Löffel auf meinen Teller. David sah aus, als hätte er noch eine Menge über Anwesen und Romantik in der Oberschicht zu sagen, aber das Essen hielt ihn zum Glück davon ab. Ich war fast schon froh, dass er in einer halben Stunde ohnehin zu einem Geschäftstermin musste und ich dann noch etwas Zeit mit Mary allein verbringen konnte. In Zukunft würde ich besser darauf achten, wen ich zum Lunch einlud, das stand fest.

Tom
Ich lachte kurz und blieb nur knapp vor Lady Sybil stehen. In den letzten Wochen hatte ich den – physischen – Abstand zwischen uns Stück für Stück verringert, immer in der Erwartung, dass sie mich abweisen würde, aber sie hatte es nie getan. "Ich denke", sagte ich und tat, als müsste ich über die Entscheidung, ob ich lieber mit Lady Sybil reden oder im Auto sitzen wollte, lange und gut nachdenken, "ich denke, da rede ich doch lieber mit Euch. Genau genommen habe ich sowieso vorhin an Euch gedacht, als ich etwas in der Zeitung gesehen habe." Ich bückte mich, nahm die Zeitung vom Autositz und suchte darin die passende Seite, die ich dann Lady Sybil reichte. "Ich weiß, dass Ihr aus anderen Gründen hier seid, aber falls ihr dennoch lieber einige Reden hören wollt, anstatt Kleider zu kaufen und bei fremden, uralten Frauen Tee zu trinken..." Ich grinste schief, denn natürlich spielte ich auf Lady Cadwaller an. Offensichtlich war ihre Gartenparty todlangweilig, sonst würde Lady Sybil es nicht so langweilig finden, dass sie sich sogar davon schlich. Außer, sie hat es nur meinetwegen getan.

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#1649

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 05.05.2018 17:59
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Meine böse Vorahnung bestätigte sich, dass Lady Grantham erstens mitbekommen hatte, dass Lady Edith und ich uns wieder verstanden und dass Lord Grantham und sie es zweitens nicht sonderlich gut aufnahmen. Aber Lady Ediths breites, losgelöstes Lächeln war für mich genug, um nicht in eine wieder schlechtere Stimmung abzurutschen. Ich nickte ihr nur ebenso breit lächelnd zu, als sie die Briefe erwähnte. Ich konnte es jetzt schon kaum erwarten und hätte sie am liebsten sofort am nächsten Tag wiedergesehen. Ansonsten würde mir Lady Cadwallers Gartenparty nur wie ein Traum vorkommen, aus dem ich wieder aufwachen würde und allein wäre. Aber noch war ich in einem solchen Hochgefühl, dass mir selbst die anderen Gäste auf einmal viel interessanter erschienen.

Lady Mary
Ich lächelte Edward nur an, denn eigentlich hatte er ja nichts zu befürchten. Die eigentliche Person, die wenn zu Schaden kommen könnte, war Mr. Howard. Der begnügte sich im Moment zum Glück mit seinem Sorbet und war kurzzeitig still. "Wenigstens servieren sie hier einen Nachtisch, den ich kenne", meinte ich nur in Edwards Richtung, als ich auch meinen Nachtisch betrachtete. Ansonsten war das Essen hier wirklich nicht ganz nach meinem Geschmack. Mrs. Patmores Küche unterschied sich da doch deutlich von den Dingen, die ich heute auf meinem Teller hatte. "Ich hoffe, wir finden noch andere Gelegenheiten, zu denen wir uns sehen", redete ich dann an Edward gewandt weiter. Dass ich dabei Mr. Howard keineswegs einschloss, war glasklar. Da er aber einem Wiedersehen höchstwahrscheinlich auch abgeneigt war, würde er sich bestimmt nicht gekränkt fühlen. Außer er wollte unbedingt weiter mit mir darüber diskutieren. Und auf Dauer würde mir das doch viel zu anstrengend werden.

