#1861

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2019 15:42
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Ich starrte zur Seite aus dem Werkstattfenster, während Sybil redete und etwas tat mir mein Verhalten nun doch leid. Sie hatte mich sicherlich nicht verletzen oder abweisen wollen, nicht bewusst. Aber die Tatsache bestand, dass Sybils Familie und ich aus völlig unterschiedlichen Welten kamen und sich das nicht vereinen ließ. Ich sah sie an, als sie sagte, dass sie mich liebte und lächelte nun doch ganz leicht. Sie sah traurig und wütend aus und hatte Tränen in den Augen. Ich bereute meine Worte schon bevor ich sie gesagt hatte, aber sie waren unumgänglich. "Und ich liebe dich. Aber deine Familie wird niemals ihr Einverständnis geben und letztendlich wirst du sie doch nicht verlassen. Du kannst uns nicht beide lieben. Sometimes a hard sacrifice must be made for a future that's worth having. That's all I'm saying. That's up to you", sagte ich ruhig und wendete mich dann wieder meiner Arbeit zu. Erst jetzt dachte ich wirklich über meine Worte nach: Wenn sie sich zwischen ihrer Familie und mir entscheiden musste, würde Sybil immer ihre Familie wählen, das wusste ich, und es bedeutete, dass wir keine Zukunft hatten. "Ich denke es ist besser, wenn ich kündige", sagte ich nach einer Weile, als sie noch immer in der Werkstatt stand und sah sie wieder an. "Das macht es für uns beide einfacher."

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#1862

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2019 16:00
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Dass er mich liebte, ließ mir einen Stein vom Herzen fallen. Denn kurz hatte ich daran gezweifelt, weil er unsere Zukunft einfach so abgeschrieben hatte. Es lag aber nicht an unseren Gefühlen zueinander, sondern an den äußeren Umständen. Vor allem lag es an dem großen, prächtigem Haus in der Nähe und den Menschen, die darin lebten. War ich bereit, meine Beziehung zu ihnen allen zu beenden? War ich bereit, dieses Opfer zu machen? Ja. Gestern hatte ich es schließlich getan. Aber noch bevor es überhaupt angefangen hatte, war es auch schon wieder vorbei. Ich dachte angestrengt über seine Worte nach, über das, was ich jetzt tun würde. Tom machte zwar halbeherzig mit seiner Arbeit weiter, aber auch er schien in Gedanken versunken. Die Stille zwischen uns zog sich. Er wartete auf eine Antwort, aber ich dachte noch über alles nach. Bis er von seiner Kündigung sprach - das riss mich wieder in die Wirklichkeit. Leicht panisch und ängstlich sah ich ihn sofort an - bis sich diese Gefühle in Entschlossenheit und auch Wut verwandelten. "Nein, das wirst du nicht", sagte ich mit fester Stimme und kümmerte mich nicht um die Tränen, die über meine Wangen liefen. "Tom, ich habe mich gestern für dich entschieden und ich tue es heute wieder. Ich liebe meine Familie. Aber wenn sie nicht akzeptieren, dass ich auch dich liebe, dann kann ich daran nichts ändern, so gerne ich es wollte" Ich ging einen Schritt auf ihn zu und griff nach seiner Hand. "Es wird hart werden, aber nicht unmöglich" Ich lächelte leicht, aber ich wollte so sehr ein Leben mit ihm und nicht einfach so weiterleben, wie ich es bisher getan hatte. "Aber früher oder später werden wir heiraten - mit Papas Segen oder ohne" Würde er an meiner Seite bleiben? Oder würde er seinen Sturkopf durchsetzen und doch kündigen?

