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Thomas
Für den Rest des Lunches waren Jimmy und ich ruhig, wir mussten unser Schicksal ja nicht noch mehr herausfordern. Aber während wir den Tisch abräumten und alles wieder auf die Kutsche packten, bedankte er sich bei mir. Was für eine Ironie, dachte ich verbittert, dass ich ihm helfen muss, seine Affäre geheim zu halten, obwohl ich selbst in ihn verliebt bin, um ihn nicht vollständig zu verlieren... Äußerlich aber lächelte ich nur. "Dafür sind Freunde da." Während wir wieder zurück zum Haus fuhren und dort alles wieder auspackten, konnten wir ebenfalls nicht weiter reden, weil ständig jemand in der Nähe war und heute Abend würde Jimmy vermutlich gleich wieder schlafen, um die Nacht mit Miss Allen verbringen zu können... Ich musste wohl auf mehr Pausen während der Arbeit hoffen.
Edward
Noch zwei Runden. Mittlerweile tat mir wirklich alles weh, aber zwei Runden würde ich wohl oder übel noch durchhalten. Außerdem hatte ich nun die Gelegenheit, völlig ungestört mit Miss Allen zu sprechen. "Wie verstehen Sie sich eigentlich mit Lady Mary?", fragte ich geradeheraus. Miss Allen schien mir niemand zu sein, der gleich alles hinterfragte. Außerdem wusste sie ja mehr oder weniger, dass Mary mir gefiel, deshalb war es sicherlich keine Überraschung, dass ich über sie reden wollte. Miss Allen zog nur überrascht eine Augenbraue hoch, antwortete aber ganz normal. "Wir kennen uns, seit wir kleine Kinder sind und haben uns schon im Sandkasten ständig gestritten", erzählte sie. "Daran hat sich bis heute nicht viel geändert." Also hatte ich recht gehabt. "Sie hat sich vorhin gewundert, warum Sie sich von mir weggesetzt haben", erklärte ich ihr, während ich das Gewehr ansetzte. "Ich wollte bei Lady Edith sitzen." Ihre Antwort folgte nach dem Schuss, klang aber etwas auswendig gelernt. "Das habe ich ihr auch gesagt", antwortete ich noch, ehe wir unseren Schießpunkt verließen und die Jagd somit beendeten. Miss Allen wirkte irgendwie erleichtert über meine Antwort. Oder auch über das Ende der Jagd, wer wusste das schon.

Lady Sybil
Nervös warf ich einen Blick auf die Uhr im Dienstbotenzimmer. Ein wenig Zeit hatte ich noch, bevor die Jagdgesellschaft zurückkommen und der Tee serviert werden würde. Ich hatte den Chauffeur gebeten, mich hinter dem Haus beim Dienstboteneingang herauszulassen - für den Fall, dass Papa oder Mama schon zurück sein würden. Ich musste mich gar nicht im Spiegel ansehen, um zu merken, dass ich ein wenig zerrüttet aussah, um es nett auszudrücken. Kein Wunder, hatte ich doch fast den ganzen Tag in einer Menschenmenge verbracht, in der es auch mal ein wenig ruppiger zugegangen war, während die Redner auf der Plattform immer wieder auftraten und für das Stimmrecht redeten. Ich lief die Treppe hoch, schlich mich über die Galerie und in mein Zimmer. Erst hier öffnete ich den Mantel, unter dem ich einige Flugblätter und Zeitschriften versteckt hatte, die vor allem Papa lieber nicht zu Gesicht bekommen sollte. Ich setzte mich auf mein Bett, atmete tief durch und musste einfach mehr als breit lächeln. Ich fühlte mich so lebendig wie seit langem nicht mehr. Und es lag nicht daran, dass ich in dem Sinne etwas verbotenes getan hatte. Nein, ich interessierte mich wirklich für Politik und das Stimmrecht für Frauen. Ich hatte Meinungen dazu. Wie oft hatte ich schon in den Zeitungen die Termine gesehen, in denen in Ripon Redner auftaten? Und endlich hatte ich es geschafft, dorthin zu kommen. Die Uhr in meinem Zimmer schlug und riss mich zurück. Ohne nach Anna zu klingeln, zog ich meinen dreckigen Mantel und Kleid aus und ein neues Tageskleid an. Ich kämmte mir die Haare und band sie mir so gut es ging zusammen. Durch mein geöffnetes Fenster hörte ich die Jagdgesellschaft, die sich für den Tee in der Bibliothek versammelte. Ich musste meine Freude über den Tag heute verstecken, um nicht aufzufallen. Ich biss mir auf die Lippe, als ich nach unten ging. "Sybil, Darling - da bist du ja! Du musst sicher einen schrecklichen Tag gehabt haben, nicht wahr?", sagte Mary zu mir, die kurz vor der Tür innehielt und mir einen Kuss auf die Wange gab. "Es war in Ordnung. Ich war in Ripon, bei einem Treffen", antwortete ich ihr schnell. Gelogen war das ja nicht.
