#1966

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 17:37
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Nachdem Miss Allen es mühelos geschafft hatte, uns an Carson vorbei zu bringen, dachte ich schon, dass bei Lady Mary alles umsonst gewesen war, aber tatsächlich ließ sie uns nach einer kurzen Diskussion durch. Miss Allen sah genauso überrascht aus wie ich mich fühlte, sagte aber nur danke zu Lady Mary, ohne diese Entscheidung zu hinterfragen – keinem von uns war nach Streit zumute. Wir folgten ihr ins Zimmer. Als erstes fiel mir auf, wie warm und stickig es war. Und dann fiel mein Blick auf Sybil. Es war, als würde ihr Körper Wärme aussenden, man konnte regelrecht sehen, wie sie glühte. Sie hatte eine ungesunde blass-graue Hautfarbe, aber ihre Wangen glühten und die Haare fielen ihr ins Gesicht. Einen Moment war ich wie erstarrt. Wie konnte so etwas innerhalb weniger Stunden passieren? Plötzlich stand meine ganze Zukunft, alle meine Pläne mit ihr, auf der Kippe. Zum ersten Mal wurde mir ganz ernsthaft bewusst, dass sie wirklich sterben könnte. Und dass das sogar sehr wahrscheinlich war – so schwer, wie sie gerade atmete. Miss Allen schlug erschrocken die Hand vor den Mund und starrte Sybil, diesmal mit echten Tränen in den Augen an. Ich ging zum Bett, kniete mich neben das Kopfende und nahm vorsichtig Sybils glühend heiße Hand. "Sybil, ich bin es, Tom", flüsterte ich, "du darfst jetzt nicht auf aufgeben, hörst du? Es wird alles gut werden", aber ich konnte kaum verhindern, dass meine Stimme zitterte. Ich glaubte ja kaum, was ich da sagte. Ich strich ihr eine nasse Strähne aus der Stirn."Wir haben noch so viel vor. Wir werden nach Dublin reisen und heiraten und du wirst die beste Krankenschwester werden, die Irland je gesehen hat", flüsterte ich weiter und musste bei dem Gedanken lächeln, obwohl ich den Tränen nahe war. Wahrscheinlich hätte ich geweint, wären nicht Lady Mary und Miss Allen im Raum. "Lass mich jetzt nicht allein."

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#1967

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 17:47
von Rikki • 1.675 Beiträge

Mary
Ich hielt mich im Hintergrund, während Elizabeth wir erstarrt in der Mitte des Raumes stand und lautlos weinte. Ich hatte beinahe den ganzen Nachmittag hier verbracht und hatte mit angesehen, wie Sybil immer schwächer wurde. Aber jetzt fesselte nicht sie meinen Blick, sondern Branson. Ohne auf Carsons Anweisung zu achten, Abstand zu halten, kniete er sich direkt neben sie und strich ihr durch die Haare. Ich kam mir fehl am Platz vor, als er so liebevoll mit ihr sprach und man die große Angst aus jedem einzelnen Wort heraus hören konnte. Nicht nur ich dachte bei Sybils Anblick, dass sie wohl kaum wieder gesund werden würde. Heute Mittag hatte sie sich noch um Mama gekümmert - und jetzt hatte es sie noch schlimmer erwischt. Ich wollte ihm nicht zuhören, aber bis auf Sybils angestrengten Atem war es still im Raum und so kam jedes Wort bis zu mir. Und war wie ein Stich in mein sonst so eiskaltes Herz. Denn nicht nur Angst klang aus Bransons Worten, sondern auch Liebe. Das hier war kein flüchtiges Verliebtsein - das war etwas tieferes, wie ich es selber noch nie gespürt hatte. Sybil hatte das in Branson gefunden, was wir alle unser ganzes Leben suchten. Und jetzt wurde es vielleicht so schnell wieder zerstört. "Wir haben eine Krankenschwester, die sich um sie kümmert und später kommt noch einmal der Doktor vorbei", sagte ich dann zu Branson mit selbst zittriger Stimme. Ich wollte ihn ein wenig beruhigen, so komisch es auch klang - schließlich hatte ich ihn eben noch von der Polizei abführen lassen wollen. "Sie hat eben Ihren Namen gesagt, als sie noch bei Bewusstsein war", fügte ich nach einer kurzen Pause hinzu.

