#1831

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 12.01.2019 16:00
von Rikki • 1.675 Beiträge

[...]

Sybil
Der Frühling kam - draußen wurde es wieder grün, im Haus standen allmählich immer mehr frische Blumen und es wurde wärmer. Das Haus rüstete sich für Ediths Hochzeit und die Vorbereitungen waren auf der Zielgeraden. Alle Gedanken schienen nur darauf gerichtet zu sein - alle, bis auf meine. Den ganzen Winter lang war ich jeden Tag aufgewacht und hatte daran denken müssen, ob ich mein Leben hier für eines gemeinsam mit Branson eintauschen wollen würde. Wochenlang grübelte ich und wurde immer unsicherer. Er hingegen beschwerte sich kein einziges Mal, aber an seinen Blicken bemerkte ich seine unausgesprochene Frage. Niemand bemerkte meine geistige Abwesenheit. Mama, Papa und Edith hatten alle Hände damit zu tun, das Haus für die Hochzeit vorzubereiten. Mary hingegen kapselte sich immer mehr ab und schien selbst oft in Gedanken versunken zu sein. So war ich jedenfalls ungestört, wenn ich während eines nicht enden wollenden Dinners immer an Branson dachte und was er wohl gerade tat. Nahezu jeden Abend war Richard da und brachte Edith dazu, aufzublühen. Ihre Liebe zueinander war förmlich greifbar und immer öfter ertappte ich mich dabei, Branson und mich mit den beiden zu vergleichen.
Der Frühling brachte nicht nur besseres Wetter, sondern auch eine andere Stimmung - von Aufbruch, Neuanfang und Veränderung. Und doch blieb im Haus alles gleich. Die strengen Regeln, das ständige Umziehen, Mamas Fragen, ob sie nicht doch einen Junggesellen aus der Nachbarschaft zum Dinner einladen sollte. Ich spürte wieder, wie sehr mich alles einengte. Eines Tages fing ich an, mein Zimmer aufzuräumen und viele Kleider zu spenden, die ich ohnehin nicht mehr trug. In der hintersten Ecke entdeckte ich es, meine alte Krankenschwester-Uniform. Vorsichtig holte ich sie heraus und sah sie mir an. Das rote Kreuz, die ansonsten unscheinbare Farbe. Der Krieg war vorbei und dennoch hatte sich zumindest auf Downton Abbey nichts geändert. Es wurde immer noch erwartet, dass wir einen standesgemäßen Mann heiraten sollte, so wie Richard. Ich war noch immer nicht selbstständig, ich vertrödelte meine Tage mit unwichtigen Dingen und hatte vergessen, wie viel mir die Arbeit während des Krieges bedeutet hatte. Nachdenklich setzte ich mich mit der Uniform auf mein Bett, das Anna heute morgen wie jeden Tag frisch bezogen hatte. Wann hatte ich vergessen, dass ich mir nach dem Krieg geschworen hatte, nie mehr in mein altes Leben zurückzukehren? Und doch saß ich jetzt hier und wartete auf den Gong, um mich für das Dinner umzuziehen. Es war absurd. Mit einem Mal spürte ich wieder, wie sehr ich mir ein anderes Leben wünschte. Weit weg von allen Konventionen. Und plötzlich stellte ich in Frage, was ich hier eigentlich noch tat. Mein Leben hatte keinen Sinn hier auf Downton. Und dass ich keinen Aristokraten mit großem Landsitz heiraten würde, in dem ich mein jetziges Leben nur weiterführen würde, war mir doch schon länger klar. Unruhig ging ich in meinem Zimmer hin und her und blieb schließlich vor dem Fenster stehen. Mama und Edith kamen gerade wieder nach Hause, Branson hielt ihnen die Tür auf. Ich sah - starrte - ihn an und dachte an all das, was ich in seiner Gegenwart fühlte, an unsere Diskussionen, an unser gemeinsames Lachen. Ich wollte ein neues Leben. Und er konnte es mir bieten. Mit einem Mann, der mich und meine Meinungen respektierte, der so dachte wie ich, der mir seine Liebe gestanden hatte. Ich sah ihn an und mit einem Mal kamen all die Gefühle, die ich sonst immer unterdrückt hatte, zum Vorschein. Ich lächelte, mein Herz klopfte und ich wusste, dass ich ihn liebte. Dass ich es schon seit langer Zeit getan hatte.
In dem Moment schepperte der Gong durch das ganze Haus und Anna kam. Ich nahm nur nebenbei war, wie ich mich umzog, die Haare gemacht bekam und erst im Salon und dann im Speisesaal das Gespräch über mich ergehen ließ. Ich war unruhig, am liebsten wäre ich sofort aus dem Haus zur Werkstatt gelaufen, wo er bestimmt war. Tom Branson, der Mann, den ich liebte. Aber ich hielt mich zusammen und ging ernst nach dem Dinner mit der Entschuldigung, müde zu sein, aus dem Haus. Zwischendurch lief ich sogar, weil ich glücklich war - so glücklich, wie seit langem. Denn meine - unsere - Zukunft lag vor uns und war voller Möglichkeiten, die ich in meinem alten Leben nie gehabt hätte. Vor der Werkstatt wurde ich langsamer, holte wieder Luft und zog meine Handschuhe aus, die doch wirklich unnötig waren. Ich war nur noch wenige Schritte von meinem neuen Leben entfernt. Langsam bog ich um die geöffnete Tür und hatte Branson vor mir, der eine Zeitung las. Mein Herz schlug bis zum Hals. Als ich ihn so sah, war ich mir sicher, das richtige zu tun. "You're very late. Won't they worry?", fragte er und legte die Zeitung weg, während ich auf ihn zuging. "Sie haben alle so viel mit der Hochzeit zu tun, sie machen sich keine Gedanken darum, wo ich bin" Ich legte meine Handschuhe auf das Auto und blieb vor ihm stehen - enger als sonst, ich musste zu ihm nach oben schauen. "Ich habe heute meine alte Uniform aus dem Krieg wiedergefunden. Es hat mich daran erinnert, dass der Krieg wirklich vorbei ist - und das es jetzt Zeit ist, nach vorn zu gehen", sagte ich ernst. Branson sah mich mit großen Augen an; merkte er, was für ein bedeutender Abend heute war? "Do you mean you've made you decision?", fragte er. Einen Moment sah ich ihn ernst an. Die jetzige Antwort würde mein Leben verändern - und das wollte ich, mehr als alles andere. "Yes. And my answer is that I'm ready to travel. And you are my ticket. To get away from this house, away from this life." Ich lächelte vor Glück und purer Freude.