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#1863

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2019 16:28
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Ich seufzte, als Sybil mir regelrecht panisch sagte, ich solle nicht kündigen. Natürlich bewies es nur ihre Zuneigung zu mir, aber warum musste sie es so schwer machen? Bei ihren darauffolgenden Worten und den Tränen, die ihr übers Gesicht liefen, fühlte ich mich aber sofort wie ein Trottel. Sybil war die letzte Person auf der Welt, die ich zum Weinen bringen wollte. Früher oder später werden wir heiraten. Mit Papas Segen oder ohne. Meine Gedanken fuhren Karussell. Sie meinte es also ernst. Sie wollte es bei ihrer Familie versuchen, was in meinen Augen hoffnungslos war, aber die Hoffnung konnte ich ihr ja noch lassen, wo sie sich so sehr daran klammerte. Aber heiraten würden wir ohnehin. Ich grinste nun doch leicht und griff nach ihrer anderen Hand. "You'll turn out ordinary if you're not careful", lächelte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie hatte Recht, es würde hart werden, für sie deutlich mehr als für mich. Ich zog sie in meine Arme. "Dann werde ich mich wohl nach Arbeit in Irland umschauen", murmelte ich an Sybils Haar und wusste schon genau, woran ich dabei dachte.

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#1864

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2019 16:38
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Nur zu gern ließ ich mich an ihn ziehen und atmete tief durch. Alles war wieder in Ordnung. Die letzten Tage waren ein einziges Gefühlschaos und sicherlich würde es auch noch in der nächsten Zeit so sein. Aber ich hatte Tom und zusammen würden wir es schaffen. Ich lächelte an seine Chauffeur-Uniform gedrückt, als er das sagte und eine Weile standen wir nur zusammen da. "Wenn du eine neue Arbeit hast, werden wir es meiner Familie sagen. Dann haben wir einen durchdachten Plan und niemand kann uns vorwerfen, alles zu überstürzen", sagte ich dann und sah ihn gleichzeitig fragend an, denn ich hatte keinen Schimmer, nach was für Arbeit er sich umsehen würde. Außerdem war da noch Irland. Toms Heimat, auf die er so stolz war und die bald auch mein Zuhause sein würde. Die Vorstellung machte mir keine Angst, ich würde überall mit ihm zusammen leben. Aber da es ihm so viel bedeutete, warum sollte ich da widersprechen? "Und ich werde als Krankenschwester arbeiten", fügte ich dann noch hinzu. Für mich war das klar gewesen und auch wenn er sich so etwas sicher denken konnte, wollte ich es ausgesprochen haben. Jetzt, wo wir unsere Zukunft im Detail planten, um so bald wie möglich damit zu beginnen.

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#1865

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2019 17:00
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Ich legte die Arme um Sybils Taille und drückte sie an mich. Endlich hatten wir Klarheit, was dieses Thema betraf – und einen besseren Plan als noch vor einigen Stunden, als wir Hals über Kopf aufgebrochen waren. Sie hatte Recht, je mehr wir das Ganze durchdachten, desto weniger Angriffsfläche boten wir ihren Eltern. Und mittlerweile fragte ich mich auch, wie ich so an ihr und ihrer Treue zu mir hatte zweifeln können. Immerhin hatte ich mich unter anderem deshalb erst in sie verliebt, weil sie so anders und ehrlich war und für ihre Meinung einstand. Ich lächelte, als sie davon sprach, als Krankenschwester arbeiten zu wollen. Ich hatte schon geahnt, dass sie sich keineswegs von mir würde aushalten lassen wollen und da sie schon Erfahrung in dieser Arbeit hatte, standen ihre Chancen nicht schlecht. Und es fühlte sich gut an, konkrete Pläne zu machen. "Und du wirst eine wunderbare Krankenschwester sein", bestätigte ich und hob ihr Kinn sanft an. Ich wollte sie gerade küssen, als sich draußen Schritte der Werkstatt näherten. Ich zog eine Grimasse, ließ von ihr ab und tat, als wäre ich sehr mit einem Schraubenschlüssel beschäftigt. Aber alles Wichtige war ja gesagt worden – unsere gemeinsame Zukunft konnte bald beginnen.