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#1968

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 18:06
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Ich saß eine Weile so da und streichelte Sybils Hand. Am liebsten wäre ich nie wieder aufgestanden. Es kam mir grausam vor, dass ich nur zehn Minuten mit ihr hatte. Vielleicht waren es die letzten zehn. Irgendwann hörte ich wie aus weiter Ferne Lady Marys Stimme. Überrascht schaute ich sie an, als sie mir erklärte, Sybil habe meinen Namen gesagt. Ich wollte etwas antworten, wusste aber nicht was, also drehte ich mich wieder zu Sybil um. Trotz allem musste ich lächeln bei dem Gedanken, dass sie noch an mich gedacht hatte. Wenn sie das hier überlebt, lasse ich sie nie wieder gehen. Ich hatte keine Ahnung, ob meine zehn Minuten schon vorbei waren, ich blieb einfach wo ich war, obwohl meine Beine sich langsam taub anfühlten, und hielt Sybils Hand. Mittlerweile war sie unruhig geworden, als hätte sie Albträume. "Schhhh", machte ich leise und strich ihr über den Kopf. Ich war mir nicht sicher, was ich schlimmer fand – das hier oder als sie so reglos gewesen war. Irgendwo am Rande meines Bewusstseins nahm ich wahr, dass Miss Allen den Raum verließ, aber ich dachte nicht daran, ihr zu folgen.

Lizzy
Es war schlimmer, als ich erwartet hatte. Innerhalb weniger Sekunden fing ich an zu weinen. Kranke Menschen zu sehen, ging mir immer nahe – aber nun war es meine Freundin und sie sah halbtot aus. Sie war nicht ansprechbar und atmete nicht einmal richtig. Als Mr. Branson auch noch anfing, mit ihr zu reden, brach es mir endgültig das Herz. Ich hatte ihn und Sybil noch nie zusammen gesehen, aber selbst jetzt, wo Sybil schlief, wirkten sie so vertraut miteinander. Die beiden gehören wirklich zusammen. Und ich wünschte mir so sehr, dass ich das in einem Augenblick hätte sagen können, in dem Sybil gesund war. Nach etwa einer Viertelstunde ging ich aus dem Zimmer. Branson und Sybil zu beobachten, schien mir irgendwie zu intim zu sein und auf keinen Fall wollte ich ihn von ihrem Bett verdrängen, um selbst ihre Hand zu halten. Ich schloss leise die Tür hinter mir. Jimmy stand noch im Flur und ich lehnte mich ihm gegenüber auf der anderen Seite der Tür gegen die Wand. "Ich dachte du hättest übertrieben, aber das hast du nicht", stellte ich fest und als ich merkte, wie verweint ich klang, wischte ich mir schnell übers Gesicht und zog ganz un-damenhaft meine Nase hoch. "Danke dass du Branson geholfen hast, zu ihr zu können. Das war wirklich nett von dir", sagte ich, als ich mich etwas von dem Schock, den Sybils Anblick mir verschafft hatte, erholt hatte und lächelte Jimmy matt an.

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#1969

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 18:27
von Rikki • 1.675 Beiträge

Mary
Als Elizabeth den Raum verließ, wäre ich ihr am liebsten gefolgt. Denn es war kaum auszuhalten, wie sehr Branson litt. Aber die beiden ganz allein zu lassen, ging dann doch etwas zu weit. Stattdessen lenkte ich mich ab, indem ich ein wenig aufräumte, in Wahrheit aber nur die Sachen hin und her rückte. Die Hilflosigkeit war das Allerschlimmste an dieser Lage. Die Zeit verging und ich machte keine Anstalten, Branson aus dem Zimmer zu jagen. Welches Recht hatte ich denn dazu? Er liebte Sybil aus ganzem Herzen und mehr als ich selbst. Außerdem schien er eine beruhigende Wirkung auf sie zu haben. Als sie auf einmal anfing, sich mehr zu bewegen, beruhigte er sie sofort und sie reagierte darauf. Ich konnte nicht anders, als ihn danach weiter zu beobachten. Wortlos reichte ich ihm nach einer Weile einen feuchten Lappen, mit der er ihr die Stirn abtupfen konnte. Wir sahen uns kurz an, bevor ich mich wieder zurückzog. Wäre ich an Sybils Stimme, würde sich niemand mit einer derartigen Hingabe und Liebe um mich kümmern, dachte ich. Die meisten Menschen, die ich mochte, vergraulte ich früher oder später aus meinem Leben. Im Grunde genommen war ich einsam und allein. Und wohlmöglich würde ich nie jemanden finden, der mich mit demselben Blick ansehen würde wie Branson Sybil. Selbst Edith hatte einen Mann gefunden und das aus gutem Grund. Ich hatte ein Herz aus Eis. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Tränen und betete, dass Sybil wieder gesund werden würde. Dann werde ich dir helfen, dass du mit ihm nach Irland gehen kannst, schwor ich mir.