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#1832

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 12.01.2019 16:52
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Ich zwang mich, aufrecht zu stehen und keine Miene zu verziehen – Carsons Adleraugen würde das nicht entgehen und schon gar nicht, wenn Sir Richard beim Dinner anwesend war. Lange würde ich den stechenden Schmerz in meiner linken Flanke allerdings nicht mehr aushalten können. Seit fast drei Monaten spritzte ich mir mittlerweile das Medikament, das mich endlich normal machen sollte, aber die Einstichstelle schien sich entzündet zu haben und eine wirkliche Änderung meines Wesens konnte ich auch noch nicht verzeichnen. Aber vielleicht dauerte es nur länger, bis das Mittel wirkte? Es musste einfach wirken, wo ich doch so viel Geld investiert hatte. Genau genommen: jeden Penny, den ich besaß. Natürlich hatte ich mich, wenn ich im Dorf war, immer mal wieder nach Frauen umgesehen – aber noch immer ließen sie mich kalt. Und das schlimmste waren auch nicht die Kopfschmerzen, die Übelkeit oder die Müdigkeit, die mich seit Beginn der Behandlung quasi durchgehend begleiteten. Das schlimmste war, dass ich mich nicht einmal jemandem anvertrauen konnte, weil ich niemanden hatte. Außer Jimmy, aber den wollte ich nach allem, was zwischen uns vorgefallen war, nicht mit meinen Neigungen nerven. Mrs. Hughes hatte mich ein paar Mal, wenn ich erschöpft in einer Ecke saß, gefragt, ob es mir gut ging, aber ich hatte nie den Mut gehabt, ihr etwas zu sagen. Abgesehen davon, dass ich mich schämte. Und so versuchte ich, mich zusammenzureißen, mir nichts anmerken zu lassen, aber es wurde immer schwerer. Und heute nach einem anstrengenden Dinner ließ ich mich völlig erschöpft im Dienstbotenzimmer auf einen Stuhl fallen, legte die Stirn in meine Hände und verzog das Gesicht vor Schmerzen, als ich wieder ein Brennen in der Flanke spürte, das bis in meine Brust zog. Mein Kopf pochte und die Geräusche um mich herum schienen von weit weg zu kommen. Ich hörte Jimmys Stimme neben mir, verstand aber nicht, was er sagte und hob den Kopf. „W-wie bitte?“, murmelte ich und bemühte mich, mich zu fassen.

Tom
Ich blinzelte müde und las den Absatz aus der Zeitung in meinen Händen bereits zum dritten Mal. Immer wieder fielen mir fast die Augen zu – ich hatte einen noch längeren und anstrengenderen Tag gehabt als sonst. Es gab so viel zu erledigen für Lady Ediths Hochzeit und Lady Grantham schien manchmal nicht zu verstehen, dass ich mich nicht zweiteilen und zwei Autos gleichzeitig fahren konnte, geschweige denn auch noch auf die Sicherheit beim Fahren achten. All die Hochzeitsvorbereitungen erinnerten mich so unwillkürlich an Lady Sybil, dass es weh tat. In den letzten Wochen hatte sich zwischen uns nichts mehr weiterentwickelt und ich sah es schon kommen, dass ich in ein paar Jahren sie zur Schneiderin fahren würde, wo sie ihr Brautkleid in Auftrag gab. Umso überraschter war ich, als sie plötzlich die Werkstatt betrat. Überrascht blinzelte ich sie an und hatte nicht den leisesten Schimmer, was sie hier wollte – noch dazu um diese Uhrzeit. "You're very late. Won't they worry?", fragte ich und sah sie an, während ich die Zeitung beiseite legte. Wie immer sah sie wunderschön aus, aber etwas in ihrem Blick hatte sich verändert und ich verstand nicht, was es war. Erst, als sie plötzlich direkt vor mir stand, ich den Stoff ihres Ärmels neben meiner Hand spüren konnte und sie davon redete, dass es Zeit für sie war, nach vorne zu gehen, hatte ich eine Vermutung. Überrascht sah ich ihr in die Augen. "Do you mean you've made your decision?", fragte ich ernst. Die ganze Situation kam mir völlig unwirklich vor. Ich hatte doch gerade alle Hoffnungen aufgegeben. Aber als ich ihre Antwort hörte und ihr Lächeln sah, wurde mir klar, dass es real war. "...you are my ticket. To get away from this house, away from this life." Ich erwiderte ihr Lächeln etwas verwirrt. "Me?" fragte ich und kam mir gleich darauf blöd vor, als Lady Sybil ironisch "No, Uncle Tom Cobley" sagte. Ich lachte kurz und erleichtert – ich hatte sie also nicht falsch verstanden. Sie hatte sich für mich entschieden, endlich, nach der langen Zeit schien sich meine Hartnäckigkeit ausgezahlt zu haben. "I'm sorry. But I've waited so long for those words, I can't believe I'm hearing them. You won't mind burning your bridges?, versicherte ich mich. Immerhin würde dieser Schritt ein komplett anderes Leben für sie bedeuten und höchstwahrscheinlich den Bruch mit ihrer Familie. Dass sie mich trotzdem wollte, war überwältigend.

