#1801

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 09.12.2018 17:24
von Mü~ • 1.639 Beiträge

David
"Das haben wir uns allerdings verdient", stimmte ich zu und prostete ihr zu. Bei allem Respekt für Mr. Carson bezweifelte ich stark, dass er schon einmal Schweine gerettet hatte. Das Rührei schmeckte wirklich gut und ich nickte Lady Mary anerkennend zu, während ich ein lobendes "Mhm" machte. Ich gab es nicht gern zu, aber ich konnte nicht verhindern, dass ich etwas überrascht darüber war, dass das Ei tatsächlich gut gelungen war. "Ich gebe zu, so viel praktische Erfahrung habe ich nicht. Aber ein wenig Praktiker sollte in jedem stecken, wenn er seinen Beruf gut machen möchte", antwortete ich und freute mich, dass ich Lady Mary zur Abwechslung auch mal überrascht hatte – und nicht nur sie mich. "Aber das kann man auch von Ihnen sagen. Ich war wirklich beeindruckt heute, ich weiß nicht, ob ich es ohne Sie geschafft hätte, alle Schweine zu retten", sagte ich ernst und sah ihr in die Augen. Ich hatte fertig gegessen, legte ebenfalls meine Gabel weg und fragte mich, ob ich mit diesem Kompliment nicht etwas zu weit gegangen war. Noch vor kurzer Zeit hatte ich sie nicht ausstehen können. Aber es stimmte, sie war eine große Hilfe bei den Schweinen gewesen. "Ich hoffe, Ihr Vater erkennt das Potenzial, dass in Ihnen steckt. Für das Anwesen wäre es wünschenswert."

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#1802

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 09.12.2018 17:39
von Rikki • 1.675 Beiträge

Lady Mary
Ich fand, Mr. Howard untertrieb im Hinblick auf seine Fähigkeiten. Immerhin hatte er eine Horde Schweine vor dem nahen Tod gerettet und dabei alles richtig gemacht. "Eine Nacht der Entdeckungen, also. Auf beiden Seiten", gab ich lächelnd zurück - von jetzt an würden wir sicherlich ganz anders miteinander umgehen. Diese verrückte Nacht hatte ihm die Vorurteile genommen, die er mir zugeschrieben hatte und ich hatte meinen Stolz fallengelassen und ihn endlich so gesehen, wie er wirklich war. Ein ehrlicher, kluger Mann, der zupacken konnte und Einsatz zeigte. Und dabei noch gut aussah. Auch jetzt, wie er mit seinem dreckigen Hemd und der lose um den Hals hängenden Fliege vor mir saß und genüsslich sein Rührei aß. "Das kann ich nur zurückgeben, Mr. Howard. Ohne Sie wäre unser Schinken verloren", erwiderte ich genauso ernst. Es wäre eine Menge Geld verloren gegangen, wäre die Nacht anders ausgegangen. Hoffentlich würde auch Papa das erkennen. "Das hoffe ich auch" Sein Kompliment machte mich noch glücklicher, als ich es ohnehin schon war. Gleichzeitig erinnerte es mich auch daran, dass alle anderen Mitglieder meiner Familie jetzt seelenruhig in ihren Betten schliefen. "Mir gefällt es, wie alle einfach ins Bett gegangen sind, ohne sich Gedanken um uns zu machen. Was dachten sie nur, wo wir sind und was wir machen?" Ich lächelte ihn an und nahm dann auch meinen letzten Bissen.

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#1803

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 15.12.2018 17:32
von Mü~ • 1.639 Beiträge

David
Eine Nacht der Entdeckungen. Allerdings. Ich erwiderte Lady Marys Lächeln und betrachtete sie unauffällig über den Rand meines Weinglases. Sie sah müde aus, aber zufrieden – wie jemand, der eine sinnvolle Arbeit getan hatte eben. Ein klein wenig Schlamm an ihrer Wange und ihrem Hals hatte sie beim Waschen vorhin übersehen und plötzlich wollte ich einfach nur noch die Hand ausstrecken, um die dunklen Flecken auf ihrer sonst makellosen Haut zu entfernen. Wo denke ich eigentlich hin? Das musste die Müdigkeit sein, und der Wein. Ich stellte mein Glas ab und setzte mich wieder aufrechter hin. Dass Lady Mary und ich uns einen Abend lang gut verstanden und an einem Strang gezogen hatten, musste ja nichts heißen. "Auf alle Fälle dachten sie anscheinend, dass wir weder gestört werden wollen noch Hilfe brauchen", antwortete ich lachend auf ihre Bemerkung. Hoffentlich vermutete Lord Grantham nicht, dass ich irgendetwas Unziemliches mit seiner Tochter angestellt hatte. Als hätte eine höhere Macht unsere Unterhaltung mitbekommen, waren plötzlich Schritte auf der Treppe zu hören und kurz darauf betrat ein junges Mädchen, das seiner Kleidung nach offensichtlich zu den niedrigsten Angestellten gehörte, den Raum – und erschrak sich beinahe zu Tode.