Jimmy
Aus dem Zimmer war nichts zu hören. Im Moment beruhigte mich das noch - denn sollte der schlimmste Fall eintreten, würde sicherlich Hektik ausbrechen. Unruhig wartete ich auf dem Flur, ob entweder für Lady Grantham oder Lady Sybil etwas gebraucht wurde. Ich richtete mich schnell auf, als sich deren Zimmertür öffnete. Aber es war nur Lizzy, die furchtbar traurig aussah. Trotzdem musste ich lächeln, als sie sich einfach so die Nase hochzog und sich keinen Deut um ihr Aussehen dabei scherte. Sie tat mir wirklich leid. "Sei nicht so überrascht - ich bin nett", meinte ich mit gedämpfter Stimme und widerstand dem Drang, sie einfach in den Arm zu nehmen. Gebraucht hätte sie es jedenfalls. "Ich konnte Mr. Branson nicht so leiden lassen. Er ist ein anständiger Kerl und liebt sie wirklich. Aber er sollte dir genauso dankbar sein wie mir. Nicht jeder schafft es, Carson und Lady Mary umzustimmen" Ich reichte ihr mein Taschentuch, als ihre Nase wieder anfing zu laufen. "Dein Schauspieltalent sollte man wirklich nicht unterschätzen", meinte ich dann mit einem Lächeln, damit es ihr auch wieder besser ging.

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#1970

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 18:53
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass Lady Mary mir sagte, dass ich nun gehen müsse. Aber das tat sie nicht. Ich saß einfach weiter da und irgendwann gab sie mir sogar den feuchten Lappen, mit dem Sybils Stirn abgetupft wurde. Den Blick, den sie mir dabei zuwarf, konnte ich nicht deuten – aber er war definitiv nicht mehr feindselig. Verwundert, aber froh darüber, dass ich anscheinend noch eine Weile bleiben durfte, tupfte ich Sybils Stirn ab. Mittlerweile schien sie ruhig zu schlafen und ich hoffte, dass es wirklich so war und sie keine schlimmen Träume hatte – bei dem Fieber wäre es nicht verwunderlich. Eine Weile beobachtete Lady Mary mich noch, dann ging sie aber im Zimmer umher und räumte einige Dinge auf. Ich nutzte den unbemerkten Augenblick und gab Sybil einen Kuss auf die warme Stirn. Die Zeit verging, Sybil wachte nicht auf und Lady Mary schickte mich nicht weg. Irgendwann, als meine Beine schon taub waren, setzte ich mich auf den Hintern und legte den Kopf neben Sybils aufs Bett, sodass ich sie ansehen konnte.

Lizzy
"Und wie er sie liebt. Du hättest ihn vorhin bei ihr sehen sollen. Er leidet mehr als wir alle", sagte ich und nahm dankbar das Taschentuch, das Jimmy mir reichte, um mir endlich die Nase zu putzen. Natürlich hatte ich selbst nie eines dabei, wenn Dramen wie dieses hier passierten. "Danke", lächelte ich schließlich, als er mir ein Kompliment für meine Schauspielkünste machte. "Ich gebe zu, ich war mir nicht sicher, ob ich das mit dem Weinen schaffe." Ich grinste kurz, wurde dann aber wieder ernst, als mir der Grund für meinen Besuch wieder einfiel. Die Sorge um Sybil war wirklich überwältigend. Und man konnte einfach nichts für sie tun. Ich seufzte. "Ist es sehr naiv zu glauben, dass sie vielleicht Bransons Anwesenheit spürt und dadurch eher wieder aufwacht?" Ich wollte mich an irgendeine Hoffnung klammern, selbst wenn es hieß zu glauben, dass Tom Branson Sybil wachküssen konnte wie in irgendeinem schlechten Märchen.

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#1971

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 19:10
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Ich glaubte ihr das nur zu gern - selbst unten im Dienstbotenzimmer hatte man Mr. Branson angesehen, wie schlecht er sich fühlte. Ich selbst hatte Lady Sybil zwar nicht gesehen, aber wenn Lizzy schon so geschockt war, dann schien es sehr ernst zu sein. "Man weiß nie - vielleicht passiert ja wirklich ein Wunder und es geht ihr morgen wieder besser", meinte ich zu Lizzy. "Wünschen tue ich es Mr. Branson auf jeden Fall" Irgendwo im Haus schlug eine Uhr und ich rechnete damit, dass Lizzy jetzt gehen würde. "Hast du heute Abend keine Vorstellung?", fragte ich, als sie stehen blieb, wo sie war. Nicht, dass ich wollte, dass sie ging. Im Gegenteil - seit unserem Treffen im Theater hatte ich keine Ahnung gehabt, ob und wie ich sie noch einmal wiedersehen würde. Schließlich gab es da ihren Verlobten und ich musste an Thomas' Worte denken, dass sie mir damals vielleicht doch gar keine Hoffnung gemacht hatte. Aber jetzt stand sie hier und wir redeten. Mit keinem Mal erwähnte sie ihren Verlobten. Hatte ich also vielleicht doch noch eine Chance? "Bist du glücklich in deinem neuen Leben?", fragte ich dann ganz außer Kontext. Schließlich musste es trotz der Umstände ein wenig komisch für sie sein, jetzt wieder in einem Haus der Crawleys zu stehen - gewissermaßen in einer Welt, die sie vor Jahren verlassen hatte.

