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Lizzy
Zweifelnd sah ich Sybil an. "Das ist alles überhaupt nichts für mich, und warum sollte mich jemand einladen? Die einzige Person, die das vermutlich machen würde, geht nicht jagen", merkte ich an. Wir wünschten Cora, die mit einem Blatt Papier in der Hand dastand einen guten Morgen und ich sah fragend zu Sybil, die anscheinend genau wusste, was darauf stand. Als sie schließlich verkündete, dass nur noch eine Frau gesucht wurde, konnte ich beinahe spüren, wie Sybils Laune sich wieder verschlechterte, nachdem ich es eben geschafft hatte, sie etwas aufzumuntern. Zu allem Überfluss stand plötzlich auch noch Mr. Armstrong neben meinem Stuhl. "Miss Allen, wenn Sie noch niemanden zur Jagd begleiten, würde es mich sehr freuen, wenn Sie mit mir kommen", lächelte er. "Natürlich, gerne", antwortete ich – eine gute Ausrede fiel mir beim besten Willen nicht ein. Außerdem waren durch unseren Tanz gestern Abend die Fronten geklärt. Ich wusste, dass er Interesse an Mary hatte; er wusste, dass ich Interesse an einer Person hatte, die nicht er war. Das machte es natürlich für uns beide deutlich einfacher. Trotzdem hätte ich mich für Sybil gefreut, wenn er sie gefragt hätte. Jetzt musste sie tatsächlich hierbleiben und ich den halben Tag bei der Jagd verbringen.

Lady Sybil
Ich sah Mr. Armstrong nach, der Henry die Treppe nach oben folgte - wie alle anderen zum umziehen. Mama lächelte mich noch einmal entschuldigend an, faltete dann aber zufrieden ihr Blatt Papier und ging auch nach oben. Ich sah Lizzy lächelnd an, denn für sie freute ich mich wirklich. Mr. Armstrong schien nett zu sein und vielleicht würde die Jagd ja auch spannend werden. "Du solltest dich jetzt umziehen, Lizzy", merkte ich dann mit einem Blick auf die Uhr an. Ich hatte also einen Tag allein vor mir - ich hatte keineswegs die Absicht, den Tag mit der alten Duchess und einer ihrer Freundinnen zu verbringen, die gut und gerne sechzig Jahre älter als ich waren und garantiert nur darüber sprechen würden, welchen Mann ich besser schleunigst heiraten sollte. "Ich werde euch draußen verabschieden", sagte ich noch zu Lizzy, bevor auch sie in ihr Zimmer verschwand. Erst im Salon, wo ich mich auf eines der Sofas fallen ließ, seufzte ich laut. Warum nur war ich in letzter Zeit immer unglücklicher geworden, obwohl ich hier doch alles hatte? Ich nahm mir eines von Mamas Magazinen, blätterte wahllos darin herum und fasste einen Entschluss. Ich würde den Tag nicht schmollen und im Haus sitzen. Mit neuem Mut stand ich auf, traf in der Eingangshalle glücklicherweise auf Thomas und rief ihn direkt zu mir. "Thomas, könnten Sie dafür sorgen, dass ich in etwa einer halben Stunde mit dem Auto nach Ripon komme?" Ich lächelte ihn breit an, als mein Plan immer mehr Gestalt annahm.
Jimmy
Im Gegensatz zu gestern war ich das blühende Leben. Ein paar Stunden mehr und schon war das Leben viel besser. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass ich die Nacht wieder mit Lizzy verbracht hatte. Ich konnte nur lächeln als ich wiederum an die mir bevorstehende Nacht dachte. Die Stunden dahin würden sich ziehen, aber auch das würde ich überleben. Das Frühstück war geschafft, ich hatte all das Geschirr nach unten geschleppt und wurde direkt von Carson zu einer neuen Aufgabe verpflichtet. Also brachte ich alle Gewehre und weitere Ausrüstung für die Jagd vor das Haus, wo schon mehrere Planwagen warteten. Lizzy hatte gestern nicht gesagt, ob sie auch mitgehen würde. Gespannt, wie sie in Jagdkleidung aussehen würde, wollte ich eine Gelegenheit abwarten und sie vor ihrer Abfahrt sehen.