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#1833

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 12.01.2019 17:14
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Ich hielt Lady Mary gerade die Sauce für das Fleisch hin, als ich aus dem Augenwinkel Thomas schmerzverzerrtes Gesicht sah. Es war nur eine Sekunde, danach hatte er sich wieder im Griff. Schon seit einiger Zeit ging das so - aber erst jetzt fiel es mir wieder auf. Dennoch sagte er kein Wort, verhielt sich so wie immer. Aber ich beobachtete ihn genauer und sah seine graue Gesichtsfarbe, den Schweiß auf seiner Stirn und den angespannten Kiefer. Warum war mir das nicht früher aufgefallen? Wahrscheinlich war ich einfach nur zu sehr mit mir beschäftigt, als solche Veränderungen zu bemerken, die von Thomas nicht bemerkt werden wollten. Selbst Carson hatte keinen Verdacht geschöpft und der bemerkte doch sonst jede kleine Ungenauigkeit. Um ihn ein wenig zu schonen, schleppte ich das meiste Geschirr nach unten und sah, wie er sich ins Dienstbotenzimmer setzte, das um diese Uhrzeit schon leer war. Hatten sie oben nicht langsam alles für die Hochzeit besprochen? Es war nach Mitternacht, als Sir Richard endlich gefahren war. Ich zog mir die schneeweißen Handschuhe aus und folgte Thomas. Er saß in der hintersten Ecke und spätestens jetzt war für jeden klar, dass es ihm ganz und gar nicht gut ging. Das wenige, das ich von seinem Gesicht sah, war ausreichend - er litt sehr. "Thomas?", fragte ich und ging auf ihn zu, aber er hörte mich nicht. Ich fasste ihn vorsichtig an die Schulter und endlich sah er zu mir auf. Ich nahm mir einen Stuhl und zog ihn näher an seinen. "Du siehst grauenhaft aus", meinte ich und sah ihn ernst an. "Was ist los?" Er sollte mich ja nicht anlügen, denn ohne eine plausible Antwort würde ich heute Abend nicht ins Bett gehen.

Sybil
Er sah mich so ungläubig an, dass ich nicht widerstehen konnte. "No, Uncle Tom Cobley", antwortete ich ohne das Gesicht zu verziehen. Wer denn sonst, wenn nicht er? Es würde wohl kein anderer Chauffeur in ganz England den Mut und die Hartnäckigkeit besitzen, sich in mich zu verlieben und dann auch noch damit erfolgreich zu sein. Dann lachte ich. Es dauerte einen Moment und auch er tat es. Und genauso wie ich wirkte er jetzt unendlich erleichtert. Ich jedenfalls fühlte mich, als hätte ich die Mauer, die ich all die lange Zeit um mein Herz und meine Gefühle für Tom gebaut hatte, endlich eingerissen und wäre jetzt wieder frei. Trotzdem wollte er auf Nummer sicher gehen und ich konnte es ihm nicht verübeln; schließlich hatte er eine Ewigkeit auf meine Entscheidung gewartet. "Mind? Fetch me the matches!", sagte ich ihm beinahe übermütig. Aber so war es - ich wollte so schnell wie möglich von all dem weg und endlich ein selbstbestimmtes Leben führen. Natürlich nicht in dem Luxus, den ich hier gewohnt war. Ich wollte ein Leben, das sich lohnte gelebt zu werden. Mit Tom. Ich sah ihm in die Augen und lächelte so breit wie er. Das Band zwischen uns spürte ich jetzt mehr denn je. Und so war es auch selbstverständlich, als wie noch enger zusammenkamen und sich unsere Lippen näherten. Kurz vorher hielt ich inne. "Yes, you can kiss me", flüsterte ich und sah ihn an. "But that is all until everything is settled" Denn natürlich würde der schwierigste Teil jetzt erst beginnen - meine Familie. Aber daran wollte ich jetzt nicht denken, denn meine Gefühle nahmen mich komplett ein und ich war überwältigt von der Liebe, die ich für Tom empfand. Und endlich küssten wir uns. Erneut fühlte ich etwas, das ich noch nie zuvor gespürt hatte. Ganz natürlich legte ich meine Hand auf seine Schulter, während seine auf meinem Rücken lag. Hätte ich vorher an meinen Gefühlen gezweifelt, spätestens jetzt spürte ich die Stärke und Macht meiner Liebe zu ihm in voller Stärke.