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#1866

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 17.02.2019 17:13
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sybil
Ich spürte die gleiche Aufregung wie gestern Abend, als wir aufgebrochen waren. Zwar müssten wir uns noch gedulden, bis wir unser gemeinsames Leben wirklich beginnen konnten, aber jede Entscheidung brachte uns einen Schritt weiter dorthin und war notwendig, um meiner Familie meine Entscheidung deutlich zu machen. Sein Kompliment brachte mich nur noch breiter zum Lächeln. Es würde toll sein, wieder arbeiten zu können. Ich wollte ihn gerade fragen, als was er denn arbeiten würde - denn sicher hatte er nicht vor, für immer Chauffeur zu bleiben - als Schritte näher kamen. Ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen ablesen, das unser Kuss so ruiniert wurde, aber noch blieb uns nichts anderes übrig. Ich trat sicherheitshalber einige Schritte zurück, als draußen ein Stallbursche mit Marys Pferd vorbeikam und neugierig zu Tom und mir in die Werkstatt sah. Ich jedenfalls wurde so an die wirkliche Welt da draußen erinnert... Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. "Ich sollte jetzt besser gehen", sagte ich leise, als die Schritte wieder verklungen waren. "Sonst verpasse ich auch noch den Tee und Papa schickt einen Suchtrupp los. Morgen reden wir weiter, ja?" Ich lächelte ihn breit an, trat dann schnell einen Schritt auf ihn zu, küsste ihn auf die Wange und verschwand dann. Mit deutlich leichterem Herzen kam ich zurück ins Haus, weil ich wusste, dass ich nicht für ewig hier gefangen sein würde.

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#1867

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 22.02.2019 00:14
von Mü~ • 1.639 Beiträge

[...]

Edith
Während Sybil sich augenscheinlich von ihrem völlig absurden Plan, mit Branson durchzubrennen, abgewendet hatte und es draußen immer wärmer und bunter wurde, liefen auch die letzten Hochzeitsvorbereitungen. Von dem Moment, in dem ich morgens aufstand bis zu dem, in dem mir abends die Augen zufielen, lächelte ich durchgehend. Ausnahmsweise war ich die strahlendste von uns Schwestern – Mary würde vermutlich ihr Leben lang nicht darüber hinwegkommen, dass ich noch vor ihr vor den Altar trat. Aber all der Hass zwischen Mary und mir erschien mir immer unbedeutender angesichts meiner Liebe zu Richard. Ich war mir sicher, dass er perfekt war, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen würde, wie man mir so oft einzureden versucht hatte, und dass ich endlich mein Glück und meinen Platz in der Welt gefunden hatte. Ich genoss die Vorfreude zwischen unserer Verlobung und der Hochzeit. Noch nie hatte ich mich monatelang auf etwas gefreut, noch nie so lange gute Laune gehabt. Außerdem hatte ich endlich eine Beschäftigung. Dekorationen, Gäste, Essen, Proben und natürlich mein Kleid – es gab so viel zu tun und zu organisieren. Als schließlich der Abend vor der Hochzeit gekommen war, war ich fast etwas traurig, dass diese Zeit nun vorbei war. Aber dafür startete ich in mein neues Leben, mein Leben mit einem Ehemann an meiner Seite. Am Tag vor der Hochzeit, nach der Generalprobe in der Kirche, war Richard noch ein letztes Mal als mein Verlobter bei uns zum Lunch zu Besuch. Nachdem wir uns – ausgiebig und sehr emotional – voneinander verabschiedet hatten und uns erst vor dem Altar wieder sehen würden, wurde mir klar, dass es jetzt ernst wurde. Ich ging früh ins Bett, um am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein, aber natürlich konnte ich erst nicht einschlafen und wachte dann viel zu früh auf. Ich war einfach zu nervös, um zu schlafen. Unruhig wälzte ich mich hin und her, bis ich schließlich früh aufstand und zum Frühstück ging, wo ich kaum etwas essen konnte. Dann war es auch schon Zeit für mein Kleid. Mit klopfendem Herzen wartete ich, bis Anna mich angezogen und meine Haare gemacht hatte. Als sie mir gerade den Schleier ansteckte, kamen Mama, Mary und Sybil ins Zimmer und sprachen mir ihren Segen aus – sogar Mary bemühte sich, nett zu sein. Die drei gingen gleich zum Auto und ich war noch einige Minuten mit Papa allein. Ich wusste, dass er sich einen anderen Ehemann für mich erhofft hatte, aber er schien ebenso wie Mama einfach nur erleichtert, dass ich nicht als alte Jungfer sterben würde. Und dann war der Moment gekommen, in dem ich zum letzten Mal als unverheiratete Frau durch unsere Tür schritt. Die Dekoration im Haus war überwältigend schön, und wie so oft in der letzten Zeit war ich begeistert darüber, dass das alles meinetwegen geschah. Viel Zeit, mich umzusehen, hatte ich allerdings nicht, denn wir mussten zur Kirche. Die Fahrt dorthin fühle sich so unwirklich an wie ein Traum. Ich hörte Papa neben mir reden, aber ich war zu nervös, um auch nur hinzuhören. Als wir endlich vor der Kirche hielten und ich aus dem Auto ausstieg, fühlte sich mein Kopf dank der frischen Luft wieder klarer an und als Papa mich am Arm nahm, etwas von „meine wunderschöne Tochter“ murmelte und wir langsam auf den Eingang der Kirche zugingen, hatte ich mein Lächeln wiedergefunden. Dort vorne stand Richard, selbst von hinten konnte ich sehen, wie nervös er war und ich fühlte mich so voller Liebe, dass ich regelrecht zum Altar schwebte.