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#1804

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 15.12.2018 17:52
von Rikki • 1.675 Beiträge

Lady Mary
Wer wusste schon, was meine Familie heute Abend gedacht hatte... Mr. Howard lachte und ich sah ihn an. Ich war mir sicher, dass auch er an eine Möglichkeit dachte, mit der wir den Abend hätten verbringen können... Bevor ich irgendeine Chance hatte, rot zu werden oder wir weiter in diese Richtung denken konnten, kamen Schritte die Treppe herunter und durch den Flur auf uns zu. Verwirrt ließ ich mein Besteck sinken und merkte, wie ich mich unbewusst zu Mr. Howard vorgebeugt hatte. Während ich mich aufrichtete und auch er seinen Blick in Richtung Flur bewegte, trat die Küchenmagd ein. Mit schnellen Schritten ging sie auf den Herd zu, anscheinend bemerkte sie uns nicht. Wie zwei Statuen saßen Mr. Howard und ich mitten in der Nacht - oder bereits am frühen Morgen, wenn schon jemand aufstand - vor unseren Tellern mit Rührei. Abrupt hielt das Mädchen inne, sah mich erschrocken an und ließ dann schnell wieder den Blick gesenkt. "Verzeihung, mylady", sagte sie schnell. Ich fing mich wieder, schließlich war ich genauso überrascht wie sie. "Schon gut,..." Für einen kurzen Moment weiteten sich meine Augen genauso verschreckt wie ihre - denn ich konnte mich beim besten Willen nicht an ihren Namen erinnern. Ich war nicht wie Sybil, die jeden der Dienstboten kannte und wenn sie wollte einfach mit ihnen redete. Himmel, spätestens jetzt hält Mr. Howard mich wieder für einen Snob, dachte ich nur das Offensichtliche. "Daisy, mylady", antwortete das Mädchen. "Daisy. Nun ja, wenn du aufstehst, dann ist es jetzt Zeit, dass wir ins Bett gehen", meinte ich mit einem Blick zu Mr. Howard, den die Situation anscheinend zu amüsieren schien. Widerwillig ließ er seine Gabel sinken, während ich von meinem Hocker aufstand. "Sagst du Anna bitte, dass ich klingeln werde, wenn ich wach bin?", sagte ich an Daisy gewandt. Sie nickte nur schüchtern und konnte meinen Blick nicht erwidern. Mit erhobenem Kopf ging ich an ihr vorbei, wünschte ihr im Vorbeigehen noch eine gute Nacht und ging dann aus der Küche. Es war schon vorher ein surrealer Abend gewesen - die Begegnung im Morgengrauen mit der Küchenmagd, die vermutlich den Schreck ihres Lebens bekommen hatte, machte es aber noch ein wenig lustiger. Ich hörte noch, wie Mr. Howard ihr auch gute Nacht sagte. Erst, als wir wieder in der Eingangshalle auf der Treppe waren, drehte ich mich zu ihm um und konnte wieder nicht anders, als zu lachen. Ich war so müde, als könnte ich im Stehen einschlafen - aber noch nie hatte ich an einem Abend so viel gelacht. Und auch jetzt konnte ich nur schwer damit aufhören, als wir vor seiner Zimmertür angelangt waren.

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#1805

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 15.12.2018 18:11
von Mü~ • 1.639 Beiträge

David
Das Mädchen sah so erschrocken aus, als es uns sah, dass ich augenblicklich Mitleid mit ihr hatte. Vermutlich hatte sie Lady Mary selten von so Nahem gesehen. Für einen Moment hielt sich mein Bild von ihr, das womöglich etwas verzerrt war, aufrecht – bis ihr der Name des Küchenmädchens nicht einfiel. Natürlich, es gab so viele Angestellte auf Downton, da konnte sie unmöglich jeden einzelnen Namen kennen. Und dennoch erinnerte es mich an die Differenzen, die es ursprünglich zwischen uns gegeben hatte und die wir vermutlich nicht an einem einzigen Abend aufarbeiten konnten. Andererseits waren die gleichermaßen verwirrten und erschrockenen Blicke auf den Gesichtern von Lady Mary und der Magd auch höchst amüsant. Die Arme dachte nun sicherlich in die völlig falsche Richtung. Wir ließen sie also ihrer Arbeit nachgehen, wünschten ihr eine gute Nacht und gingen die Treppe wieder nach oben in die Eingangshalle – wo wir hingehörten. Zuerst sahen wir uns nur grinsend an, dann fingen wir an zu lachen und gingen langsam die Treppe hinauf. "Was war das nur für eine Nacht", sagte ich kopfschüttelnd, als wir vor meiner Zimmertür standen. "Ich fand meinen Beruf ja schon immer recht spannend, aber das wird mir keiner glauben", grinste ich.