Thomas
Mein Vorsatz, mich nach dem Zimmer zu erkundigen, in das Jimmy in der letzten Nacht verschwunden war, erledigte sich von selbst, als ich relativ spät am nächsten Morgen tatsächlich Miss Allen dort hinauskommen sah. Ich lächelte und grüßte sie höflich, aber gedanklich verfluchte ich sie regelrecht. Dass Jimmy heute auffällig guter Laune war, machte die Sache nicht besser. Nicht, dass ich wollte, dass er traurig war – aber ich wäre viel lieber selbst der Grund für sein Strahlen gewesen. Ich musste etwas unternehmen. Es war nicht fair, dass Miss Allen offensichtlich jede Nacht mit ihm verbringen durfte, während ich kaum die Chance hatte, ihn richtig kennenzulernen. Aber ehe ich mir genauere Gedanken über einen Plan machen konnte, rief mich Lady Sybil, als ich auf dem Weg nach unten gerade durch die Eingangshalle ging. Sie wollte nach Ripon fahren. Am Tag der Jagd? Anscheinend bist du nicht der einzige unter diesem Dach, der einsam ist. "Natürlich, Mylady", lächelte ich und setzte meinen Weg nach unten fort. Ich musste Jimmy beim Bepacken der Wagen für die Jagd helfen. Miss Allen hatte vielleicht die Nächte, aber wenigstens konnte ich tagsüber mit ihm reden, ohne dass jemand es komisch finden würde.
Lizzy
Seufzend sah ich Sybil an."Es wird langweilig werden ohne dich", bemerkte ich, lächelte dann aber aufmunternd. "Du findest sicher einen Weg, den Mittag schnell rumzukriegen." Ich nahm mir noch eine letzte Erdbeere und machte mich mit einem kurzen Winken in Sybils Richtung auf den Weg in mein Zimmer, wo ich nach Charlotte läutete – sie wusste ja noch gar nicht, dass ich mit zur Jagd kommen würde. Kein Wunder, bis vor ein paar Minuten hatte ich das ja selbst noch nicht getan. Zum Glück war sie gelassen wie immer und holte schnell meine Jagdkleidung – einen dunkelgrün-braun karierten Rock mit tollem Faltenwurf, eine passende grüne Bluse, einen Tweedmantel passend zum Rock und meine Lieblingsstiefel, die ich mir schon früher gekauft hatte, obwohl ich erst ein Mal in meinem Leben überhaupt eine Jagd begleitet hatte. Charlotte steckte mir meine heute zum Glück kein bisschen widerspenstigen Haare nochmal hoch und reichte mir noch einen Hut und meine Lederhandschuhe. Ich sah mindestens zehn Jahre älter aus, aber es gefiel mir. Zufrieden ging ich nach unten und auf die Tür zu. Draußen standen einige Erwachsene bereits herum und unterhielten sich über ihre letzten Jagdergebnisse, während Thomas und Jimmy noch die Wagen beluden. Als ich durch die Tür ging, kam mir Jimmy hinter Thomas entgegen und aus einer plötzlichen Eingebung heraus strich ich als ich an ihm vorbeiging kurz mit den Fingerspitzen über seine Livree. Zufrieden grinsend ging ich auf meine Eltern zu – es war zu schade, dass ich Jimmys Gesicht nicht hatte sehen können.
Edward
Ich war durchaus zufrieden mit der Wahl meiner Jagdbegleitung. Miss Allen war nett und unkompliziert, und bei ihr konnte ich ganz ohne Druck schießen, denn ich hatte nicht vor, sie beeindrucken zu müssen. Das wiederum würde hoffentlich dazu führen, dass ich dafür Mary mit meinen Ergebnissen beeindrucken konnte. Zufrieden lächelte ich vor mich hin, während mein Diener mir in meine Jagdsachen half. Eigentlich hatte ich keine Lust auf einen Wettbewerb mit Henry – aber er würde sicherlich einen starten, und ich war gewappnet. Ich war zwar kein Naturtalent im Schießen, aber trotzdem hatte ich bei den wenigen Jagden, die ich bis jetzt erlebt hatte, immer gut abgeschnitten. Guter Dinge ging ich nach unten und rückte meinen Hut zurecht.

Jimmy
Es dauerte tatsächlich nicht lange und die Jagdgesellschaft erschien. Mit Thomas Hilfe hatte ich schließlich alle Gewehre nach oben geschafft und irgendwie verstaut. Gerade wollte ich meinen Platz neben der Tür einnehmen, um die Gäste standesgemäß zu verabschieden, als Lizzy mir entgegenkam. Ich konnte mir ein verschwörerisches Lächeln nicht verkneifen. Sie ging noch einen Schritt weiter, ihre Berührung brannte mir durch die Livree bis auf die Haut. Ich räusperte mich schnell, als ich neben Thomas stehen blieb und scheinbar gedankenlos über die Menge sah, während ich Lizzy ganz genau beobachtete. Sie stieg hinter ihrem Tanzpartner von gestern auf einen der Planwagen. Nachdem auch der letzte Lord seinen Platz gefunden hatte, setzten sich die Wagen in Bewegung und ich folgte Thomas und Carson ins Haus. "Thomas, James - bis zum Lunch muss noch das Geschirr eingepackt werden und dann können sie meinetwegen Pause machen. Nach dem Tag gestern haben wir uns das verdient, auch wenn ich keine Patzer beim Lunch dulde" Carsons Blick war eindeutig, aber ich erkannte meine Chance sofort auf ein wenig mehr Zeit zum schlafen als sonst. Carson verschwand im Speisezimmer und ich sah Thomas grinsend an. "Je schneller wir mir dem Geschirr fertig sind, desto mehr Freizeit haben wir, nicht wahr? Ich werde mich auf jeden Fall beeilen" Vielleicht schaffte ich sogar noch ein kurzes Bad.
Lady Mary
Ich hatte meine Jagdkleidung schon lange nicht mehr angehabt, dennoch war ich zufrieden. Der Rock und Mantel aus dunkelgrünem Tweed zusammen mit dem passenden Hut passten mir noch immer perfekt. Mit meinen Lederhandschuhen in der Hand ging ich nach unten. Papa und Mama warteten schon draußen, die ersten saßen bereits auf den Planwagen. Von Henry, aber auch von Mr. Armstrong war noch nichts zu sehen. Sybil stand in ihrem normalen Kleid neben Elizabeth und wünschte ihr allem Anschein nach viel Spaß. Armer Darling, dass sie nicht mitkommen konnte. Ich wurde abgelenkt, als Mr. Armstrong aus dem Haus kam. Ich lächelte ihn an. "Ich wünsche Ihnen viel Glück, Mr. Armstrong. Ich werde sie auf jeden Fall im Auge behalten", sagte ich lächelnd, bevor auch Henry kam und er mir auf einen der Planwagen half. Auch wenn ich Henry begleiten würde - er würde sicher nicht der einzige sein, den ich beobachten würde.