Sybil
Neugierig nahm ich die Zeitung aus seiner Hand und las mir die Anzeige durch, auf die er mich verwiesen hatte. Ohne Frage, es war mehr als verlockend. Schließlich war es eine Veranstaltung nur um Frauenrechte, mit Frauen als Rednern. "Der Termin ist ja schon nächste Woche", sagte ich mit Blick auf die Zeitung, bevor ich wieder zu Branson aufsah. Ohne Frage, mittlerweile kannte er mich wirklich gut. Fast schon zu gut. Ich lächelte bei seiner Anspielung auf Lady Cadwaller. Aber wie sollte ich es schaffen, hier in London Zeit für mich allein zu finden? Ich müsste lügen, daran führt kein Weg vorbei. "Danke, Branson", sagte ich trotzdem ehrlich. "Ich hoffe, Sie haben auch ein wenig frei, während wir hier sind, um etwas interessantes zu machen. Bestimmt gibt es auch irgendwo Reden über den Sozialismus" Ich müsste ja nicht die einzige sein, die sich in London ein wenig amüsieren könnte. Ich faltete die Zeitung wieder zusammen und hielt sie ihm hin. Meine Gedanken fingen bereits an, Pläne zu schmieden, wie ich in der nächsten Woche zu diesen Reden kommen könnte, ohne dass jemand etwas bemerken würde. "Ich werde Sie wissen lassen, ob in der nächsten Woche anstatt Kleider zu kaufen und Tee bei fremden, uralten Frauen zu trinken etwas anderes in meinem Terminkalender stehen wird" Wenn es möglich war, würde ich es auf jeden Fall versuchen.

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#1650

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 07.05.2018 14:04
von Mü~ • 1.639 Beiträge

David
Dass Lady Mary mich mit ihren letzten Worten an Edward bewusst ausschließen wollte, war mir natürlich nicht entgangen – und es war einfach nur kindisch. Diese Frau konnte es anscheinend nicht leiden, wenn Männer sich ihr entgegensetzten. Ich wollte ihr allerdings nicht die Genugtuung verschaffen, mich über ihren Seitenhieb aufzuregen, also hörte ich nur unbeteiligt zu, als Edward ihr mitteilte, dass es sicherlich noch mehr als genug Gelegenheiten geben würde, zu denen sie sich treffen konnten und was sie unternehmen könnten. Sicherlich würde Lady Mary ihm noch eine Standpauke halten, weil er uns beide an einen Tisch gesetzt hatte und um ehrlich zu sein war mir auch danach, ihn zu fragen, was er sich dabei gedacht hatte. Zum Glück waren wir kurz darauf alle mit dem Dessert fertig, Edward bezahlte und wir standen auf. Mein Geschäftstermin war tatsächlich gefährlich nahe gerückt, und so brauchte ich nicht einmal eine Ausrede, um schnell zu verschwinden. "Edward, wir sehen uns nächste Woche, Lady Mary – es war interessant, Sie kennen zu lernen", sagte ich und legte so viel Verachtung in meine Stimme, wie ich konnte, ohne dass ich zu unhöflich klang. Und eigentlich hatte ich es auch genau so gemeint, dachte ich, als ich das Restaurant verließ. Interessant war es durchaus gewesen.

Tom
Ich beobachtete Lady Sybils Gesicht aufmerksam, als sie sich die Anzeige, die ich ihr gezeigt hatte, durchlas und lächelte leicht, als ihre Augen zu leuchten zu begannen. Ohne Frage, das hier fand sie viel interessanter als sämtliche Gartenpartys Londons. "Das kann ich sicher einrichten", antwortete ich, als sie sagte, sie hoffe, ich würde auch ein wenig freie Zeit in London haben und lächelte. Nicht viele Frauen wie sie machten sich darüber Gedanken, wann der Chauffeur frei hatte. Tatsächlich hatte ich mir schon einige Termine herausgesucht, denn ich wollte während meiner Zeit in London definitiv mehr tun, als nur Auto zu fahren. Kurz berührte ich Lady Sybils Hand, als ich ihr die Zeitung wieder abnahm, und legte sie wieder ins Auto. "Ich bin gespannt", grinste ich, denn eigentlich war ich mir sicher, dass neben Kleider kaufen und Tee bei fremden, uralten Frauen trinken noch etwas für sie auf dem Plan stehen würde. Ich wollte ihr gerade von dem neuesten Erfolg der Suffragetten berichten, als Lady Granthams Stimme vom Garten zu uns drang. "Sybil? Was tust du da?" Lady Grantham stand am Zaun und schaute lächelnd zu uns herüber – verwirrt lächelnd allerdings. Innerlich stöhnte ich auf. Konnte ich keine Viertelstunde mit Lady Sybil ungestört sein?

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