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#1806

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 15.12.2018 18:28
von Rikki • 1.675 Beiträge

Lady Mary
Ich lächelte ihn breit an. "Vielleicht war alles auch nur ein Traum, aus dem wir gleich aufwachen und wieder anfangen zu streiten", meinte ich. "Auch wenn ich das nicht hoffe. Im Gegenteil, ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für alles" Ich sah ihn jetzt wieder ernst an. Nur wenige Meter von meinem Bett entfernt traf mich die Müdigkeit wie ein Schlag und im Gegensatz zu eben, als ich noch nicht wollte, dass diese Nacht endete, war ich jetzt mehr als bereit für mein Bett. Noch einmal lächelte ich ihn an. "Gute Nacht, Mr. Howard" Ich drehte mich um und ging den Gang weiter in mein Zimmer. Dort angekommen, steuerte ich geradewegs auf das frischbezogene Bett zu. Ohne Annas Hilfe und in meinem Zustand dauerte es ein wenig, bis ich mein Kleid und das Korsett ausgezogen hatte. Ich ließ es einfach auf dem Boden liegen und legte mich einfach in meinem Unterkleid ins Bett. Ich wusste, dass ich noch dreckig war und vermutlich stank, als hätte ich mich zusammen mit den Schweinen im Matsch gesuhlt. Mir war alles egal - noch bevor mein Kopf mein himmlisch weiches Kopfkissen berührte, war ich tief und fest eingeschlafen.

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#1807

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 15.12.2018 18:40
von Mü~ • 1.639 Beiträge

David
"Das hoffe ich auch nicht", antwortete ich und erwiderte Lady Marys Blick. "Und falls doch, verspreche ich, morgen früh trotzdem nicht mit Ihnen zu streiten. Für den Fall, dass ich mal eine Horde Schweine retten muss und Hilfe brauche." Ich grinste schwach, mittlerweile war ich wirklich todmüde und Lady Mary schien es nicht anders zu gehen, sie konnte kaum die Augen offen halten. "Gute Nacht, Lady Mary", murmelte ich und schaute ihr hinterher. Vielleicht war es tatsächlich alles ein Traum. Ich betrat mein Zimmer, zog mich mit kraftlosen Armen um, legte meine verdreckten Klamotten über einen Stuhl und fiel regelrecht auf mein Bett. Ohne mich überhaupt zuzudecken, schlief ich ein.

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#1808

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 22.12.2018 16:33
von Rikki • 1.675 Beiträge

[...]