Lizzy
Ich unterhielt mich noch einige Minuten mit meinen Eltern, dann kamen auch schon die anderen Jagdteilnehmer nach draußen, inklusive Sybil, die mir viel Spaß wünschte. Auf meine Frage nach ihren Plänen für den Mittag antwortete sie aber nur mit einem geheimnisvollen Lächeln. Mr. Armstrong half mir nach einem kurzen Gespräch mit Mary – Was findet er nur an ihr? Er ist viel netter als sie – auf den Planwagen und als alle saßen, fuhren wir los. "Ich hoffe, Sie erwarten nicht mehr von mir, als neben Ihnen zu stehen", warnte ich Mr. Armstrong lächelnd, "das hier ist meine zweite Jagd."
Edward
Vergnügt stellte ich fest, dass Mary fast auf der Stelle auf mich zu kam, als ich zu den Wagen ging. "Jetzt haben Sie mich nervös gemacht", antwortete ich ihr lächelnd und sah ihr hinterher, als sie sich von Henry auf den Wagen helfen ließ. Sein Blick traf meinen kurz, aber ich konnte ihn nicht deuten, straffte die Schultern und half Miss Allen auf den Wagen. Irgendwie fühlte ich mich schon allein durch seine Anwesenheit angestachelt, mein Bestes zu geben. Und sollte ich mal wieder zu einer Jagd auf Downton eingeladen werden, dann würde ich nur mit Lady Mary als Begleitung gehen, dachte ich lächelnd. Während der Fahrt unterhielt ich mich etwas mit Miss Allen. Es war wirklich schade, dass sie und Mary sich anscheinend nicht gut verstanden. Hoffentlich mache ich die Situation nicht noch schlimmer, wenn ich mit beiden zu tun habe. Streitende Frauen können einfach zu kindisch sein.
Thomas
Die von Carson angekündigte Pause konnte ich gut gebrauchen. "Das klingt nur logisch", antwortete ich Jimmy lächelnd, hatte aber im Hinterkopf, dass Arbeit auch immer Zeit mit Jimmy bedeutete. Es sei denn, wir würden unsere freie Zeit zusammen verbringen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er einiges an Schlaf nachzuholen hatte. "Was wirst du nachher machen?", fragte ich ihn auf dem Weg nach unten so locker wie möglich.

Lady Mary
Anscheinend hatte Henry die Nacht damit verbracht, das Gespräch zwischen uns heute bis ins Detail zu planen. Er fragte mich viel, warf immer wieder schmeichlerische Kommentare ein und gab mir erst gar keine Chance, mich jemand anderem zuzuwenden. Dazu hatte er sich demonstrativ mir zugewandt und saß somit mit dem Rücken zu Elizabeth, die sich mit Mr. Armstrong unterhielt. Mir gefiel es, auch endlich wieder etwas sagen zu können anstatt endlosen Monologen zu hören, dennoch waren meine Antworten kurz. Henry schien das eher anzustacheln als zu stören. Als wir schließlich an unserem ersten Ort zum Schießen ankamen, half er mir galant aus dem Wagen. Er nahm das Gewehr, hängte es sich lässig um die Schultern und sah damit in seiner Jagdkleidung wirklich gut aus. Nur leider tat Mr. Armstrong das auch. Mama wies uns die Plätze zu und ich folgte Henry, der schon gründlich den Himmel absuchte. Wir nahmen unseren Platz ein, der zu meiner Freude in direkter Sichtweise von dem von Mr. Armstrong war. "Es geht los", flüsterte Henry mir mit einem breiten Lächeln zu und ich hielt mir schon vorsorglich ein Ohr zu. Kurz sah ich zu Mr. Armstrong, der sein Gewehr schon angesetzt hatte.
Lady Sybil
Ich blieb nicht lange draußen und sah den anderen nach. Ich hatte Mama und Papa von meinen Plänen erzählt, nach Ripon zu fahren. Es hatte nicht viel Überredungskunst gebraucht, Mamas schlechtes Gewissen, mich hier allein zu lassen, war ihr deutlich anzusehen. Auf ihre Frage, was ich dort denn vorhatte, hatte ich von einem Treffen erzählt - allerdings war meine Antwort vage geblieben. Ja, es war ein Treffen. Aber keines, das vor allem in Papas Augen ein passender Ort für mich sein würde. Mit schnellen Schritten ging ich ins Haus zurück, holte mir meinen schlichtesten Mantel und Hut aus dem Schrank und stellte zufrieden fest, dass das Auto schon vor der Tür stand. Carson hielt mir lächelnd die Tür auf und ich stieg ein. Wie damals an dem Nachmittag, an dem ich in der Küche mir Mrs. Patmore und Daisy den Kuchen gebacken hatte, war ich mehr als aufgeregt vor Vorfreude. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wieder lebendig. Zwar gefiel es mir nicht, meine Eltern ein wenig angelogen zu haben - aber eine Versammlung, an der über das Stimmenrecht für Frauen gesprochen wurde, war in ihren Augen für mich tabu. Was ganz und gar nicht meiner Meinung entsprach.
Jimmy
"Ich werde ein Bad nehmen und dann wahrscheinlich so lange wie möglich schlafen", antwortete ich Thomas lächelnd. Er hatte mir anders als gestern noch nicht gesagt, ob er meine nächtliche Abwesenheit wieder bemerkt hatte. In der Absicht, mich besonders gut mit ihm zu stellen, damit er auch ja nicht auf die Idee kam, mich an Carson zu verraten, fügte ich hinzu: "Aber wie wäre es zuerst mit einer Zigarette?" Ich grinste ihn kurz an, bevor ich in die Küche ging, um das Geschirr zu holen.