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#1868

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 23.02.2019 13:53
von Rikki • 1.675 Beiträge

Richard
Es war ein sonniger, beinahe warmer Frühlingstag - der Tag, an dem ich wieder heiraten würde. Auch wenn ich einige Monate auf diesen Tag gewartet hatte, war es dennoch ein kleiner Schock an diesem Morgen aufzustehen und zu wissen, ab heute nicht mehr allein zu sein. Noch immer fühlte es sich wie ein Wunder an, dass so eine junge, schöne Frau wie Edith gerade mich ausgewählt hatte. Voller Nervosität und mit tausend Gedanken im Kopf an die Zukunft zog ich mir schließlich mein Frack an und sah immer wieder in den Spiegel, damit auch ja alles passte. Als es dann Zeit wurde, zur Kirchen aufzubrechen - schließlich lag Loxley House ein kleines Stück von Downton entfernt - fühlte es sich nur noch unwirklicher an. Denn das nächste Mal würde ich hierhin mit Edith an meiner Seite nach unseren Flitterwochen zurückkehren und ab da hätte Loxley House auch endlich wieder eine Hausherrin. Die Zeit verbrachte ich schweigend. Vor der Kirche war schon einiges los und die Gäste sicherlich schon auf ihren Plätzen. Die Kirchturmuhr schlug gerade als ich ausstieg und noch einmal tief durchatmete, bevor ich hineinging. Wie es sich gehörte, begrüßte ich einige Gäste, allen voran die alte Lady Grantham, bevor ich mich in die erste Reihe setzte. Von meiner Familie waren meine Schwestern gekommen so wie einige Dienstboten von Loxley. Die meisten Gäste aber waren Ediths Familie, die Dienstboten von Downton Abbey, ihre Freunde und viele Nachbarn aus Yorkshire, die wir beide kannten. Kurz sprach auch der Pfarrer mit mir, der Edith schon getauft hatte. Und dann konnte ich nur noch warten. Für viele musste ich nicht gerade überglücklich gewirkt haben, da ich nicht breit lächelnd auf Edith wartete. Aber meine Gefühle gingen viel tiefer. Ich dachte an Maud, meine erste Frau und an das Leben, das ich ab heute mit Edith führen würde: An unsere Kinder, die ich unbedingt haben wollte und an die ich eigentlich schon nicht mehr geglaubt hatte. Wie dankbar ich war, diese Chance noch einmal haben zu dürfen. Und an mein Versprechen, dass ich mich nie wieder für zu alt oder zu langweilig für Edith halten würde.
Und plötzlich war die Zeit vergangen. Als letztes kamen Ediths Schwestern und ihre Mutter in die Kirche und ich stand auf. Wieder atmete ich tief durch, denn mittlerweile war meine Nervosität fast nicht mehr auszuhalten. Die Orgel setzte ein und ich meinte Ediths Schritte und das Rascheln ihres Kleides zu hören. Ich neigte den Kopf leicht nach links.Erst, als sie wenige Schritte hinter mir war, drehte ich mich um und lächelte. Dort stand Edith, meine Braut, in einem wunderschönen fließenden weißen Kleid mit langer Schleppe und einem Schleier. Im Haar trug sie ein Diadem ihrer Familie und dazu eine silberne Kette. Aber all das wurde von ihrem Lächeln überstrahlt, mit dem sie mich ansah. Kurz wandte sie sich noch einmal ihrem Vater zu, bevor sie an meiner Seite Platz nahm. "Guten Tag, meine Liebste", flüsterte ich ihr zu und meinte dabei genauso zu strahlen wie sie. Dann hörte die Orgelmusik auf und der Pfarrer begann zu sprechen. "Teuerste Liebende, wir haben uns heute hier versammelt...", sagte er laut. Für einen Bruchteil einer Sekunde dachte ich darüber nach, ob es nicht doch ein Fehler war und ich dem einfach hier und jetzt ein Ende bereiten sollte. Aber dieser Drang verschwand so schnell, wie er gekommen war. Denn schon einmal hatten wir eine Trennung überstanden und jetzt standen wir trotzdem hier vor dem Altar. Also sah ich stattdessen Edith weiter an und hörte dem Pfarrer nur mit halbem Ohr zu. Bis zu den Eheversprachen einige Zeit und einige Lieder später. Zuerst fragte er mich, ob ich Edith zu meiner Frau nehmen wollte. "Ich will", hörte ich mich laut und deutlich sagen. Edith lächelte nur noch breiter und ich wusste, dass ich das Richte tat und dass sie die Richtige war.