Lady Mary
Die für mich so ungewöhnliche gute Laune nach der Nacht mit Mr. Howard hielt nicht lange an. Nur einige Tage später fuhr er bereits wieder ab. Und so blieb mir nichts anderes mehr, als mich mit den Vorbereitungen für die Hochzeit von Edith und Richard herumzuschlagen. Mit jeder Woche wurde es konkreter - Edith fuhr nach London zur Anprobe ihres Kleides, Mama besprach mit Mrs. Patmore schon einmal das Menü und im Dorf wurden die Blumenmädchen ausgesucht. Wie hätte ich da auch in guter Stimmung sein können?
Außerdem gab es da noch etwas anderes, das mich - abgesehen davon, dass Edith vor mir heiratete - beschäftigte. Bei der Verabschiedung von Mr. Howard war es mir deutlich geworden. Ich mochte ihn und fühlte mich in seiner Gegenwart ungewohnt wohl. In den Tagen nach der Rettung der Schweine hatten wir uns immer öfter unterhalten. Er hatte mir viel über seine Arbeit erzählt und ich ihm über Downton. Er hatte mich zum Lächeln gebracht und sogar dazu, nett zu Edith zu sein. Und als er dann wegfuhr und mir zum Abschied formal die Hand gab, hatte ich ihn nur ungern gehen lassen. Ich hatte Gefühle für ihn, die mich verwirrten. Es war logisch, dass ich ihn jetzt mochte; schließlich hatte er uns geholfen. Aber es war mehr als das. Schon am Tag seiner Abreise freute ich mich darauf, dass er in einigen Wochen zurückkommen würde, um seine erarbeiteten Ergebnisse über Downton vorzustellen. Dabei war er nicht einmal mein Traummann - er hatte keinen Titel, kein Vermögen und ganz offenbar auch eine Abneigung gegen meine Lebensweise. Vielleicht war es auch diese Gewissheit, dass ich drauf und dran war, mich in einen Mann zu verlieben, der außer seiner Person mir nichts bieten konnte, dass mir Ediths glückliche Verliebtheit noch mehr zusetzte als ohnehin schon. Richard war mittlerweile fast jeden Tag war, kam zum Dinner oder lud uns nach Loxley House ein. Edith strahlte jedes Mal, wenn jemand ihre Hochzeit auch nur in einem Nebensatz erwähnte und nicht nur einmal meinte ich den Triumph in ihrem Blick zu erkennen, wenn sie mich ansah. Den Triumph, dass sie einen Mann mit Titel und Anwesen gefunden hatte und die Erste war, die vor den Altar trat. Ich hatte immer geglaubt, dass Edith die alte Jungfer unserer Familie sein würde. Mittlerweile fühlte ich mich immer mehr so. Ich verbannte David Howard aus meinen Gedanken und lächelte gezwungen über die Hochzeitsvorbereitungen hinweg.
Bis es eines Tages zu viel war. Die Einladungskarten sollten heute verschickt werden und so hatte sich Richard wieder angekündigt. Zeitgleich sollte eine Anzeige mit der angekündigten Hochzeit in der Times erscheinen und es damit offiziell machen. Lustlos hatte ich einen Spaziergang durch die Gärten gemacht, als Richard mir aus Richtung des Hauses entgegenkam. Er zog seinen Hut vor mir und blieb stehen. "Man sagte mir, dass niemand zuhause ist", begrüßte er mich und lächelte dabei. "Edith ist im Dorf, um ein Telegramm zu schicken. Sie müsste gleich zurück sein", antwortete ich ihm - schließlich war er nur daran interessiert, wo seine zukünftige Braut war. "Vielleicht darf ich Sie solange begleiten?" Seine Frage erstaunte mich, aber ich willigte ein. Eine Weile liefen wir schweigend nebeneinander. "Lady Mary, wir haben uns seit der Verlobung kaum unterhalten." Da hatte er Recht, ich war ihm ja auch mehr oder weniger aus dem Weg gegangen. "Nun ja, es ging dann ja auch alles sehr schnell", gab ich mit einem gespielten Lächeln zurück. Er nickte. "Natürlich - es ist für mich immer noch wie ein Wunder, dass ich Edith bald heiraten darf. Und ich möchte keine Zeit verlieren, schon gar nicht in meinem Alter." Er lachte, hatte er es doch als Scherz gemeint. Aber ich wusste, dass das der wunde Punkt war. "Ich möchte nicht unhöflich sein, aber das genau ist der Punkt", sagte ich ernst und blieb stehen. "Sir Richard, ich weiß, dass Sie im Moment sehr glücklich sind und dieses Glück zerstöre ich Ihnen nur ungern, aber Sie haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Ich hatte gehofft, dass Sie es früher oder später einsehen, aber anscheinend hat man Sie nur noch weiter getäuscht. Wahrscheinlich fragen Sie sich, warum meine Schwester gerade Sie als Ehemann ausgewählt hat, wo Sie doch so viel älter sind und dazu noch verwundet. Ich kann mir gut vorstellen, was Edith Ihnen alles gesagt hat, aber eines müssen Sie wissen: Es ist sicher keine Heirat aus Liebe. Downton Abbey fehlt es wie vielen großen Anwesen an Geld. Und genau an das wird die Familie Crawley kommen. Zwar nicht jetzt sofort - aber wenn Sie sterben, Sir Richard, wird Edith Ihr Geld erben und dazu noch das Land. Genau da kommt Ihr Alter ins Spiel. Edith wird nach Ihrem Tod noch jung genug sein, um wieder zu heiraten - und dieses Mal einen Mann, den sie liebt und der in ihrem Alter ist", kam es da aus einmal aus meinem Mund. Ich war schon immer eine gute Lügnerin gewesen. "Es tut mir leid, Ihnen die Illusion der Liebe zu zerstören. Aber ich finde, Sie müssen die Wahrheit wissen, bevor Sie Edith heiraten" Ich lächelte ihn kurz an, drehte mich dann um und ging weiter. Sein Gesichtsausdruck - erst voller Zweifel und Angst, aber dann voller Trauer und Erkenntnis - hatte mir gezeigt, dass ich genau ins Schwarze getroffen hatte.
Ich setzte meinen Spaziergang fort. Als ich zurück ins Haus kam, war die Stimmung dort umgeschlagen. "Mary, da bist du ja! Hast du Sir Richard gesehen? Er hat Edith einen Brief geschrieben, in dem er darum bittet, die Einladungen nicht zu verschicken und die Hochzeit abzusagen", sagte Mama aufgelöst und führte mich in die Bibliothek, wo alle um Edith herum versammelt waren, die weinend einen Brief in der Hand hielt. Und ich wusste, dass ich es geschafft hatte.