Edward
Ich versuchte, während meines Gesprächs mit Miss Allen so aufmerksam wie möglich zu sein, schließlich wollte ich nicht unhöflich wirken. Aber dass Mary mir quasi gegenüber saß, machte mich doch mehr als nervös und ich konnte gar nicht anders, als ab und zu zu ihr zu schauen. In ihrer Jagdkleidung sah sie fast noch eleganter aus als sonst. Henry redete schon wieder fast ohne Punkt und Komma. Ich hatte ihn noch nie so viel reden hören wie mit dieser Frau. Als wir schließlich anhielten und unsere Plätze zugewiesen bekamen, meinte das Schicksal es erneut gut mit mir: Unser Platz lag ganz in der Nähe von dem von Mary und Henry und als ich ihr eigentlich unauffällig einen Blick zuwerfen wollte, schaute sie direkt zurück. Trotzdem war ich entschlossen, mich von ihrer Abwesenheit nicht ablenken zu lassen und sah seufzend erst mein Gewehr, dann Miss Allen an. "Wünschen Sie mir Glück", grinste ich stirnrunzelnd.
Thomas
Jimmys Antwort fiel so aus, wie ich sie erwartet hatte, dennoch beschloss ich, so zu tun, als würde ich nur ahnen, weshalb er schlafen wollte. Wissend zog ich eine Augenbraue hoch. "Hast du heute Nacht wieder nicht genügend Schlaf bekommen?", fragte ich verschwörerisch lächelnd. Ich wollte herausfinden, wie viel er mir über das Thema noch erzählen würde. Oder auch über Miss Allen – Informationen über sie könnten für mich wichtig sein. Kenne deinen Feind. Deshalb sagte ich natürlich auch zu einer Zigarette nicht nein. "Jetzt hast du ja gleich mehrere Gründe, dich zu beeilen", grinste ich, während wir das Geschirr einpackten.

Henry
Noch nie hing so viel davon ab, gut zu treffen. Auch sonst war ich auf einer Jagd ehrgeizig gewesen, aber in direkter Nähe von Lady Mary und mit dem Gedanken, Edward zu übertreffen, nahm mein Ehrgeiz ganz andere Ausmaße an. Wie Edward legte ich das Gewehr auf meine Schulter, zielte schon einmal gedankenlos und wartete angespannt auf den Pfeifton der Treiber, die die ??? aufscheuchen würden. Ich atmete tief durch und versuchte Marys Präsenz neben mir zumindest während des Schießens auszublenden - nur wegen ihr schlug mein Herz bis zum Hals. Als dann endlich ein langgezogener Pfeifton die Stille durchbrach, legte ich los. Noch nie hatte ich so schnell geschossen. Es dauerte nicht lange und ich musste das nächste geladene Gewehr von meinem Begleiter nehmen. Wahrscheinlich dauerte es nur zehn Minuten, bis das nächste Pfeifen die erste Pause einläutete, mir kam es vor wie eine Ewigkeit. Ich hatte einige Treffer gelandet und war insgesamt zufrieden - aber es war nicht meine eigene Meinung die mir am Herzen lag. Zum ersten Mal seit dem ersten Schuss sah ich meine Begleiterin an. "Wirklich nicht schlecht", sagte Mary lächelnd und rückte ihren Hut zurecht. Ihr Blick glitt kurz in Edwards Richtung, was ich gekonnt ignorierte - auch wenn ich nichts lieber wissen wollte, als wie viele Treffer Edward gelandet hatte.
Jimmy
"Nicht wirklich", antwortete ich Thomas nur vage, erwiderte aber sein Lächeln. Zusammen packten wir alles ein, was wir nachher brauchen würden. Da wir aber schon seit mehreren Tagen die Jagd vorbereitet hatten, ging das erstaunlich schnell. Vielleicht lag es aber auch nur an der Aussicht auf eine längere Pause, dass wir so schnell arbeiteten. Schon bald waren alle Körbe vollgepackt und ich griff nach der Zigarettenschachtel auf dem Tisch im Dienstbotenzimmer. "Gehen wir nach draußen?", fragte ich Thomas grinsend. Ich war mir nicht sicher, ob er genau wusste, was ich heute Nacht angestellt hatte. Vielleicht würde er ja gleich mehr erzählen.