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#1972

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 19:17
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
"Ja, ein Wunder... Das brauchen die beiden jetzt", sagte ich traurig, denn wer glaubte schon an Wunder? Eine Weile standen wir schweigend da, dann schlug irgendwo eine Uhr und Jimmy fragte, ob ich keine Vorstellung heute Abend hatte. Da erst wurde mir klar, dass Pierre wahrscheinlich auf mich wartete und vielleicht sogar gekocht hatte. Aber ich brachte es nicht über mich, weg zu gehen. "Nein, ich habe heute frei. Du hast mich vorhin gewissermaßen aus dem Bett geklingelt." Ich lächelte kurz, Jimmy konnte sich sicher denken, was ich meinte. Etwas überrascht sah ich ihn an, als er mich fragte, ob ich glücklich war. Normalerweise stellte er solche tiefgründigen Fragen nicht. "Ich... ja, natürlich", sagte ich etwas überrumpelt. "Ich würde nie mehr zurück in mein altes Leben wollen." Trotzdem wusste ich, dass mich diese Frage noch einige Zeit beschäftigen würde. Ich hatte das Gefühl, dass mein "Ja" nicht ganz ehrlich gewesen war, aber ich verstand nicht, warum. "Und du? Bist du glücklich?"

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#1973

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 19:33
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
"Nun ja, wenn ich nicht glücklich wäre, würde ich etwas in meinem Leben ändern", meinte ich ohne weitere Erklärung und strich mir eine Locke aus dem Gesicht. Irgendwie glaubte ich Lizzy nicht so ganz mit ihrer Antwort und das gab mir weitere Hoffnung. Wahrscheinlich verrannte ich mich gerade vollständig und würde dafür früher oder später bezahlen, aber egal. Im Moment sagte mir mein Bauchgefühl, dass die Sache zwischen mir und Lizzy noch nicht ganz vorbei war. Genauso sagte es mir, dass Lady Sybil wieder gesund werden würde. In deren Zimmer verschwand jetzt die Krankenschwester, die sich auch um Lady Grantham kümmerte und wie automatisch wichen Lizzy und ich ein wenig zurück. "Ich hoffe, das ist nicht das letzte Mal, dass ich dich während meiner Zeit hier in London sehen", sagte ich dann leise und grinste sie kurz an. Versuchen konnte ich es ja zumindest.

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#1974

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 20.06.2019 19:56
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Bei Jimmys Antwort zog ich nur die Augenbrauen hoch – so ganz glaubte ich ihm nicht, aber er mir wahrscheinlich auch nicht. Plötzlich kam die Krankenschwester den Gang entlang, ging in Sybils Zimmer und wir verstummten beide und wichen etwas zurück. "Jimmy, flirtest du etwa gerade mit mir?", gab ich ebenso leise zurück, als er andeutete, mich wiedersehen zu wollen. Problematisch war nur, dass es mir irgendwie gefiel – dass er offensichtlich noch Interesse an mir hatte und wie er mich jetzt angrinste. Und mir war klar, dass er mich nicht zum Tee trinken wiedersehen wollte. "Natürlich sehen wir uns wieder, allein schon weil ich jemanden brauche, der mich über Sybils Zustand auf dem Laufenden hält. Ich kann ja schlecht hier mein Zelt aufschlagen", gab ich ihm dann eine etwas konkretere Antwort und lächelte. Seine Locke war ihm schon wieder in die Stirn gefallen und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich darüber nach, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen und... Plötzlich kam die Krankenschwester aus Sybils Zimmer gerannt. Ich hörte Mary "Jimmy, hol den Arzt", rufen, mit wenigen Schritten war ich im Zimmer, wo Branson verzweifelt neben Sybil kniete und Sybil... Sybil machte komische Geräusche, als könne sie nicht atmen. Vor Panik wurde mir kurz schwindelig. Ich wollte reagieren, irgendwie helfen, aber ich konnte mich nur an der Wand stützen, um nicht umzukippen. Reiß dich zusammen, bevor du die nächste bist, die einen Arzt braucht.