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#1809

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 24.12.2018 12:04
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Noch nie in meinem Leben hatte ich so häufig im Mittelpunkt gestanden wie in den letzten Wochen vor der Hochzeit. Ich konnte es noch immer kaum glauben – noch vor wenigen Monaten war mein Leben so trostlos gewesen und nun hatte ich ein Brautkleid und jeder im Haus interessierte sich für mich und meine Wünsche für die Hochzeit. Jeder, bis auf Mary. Natürlich fühlte ich einen gewissen Triumph ihr gegenüber und ich machte auch keinen Hehl daraus, schließlich hatte jeder in dieser Familie insgeheim immer gedacht, dass Mary, schön wie sie war, weit vor mir heiraten würde. Dennoch war ihr Verhalten zunehmend zickig mir gegenüber, vor allem, nachdem Mr. Howard abgereist war. Mir war nicht entgangen, wie gut sie sich verstanden hatten. Seine Abwesenheit machte ihr anscheinend nur noch mehr bewusst, dass ich es war, die bald vor den Altar trat. Aber meine Laune war so gut, dass ich sie, bis auf gelegentliche vielsagende Blicke, einfach ignorierte. Ihr Ziel war ohnehin nur, mir die Laune zu verderben und das würde ich ihr nicht so einfach machen. An einem sonnigen Samstag war es schließlich so weit – wir wollten die Einladungskarten verschicken und eine Anzeige in der Times veröffentlichen. Bald war also alles offiziell und ich nicht länger die hässliche, unverheiratete Tochter der Familie. Richard würde heute natürlich vorbeikommen, aber bis dahin war noch etwas Zeit, also machte ich noch einen Spaziergang ins Dorf, um ein Telegramm zu verschicken. Es war einfach so viel zu tun, dass ich mir keine Pause gönnen konnte. Ständig wollte jemand etwas von mir und so dachte ich mir auch nicht viel bei dem Brief von Richard, der mir ausgehändigt wurde, sobald ich ins Haus zurückkehrte. Doch während ich anfing, ihn zu lesen, fing meine Hand an zu zittern. Richard wollte die Hochzeit absagen. Aber wieso? Ich verstand die Welt nicht mehr. Das musste alles ein riesengroßes Missverständnis sein, warum wollte er mich nicht mehr heiraten? Er nannte keine Gründe für seine Entscheidung in dem Brief, er klang nicht einmal böse – eher enttäuscht. Alles, was in den letzten Wochen so perfekt geschienen hatte, fiel in sich zusammen. Ich hätte es wissen sollen – dass mir dieses Glück nicht vergönnt war. Ich ließ mich auf einen Sessel fallen und bekam nur noch wie durch einen Nebel mit, dass Mama zu mir kam, mich fragt, was passiert war und den Brief, den ich hatte fallen lassen, vom Boden nahm und mit entsetztem Gesichtsausdruck las.

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#1810

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 24.12.2018 13:00
von Rikki • 1.675 Beiträge

Lady Mary
Neben Edith saß Sybil auf dem Sofa, während Papa durch den Raum auf und ab ging. Dabei wusste ich, dass unser Vater innerlich erleichtert war, hatte er Richard doch auch immer für zu alt für Edith gehalten. Edith schien niemanden um sich herum wirklich wahrzunehmen, dafür war Mamas Blick umso schärfer auf mich gerichtet. "Und? Hast du ihn nun gesehen? Denn niemand kann sich erklären, warum er aus heiterem Himmel alles absagen will", fragte Mama mich, während ich mir seelenruhig die Handschuhe auszog. Ich hatte meine Gesichtszüge schon immer gut kontrollieren können - denn trotz der Tatsache, dass ich genau wusste, Ediths Glück zerstört zu haben, war es doch etwas anderes, es jetzt so hautnah zu erleben. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken. "Warum sollte ich? Ich habe einen Spaziergang gemacht", antwortete ich Mama. "Sicherlich ist das alles nur ein großes Missverständnis", versuchte Sybil Edith zu trösten. "Niemand will dich schließlich davon abhalten, den Mann zu heiraten, den du liebt. Und dass er dich liebt, das weiß ich" Erstmals seit ich den Raum betreten hatte, richtete Edith ihren Blick auf mich. Denn natürlich war ich diejenige, die sie am ehesten davon abhalten würde, ihre große Liebe zu heiraten. Konnte sie es an meinen Augen ablesen, was ich getan hatte? Ich wusste es nicht. "Ich gehe nach oben, um meinen Hut abzusetzen", sagte ich daher und drehte mich schon um, als Papa mich zurückrief. "David Howard hat ein Telegramm geschickt. Er wird heute Nachmittag kommen" Zu all der Aufregung um Edith kam nun also auch noch der Mann hinzu, der mein Gefühlschaos also perfekt machen würde.