Edward
Während ich das Gewehr auf meiner Schulter platzierte, auf den Pfeifton wartete und mich in Position brachte, schaute ich unauffällig zu Henry rüber. Er sah mehr als konzentriert aus. Heute würden wir uns nichts schenken, soviel stand fest. Ich atmete tief durch, fühlte mich aber trotz der Anwesenheit von Mary und Henry ruhig und als das schrille Pfeifen ertönte, schoss ich meiner Meinung nach recht souverän – schnell, aber mit ruhiger Hand. Viel zu schnell für meinen Geschmack ertönte der Ton ein zweites Mal – ich hatte das Gefühl, mich eben erst eingeschossen zu haben. Zufrieden senkte ich mein Gewehr und sah zu Mary und ihrem Begleiter. Sie sieht dich schon wieder an.
Thomas
Mit der Aussicht auf ein paar ruhige Minuten mit Jimmy ging mir die Arbeit leicht von der Hand. Nach gefühlt nur wenigen Minuten gingen wir mit einer Schachtel Zigaretten in den Hof. Jimmy hielt mir die offene Schachtel hin, ich schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen und kramte in meiner Hosentasche nach meinem Feuerzeug, mit dem ich meine Zigarette anzündete. Einen Moment überlegte ich, Jimmy das Feuerzeug einfach zu geben, beschloss dann aber, stattdessen meinen Kopf zu seinem zu neigen und so seine Zigarette anzuzünden.

Lady Mary
Auf den Krach konnte ich gut verzichten. Dennoch hielt ich meinen Blick die ganze Zeit auf den Himmel gerichtet, als direkt nach dem Pfeifen die ersten Tiere über die Lichtung flogen. Henry schoss und gleich sein erster Schuss war ein Treffer. Zum Glück war Mr. Armstrong nicht weit entfernt, sonst hätte ich mir meinen Nacken verrenken müssen, um auch seine Schüsse mitzubekommen. Genauso wie Henry war sein Gesichtsausdruck der von höchster Konzentration. Sie schienen heute wirklich nicht nur aus Spaß hier zu sein. Als die erste Runde der Jagd vorbei war, musste ich Henry einfach gratulieren. Er konnte wirklich gut schießen - aber Mr. Armstrong stand ihm in nichts nach. Ich hatte leider nicht zählen können, wie oft jeder von ihnen getroffen hatte. Meinem Gefühl nach zu urteilen war ihre Trefferquote aber annähernd gleich. "Du bist eben mein Glücksbringer", antwortete Henry leichthin, schenkte mir sein strahlendstes Lächeln und nahm das geladene Gewehr wieder hoch. Unter normalen Umständen hätte ich mich sicher mehr als geschmeichelt gefühlt - oder, wenn diese Worte aus Mr. Armstrongs Mund gekommen wären. Ich konnte nicht widerstehen und sah zu ihm. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich wirklich neidisch auf Elizabeth, die sicher gar nicht wusste, welches Glück sie hatte, indem sie ihn begleitete. "Ich glaube es geht weiter", sagte ich zu Henry, als der schon wieder mit seinem Gewehr nach der Beute zielte.
Jimmy
Genüsslich streckte ich mich, als wir in den Hof gingen und sich Thomas schon eine Zigarette anzündete. Ich wartete, bis er mir sein Feuerzeug gab, aber stattdessen zündete er meine Zigarette selbst an. Sein Gesicht war kurz nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich blieb stehen, wartete bis meine Zigarette brannte und lehnte mich dann zurück an die Wand - so war wieder ein wenig mehr Abstand zwischen uns. "Vielleicht mag Mr. Carson uns doch noch, wenn er uns heute morgen schon diese Pause gewährt", fing ich grinsend ein Gespräch mit ihm an. "Ich hatte mich darauf eingestellt, den ganzen Morgen durch das leere Haus gescheucht zu werden"