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#1834

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 16:18
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Den Kopf in Jimmys Richtung zu drehen, was so anstrengend für mich, dass ich hinterher direkt wieder die Augen schließen wollte, aber ich ließ sie offen und atmete tief durch, als alles um mich herum wieder scharf wurde und ich Jimmy neben mir sitzen sah. Vielleicht hatte ich mich wirklich nur überanstrengt heute Abend. Sicherlich bedeuteten die Medikamente eine große Umstellung für meinen Körper. "Vielen Dank, du siehst auch blendend aus", antwortete ich Jimmy ironisch und grinste schwach, aber sein Blick war so ernst, dass mir sofort klar wurde, dass ich eine Ausrede brauchte. Jimmy war selten ernst und wenn, hatte er gute Gründe. Sah ich wirklich so schlimm aus? Carson durfte auf keinen Fall Wind von der ganzen Sache bekommen. "Mir geht es gut, es war nur ein anstrengender Abend und ich glaube, ich bekomme eine Erkältung", log ich, ohne eine Miene zu verziehen. Ich hatte schon oft gelogen in meinem Leben und es fiel mir nicht mehr schwer – was meistens nützlich war. Ich sah Jimmy direkt in die Augen und schaffte sogar ein kleines Lächeln. Himmel, in was für eine Lage hatte ich mich nur gebracht?

Tom
Bei Lady Sybils übermütiger Antwort musste ich lächeln. Hoffentlich wusste sie, was sie tat – andererseits vertraute ich ihr und war mir sicher, dass sie mich nicht hängenlassen würde, auch, wenn uns eine schwierige Zeit bevorstand. Während wir uns lächelnd in die Augen schauten widerstand ich dem Drang, mich selbst zu ohrfeigen. Konnte das gerade wirklich passieren? Lady Sybils Nähe benebelte mein Gehirn und erst, als unsere Lippen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, wurde mir klar, was ich im Begriff war zu tun. Ich hielt inne und schaute sie fragend an. That is all. Tatsächlich hatte ich an mehr gar nicht gedacht. Die ganze Zeit hatte ich nur darauf gewartet, dass sie sich zu mir bekennen würde und jetzt, wo sie das getan hatte, erschien es mir wie das größte Geschenk auf Erden, dass ich sie küssen durfte. "For now, God knows it's enough that I can kiss you", murmelte ich und legte meine Lippen auf ihre. Ich musste mich zusammenreißen, nicht zu jauchzen vor Glück und Lady Sybil nicht allzu stürmisch zu küssen, während ich eine Hand auf ihren Rücken legte und sie so noch etwas näher zu mir zog. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns etwas voneinander. Ich hielt sie immer noch im Arm und lächelte breit. "Wie soll es jetzt weitergehen?", fragte ich leise und nahm ihre freie Hand in meine.

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#1835

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 16:37
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Anscheinend war es sehr ernst, denn er versuchte die Sache tatsächlich mit Humor zu nehmen. Dabei musste er nur einmal selbst in den Spiegel schauen, um zu sehen wie schlimm er wirklich aussah. Im Moment hatte ich wirklich Sorge, dass er in Ohnmacht fiel oder ähnliches. "Ich glaube die Zeit für Scherze ist vorüber", antwortete ich ihm genauso ernst wie zuvor, was ihn sicher verwunderte. Schließlich nahm ich sonst alles auf die leichte Schulter. "Ich sehe, dass etwas nicht stimmt und es ist alles andere als zu viel Arbeit und eine Erkältung" Aber was war es dann? War er ernsthaft krank? So oder so, er musste zu einem Arzt. Dr. Clarkson würde ihm helfen können, egal was er hatte. Kurz sah ich mich um, aber es war ruhig; alle anderen waren schon im Bett. "Also, was ist wirklich los? Du kannst mir vertrauen, Thomas" Ich suchte seinen Blick, erwiderte sein Lächeln aber nicht. Wir waren doch Freunde. Und nach all dem, was Thomas für mich getan hatte, würde ich ihm nun endlich etwas zurückgeben und wenn es nötig war ihn auch zu einem Arztbesuch zwingen. Denn lange würde er in seinem Zustand nicht mehr arbeiten können, ohne dass ein Missgeschick passierte und Carson etwas auffiel.

Sybil
Ich hatte mich in meinem ganzen Leben nie besser gefühlt, als ich in Toms Armen lag und ihn küsste. Nach meinem Zeitgefühl mussten mindestens einige Stunden vergangen sein, bevor wir uns widerwillig voneinander lösten. Meine Wangen brannten und ich lächelte ununterbrochen. Es fühlte sich an wie in einem Traum, aber es war die Realität. Gerade hatte ich mich in ein neues Leben aufgemacht und konnte es gar nicht abwarten, bis es richtig begann. Ich drückte Tomas Hand und sah zu ihm hoch. Er hatte Recht, wir mussten anfangen zu planen, auch wenn ich noch immer von dem Kuss überwältigt war. "Wir heiraten, natürlich", sagte ich und musste lachen. Es klang so abwegig, aber natürlich war es der logische Schritt. Wenn ich ihn einmal geheiratet hatte, konnte uns niemand mehr trennen. Aber dann wurde auch ich wieder ernst. "Meine Eltern würden dem niemals zustimmen" Ich dachte nach. Natürlich tat es weh, weil ich wusste, wie Mama und Papa reagieren würden. Aber ich wollte mein eigenes Leben leben und dazu gehörte Tom. "Also heiraten wir so, gegen den Willen meiner Eltern. Es gibt nur einen Ort an dem das möglich ist. Gretna Green", redete ich weiter und war erstaunt, wie sicher ich mir dem allen war.