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#1869

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 31.03.2019 17:28
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Auf den Altar zuzuschreiten, erforderte mehr Konzentration, als mir lieb war. Ich durfte nicht zu schnell laufen, was schwierig war, weil ich am liebsten mit Anlauf in Richards Arme gerannt wäre, und natürlich durfte ich nicht hinfallen, obwohl ich vor Aufregung zitterte. Was für ein Glück, dass ich Papa hatte. Kurz bevor ich ihn erreicht hatte, drehte Richard sich zu mir um und das Strahlen in seinen Augen raubte mir fast den Verstand. Er sah so überglücklich aus, mich zu sehen – mich. "Guten Tag, mein Liebster", flüsterte ich strahlend zurück. Während wir dem Pfarrer lauschten, wurde ich ungeduldig. Konnten wir das alles nicht überspringen und gleich zum Eheversprechen übergehen? Als es dann endlich so weit war und der Pfarrer Richard fragte, ob er mich zur Frau nehmen wollte, hielt ich dennoch die Luft an. Eine Sekunde lang hatte ich Angst, er würde nein sagen – aber dann klang sein ich will laut durch die Halle. Entgegen meiner Befürchtung, kein Wort herauszubringen, sagte auch ich laut, deutlich und mit hörbarem Lächeln in der Stimme "ja, ich will" und man konnte fast hören, wie die Menge hinter uns aufatmete. Schließlich tauschten wir noch mit zitternden Fingern die Ringe aus und gaben uns einen schüchternen Kuss. So schnell und einfach ging es also – wir hatten beide ein neues Leben vor uns. Als all die Nervosität endlich von mir abfiel, nahm ich Richards schicken Frack zum ersten Mal richtig wahr, meine Familie in der ersten Reihe hinter uns und die Blumendeko in der Kirche. "Ich kann es noch gar nicht richtig glauben", sagte ich leise und schaute zwischen Richard und dem wunderschönen Ring an meinem Finger hin und her.

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#1870

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 31.03.2019 17:52
von Rikki • 1.675 Beiträge