Edward
Ich war zufrieden mit meiner Trefferquote – dafür, dass ich noch nicht oft bzw. schon lange nicht mehr geschossen hatte, konnte ich mich nicht beschweren und Henrys Ergebnis war sicherlich nicht viel besser als mein eigenes. Sonst hätte er überdurchschnittlich gut sein müssen, und auch, wenn seine Schießkünste nicht zu verachten waren: So gut war er dann auch wieder nicht. Miss Allen verkündete, dass sie mir jetzt gerne gratulieren oder mich bemitleiden würde, wenn sie irgendeine Ahnung von Schießquoten hätte und brachte mich so kurz zum Lachen, aber mein Blick blieb immer wieder an Mary hängen. Langsam musste ich mich wirklich zusammenreißen, sonst wurde ich noch so auffällig wie Henry. Zum Glück war Miss Allen ebenso abgelenkt wie ich selbst – sie starrte die ganze Zeit mehr oder weniger verklärt in die Ferne und lächelte so oft vor sich hin, dass es fast schon ansteckend gewesen wäre, hätte ich nicht selbst einen Grund zu lächeln ein paar Meter neben mir. Den Krach schien sie nicht einmal mitzubekommen, erst als wir den Pfeifton wieder hörten, schreckte sie auf. Die nächste Runde lief ebenfalls gut, wenn nicht sogar noch besser als die erste. Mein Vorteil gegenüber Henry war ganz simpel: Ich war gelassener als er. Verbissen zu versuchen, bei einer Jagd und einer Frau gleichzeitig erfolgreich zu sein, konnte ja auch nicht lange gut gehen.
Thomas
Jimmy verringerte den Abstand zwischen und so schnell wie möglich, und wahrscheinlich war es auch besser so. Mein Herz klopfte schon nach den wenigen Sekunden und ich hoffte, dass meine Nervosität in seiner Gegenwart nicht zu deutlich war. "Ich fürchte, Mr. Carson mag die wenigsten Angestellten hier", grinste ich, auch, wenn das nicht ganz richtig war. Er mochte mich nicht, war zu vielen anderen aber durchaus netter als zu mir. Was mich wütend machte, also musste er jetzt eben herhalten. "Aber das macht nichts", plauderte ich zwischen zwei Zügen weiter. "Ich liebe dich", grinste ich und versuchte, es zwar wie einen Spaß klingen zu lassen, jedoch nicht wie Ironie. Ein paar Minuten schwiegen wir nur, dann beschloss ich, so unauffällig wie möglich das Thema Miss Allen anzuschneiden. "Was sagst du dazu, das ganze Haus voller Ladys und junger Frauen zu haben?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.

Lady Mary
Anscheinend war ich nicht wirklich ein Glücksbringer, denn in dieser Runde schoss Henry öfter als eben daneben. Sein Gesichtsausdruck wurde mit jedem Fehlschuss angespannter und verbissener, sodass von seinem ansonsten so guten Aussehen nicht mehr viel übrig blieb. Anders als Mr. Armstrong. Er schoss locker, lächelte breit, wann immer er sein Gewehr tauschte und traf im Vergleich zu Henry ein paar Mal mehr. Anders als bei meinem Begleiter schien ihm ein Treffer nicht weh zu tun. Henry dagegen schien in seiner Ehre verletzt. Wütend fuhr er sich durch die Haare, als auch diese Runde beendet wurde. "Kopf hoch, nicht jeder kann immer glänzen", sagte ich ihm zur Aufmunterung, denn er schien wirklich getroffen zu sein. "Nur du kannst das", nutzte er wieder mal jede Gelegenheit, die sich ihm zum Flirten bot. Ich konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen, während Henry sich ein neues Gewehr nahm. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als Papa das Signal gab, zu einem Schießpunkt zu gehen. Unauffällig ging ich näher zu Mr. Armstrong herüber, als wir alle zu einer anderen Lichtungen gingen. "Sind Sie zufrieden, Mr. Armstrong?", fragte ich ihn von hinten, da er anscheinend auch gerade nicht mit Elizabeth redete. Um sie hatte ich mir seit gestern gar keine Gedanken mehr gemacht - oder besser gesagt um sie und James. Jetzt, wo ich die Sache wieder auf dem Schirm hatte, würde sie nicht so einfach damit davonkommen. Ich würde auf jeden Fall ein Auge auf sie haben, auch wenn ich noch nicht wusste, was ich mit diesen heiklen Informationen machen würde.
Jimmy
'Ich liebe dich'. Zum Glück meinte er es nicht ernst. Um die gute Stimmung zwischen uns nicht unnötig zu verschlechtern - schließlich wusste Thomas mehr, als mir lieb war - sagte ich aber nichts dazu, sondern lächelte einfach weiter und rauchte in aller Ruhe. Für ein Bad und Schlaf hatte ich vor dem Lunch immer noch genug Zeit. Das Schweigen wurde von Thomas gebrochen. Ich wusste nur zu gut, auf was er hinaus wollte. "Naja, so viele junge Frauen außer den üblichen dreien sind ja nicht im Haus", meinte ich nur grinsend und deutete somit etwas an, mit wem ich die letzten zwei Nächte verbracht hatte. Denn eigentlich hatte ich keinen Grund, Thomas zu misstrauen. Seit meiner Ankunft hier war er sehr nett zu mir, half mir immer und war schon fast so etwas wie ein Freund. Vielleicht sollte ich mich wirklich ihm ein bißchen öffnen. Ich zog noch einmal an meiner Zigarette und sah ihn dann an. "Was sagen Sie dazu?" Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, dass auch Thomas sich für eine Frau interessieren könnte.