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#1836

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 18:43
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Du kannst mir vertrauen. Ich dachte kurz nach: Die ganze Zeit über glaubte ich, dass Jimmy ohnehin schon zu viel von mir wusste und ich deshalb nicht noch mehr preisgeben wollte. Andererseits hatte ich schon nachts an seinem Bett gestanden, er wusste wer ich war und kannte mich mittlerweile besser als jeder andere hier im Haus. Und vielleicht war es wirklich besser, sich endlich jemandem anzuvertrauen. Damit irgendjemand über meine Todesursache Bescheid weiß, wenn ich diese Therapie nicht überlebe, dachte ich grimmig. Denn mir kamen zunehmend Zweifel an der Wirkung. "Also gut", seufzte ich und sah mich um. Das Dienstbotenzimmer war noch gut gefüllt mit Tee trinkenden und über die anstehende Hochzeit redenden Menschen. "Aber nicht hier. Ich... Es sollte besser niemand mitbekommen." Ich erwiderte seinen ernsten Blick. Was sollte ich nur sagen? Langsam dämmerte mir, dass es eine blöde Idee gewesen war, das Ganze durchzuziehen. Ich war ein Narr gewesen und es war schwer genug, es mir selbst einzustehen – aber Jimmy? Ich stand auf. "Komm mit", sagte ich nur leise, fasste mir kurz an den Kopf, weil mir vom schnellen Aufstehen wieder schlecht und schwindelig geworden war und ging mit Jimmy nach oben zu meinem Zimmer.

Tom
Ich stimmte in Lady Sybils... Sybils Lachen ein. "Natürlich tun wir das. Aber ganz so einfach wird es nicht werden." Lächelnd sah ich sie an und drückte ihre Hände. Meine zukünftige Ehefrau, heiraten. Noch vor einer halben Stunde hätte ich nie gedacht, dass ich das so schnell tun würde. Und jetzt... Sybil schien schon ganz genau Pläne zu haben. "Natürlich, Gretna Green", erinnerte ich mich und grinste. Dort würden wir ohne Einwilligung ihrer Eltern heiraten können. Mich beschlich das Gefühl, dass ihr diese Idee nicht eben erst gekommen war. "Gut, gehen wir nach Gretna Green. Das müssen wir dann wohl zwangsläufig heimlich tun", überlegte ich laut. "Normalerweise würde ich eine Frau nicht zu so etwas anstiften, aber wenn uns keiner bemerken soll, müssen wir wohl nachts aufbrechen." Ich grinste kurz – ich kam mir vor wie in einem Film, und Sybil ging es vermutlich nicht anders, wie wir hier unseren verrückten Plan schmiedeten. "Ich kann nicht glauben, dass wir das wirklich tun", sagte ich schließlich etwas ernster und sah sie lächelnd an. Lord und Lady Grantham würden mich umbringen und Carson meine Leiche vergraben. Aber das war es mir wert.

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#1837

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 19:01
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Endlich sah er es ein und wollte sich mir anvertrauen. Ich folgte seinem Blick zu den anderen und verstand, dass es geheim bleiben musste. Ich stand auf und streckte schon meine Hand nach Thomas auf, damit er nicht umkippte. Anscheinend war niemandem außer mir etwas an Thomas Gesundheit aufgefallen, aber dann hatte er auch nicht wirklich viele Freunde hier unten. Ich folgte ihm nach oben und ging sicher, dass er sich auf sein Bett setzte, während ich mir einen Stuhl gegenüber von ihm nahm. Wie damals, als er hier mit einem blutüberströmten Gesicht im Bett lag und wir nach dem Kuss wieder Freunde geworden waren. Ich glaubte zu ahnen, welche Ursache seine Schmerzen haben könnten, sagte aber nichts. Stattdessen sah ich ihn abwartend an. Böse Vorahnungen kamen mir aber mehr in den Sinn und ich befürchtete, dass er Höllenqualen litt und das nicht erst seit heute morgen. Aber jetzt war ich ja für ihn da und würde dafür sorgen, dass es ihm besser ging.

Sybil
Ich nickte nachdenklich über seinen Plan, nachts abzuhauen. Einen anderen Weg gab es nicht und allzu lange warten wollte ich auf keinen Fall. Niemand vermutete, dass ich den Chauffeur heiraten wollte - außer vielleicht Mary, aber soweit dachte sie bestimmt nicht - also würde uns auch niemand aufhalten können. "Morgen Nacht dann, während alle beim Dinner sind", sagte ich dann und lächelte auch über diese verrückte Idee, die für uns aber die einzige Möglichkeit war. "Ich komme hierher und wir brechen auf, ja?" Es wäre einfach für mich, Kopfschmerzen oder ähnliches vorzutäuschen und dann mit einem Koffer zu Tom zu gehen. Beim Dinner waren alle beschäftigt - meine Familie und die Dienstboten - also sollte mich auch niemand bemerken. "So unglaublich wie es ist, es ist wahr", meinte ich dann mit einem noch breiter werdenden Lächeln. "Und ich kann es gar nicht abwarten, Tom." Tom. Mir wurde bewusst, dass ich ihn noch nie beim Vornamen angesprochen hatte. Aber diese Grenze zwischen uns - Chauffeur und Tochter des Hauses - war jetzt weg. Wieder lachte ich, einfach weil es so schön war, hier bei ihm zu sein.

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#1838

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 19:23
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Jimmy hielt mich am Arm wie einen alten, gebrechlichen Mann und bugsierte mich zum Bett, wo ich mich hinsetzte. Ich holte tief Luft und sah ihn an. Dann öffnete ich die Schublade meines Nachttisches und nahm das kleine Päckchen mit der Nadel, den Tabletten und einem Fläschchen heraus und gab es Jimmy. "Vor ein paar Monaten habe ich in der Zeitung eine Anzeige gelesen. Eine Therapie, die mich zu einem", ich schluckte, "richtigen Mann macht". Ich senkte den Kopf, Jimmy konnte ich nicht in die Augen schauen. Ich kam mir vor wie der letzte Idiot. "Ich war so naiv", sagte ich und lachte verbittert auf. "Ich war bei einem Arzt, wenn man ihn so bezeichnen kann und hiermit", ich machte eine Kopfbewegung zu den sogenannten Medikamenten in Jimmys Hands, "führe ich die Behandlung fort. Aber...", ich schluckte, als mir Tränen in die Augen stiegen, "ich habe mich kein bisschen verändert, in dieser Hinsicht." Dann stand ich auf, zog meine Livree aus und zog das Hemd aus der Hose. "Es tut mir leid, dass du das sehen musst", sagte ich ernst und hob den Stoff an meiner Flanke an. Es brannte wie Feuer, als der Stoff kurz die Wunde berührte. Aber Jimmys Blick war fast schlimmer als die Schmerzen.