Richard
Ich will... Es waren die schönsten Worte aus Ediths Mund, gleich nach ihrem "Ich liebe dich". Ich konnte nicht anders, als meine ohnehin schon überdehnten Gesichtsmuskeln zu einem noch breiteren Lächeln zu bringen. Es war geschafft. Drei Worte von jedem von uns und wir waren verheiratet. Sie gehörte jetzt zu mir, war Lady Edith Blackwell und Hausherrin von Loxley House. Aber all das war mir nicht wichtig. Für mich zählte allein diese wunderbare Frau vor mir, die ich jetzt vor allen zärtlich küsste. Wir beide sahen uns einfach nur an, als das letzte Lied gesungen wurde und der Pfarrer dann seinen Segen sprach. "Das ist kein Traum, Edie, auch wenn es sich so anfühlt", flüsterte ich zurück, bevor die Trauung auch schon vorüber war. Mir kam es vor, als wären es nur wenige Minuten gewesen, alles war an mir vorbeigerauscht. Ich hielt meiner Frau den Arm hin, um mit ihr aus der Kirche auszuziehen und hatte mich in meinem ganzen Leben selten so stolz gefühlt, jetzt den Gang hinunterzugehen. Lady Grantham lächelte beinahe genauso breit wie Edith und selbst Lord Grantham nickte mir lächelnd zu. Er hatte sich mit mir als Schwiegersohn arrangiert und dafür war ich dankbar. Von draußen hörte man bereits das Jubeln der wartenden Menge. Jemand schmiss Reis, als wir endlich draußen im Sonnenschein waren und ich konnte nicht anders, als Edith noch einmal zu küssen.

Mary
Ich hatte mich wirklich bemüht, Edith an ihrem großen Tag nicht die Laune zu verderben. Sie schien mich auch gar nicht wahrzunehmen, zu sehr schwebte sie auf Wolke sieben. Dennoch war es harte Arbeit, meinen Neid zu verstecken. Ich hätte in einem weißen Kleid zur Kirche fahren sollen und nicht sie. Aber was konnte ich schon jetzt daran noch ändern? Ich hatte es einmal versucht und es nicht fertiggebracht. Da ich mich deswegen mittlerweile schon schlecht genug fühlte, riss ich mich für Edith zusammen. Ich lächelte in der Kirche, als wir draußen standen und den beiden nachwinkten und auch, als in der festlich geschmückten Eingangshalle von Downton ein Toast auf die beiden ausgesprochen wurde. Edith strahlte die ganze Zeit und ich sah, wie erbärmlich ich mich ihr gegenüber benommen hatte. Also fasste ich mir endlich ein Herz und ging auf sie zu, als sie für einen kurzen Moment ohne Gratulanten da stand. "Edith", fing ich an und sah den Argwohn in ihrem Blick. "Ich weiß, dass wir uns nicht immer miteinander verstehen und ich zweifle, dass sich das in Zukunft noch ändern wird - aber heute wünsche ich dir alles Glück der Welt" Ich wagte es erst jetzt, sie wieder anzusehen und lächelte leicht. Wir konnten versuchen, besser miteinander auszukommen, aber große Hoffnungen setzte ich nicht darauf. Dazu stritten wir uns schon zu lange. Aber ein Versuch war es wert.

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#1871

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 31.03.2019 18:15
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Ich nahm Richards Arm und gemeinsam gingen wir, jetzt als verheiratetes Ehepaar, den Gang hinunter und wieder aus der Kirche hinaus. Ich stand selten im Mittelpunkt und legte eigentlich auch keinen Wert darauf, aber jetzt fühlte es sich gut an, von allen Seiten angelächelt und bejubelt zu werden und als Richard und ich uns schließlich unter einem Reis-Regen noch einmal küssten und von der Sonne beschienen wurden, konnte ich mir kaum vorstellen, dass mein Leben noch besser werden könnte. Gemeinsam fuhren wir schließlich zurück – ohne Zweifel hatte auf Downton Abbey in den wenigen Stunden unserer Abwesenheit Chaos geherrscht, aber jetzt war alles blitzblank geputzt und wunderschön dekoriert. Ein wenig Wehmut, mein Zuhause zu verlassen, machte sich nun doch in mir breit, aber als ich lächelnd zu Richard hinaufsah, wusste ich, dass es das wert war. Es wurde ein Toast auf unser Wohl ausgesprochen und dann gratulierten uns nach und nach alle Gäste. Trotz der Zweifel, die es an Richard und mir gegeben hatte, schien sich jetzt jeder aufrichtig für uns zu freuen. Als ich in einem kurzen Moment, in dem ich nicht belagert wurde, mein leeres Sektglas auf Jimmys Tablett stellte, kam Mary auf mich zu. Ich hatte den ganzen Tag über gelächelt, aber nun verhärtete sich meine Mine. Natürlich, sie konnte es nicht auf sich sitzen lassen, meinen Hochzeitstag ohne eine Spitze gegen mich zu beenden. Fest entschlossen, mir von nichts die Laune verderben zu lassen, sah ich ihr direkt ins Gesicht – und wurde von ihren Worten so überrascht, dass ich einen Moment lang nicht wusste, was ich antworten sollte. "Ich danke dir", sagte ich schließlich, als ich mich wieder gefangen hatte, und lächelte. "Du wirst die nächste sein, da bin ich mir sicher." Das meinte ich auch so – Sybil hatte bis auf ihre Eskapade mit Branson keinen Mann in Aussicht und Mary würde sicherlich bald jemanden finden, der für ihr makelloses Aussehen über ihren weniger makellosen Charakter hinwegsah.