Henry
Auch bei den letzten zwei Runden schoss ich nur durchschnittlich, war aber trotzdem besser gelaunt. Mein Thema mit der Jagd hatte genau ins schwarze getroffen, Mary und ich hatten uns wunderbar darüber unterhalten. Ich hatte sie also noch nicht komplett an Edward verloren. Als die Pfeife zweimal nacheinander ertönte und so das Ende der Jagd ankündigte, lächelte ich wirklich zufrieden und sah Mary an meiner Seite an. Zusammen gingen wir zur Kutsche, wo sie sich mit ihrer Mutter unterhielt und ich sie ein wenig in Ruhe ließ. In der Bibliothek auf Downton holte ich gleich einen Tee für sie mit, als sie mit ihrer jüngeren Schwester durch die Tür kam. Mary bedankte sich für den Tee, sah sich aber unverhohlen nach Edward um.

Lizzy
Sobald wir wieder am Haus angekommen waren, ging es sofort in die Bibliothek für den Tee – Gott sei Dank verzichteten wir heute anscheinend auf das Umziehen. Mir war das nur recht, ich mochte diese Jagdkleidung wirklich. Da Mary Sybil in Beschlag nahm, bevor ich sie auch nur begrüßen konnte und sie sofort dafür bemitleidete, dass sie nicht mit bei der Jagd gewesen war, setzte ich mich zu Mr. Armstrong, der komischerweise Henry Redvers mal wieder komplett ignorierte. Ich musste unbedingt noch mit Sybil reden und ihr erzählen, dass Mary gestern eine brenzlige Beobachtung gemacht hatte – auch, wenn die Bibliothek eigentlich nicht der richtige Ort für alles, was mit Jimmy zu tun hatte, war, wie ich ja nun wusste. Zum Glück war sie bald fertig mit ihren Mitleidsbekundungen für Sybil und schaute so offensichtlich zu Mr. Armstrong, dass ich ihm nur einen vielsagenden Blick zuwarf und mit meiner Teetasse in der Hand auf Sybil zuging. "Wie war dein Tag, was hast du gemacht?", fragte ich sie lächelnd. Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, immerhin hätte ich Mr. Armstrongs Einladung auch ablehnen und bei Sybil bleiben können. Sie sah aber ziemlich zufrieden aus, wie ich fand.

Lady Sybil
Es fühlte sich komisch an, wieder in dieser Welt zu sein, in der man stundenlang Tee trank und über belanglose Dinge redete. Ich sah Mary lächelnd hinterher, als sie zu ihrem neuen Verehrer ging. Das ganze Gerede über die Jagd interessierte mich nicht. Nicht mehr. Ich hatte heute das richtige Leben kennengelernt und Themen gefunden, für die ich mich wirklich einsetzen wollte. Da kam es mir gerade Recht, dass Lizzy sich zu mir gesellte. Zu Jimmy hielt sie zum Glück einen gesunden Abstand. Ich ging noch ein Stück weiter in die hinterste Ecke, um ungestört reden zu können. "Es war einfach unglaublich", fing ich an und merkte schon, dass ich gleich wie ein Wasserfall lossprudeln würde. "Aber vielleicht ist hier nicht der geeignetste Ort, um darüber zu reden" Hier war es für meinen Geschmack ein wenig zu eng, um über etwas zu besprechen, dass meine Familie ablehnen würde. "Also erzähl du mir erst einmal, wie die Jagd war", redete ich also weiter, auch wenn es mich nicht wirklich interessierte, wie viele Vögel Lord Sowieso abgeschossen hatte. Ich trank lächelnd einen Schluck Tee und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr, die sich aus meinem provisorischen Zopf gelöst haben musste. Hoffentlich sah ich nicht allzu anders aus als sonst. Ich wollte nicht mehr lügen, als unbedingt nötig war.