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#1975

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 21.06.2019 14:38
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Manchmal kam es mir so vor, als würde ich mit jedem weiblichen Wesen flirten, wenn ich nur den Mund aufmachte. Aber bei Lizzy hatte das noch eine ganz andere Bedeutung. Statt einer Antwort grinste ich sie nur an. Ob Flirten oder nicht - gewirkt schien es jedenfalls zu haben, als sie mir bestätigte, dass wir uns wiedersehen würden. Ich wollte sie gerade beruhigen, dass Lady Sybil das sicher überstehen würde, weil sie doch jung war, als die Zimmertür mit voller Kraft aufgerissen wurde und ich nur sah, wie die Krankenschwester nicht panisch, aber doch mit schnellen, bestimmten Schritten zu Lady Granthams Zimmer ging. Im nächsten Moment wies Lady Mary mich auch schon an, den Arzt zu holen und ohne zu zögern rannte ich nach unten. "Mr. Carson, rufen Sie sofort den Arzt!", rief ich, als ich gerade den Flur unten im Dienstbotenbereich erreicht hatte und stellte erleichtert fest, dass Carson schon den Telefonhörer in der Hand hatte. Mrs. Hughes kam sofort dazu und ich erstattete ihr Bericht, bevor Carson auch schon mitteilte, der Arzt wäre in wenigen Minuten da. Zusammen mit ihm lief ich wieder nach oben. Und hoffte jetzt wirklich, dass Lady Sybil es doch schaffen würde. Es klang jedenfalls mehr als ernst.

Mary
Ich war gerade kurz davor gewesen, mir und Branson eine Tasse Tee zu holen, als sich Sybils Atemgeräusche veränderten. Sie wurden noch angestrengter und unregelmäßiger. Ich ging zu ihr ans Bett und fasste sie an den Schultern. "Sybil?", fragte ich ängstlich und sah Branson kurz an. Er kniete noch immer dicht neben ihr und meine Panik spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Zum Glück kam zu diesem Zeitpunkt die Krankenschwester, die sich auch um Mama kümmerte, zurück zu uns. Sie kümmerte sich sofort um Sybil, aber ich erkannte an ihrem ernsten Gesichtsausdruck, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. "Wir holen besser den Doktor", sagte sie schließlich, während Sybil immer wieder anfing zu husten. Mittlerweile hatte sie ihre Augen wieder geöffnet, aber sie sah niemanden richtig an - nicht einmal Branson, der sich sofort wieder zu ihr gekniet hatte, nachdem die Krankenschwester zurückgetreten war. "Ich brauche noch etwas aus dem anderen Zimmer", sagte diese und lief los. Panisch folgte ich ihr und sah James direkt vor der Tür. Sofort wies ich ihn an, den Arzt zu holen, bevor ich schnell wieder zu Sybil ging. Ich blieb hinter Branson stehen und konnte nicht glauben, dass das hier gerade passierte. Ich sah nur aus den Augenwinkeln, wie Elizabeth auch hereinkam, aber meine ganze Aufmerksamkeit galt Sybil. "Sybil, hörst du mich?", fragte ich verzweifelt. "Was ist hier los?", kam da Papas Stimme vom Flur her. Die Krankenschwester hatte ihn und Edith anscheinend aus Mamas Zimmer mitgebracht. Anstatt zu Sybil fiel sein erster Blick auf Branson, der jetzt verzweifelt über Sybils Stirn strich. "Branson?! Was zum Teufel tun Sie hier?", fragte er laut. "Papa, das ist doch jetzt wirklich unwichtig - Sybil geht es sehr schlecht!", meinte ich eindringlich und lenkte Papas Blick so auf seine jüngste Tochter, die wieder zu husten angefangen hatte. Das ließ ihn verstummen und mit angehaltenem Atem warteten wir alle auf den Arzt.

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#1976

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 21.06.2019 17:08
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Tom
Zunächst schien es, als würde es Sybil endlich besser gehen, aber dann fing der Husten an. Zuerst atmete sie nur lauter, dann aber immer schwerfälliger, bis es klang, als würde ein großer Klumpen direkt in ihrer Lunge stecken. Lady Mary und ich warfen uns einen entsetzten Blick zu und in diesem Moment kam zum Glück die Krankenschwester herein. Ich machte ihr schnell Platz, während sie mit ernstem Gesichtsausdruck Sybil untersuchte und schließlich sagte, dass wir den Arzt brauchten. Mir wurde plötzlich eiskalt und dann wieder heiß. Das klang nicht gut. Ich kniete sofort wieder neben Sybil, während die Krankenschwester noch etwas holen ging. Lady Mary folgte ihr und ich hörte sie Jimmy anweisen, dass wir einen Arzt brauchten. Mittlerweile wurde Sybil von dem heftigen Husten regelrecht durchgeschüttelt. Ich hielt ihren Oberkörper fest, bevor sie sich noch ernsthaft verletzte – auch, wenn ich mir nicht sicher war, ob das jetzt noch eine Rolle spielte. Mittlerweile war ich mir fast sicher, dass sie keine Luft mehr bekam. Ich hob hilfesuchend den Kopf und sah, dass der Raum sich gefüllt hatte – ich fühlte mich wie in einer großen Blase, alle Geräusche schienen in den Hintergrund getreten zu sein. Miss Allen stand am Kopfende von Sybils Bett neben Lady Edith, sie hielten sich an den Händen und weinten. Lord Grantham schrie mich an und Lady Mary, die sogar noch blasser aussah als sonst, verteidigte mich. Die Krankenschwester drängte mich zur Seite, aber ich wich nur wenige Zentimeter von ihr weg, sodass ich noch immer wenigstens Sybils Hand halten konnte. Erneut wurde sie von einem Hustenanfall geschüttelt und diesmal landeten feine, aber dunkelrote Spritzer Blut auf ihrem Kopfkissen, während Sybils Atem so laut und unregelmäßig ging, dass mir fast schwindelig wurde davon. Wo blieb denn nur der Arzt? Alles dauerte viel zu lange... Sie wird es nicht schaffen. Wenn der Arzt nicht in den nächsten Minuten eintrifft, schafft sie es nicht. "Atme, Sybil, du musst einfach nur atmen, hörst du?" Ich wusste nicht, wie lange ich dort saß und Sybil anflehte, nicht aufzugeben und mich nicht alleine zu lassen. Als Jimmys Stimme vom Flur ertönte und "Der Arzt ist da!" rief, die Tür aufging und endlich jemand da war, der ihr helfen konnte, hatten Sybils Lippen bereits einen bläulichen Schimmer. Erst jetzt lies ich sie los, damit der Arzt seine Arbeit tun konnte. Mir wurde schwindelig, als ich abrupt aufstand und mich gegen die Wand neben Sybils Bett lehnte.