Tom
"Morgen Nacht", wiederholte ich, holte tief Luft und nickte. "Ich kann es auch nicht abwarten", sagte ich leise, lächelte und küsste sie kurz. "Sybil." Ihren Namen so zu sagen ließ mich schon wieder strahlen – jetzt waren wir wirklich ebenbürtig. Mein Name hatte nie schöner geklungen als aus ihrem Mund. Ich war nicht mehr Branson, der Chauffeur und früher oder später würde ich mir Gedanken über meine berufliche Zukunft machen müssen. Aber meine Zukunft mit Sybil stand an allererster Stelle. Eine Weile sahen wir uns lächelnd an, dann drückte ich nochmal ihre Hände und ließ sie los. "Du solltest wieder reingehen, bevor jemand nach dir sucht", sagte ich und küsste sie auf die Stirn. "Wir sehen uns morgen Nacht, ich werde bereit sein", lächelte ich. Als sie gegangen war, lehnte ich mich gegen die Wand und starrte einige Minuten fassungslos und mit offenem Mund wie ein Idiot vor mich hin. Ich wollte am liebsten ins Haus rennen und jedem erzählen, wie glücklich ich war und dass gesellschaftliche Unterschiede keine Rolle spielten, wenn man sich liebte – aber ich musste versuchen, mich noch einen Tag lang unauffällig zu verhalten. Nur einen Tag noch.

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#1839

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 19:52
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Es war schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte. Ich sah mir die Nadel an, die Tabletten und alles andere und verstand jetzt erst wirklich, was mit Thomas los war. Dass er sich all das selbst angetan hatte, um sich zu verändern. Das machte alles nur noch viel trauriger und schrecklicher für mich - dass er diese höllischen Schmerzen überstand, weil er nicht so sein wollte wie er war. Noch nie hatte mir ein anderer Mensch so leid getan. Fand ich schon die Vorstellung, dass er sich jeden Tag selbst mit diesen Medikamenten quälte schrecklich, war das nichts gegen den Anblick seiner Flanke. Es war feuerrot, vereitert und zog sich hoch bis zu seiner Brust. Wie er damit überhaupt einen Arbeitstag überstand, war mir ein Rätsel. Ich verzog mein Gesicht voller Trauer, Wut, Fassungslosigkeit und Mitleid. Beinahe hätte ich auch Tränen in den Augen gehabt wie Thomas. Warum um Himmels Willen war mir es mir nicht viel früher aufgefallen, dass mit Thomas etwas nicht stimmte? Vielleicht hätte ich dann verhindern können, dass sich seine Wunden noch mehr entzündeten. Ich schluckte und sah ihn an, auch wenn er meinem Blick auswich. Wie unangenehm das für ihn alles sein musste... Aber ich war sein Freund und würde ihn nicht im Stich lassen. "Wir gehen zum Arzt, gleich morgen früh. Thomas, du stirbst, wenn du so weiter machst", sprach ich das aus, was er sich vermutlich selbst schon denken konnte. "Und das hier - " ich hielt die Schachtel mit seinen grausigen Medikamenten hoch - "nehme ich mit und lasse es verschwinden. Wahrscheinlich war es von Anfang an nutzlos." Ich wollte ihn nicht noch weiter quälen, er wusste selbst, dass die "Therapie" nicht anschlug. "Thomas, ich kann verstehen, dass du dich ändern willst. Aber nicht so....", sagte ich leise und voller Verständnis. "Du legst dich jetzt ins Bett, ich hole Eis zum Kühlen deiner Wunde und morgen früh gehen wir zum Hospital. Zusammen"

Sybil
Ich lachte, als er mich nur mit meinem Vornamen ansprach. Es war egal, dass ich eine Lady war - denn schon bald würde ich nur noch Mrs. Branson sein und das gefiel mir viel besser. Der zweite Kuss war genauso intensiv wie der erste und danach sah ich ihm einfach nur in die Augen, während wir uns an den Händen hielten. Wahrscheinlich war es mitten in der Nacht, aber ich wollte nicht gehen. Aber er hatte ja recht. Würde mich doch jemand suchen, wären wir aufgeflogen und die Flucht gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Ich nickte und schloss die Augen, als er meine Stirn küsste. "Morgen Nacht", bestätigte ich, lächelte ihn strahlend an und ging dann langsam aus der Werkstatt. Draußen war es kalt, aber das spürte ich nicht. Übermütig durch all die starken Gefühle lief ich lachend zurück zum Haus, besann mich dann kurz vor der Eingangstür dann aber doch eines besseren und schlich mich leise hinein. Alles war still, als wäre nichts geschehen. Dabei hatte und würde sich für mich alles verändern. Noch immer spürte ich Toms Hand in meiner und seine Lippen auf der Stirn, als ich mich umzog und schließlich im Bett lag. Die letzte Nacht hier... An Schlaf war nicht zu denken, als ich mir mein neues Leben vorstellte, aber schließlich übermannte mich die Anstrengung in den frühen Morgenstunden und ich schlief ein - mit dem Gedanken, vielleicht morgen schon Tom an meiner Seite in einem Bett zu haben.