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#1872

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 31.03.2019 18:36
von Rikki • 1.675 Beiträge

Mary
Einen kurzen Moment herrschte eine unangenehme, fast peinliche Stimme zwischen uns. Ich hatte mich furchtbar überwinden müssen, aber das war ich Edith schuldig gewesen. Als sie mein Lächeln erwiderte, atmete auch ich wieder aus. Wir hatten zwar mehr Tiefen als Höhen miteinander erlebt, aber vielleicht brachte die Zukunft ja doch etwas anderes. Ich würde versuchen, meine Gemeinheiten ihr gegenüber zu lassen - denn gebracht hatten sie ja nichts außer einer Menge Ärger. Ihre netten Worte rührten mich - zum ersten Mal in unserem Leben versuchten wir wie erwachsene Menschen miteinander zu reden. "Da bin ich mir nicht so sicher. Wenn Sybil ihren Dickkopf durchsetzt, haben wir bald einen Chauffeur in der Familie", gab ich zurück, um meine Rührung zu verbergen. Ich suchte den Raum nach Sybil ab, die neben Tante Rosamund stand und gerade lachte. "Ich werde auf sie aufpassen, während du weg bist. Früher oder später wird ihr Branson schon aus dem Kopf gehen", redete ich weiter und lächelte Edith an. In dem Moment kam Papa. "Edith, ihr müsst gleich aufbrechen und vorher musst du dich noch umziehen", ermahnte er sie und ich nutzt meine Gelegenheit gleich, mich von ihr zu verabschieden. "Wir sehen uns in London. Hab eine wunderschöne Zeit" Ich küsste sie kurz auf die Wange, bevor sie die Treppe nach oben ging, um sich zum letzten Mal in ihrem Zimmer umzuziehen.

Richard
Der Abend verlief wie ein einziger Traum. Alle waren gut gelaunt, das Essen war ausgezeichnet und ich glücklicher als alle anderen. Als ich schließlich auf meine Taschenuhr sah und erkannte, dass unsere Abreise kurz bevorstand, erlebte ich einen weiteren Anflug von Schmetterlingen im Bauch. Edith hatte keine Ahnung, wohin es ging und ich hoffte, dass ihr meine Reiseziele gefallen würden. Wir hatten zwar eine lange Reise vor uns, aber mit ihr an meiner Seite wäre das mehr als in Ordnung. Auch ich zog mich für die Reise um und wartete vor Ediths Zimmer, damit wir gemeinsam durch die Tür gehen konnten. In unsere gemeinsame Zukunft, für die die Flitterwochen erst der Anfang war.