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#1811

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 24.12.2018 13:31
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Während Mama und Sybil versuchten, mich zu trösten und davon zu überzeugen, dass sich alles klären würde, schien Papa nicht ganz unglücklich über die abgesagte Hochzeit, was es nur noch schwerer machte für mich – und mich gleichzeitig darüber nachdenken ließ, wer Interesse daran haben könnte, meine Hochzeit zu verhindern. Und da fiel mir eigentlich nur eine Person ein, Mary. Mama schien dasselbe zu denken, doch Mary wich ihren Fragen aus und kündigte an, nach oben zu gehen. Ich schaute ihr wütend hinterher – mein Bauchgefühl sagte mir, dass meine Schwester ihre Finger im Spiel hatte und ich würde schon noch herausfinden, was sie gesagt oder getan hatte. Andererseits war ich plötzlich auch von Sybils Worten, dass Richard mich liebte, nicht mehr überzeugt. Was, wenn dem doch nicht mehr so wahr? Und er es gerade noch rechtzeitig erkannt hatte? Dass nun auch noch Mr. Howard vorbeikommen würde, gab mir den Rest. Für Mary hingegen war es sicher ein überaus gelungener Tag.

David
Ich redete mir ein, dass ich mich mit der Ausarbeitung der Ergebnisse meiner Untersuchungen auf Downton Abbey nur deshalb so beeilte, um Lord Grantham schnell eine Rückmeldung geben konnte. Aber insgeheim wusste ich doch, dass ich Lady Mary einfach nur so schnell wie möglich wiedersehen wollte. Aber war es nicht aussichtslos? Vermutlich empfand sie ohnehin nicht so wie ich und wenn meine Arbeit erledigt war, hatte ich keinen Grund mehr, sie zu sehen. Seufzend sortierte ich einige Blätter in eine dicke Mappe mit der Aufschrift Downton Abbey ein, steckte die Mappe in meine Tasche und ging nach draußen zu meinem Auto. Während der Fahrt dachte ich fieberhaft über weitere Gründe nach, auch in Zukunft nach Downton zu kommen. Ich ahnte ja nicht, dass ich schon in drei Stunden nichts mehr mit Lady Mary zu tun haben wollen würde.

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#1812

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 24.12.2018 13:53
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Ich beschloss, dass es Zeit war zu handeln. Edith konnte schließlich nicht ewig hier auf dem Sofa sitzen und den Brief von Richard mit ihren Tränen durchweichen. Ich wusste, dass die beiden sich liebten und es daher keinen Grund gab, die Hochzeit abzusagen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was vorgefallen war - aber es konnte einfach nicht sein. Und die einzige Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, war, jetzt nach Loxley House zu fahren. "Komm, Edith. Wir stellen ihn zur Rede. Wenn er die Hochzeit absagen will, dann soll er dir das wenigstens von Angesicht zu Angesicht sagen", meinte ich entschlossen und stand auf. "Sybil, bist du sicher?", fragte Mama besorgt mit einem Blick auf Edith und ihrem verweinten Gesicht. "Natürlich. Es ist allemal besser, als hier zu sitzen und Trübsal zu blasen", gab ich zurück und führte meine Schwester, die endlich aufgestanden war, aus der Bibliothek. "Carson, können Sie Branson ausrichten, dass wir in zehn Minuten nach Loxley House fahren?", fragte ich auf dem Weg nach oben den Butler, bevor ich in Ediths Zimmer Mantel und Hut heraussuchte. Edith schien zu geschockt, um etwas zu sagen oder etwas zu tun, aber dafür hatte sie ja mich. Einige Minuten später saßen wir bereits im Auto. Branson hatte Edith nur mit einem kurzen Blick bedacht und dafür war ich ihm dankbar. "Edith, du darfst jetzt nicht daran zweifeln, dass er dich liebt. Bitte", sagte ich meiner Schwester dann, weil ich ihre dunklen Gedanken zu kennen schien.