Lady Mary
Passenderweise ging Elizabeth gerade zu Sybil, als ich auf Mr. Armstrong zukam. "Bin ich froh, wenn ich aus dieser Jagdkleidund herauskomme", sagte ich lächelnd zu ihm und war froh, einen Moment mit ihm allein reden zu können. Henry hatte sich noch nicht an meine Seite vorgekämpft und so konnte es auch gern noch etwas bleiben. "Hatten Sie einen guten Tag?", fragte ich ihn dann direkt. Er schien mit seiner Leistung bei der Jagd jedenfalls mehr als zufrieden zu sein, was ich durchaus verstand.

Lizzy
Sybils Aussage machte mich nur noch neugieriger. "Wenn du nicht in der Bibliothek darüber reden kannst, muss ich ja fast davon ausgehen, dass du etwas angestellt hast", erwiderte ich grinsend und betrachtete sie dann etwas verwundert. Sie hatte wieder ihr übliches Leuchten in den Augen, strahlte nahezu und ihre Frisur saß auch nicht mehr perfekt – hatte sie sich womöglich mit einem Mann getroffen? Pfui, Lizzy, schließe nicht von dir auf andere. "Lass uns doch nachher noch ausreiten, ich muss dir nämlich auch noch etwas erzählen, das nicht hierher gehört", schlug ich vor und sah mich unauffällig um. Nein, mit Lady Mary in einer Entfernung von weniger als zwanzig Metern konnte ich jetzt unmöglich davon anfangen. Also mussten wir uns wohl fürs erste wirklich über die Jagd unterhalten. "Es war in Ordnung", sagte ich schulterzuckend. "Mr. Armstrong ist ganz nett, deshalb war es nicht zu langweilig, ich habe bequeme Schuhe an, das Wetter war gut... Ich bin wirklich miserabel in solchen Unterhaltungen", grinste ich schließlich. Ich musste endlich mit ihr über Mary und Jimmy reden und sie schien auch ein anderes Gesprächsthema im Sinn zu haben – ich schaffte es einfach nicht, mich jetzt auf das Thema Jagd zu konzentrieren.
Edward
Ich sah lächelnd auf, als Mary auf mich zu kam und sich zu mir setzte. "Ich finde, sie steht Ihnen", antwortete ich wahrheitsgemäß – die Sache mit Miss Allen hatte ich längst wieder vergessen und anscheinend hatte Mary nun auch genug davon, mit Henry Profi-Gespräche übers Jagen zu führen. "Es war wirklich toll", beantwortete ich ihre Frage. "Die Jagden, bei denen ich bisher war – auch, wenn das nicht viele waren – haben mir um ganz ehrlich zu sein nicht so viel Spaß gemacht." Was natürlich durchaus an Ihnen liegen könnte.

Lady Sybil
Ich erwiderte ihr Grinsen. Im Grunde stimmte es ja, auch wenn ich nichts in dem Sinne angestellt hatte. Was mich wirklich überraschte, war aber, dass auch Lizzy ein Gespräch mit mir führen wollte, das besser nicht hier in der Bibliothek und in der Nähe der anderen stattfinden sollte. Ich war mehr als neugierig. Deswegen trank ich meinen Tee aus und stellte die Tasse ab. "Wir können auch einfach einen Spaziergang durch den Park machen, dann müssen wir uns nicht extra noch umziehen. Mama wird nichts dagegen haben, wenn wir uns jetzt herausschleichen - ich denke, alle werden sich gleich sowieso in ihr Zimmer zurückziehen", schlug ich Lizzy vor, denn draußen würden wir ganz ungestört sein. Ich vermutete, dass sie mir etwas wegen Jimmy sagen wollte. Andere Themen, die nicht hierher gehörten fielen mir im Augenblick nämlich nicht ein. Da war es wohl besser, wenn besagte Person nicht ständig durch den Raum ging und Tee nachschenkte. "Und keine Angst, ich frage nicht mehr wegen der Jagd", fügte ich noch hinzu, denn sie hatte Recht und war wirklich miserabel in solchen Unterhaltungen. Unauffällig gingen wir zur Tür heraus. Da Carson, Thomas und Jimmy noch in der Bibliothek waren, öffnete ich die Eingangstür einfach selber. Ich wartete, bis wir ein Stück vom Haus entfernt waren und durch die Gärten schlenderten. "Willst du anfangen und mir erzählen, was man besser nicht in der Bibliothek hören sollte?" Ich sah sie abwartend an.