Lizzy
Die Jagd wurde nicht so langweilig, wie ich erwartet hatte. Ich war an der frischen Luft, hatte bequeme Schuhe an und konnte abwechselnd kurze Gespräche mit Mr. Armstrong führen und meinen Gedanken nachhängen. Mary neben uns wurde von Henry Redvers umgarnt, der zunehmend etwas verzweifelt wirkte – sowohl was Mary als auch das Schießen anging. Fast tat sie mir etwas leid, denn mit der Zeit flüchtete sie regelrecht zu Mr. Armstrong. Dennoch behielt ich auch im Hinterkopf, dass sie über Jimmy und mich Bescheid wusste und wir deshalb mehr den je verfeindet waren.
Edward
Angenehm überrascht drehte ich mich um, als ich Marys Stimme hinter mir hörte. Zwischen den einzelnen Schießrunden hatte ich immer wieder unauffällig zu ihr und Henry hinübergesehen und mit jedem Mal war ich selbstsicherer geworden. Als Mary schließlich die Augen verdrehte, während Henry sich ausnahmsweise kurz von ihr abgewandt hatte, war ich mir fast schon sicher, kein einziges Moorschneehuhn mehr verfehlen zu können. "Ich habe noch niemanden in meiner Nähe angeschossen, das muss doch ein gutes Zeichen sein", scherzte ich. Fast hätte ich danach gefragt, wie Henry sich anstellte, aber das erschien mir doch etwas auffällig, wenn nicht sogar gemein – immerhin war er in den letzten Runden nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Ich ließ mich etwas zurückfallen, sodass wir nebeneinander gingen. Miss Allen war ohnehin so in Gedanken versunken, dass sie sich nicht unterhalten musste und Mary machte nicht den Eindruck, als störe es sie, sich mit mir anstatt mit Henry zu unterhalten.
Edith
Die Jagd stellte sich als unglaublich langweilig heraus. Mein Begleiter, der Sohn eines Lords Anfang 30, natürlich unverheiratet und nicht sonderlich attraktiv oder geistreich, war so schlecht im Schießen und gleichzeitig so tödlich beleidigt bei jedem Tier das er verfehlte, dass ich bald glaubte, ihm gleich ein Taschentuch reichen zu müssen. Während wir zu einem anderen Schießpunkt liefen, sah ich Henry Redvers allein in der Menge. Wo war Mary nur hin, hatte sie ihr Opfer wirklich allein gelassen? Dennoch sah ich es als Chance, meine furchtbare Begleitung kurz loszuwerden und ging auf Henry zu. "Waren Sie erfolgreich?", fragte ich lächelnd, auch wenn sein Gesichtsausdruck darauf schließen ließ, dass er es nicht war. Nicht bei der Jagd und auch nicht bei meiner Schwester.
Thomas
"Oh, mit der Zeit gewöhnt man sich daran, ständig von schönen Frauen umgeben zu sein, die tabu für einen sind", antwortete ich zwischen zwei Zügen, als sei es für mich das normalste auf der Welt, mit meinen Arbeitskollegen über Frauen zu sprechen. Natürlich war es anhand der Tatsache, dass mein Interesse für Jimmy nicht nur rein kollegial war, eigentlich kontraproduktiv, so zu tun, als wäre ich normal, aber die Wahrheit konnte ich ihm natürlich auch nicht sagen. Ich musste ihm irgendwie auf den Zahn fühlen, herausfinden, was er für Miss Allen empfand. Vielleicht war sie nur ein... Alibi? Ich tat einige Sekunden, als würde ich über seine Worte von vorhin nachdenken und als wären sie es gewesen, die mich hinter sein Geheimnis gebracht hätten. "Du schleichst dich nachts zu Miss Allen, nicht wahr?" In meinem Ton lag nichts Vorwurfsvolles, nur ehrliche Neugier.

Lady Mary
Ich musste tatsächlich kurz lachen und allein das bewies mir schon, was ich an Henry so vermisste: Humor. Er nahm alles so ernst, da war Mr. Armstrongs Art im Vergleich sehr erfrischend. Auch schien ihm der ein oder andere Fehltreffer nicht das komplette Ego zerstören. "Ich hoffe, das bleibt auch so. Den ein oder anderen Treffer haben Sie aber doch gelandet, Sie müssen gar nicht so bescheiden sein", redete ich locker weiter, er würde meine Anspielung sicher verstehen, dass ich ihn ein wenig beobachtet hatte. Mittlerweile hatte ich Henry vollkommen vergessen und als ich das nächste Mal zur Seite sah, war er dort nicht mehr. Mir war es nur recht. Ich hatte jetzt einen deutlich interessanteren Mann an der Seite, der zum Glück auch nicht von seiner eigentlichen Begleiterin in Anspruch genommen wurde. Elizabeth ging vor uns, anscheinend gedanklich ganz woanders. Wahrscheinlich bei einem recht gutaussehenden Diener. "Auch wenn ich nie weiß, was besser ist: Die Freude, einen Treffer gelandet zu haben oder die Erleichterung, es nicht getan zu haben" Ich sah ihn von der Seite an und lächelte.
Henry
Eine Stimme riss mich aus meinen doch recht düsteren Gedanken, die nicht gerade dadurch gebessert wurden, dass Mary jetzt neben Edward ging und wieder einmal lachte. Leicht aufgeschreckt erkannte ich Lady Edith an meiner Seite und setzte schnell ein Lächeln auf, das meiner guten Erziehung geschuldet war. Denn ansonsten war mir gar nicht nach Lachen zumute. Ich hatte noch nie so schlecht geschossen wie in der zweiten Runde und wollte es jetzt auf jeden Fall besser machen. "Nun ja, es hätte der ein oder andere Treffer mehr sein können", antwortete ich ihr nur und beschönigte meine Lage so etwas. "Und Sie, haben Sie Spaß?", fragte ich, denn es war leichter, wenn sie reden und ich nur zuhören würde. Auch wenn ich die Antwort auf die Frage eigentlich schon kannte. Warum sollte sie zu mir kommen, wenn sie sich doch so gut mit ihrem Begleiter amüsierte? Fast schon tat sie mir leid. Dann fiel mir wieder ein, was sie gestern über ihre Schwester gesagt hatte. So langsam musste ich doch einsehen, dass sie recht hatte.
Jimmy
Thomas hatte mich ertappt. Rein logisch hätte mein erster Gedanke etwas wie 'Verdammt' oder 'Scheiße' sein sollen, aber ich empfand nichts dergleichen. Eher freute ich mich sogar etwas darüber, mit jemandem über meine Eroberung sprechen zu können. Und gegen Thomas konnte ich wirklich nichts sagen.Außerdem hatte er schon vorher gewusst, dass ich meine letzten Nächte woanders verbracht hatte. Da konnte ich ihn auch etwas mehr einweihen. Ich zog an meiner Zigarette, lehnte mich noch etwas entspannter an die Wand und sah ihn mit einem kurzen Grinsen an. "Ja", antwortete ich ihm und grinste weiter. "An Ihnen scheint ein guter Polizist verloren gegangen zu sein, Mr. Barrow" Ich wollte gar nicht wissen, wie er es herausgefunden hatte. Denn eigentlich hatte ich bei jedem Mal gut aufgepasst, unauffällig zu bleiben. Aber ich schlief nun einmal in seinem Zimmer. Und außerdem arbeitete er schon sehr lange hier, anscheinend konnte man Thomas nichts vormachen. Ich sah ihn abwartend, aber in seinem Gesicht lag nichts anklagendes. "Ich darf sie sogar Lizzy nennen", fuhr ich fort und erzählte ihm so mehr als ich musste.