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#1977

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 21.06.2019 18:34
von Rikki • 1.675 Beiträge

Mary
Mit jeder Minute, die verstrich, wurde es schlimmer. Erst klang es so, als wäre Sybil unter Wasser und würde panisch nach Luft schnappen. Dann kam noch der Husten hinzu, der ihren ganzen Körper erbeben ließ. Immer öfter ertappte ich mich dabei, wie ich dachte, dass sie gleich einfach ganz aufhören würde zu atmen. Aber das durfte nicht sein. Sybil war noch jung und sonst so gesund. Sie war der liebste, gerechteste und beste Mensch auf der Welt, den ich kannte. So viel besser als ich... Und sie hatte gerade erst begonnen, ihr eigenes Leben zu leben. Wäre Branson nicht da gewesen, ich hätte sie genauso festgehalten und ihr gesagt, dass sie uns nicht verlassen durfte. Mittlerweile hielt ich mich mit einer Hand an einem der Bettpfosten, während ich die andere vor den Mund geschlagen hatte, um nicht panisch loszuschreien. Die Krankenschwester wirkte jedenfalls noch ganz ruhig - bis plötzlich Blut aus Sybils Mund kam. Das Geräusch ihres Hustens würde ich nie vergessen, es schien aus den Tiefen ihres Körpers zu kommen... Nach gefühlten Stunden kam schließlich der Arzt. "Sie kann nicht atmen!", schrie ich ihn fast an, als Sybils Atem immer leiser wurde und ihre Lippen blau. "Die Grippe hat sich auf ihre Lunge ausgebreitet", sagte der Arzt für meine Ohren viel zu ruhig, untersuchte sie aber schnell und tauschte sich mit der Krankenschwester aus. Wir ließen ihn in Ruhe und ich machte Platz, indem ich mich neben Branson an die Wand stellte. Edith und Elizabeth hielten sich noch immer fest, während Papa leichenblass und wie versteinert auf Sybil starrte, deren Mundwinkel rot vor Blut waren. War ich tatsächlich dabei, wenn meine kleine Schwester starb? Neben mir hörte ich Branson immer wieder vor sich hin murmeln, dass sie ihn nicht verlassen sollte. Der Arzt wandte sich schließlich an Papa. "Wir haben ihr ein neues Antibiotikum verabreicht. Die Nacht über müssen wir beobachten, ob es anschlägt" Er sah ernst aus und ich konnte nichts dagegen tun, dass eine Träne meine Wange herunterlief. "Zu diesem Zeitpunkt kann ich noch nichts genaueres sagen" Er nickte der Krankenschwester zu und ging schließlich, gefolgt von Papa. "Ich bleibe heute Nacht bei ihr", sagte ich dann schließlich, während Sybil wieder hustete. Ich würde sie jetzt nicht allein lassen, wenn ihr Leben am seidenen Faden hing.