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#1840

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 20:08
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Jimmy klang entschlossen und ich widersprach ihm nicht. Ich hatte wahrscheinlich eine Blutvergiftung und, so hart es auch klang, ich konnte und würde so nicht mehr lange weiterleben. Ich nickte langsam, als er meine Medikamente an sich nahm und versprach, sie verschwinden zu lassen. "Ich hätte wissen müssen, dass es nicht funktioniert", antwortete ich und war froh über das Verständnis in seiner Stimme. "Aber welche Möglichkeit hatte ich sonst schon?" Wie von Jimmy befohlen legte ich mich hin – auf meine gesunde Flanke, weil ich mittlerweile unmöglich auf der Wunde liegen konnte – und wartete, bis er mit dem Eis wieder kam. "Was erzählen wir morgen, warum wir ins Hospital gehen?", fragte ich und runzelte die Stirn. Denn eines war sicher, niemand durfte die Wahrheit erfahren.

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#1841

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 20:16
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
"Du hast gehofft, dass es wirken würde. Da denkt man nicht daran, dass es scheitern könnte oder wirkungslos ist. Sei nicht zu hart zu dir", sagte ich ihm noch, bevor ich nach unten in die Küche lief und etwas von dem Eis, mit dem Mrs. Patmore die Lebensmittel kühlte, wieder nach oben kam. Ich hatte es in ein Tuch gewickelt und hielt es Thomas jetzt hin. Ein wenig schien es die Schmerzen zu lindern, als er damit seine Wunden kühlte. Ich blieb noch vor seinem Bett stehen und sah nachdenklich auf ihn hinunter. "Ganz einfach - du bist krank und ich begleite dich. Mr. Carson wird mich leider kaum vor dem Frühstück der Familie gehen lassen. Und da du morgen früh im Bett bleiben wirst-" Ich sah ihn ernst an, damit er ja nicht darauf bestand, morgen früh ganz normal zu arbeiten, wenn er doch kurz vor dem Kollaps stand. "wird es wohl leider keinen anderen Weg geben. Gleich danach gehen wir los. Am besten sage ich es Mrs. Hughes, sie wird das verstehen" Ich würde ihn aber auch ins Hospital bringen, wenn Carson und Mrs. Hughes widersprachen. Bevor ich Thomas auf dem Gewissen hatte, riskierte ich lieber meine Arbeit.

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#1842

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 13.01.2019 23:47
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Tatsächlich fühlte ich mich etwas besser bei Jimmys Worten. Im Endeffekt war dieser schreckliche Kerl, bei dem ich die Behandlung angefangen hatte, schuld an meiner Misere. Rückgängig machen konnte ich ohnehin nichts, also blieb mir jetzt nur noch, zu hoffen, dass das Zeug, das ich eingenommen und mir gespritzt hatte – was auch immer es war – keinen zu großen Schaden angerichtet hatte. Ich war froh über Jimmys Entschlossenheit, erschöpft und fiebrig wie ich mich fühlte, kam es mir gerade recht, dass er das Kommando übernahm und keine Ausreden duldete – ich würde mich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass sich mein Liebesleben so schnell nicht verändern würde. Dafür hatte ich aber einen wirklich guten Freund, und erst jetzt, in dieser schlimmen Lage, wurde mir klar, wie viel mir das bedeutete. Jimmy blieb noch etwas, um sicher zu gehen, dass ich die Nacht überleben würde. "Danke, Jimmy", sagte ich, als er mir das Tuch mit den Eisresten abnahm und sich zur Tür wendete. "Ich meine es ernst, ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte."

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#1843

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 18.01.2019 16:35
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Ich blieb so lange, bis das Eis fast vollkommen geschmolzen war und nur noch ein nasses Tuch hinterlassen hatte. Neben das Bett stellte ich ihm noch ein Glas Wasser und war dann zufrieden, dass er wenigstens bis morgen früh noch leben würde, wenn wir endlich zum Arzt gingen. Zwar sah er noch immer grottenschlecht aus, aber er schien ruhiger. Ich ließ ihn also allein, um auch ein wenig Schlaf zu bekommen, als er sich bedankte. "Entweder wärst du eines Tages einfach tot umgekippt oder du hättest deine Behandlung selbst eingestellt. Ich hätte natürlich auf das Zweite gehofft", meinte ich nur und lächelte kurz. Ich wollte nicht, dass er sich noch mehr Vorwürfe machte, wo es doch nichts änderte. "Und jetzt schlaf so lange, wie du willst. Ich wecke dich, wenn ich mit dem Frühstück fertig bin und dann gehen wir zum Arzt" Dann ging auch ich ins Bett und schlief trotz meiner vielen Gedanken um Thomas und seinen Wunsch, sich grundlegend zu ändern, ein.
Mr. Carson zog am Morgen nur eine Augenbraue hoch, als ich ihm meldete, dass Thomas krank war. Ich hatte den Moment es ihm zu sagen extra so gewählt, dass auch Mrs. Hughes dabei war. "Ich begleite ihn nach dem Frühstück zum Arzt, wenn das in Ordnung ist", sagte ich und Mrs. Hughes stimmte sofort zu, ohne Carson auch nur Luft holen zu lassen. Sie sah mich mit einem Blick an, der mir deutlich machte, dass sie von Thomas wusste. Und sie war dankbar, denn sie lächelte, als ich schließlich nach dem Frühstück der Crawleys nach oben lief, wo Thomas tatsächlich noch im Bett lag, wie ich es ihm gesagt hatte. "Wir können los. Wie geht es dir?" Heute Morgen nach dem Aufstehen hatte ich nur kurz seine Tür gehofft, um zu sehen, ob er noch atmete.