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#1813

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2018 17:51
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Zuerst hörte ich Sybil gar nicht richtig zu, als sie sagte, ich solle Richard zur Rede stellen. Das übliche er soll es dir von Angesicht zu Angesicht sagen. So lieb ich meine Schwester auch hatte, von Liebe hatte sie nicht viel Ahnung und manchmal war es eben nicht so leicht – nicht wie in den Romanen, in denen Männer erkannten, dass sie ihre Frauen nicht hätten verlassen dürfen, sobald diese ihnen in die Augen sahen. Aber dann fiel mir der Ausdruck auf Marys Gesicht ein, während hier durch Richards Brief die Hölle losgebrochen war. Ein Teil von mir wollte sich keine Hoffnungen machen, sondern einfach nur tagelang nicht mehr aus meinem Zimmer kommen, um diese Schande irgendwie zu überleben. Aber wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass Richard die Hochzeit durch eine Intrige von Mary abgesagt hatte... dann wollte ich das wissen, und sei es nur, um es Mary heimzuzahlen. Denn auf meinen ehemaligen Verlobtem war ich ohnehin wütend. Ob er nun seine Meinung geändert oder auf Marys Lügen gehört hatte, nachdem ich ihm so oft erzählt hatte, dass sie alles tat, um mein Leben zu ruinieren – für mich war beides gleich schlimm. Verrat. Aber Gewissheit war noch immer besser als Ungewissheit, also stand ich auf, sagte trocken "es ist okay, Mama, ich schaffe das schon", als sie mir einen zweifelnden Blick zuwarf und ging mit Sybil aus der Bibliothek in mein Zimmer, wobei sie unterwegs das Auto anforderte. In meinem Zimmer warf ich zunächst einen Blick in den Spiegel. "Kein Wunder will er mich nicht mehr", murmelte ich bei dem Anblick, der sich mir bot. Meine Haare glichen einem Vogelnest, meine Nase und Wangen waren knallrot und keine Augen geschwollen. Ich richtete meine Frisur ein wenig, setzte meinen schönsten Hut auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Sybil half mir schnell in den Mantel und wir gingen nach unten, wo das Auto wartete. Ich wurde zunehmend nervös, immerhin hatte ich keine Ahnung, was mich nun erwartete. Möglicherweise würde Richard mich nicht einmal sehen wollen, vielleicht stand mir aber auch eine Erklärung oder sogar Versöhnung bevor. Andererseits hatte ich nie Glück in der Liebe, also würde es auf Letzteres vermutlich eher nicht hinauslaufen. "Ach nein? Ist eine abgesagte Hochzeit nicht Grund genug, an seiner Liebe zu zweifeln?", antwortete ich Sybil sarkastisch, als sie mir Hoffnungen machte. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre so naiv wie sie. Die Fahrt war zu kurz, um meine aufgewühlten Gedanken zu ordnen und mir zu überlegen, was ich Richard sagen wollte, sollte ich ihn sehen. Dennoch zögerte ich nicht, aus dem Auto auszusteigen, als wir ankamen. Ich hatte einen dicken Kloß im Hals und nickte Sybil daher nur zu, ehe ich auf die Tür zuging. Meine Beine fühlten sich bleischwer an.

Tom
Die Nachricht von der geplatzten Hochzeit sprach sich auch unter den Dienstboten schnell herum und das Mitleid mit Lady Edith war groß – meine Verwirrung auch, als Carson mir nur wenige Stunden, nachdem der verhängnisvolle Brief von Sir Richard eingetroffen war, sagte, dass Lady Edith und Lady Sybil nach Loxley House fahren würden. Das konnte nur Lady Sybils Idee gewesen sein, dachte ich und lächelte in mich hinein. Diesen Kampfgeist traute ich ihr weit mehr zu als ihrer Schwester. Seit unserem letzten längeren Gespräch, das damit geendet hatte, dass ich ihr meine Gefühle offenbart hatte, hatten wir nur noch das nötigste miteinander gesprochen, aber ihre Blicke in meine Richtung sprachen Bände. Dennoch drängte ich sie nicht – ich wusste, dass das in meiner Situation nichts bringen würde. Und trotzdem wurde ich langsam ungeduldig. Ich sprach während der Fahrt nicht, da Lady Sybil und vor allem Lady Edith ihren Gedanken nachzuhängen schienen, aber als Lady Edith ausgestiegen und ich mit Lady Sybil allein im war, konnte ich mich nicht länger zurückhalten. "Ihr geht mir aus dem Weg", sagte ich nach wenigen Minuten des Schweigens, lächelte aber und drehte mich halb zu Lady Sybil um.

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#1814

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2018 18:09
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Am liebsten hätte ich Edith einfach geschüttelt, als sie mir so antwortete und damit zeigte, dass in ihrem Kopf nur negative Gedanken geisterten. Sie durfte einfach nicht zweifeln - ich glaubte fest an eine Versöhnung und daran, dass im nächsten Jahr eine Hochzeit auf Downton Abbey stattfinden würde. Trotzdem sagte ich nichts mehr und ließ meine Schwester in Ruhe, während wir uns dem Haus näherten. Das dauerte zum Glück nicht lange. Ich lächelte sie aufmunternd an, als sie zügig ausstieg und auf die Haustür zuging. Ich würde ihr Rückendeckung geben, sollte er sich weigern, sie zu empfangen. Der Butler öffnete die Tür und ließ Edith dann zu meiner Erleichterung herein. Ich dagegen hatte keine Absicht, drinnen zu warten. Meinen Blick weiter auf die jetzt wieder verschlossene Tür gerichtet, stand ich eine Weile da. Die Nähe und Anwesenheit von Branson wurde mir dabei immer deutlicher bewusst, obwohl er einige Meter entfernt stand. Es war, als würde von seinem Körper Hitzewellen ausgehen, die mich immer stärker erreichten. Von Ediths Liebesleben kamen meine Gedanken daher auf mein eigenes... Ging ich ihm aus dem Weg? Ich drehte meinen Kopf zu ihm. "Natürlich nicht", widersprach ich ihm und sah ihn ernst an. Dabei war ich mir nicht einmal sicher, was ich gerade tat. Vor allem dachte ich über sein Angebot nach. Und da ich noch keine Antwort gefunden hatte, hatte ich auch nicht direkt seine Nähe gesucht. Aber aus dem Weg gegangen war ich ihm sicher nicht. Ich seufzte, als ich gedanklich wieder alles durchging, was für und gegen Branson sprach. "Branson, es tut mir leid. Ich weiß, dass Sie auf eine Antwort warten" Sicher war es für ihn genauso schwer - dieser schwebende Zustand, wo nichts sicher schien. Aber noch konnte ich ihm einfach nicht sagen, was ich wollte. Anders als Edith und Richard war ich mir nicht klar, ob ich Branson liebte oder wie diese Liebe aussah.