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#1978

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 21.06.2019 18:58
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Edith und ich krallten unsere Hände so fest ineinander, dass es weh tat. Aber nicht so sehr, wie Sybil dort in den Armen von Tom Branson liegen zu sehen, während sie nach Luft rang und Blut hustete. Ich war noch nie ein optimistischer Mensch gewesen, aber in dem Moment war endgültig alle Hoffnung aus mir gewichen. Sie sah so schwach aus... Es war egal, wie jung und gesund sie war, diese furchtbare Grippe hatte sie im Griff. Jeder im Raum hielt gefühlt den Atmen an, als der Arzt sie kurz untersuchte und ihr dann eine Spritze gab. Ein Antibiotikum, und anscheinend hing nun alles davon ab, ob sie die nächste Nacht überlebte. Der Arzt und Lord Grantham gingen aus dem Zimmer und Tom Branson, Mary, Edith und ich sahen uns an. In diesem Moment schien jeglicher Streit zwischen uns Vieren vergessen und ich dachte insgeheim, dass Sybil es nun doch geschafft hatte, wenn auch mit ihrem Tod, dass ihre Schwestern sich verstanden und dass sie Branson akzeptierten. Stopp. Noch ist sie nicht tot. Branson hatte sich wieder neben Sybil gekniet und hielt leise weinend ihre Hand. Der arme Kerl, irgendwie muss man ihm doch helfen... Ich löste meine Hand aus Ediths und ging zu ihm. "Mr. Branson", sagte ich leise und legte eine Hand auf seine Schulter. "Kommen Sie mit und trinken Sie einen Tee. Sie müssen sich beruhigen", sagte ich und schaute gleichzeitig Edith fragend an, die sofort nickte – ich konnte ja schlecht einen fremden Mann in einem Haus, das nicht mir gehörte zum Tee einladen. "Nein... Nein, ich gehe hier nicht weg", sagte Branson nur, er zitterte, klang aber entschlossen. "Die Krankenschwester und Lady Mary sind hier. Wir können im Moment nicht viel für Sybil tun, wir müssen warten, bis das Medikament anschlägt. Und das wird es am ehesten, wenn sie Ruhe hat und schläft", log ich, denn natürlich hatte ich keine Ahnung, von welchen Faktoren die Wirksamkeit des Antibiotikums abhängig war. Aber Mr. Branson schien meine These nicht zu hinterfragen und stand langsam auf. Ich nahm ihm den Lappen, den er noch immer in der Hand hielt, vorsichtig ab und reichte ihn Mary. Dann ging ich mit Edith und ihm aus dem Zimmer. "Ich könnte auch einen Tee vertragen", sagte ich zu ihr, "oder auch etwas Stärkeres." Edith sah mich nur mit großen Augen an, als realisierte sie erst langsam, was passiert war. Die ganze Zeit hatte ich nur daran gedacht, wie Sybils Eltern litten, ihr Verlobter, Mary als ihre älteste Schwester und ich selbst... Wie so häufig hatte ich Edith vergessen. Ich drückte wieder ihre Hand. "Es wird alles gut werden. Die neuen Antibiotika sollen sehr gut sein", versuchte ich sie zu beruhigen und dachte daran, wie ironisch es doch war, dass ich noch vor kurzem in Der eingebildete Kranke gespielt hatte. Edith schien sich wieder gefasst zu haben und ich hielt es für den passenden Zeitpunkt, ihr eine wichtige Frage zu stellen. "Edith, meinst du, ich kann über Nacht hierbleiben? Ich möchte hier sein, wenn es... etwas Neues gibt", bat ich sie. "Ja, ja, natürlich, ich kläre das mit Papa", versprach sie. Mr. Branson räusperte sich. "Ich möchte auch hier bleiben", sagte er bestimmt. "Ich schlafe vor dem Kamin, wenn es sein muss." Überrascht schauten Edith und ich ihn an. Plötzlich schien er wieder Kraft gesammelt zu haben. "Vertrau mir, er sollte hier bleiben. Frag Mary, wenn du mir und ihm nicht glaubst", flüsterte ich Edith zu und zum Glück stellte sie keine Fragen, sondern nickte nur. "Ich kümmere mich darum. Ich tue alles, wenn es Sybil hilft. Jimmy", sagte sie zu Jimmy, der immer noch – oder schon wieder – auf dem Flur stand, "nimm Branson und Lizzy mit nach unten, die beiden brauchen einen Tee und ein Zimmer für die Nacht." Dann verschwand sie in Richtung Bibliothek, wo Lord Grantham und der Arzt sich aufhielten. "Jimmy, ich müsste mal telefonieren", sagte ich dann, als mir etwas Wichtiges einfiel.