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#1844

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2019 13:55
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Thomas
Schon lange hatte ich nicht mehr so gut geschlafen. Nicht nur, dass ich mich körperlich wenigstens ein klein wenig besser fühlte, ich war auch unendlich froh darüber, mich jemandem anvertraut zu haben. Jimmys fürsorgliche Reaktion hätte ich nie erwartet, aber andererseits hatte ich ja auch nie gewusst, wie es war, Freunde zu haben, die sich um einen sorgten. Am nächsten Morgen wachte ich zwar wie üblich mit starken Schmerzen auf, aber mit dem Wissen, dass ich heute zum Arzt konnte, schaffte ich es, mich wenigstens zu waschen und anzuziehen, was mich so viel Energie kostete, dass ich mich danach einfach wieder ins Bett legte und schlief, bis Jimmy mein Zimmer betrat. "Ich lebe noch", murmelte ich, grinste schwach und setzte mich langsam auf, um dann aufstehen zu können. Der Weg aus dem Haus und ins Dorf war nun meine letzte Hürde. Ich bemühte mich, nicht sterbenskrank auszusehen, als wir durchs Haus liefen und schien zum Glück auch keinem weiter aufzufallen. Wir redeten kaum, während wir ins Dorf liefen – es war anstrengend genug für mich, mich aufrecht zu halten, und das, obwohl Jimmy mich stützte. Der Weg kam mir doppelt so lang vor, aber schließlich erreichten wir das Gebäude, Jimmy schleppte mich ein paar Treppenstufen nach oben und ich setzte mich in der Eingangshalle sofort hin. Die Frau hinter dem Empfang schaute mich schon an, bevor Jimmy überhaupt bei ihr war und schnell und mit gedämpfter Stimme mit ihr redete. Sie nickte nur, klopfte an die Tür zum Behandlungszimmer und besprach kurz etwas mit Dr. Clarkson. Kaum eine Minute später rief er mich hinein. Mittlerweile wusste ich nicht mehr, woher mein Zittern kam, so nervös war ich. Jimmy von meinem blöden Vorhaben zu erzählen, aber Dr. Clarkson...
Etwa 20 Minuten später verabschiedete er sich von mir und ich ging, eine Schachtel mit Tabletten und eine kleine Tube mit Salbe in der Hand, zurück in die Eingangshalle, wo Jimmy wartete und recht nervös aussah. Obwohl ich mich körperlich noch mehr oder weniger in der gleichen Verfassung befand wie vor meinem Gespräch mit dem Arzt, fühlte ich mich viel kräftiger, setzte mich aber dennoch neben Jimmy, um kurz Kraft zu tanken, bevor wir uns auf den Rückweg machten. "Die Flüssigkeit, die ich mir gespritzt habe, war nur eine Kochsalzlösung", erzählte ich mit leiser Stimme. "Harmlos also, aber auch wirkungslos. Allerdings war sie nicht sterilisiert" Ich verzog das Gesicht und ärgerte mich darüber, wie blöd ich gewesen war. "Hiermit", ich hielt die Medikamente in meiner Hand hoch, "sollte es bald wieder besser sein, allerdings soll ich ein paar Tage im Bett bleiben." Dr. Clarksons Vortrag darüber, mich so zu akzeptieren, wie ich war, erwähnte ich nicht, ich hatte ohnehin nicht richtig zugehört.

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#1845

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.01.2019 14:32
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Ich lebe noch traf es am besten. Er sah noch immer schrecklich aus, riss sich aber zusammen und sagte auf dem Weg ins Dorf kein Wort, obwohl er sicher Schmerzen haben würde. Ich stützte ihn so gut es ging und war erleichtert, als wir endlich das Hospital erreichten. Schließlich konnte es doch noch zu spät sein - wer wusste schon, was in Thomas Körper gerade vor sich ging. Ohne viel Zeit zu verlieren sprach ich direkt die erste Schwester an und erläuterte, wie schlecht es ihm ging. Das half, Dr. Clarkson rief ihn schon nach einem kurzen Moment zu sich ins Behandlungszimmer und ich lächelte Thomas aufmunternd zu. Auch wenn der Doktor ihm helfen würde - vorher musste Thomas ihm zeigen, was ihn in diese Situation gebracht hatte und das war sicher nicht einfach. Denn es bedeutet, dass er auch dem Doktor erzählen musste, dass er sich und seine Einstellung ändern wollte.
Unruhig wartete ich im Eingangsbereich und fragte mich, ob ich nicht doch besser mit ins Behandlungszimmer hätte gehen sollen, um Thomas moralisch zu unterstützen. Aber hätte er das gewollt, hätte er es mir gesagt und so blieb ich sitzen. Als er endlich zurückkam, wirkte er gestärkt und ich war erleichtert. Er hatte seine Medikamente sogar schon in der Hand, es würde ihm also bald besser gehen. "Zum Glück, es hätte auch Gift sein können", gab ich ebenso leise zurück und wartete, bis er fit genug für den Rückweg war. Lächelnd stand ich dann auf und bot ihm meine Hand an, um ihm beim Aufstehen zu helfen. "Komm, bringen wir dich wieder ins Bett. Ich will doch schließlich nicht für ewig alleine für Mr. Carson arbeiten müssen", meinte ich grinsend. Auch wie ihm ging es mir jetzt besser.

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