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#1873

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 31.03.2019 19:01
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Es war seltsam, wenn nicht fast ein Wunder, dass Mary und ich uns gegenüber standen und uns anlächelten. Aber es rundete diesen wundervollen Tag perfekt ab. "Naja, Branson ist ein guter Autofahrer", antwortete ich grinsend, als Mary sagte, unser Chauffeur könnte doch noch Teil der Familie werden. Ich war froh, dass sie ein Auge auf Sybil haben würde – immerhin war sie unsere kleine Schwester und wir mussten sie beschützen, auch vor schlechten Entscheidungen. Ich wollte ihr gerade danken, als Papa kam und mich daran erinnerte, dass ich mich für die Flitterwochen umziehen musste. Ich wusste noch immer nicht, wohin wir gehen würden, es war nicht aus Richard herauszubekommen. Schnell verabschiedete ich mich von Mary und ging nach oben. Erst, als ich komplett umgezogen war und mein Zimmer schon wieder verlassen wollte, fiel mir ein, dass es das letzte Mal war, dass ich mich in meinem Zimmer umzog. Ich wendete mich von der Tür ab und ging noch ein letztes Mal durch den Raum, fasste mein weiches Kissen an, schaute aus dem Fenster und betrachtete mich im Spiegel. Aus irgendeinem Grund hatte ich erwartet, anders auszusehen, aber ich war im Grunde genommen immer noch dieselbe Edith wie von zehn Jahren. Oder, wie mich nun Richard nannte: Edie. Beim Gedanken an ihn konnte ich mich endlich von meinem Zimmer und den Erinnerungen, die daran hingen, losreißen. Es wurde Zeit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Vor meinem Zimmer wartete schon Richard auf mich und ich nahm lächelnd seinen Arm. "Los geht's", lächelte ich. "Du wirst mir immer noch nicht sagen, wohin wir fahren, oder?"

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#1874

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 31.03.2019 19:26
von Rikki • 1.675 Beiträge

Richard
Ich musste nicht lange warten. Sofort reichte ich ihr wieder meinen Arm und würde sie so schnell auch nicht mehr loslassen. "Ich werde es dir erst sagen, wenn wir ankommen. So lange musst du noch warten", antwortete ich breit lächelnd. Ich hätte ihrem Flehen nur zu gern nachgegeben und unser Ziel ausgeplaudert, aber die Überraschung wollte ich auf keinen Fall kaputt machen. Es war ein Wunder, dass ich so lange durchgehalten hatte - denn Edith erfüllte ich nur zu gern ihre Wünsche. "Auch wenn ich sicher bin, dass es dir während unserer Reise irgendwann von selbst klar wird" Ich hatte es mir nicht leicht gemacht, unsere Flitterwochen zu planen. Es sollte Edith ja gefallen. Nach langem Überlegen war ich dann bei Italien gelandet - einem Land, in dem wir beide noch nicht waren und in dem es viel zu sehen gab. Langweilig würde es also nicht werden.
Vor der Treppe blieb ich noch stehen. "Ich liebe dich, Edie", sagte ich schlicht und küsste sie dann, bevor wir uns wieder durch die Menge unserer Gäste schlagen mussten. Ich hatte selten einen Tag so sehr genossen wie den heutigen und war mir sicher, dass dieses Glücksgefühl noch lange anhalten würde. Ihr schien es da genauso zu gehen und ich würde alles dafür tun, dass sie immer glücklich sein würde. Ich konnte ihr zwar kein prächtiges Downton Abbey bieten, aber auch Loxley House hatte viel zu bieten. Und ich war mir sicher, dass es ihr gelingen würde, den Haushalt dort zu führen und die Dienstboten anzuweisen. Aber bis dahin war noch etwas Zeit und erst einmal standen uns mehrere Wochen nur zu zweit bevor.

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#1875

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 31.03.2019 19:54
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Ich seufzte, als Richard sich nach wie vor weigerte, mir das Ziel unserer Reise zu verraten, grinste aber. "Na schön, ich vertraue dir, dass es weder die Wüste noch die Antarktis sein wird." Andererseits hätte ich mit Richard sogar Flitterwochen in der Wüste genossen. Vor der Treppe blieb er stehen und küsste mich – es war schwer zu glauben, dass ich das nun jeden Tag erleben würde. "Ich liebe dich auch", erwiderte ich, lächelte und zusammen drängelten wir uns durch die Menschenmenge, die sich versammelt hatte. Jetzt fehlte nur noch ein Teil, um unsere Hochzeit abzuschließen. Ich blieb auf der Treppe stehen, mit dem Rücken zu unseren Gästen, die sich aufgeregt um mich drängten, schloss die Augen und warf meinen Blumenstrauß nach hinten. Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Menge und schließlich drehte ich mich auch um – Sybil schaute verstohlen, aber strahlend den Strauß in ihren Händen an und ich musste an Marys Worte denken. Schnell verabschiedete ich mich noch von meinen Eltern und Sybil und ging dann an Richards Arm zum Auto – wo auch immer es mich hinbringen würde.

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