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#1979

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 22.06.2019 12:47
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Gebannt hatte ich vor der geschlossenen Zimmertür gewartet. Nach einer Weile kam Carson dazu und stellte sich stumm neben mich. Auch er schien furchtbar mitgenommen zu sein und das war kein Wunder. Schließlich ging es hier um seine Familie... Und auch ich war erstaunt, wie sehr ich um Lady Sybil bangte. Lange war nichts zu hören, auch als der Arzt endlich gekommen war. War das gut? Oder schlecht? Sobald sich die Tür öffnete, würde sich das klären. Heraus kamen der Arzt und Lord Grantham, beide mit ernsten Gesichtsausdrücken. Carson folgte ihnen sofort in die Bibliothek, während ich meinen Posten beibehielt. Durch die geöffnete Zimmertür sah ich nur Lady Mary, wie sie einen feuchten Lappen in der Hand hielt und sich über Lady Sybil beugte. Also war sie doch noch am Leben. Lady Edith kam mit genauso versteinertem Gesicht heraus wie ihr Vater. "Natürlich, mylady", antwortete ich ihr schnell, als auch schon Lizzy Mr. Branson aus dem Zimmer geleitete. Er sah von allen am schrecklichsten aus, als würde er durch die Hölle gehen. Was er vermutlich auch tat.... Ich führte die beiden die Treppe nach unten. Mr. Branson setzten wir im Salon ab, wo er einfach nur vor sich hin starrte und sich ansonsten nicht regte. Ich würde ihm gleich erstmal einen Whisky holen, damit er sich beruhigte. Für Lizzy besser auch. Aber die wollte erst telefonieren. Ich zeigte ihr das Telefon in der Eingangshalle und machte mich dann schnell auf, Tee und Getränke zu holen. Als ich wieder nach oben kam, hatte Lizzy noch immer den Telefonhörer in der Hand und ich konnte nicht anders, als ihr zuzuhören...

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#1980

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 22.06.2019 12:59
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Wir ließen Tom im Salon – er sah nicht so aus, als wäre ihm bewusst, wo er sich befand, wie er nur da saß und vor sich hin starrte. Er tat mir schrecklich leid, ich konnte mir vorstellen, wie verloren er sich fühlte. Selbst Jimmy sah mitgenommen aus... Er zeigte mir das Telefon in der Eingangshalle und ich ließ mich mit Pierre verbinden. Ich konnte nicht einfach über Nacht wegbleiben, ohne ihm Bescheid zu sagen, außerdem brauchte ich ein paar Dinge und würde morgen die Theaterprobe verpassen. „Pierre, ich bin es. Hier sieht es gar nicht gut aus. Ich kann nicht zur Probe morgen kommen, ich möchte bei Sybil bleiben, sagst du bi…“ Aber weiter kam ich schon gar nicht mehr. Ich hatte es befürchtet, dass er das nicht gut finden würde. „Nicht zur Probe kommen? Du weißt doch, wie wichtig das ist, so kurz bevor wir in die Aufführungen gehen“, sagte er kühl, als hätte ich gerade verkündet, nicht zu den Proben zu kommen, weil ich keine Lust hatte. „Was soll das?“, fauchte ich. Eigentlich vergriff ich mich nicht so schnell im Ton, aber ich war nervlich am Ende und das letzte was ich nun brauchen konnte, war, dass mein Verlobter mir Vorwürfe machte weil ich bei meiner todkranken Freundin sein wollte. „Ihr könnt auch mit den Szenen, in denen ich nicht spiele, anfangen. Sybils Arzt sagt es kommt alles auf diese Nacht an, wenn sie es jetzt nicht schafft…“ Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals und wagte nicht, den Satz zu Ende zu sprechen, aus Angst, es könnte wahr werden. „Diese reiche Familie ist dir also wichtiger als ich? Wichtiger als das Theater? Wir haben dich aufgenommen, als du von genau diesen Menschen weg wolltest“, erinnerte Pierre mich. Ich stöhnte und griff mir an die Stirn. Natürlich hatte er Recht – aber hier ging es buchstäblich um Leben und Tod. „Ist der komische Kerl, der damals mit Lady Sybil in der Aufführung war, auch da?“, fragte er mich da unvermittelt und völlig ruhig. Mit dem komischen Kerl konnte nur Jimmy gemeint sein… „Natürlich ist er da. Er arbeitet für die Crawleys“, sagte ich, nun ebenfalls kühl. „Spielt das nun wirklich eine Rolle? Ich bin wegen Sybil hier. Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir ein paar Sachen vorbei bringen könntest. Ich will hier nicht weg falls Sybil in der Zwischenzeit…“ Ich hatte wütend und fordernd klingen wollen, aber bei meinem letzten Satz brach meine Stimme weg und ich schluchzte. Immerhin schien das bei Pierre Wirkung zu zeigen. Er atmete hörbar aus und seufzte. „Also gut. Was brauchst du?“ Ich zählte ihm auf, was er mir bringen sollte und er versprach, gleich vorbei zu kommen. Tief durchatmend hängte ich den Hörer ein. Zum ersten Mal seit unserer Verlobung kamen Zweifel in mir auf, ob ich wirklich den Rest meines Lebens mit diesem Mann verbringen wollte. Ob wir wirklich zueinander passten. Eben war mir bewusst geworden, wie wenig sein Perfektionismus und seine Leidenschaft fürs Theater sich mit meinen Prioritäten, nämlich meinen Freunden, deckte. Als ob ich in so einer Situation auch nur an das neue Stück denken könnte… In diesem Moment sah ich Jimmy mit einem vollen Tablett durch die Eingangshalle laufen. "Pierre kommt gleich vorbei und bringt mir ein paar Sachen für die Nacht", kündigte ich an.

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