Edward
Mal wieder freute ich mich riesig, dass sie lachte und konnte den Blick wenigstens in diesen Sekunden nicht von ihr abwenden. "Ich bin selbst überrascht von mir", gestand ich und fügte kurz darauf ein nicht ganz ernst gemeintes "es muss an euren Gewehren liegen" hinzu. Tatsächlich war ich mehr als zufrieden mit mir. Ich hatte so wenig Schießerfahrung, dass ich wirklich stolz war, heute so gut abgeschnitten zu haben – und das auch noch besser als Henry. Kurz sah ich mich um und entdeckte ihn bei Lady Edith. Außerdem hatte Mary anscheinend nicht seltener zu mir geschaut als ich zu ihr, was meine Laune nur noch verbesserte. "Das ist eine berechtigte Frage", antwortete ich ihr und war wieder einmal angenehm überrascht davon, wie klug sie war. "...die ich Ihnen nicht beantworten kann." Ich erwiderte ihren Blick und ihr Lächeln. Leider waren wir bereits am Schießpunkt angekommen und Henry kam auf uns – beziehungsweise vermutlich nur auf Mary – zu. Ich nickte ihr zu, sah ihr kurz in die Augen und machte mich auf die Suche nach Miss Allen. Nicht, dass sie gleich träumend gegen einen Baum lief.
Lady Edith
Henry wirkte nicht begeistert über meine Anwesenheit, aber das war mir egal. Ich wollte ihn nicht mehr, alles worum es mir nun noch ging, war, ihm zu zeigen, dass ich Recht gehabt hatte was Mary anging. Ich fühlte mich zwar schlecht deswegen, aber fast schon freute es mich, dass sie Henry nun so deutlich bewies, was ich ihm auch schon gesagt hatte. "Das würde ich so nicht sagen", antwortete ich ihm. "Frauen haben bei der Jagd ohnehin nichts zu tun und wenn man dann noch die falsche Begleitung hat..." Ich warf einen vielsagenden Blick zu Mary und Mr. Armstrong, die sich allem Anschein nach noch immer blendend verstanden. Fast schon kam mir meine Anspielung gemein vor, dabei hatte ich eigentlich nur meine eigene Begleitung gemeint. Vermutlich war ich dabei, Henry wirklich auf die Nerven zu gehen – seine Meinung von den Crawley-Schwestern hatte sich in den letzten 24 Stunden sicher nicht gebessert.
Thomas
Ich ließ Jimmy nicht aus den Augen, in der Hoffnung, irgendetwas aus seinem Blick oder seiner Mimik lesen zu können, was mir mehr über das Verhältnis zwischen ihm und Miss Allen verriet. Außerdem sah er einfach unglaublich gut aus, wie er da an der Wand lehnte, rauchte und verschmitzt grinste. Eines musste ich Miss Allen lassen – sie hatte Geschmack. "Ich halte einfach gerne die Augen offen", lächelte ich und versuchte Miss Allen mit Jimmys Augen zu sehen. Was fand er nur so toll an ihr? Wie zu erwarten gelang es mir nicht. "Und sie findet es gar nicht absurd, sich auf einen Diener einzulassen?" Ich bemühte mich, es nicht abschätzig klingen zu lassen, sondern nur verwundert – und das war ich auch. Kannte Lizzy keine Männer aus ihrer Schicht, mit denen sie anbandeln konnte? War sie wirklich so verzweifelt oder hatte sie einfach nur besonderen Gefallen an Jimmy gefunden? Ich musste unbedingt herausfinden, wie ernst es zwischen den beiden war. Wie ernst es Jimmy war.

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