Richard
Die Fahrt zurück hatte ich nicht bewusst wahrgenommen. Nun fand ich mich in meiner Bibliothek wieder, die Augen rot und ein Glas Brandy neben mir. Die Enttäuschung, die Trauer und die Erkenntnis, dass alles von Anfang an zu schön war, um wahr zu sein, nagten an mir. Ich hatte keine Ahnung, ob es Minuten, Stunden oder Tage waren, in denen ich einfach nur vor dem Feuer saß und verarbeitete, nun doch den Rest meines Lebens allein zu sein. Bis plötzlich die Tür aufging und hinter meinem Butler gerade das Gesicht auftauchte, dass ich versuchte aus meinen Gedanken zu verbannen. Reflexartig stand ich auf und sah mich Edith gegenüber. Auch ihre Augen waren rot, aber neben der Trauer brannten darin vor allem Wut. Wir starrten uns eine Weile - mir kam es vor wie eine Ewigkeit - einfach nur an. "Du hast meinen Brief also bekommen...", sagte ich dann mit rauer Stimme und kam mir vor wie ein Idiot. Natürlich hatte sie den Brief erhalten, sonst wäre Sie jetzt nicht hier. Aber zu welchem Zweck? Wir würden nicht heiraten. Was ich für Liebe gehalten hatte, war nur Gier nach meinem Vermögen und Land. Eigentlich gab es nichts mehr zu sagen. Sollte ich sie also am besten einfach hinauswerfen? Das brachte ich nicht übers Herz. Abwartend sah ich sie an.

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#1815

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2018 18:37
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Natürlich nicht. Ich zog eine Augenbraue hoch und erwiderte Lady Sybils ernsten Blick. Sie konnte nicht leugnen, dass in den letzten Wochen etwas zwischen uns anders geworden war. Sie hatte sich in meiner Gegenwart vollkommen normal verhalten und genau das störte mich. Zugegeben, ich hatte durch die wenigen Monate, in denen wir uns so gut verstanden hatten, vermutlich auch zu hohe Erwartungen an sie. "Ich werde warten, und wenn es nötig ist für den Rest meines Lebens", versicherte ich ihr. Auch wenn mir die Ungewissheit über ihre Gefühle schlaflose Nächte bereitete. "Ich hoffe nur, dass nur Eure Gefühle Euch zurückhalten und nicht die äußeren Umstände." Ich sah ihr weiterhin in die Augen, denn ein bisschen gefiel es mir doch, wie rot ihre Wangen wurden, wenn ich sie so durchdringend ansah. "Ich hoffe, Lady Edith kommt mit guten Nachrichten wieder", sagte ich nach einer Weile und machte eine Kopfbewegung zum Haus.

Edith
Dass Richards Butler mich überhaupt ins Haus ließ, wertete ich als gutes Zeichen. Auch, dass Richard erschreckend aussah – seine Augen waren roter als meine und er hatte ein leeres Glas neben sich. Einen Moment musste ich mich daran erinnern, dass ich wütend auf ihn war, denn bei seinem Anblick konnte ich nicht anders, als Mitleid mit ihm zu haben, so elend sah er aus. "Allerdings", sagte ich kühl, als er mich auf den Brief ansprach. "Und ich möchte eine Erklärung. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was dich dazu veranlasst hat, mir so etwas anzutun. Ohne Rücksprache mit mir die Hochzeit abzusagen! Ich hoffe, du hast einen sehr - guten - Grund dafür." Ich sah ihm wütend in die Augen und wagte nicht einmal zu blinzeln. Mein Herz klopfte so sehr, dass es sich zu überschlagen drohte – ob das an Richards Anwesenheit, meiner Wut oder meiner Nervosität lag, wusste ich selbst nicht. Angestrengt versuchte ich, die Tränen zurückzuhalten, denn mittlerweile übermannten mich meine Emotionen wieder. "Bitte sag mir, dass das nichts mit Mary zu tun hat", flüsterte ich, denn mittlerweile fand ich die Vorstellung, dass meine eigene Schwester meine Hochzeit ruiniert und mein Verlobter das auch noch geglaubt hatte, so furchtbar, dass ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte.

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