Lady Mary
Sein Kompliment machte mir im Gegensatz zu den vielen, die Henry mir heute gemacht hatte, nichts aus. Ich lächelte nur darüber und hörte ihm weiter zu. "Sie sollten öfter zu einer Jagd hierher kommen", meinte ich dann und lächelte. "Papa hat immer gerne gute Schützen um sich. Ich wette, er ist von Ihrer Leistung heute beeindruckt" Ich war es ja schließlich auch, wenn man bedachte, dass er noch nicht auf vielen Jagden gewesen war. "Überhaupt können Sie gerne wieder hierher kommen", sagte ich ihm dann und meinte das Angebot durchaus ernst. Vielleicht schaffte er es ja sogar, ohne Henry zu kommen - jetzt, wo ich ihn kannte und er auch meinen Eltern vorgestellt worden war, war es durchaus möglich, dass er von uns eingeladen werden würde. Die unausgesprochene Botschaft, dass ich ihn gern wiedersehen würde, würde er ohne Probleme verstehen, da war ich mir sicher.

Lizzy
Ich war wirklich froh, dass Sybil mal wieder kein Problem damit hatte, den Tee vorzeitig zu beenden – ich musste ihr einfach endlich von Mary erzählen. Schon seit gestern hatte ich das dringende Bedürfnis, mit jemandem darüber zu reden, und dafür kam ja nur Sybil infrage. Ich trank ebenfalls meinen Tee schnell aus, stellte die Tasse ab und folgte ihr nach draußen. "Also", fing ich an, als wir schon ein gutes Stück gelaufen und somit vom Haus entfernt waren. "Du erinnerst dich sicher daran, dass du mich gestern Nachmittag kurz in der Bibliothek allein gelassen hast, weil du dir Ohrringe von Edith leihen wolltest? Vor dem Tee?" Ich sah Sybil fragend an und fuhr fort, als sie nickte. "Naja – Jimmy hat den Tee serviert. Er war etwas zu früh dran und deshalb waren wir allein in der Bibliothek." Ich biss mir nachdenklich auf die Unterlippe – wie sollte ich Sybil nur den Rest erklären? Schließlich entschied ich mich für die kürzeste und schmerzloseste Variante, wahrscheinlich hatte sie eh schon jetzt begriffen, worauf ich hinaus wollte. "Um es kurz zu machen: Er hat mich geküsst und in dem Moment kam Mary in die Bibliothek. Ich fürchte, sie hat uns gesehen, weil sie danach sowas wie... Andeutungen gemacht hat", schloss ich und schaute betreten geradeaus. Sybil würde nicht begeistert sein und das würde mich noch mehr runterziehen, weil sie sonst immer diejenige war, die glaubte, für alles eine Lösung finden zu können.
Edward
Ich musste mich wirklich zusammenreißen, meine Aufregung und Freude zu verbergen, als Mary indirekt sagte, dass sie mich wiedersehen wollte. Und ich war mir fast sicher, dass sie Henry dieses Angebot nicht gemacht hatte. Was werden bloß ihre Eltern dazu sagen, wenn sie ihn trotz seines Titels ablehnt...? "Das mache ich gerne – nicht nur zur Jagd", antwortete ich lächelnd. Ziemlich sicher hatten meine Schießkünste nämlich nur geringfügig damit zu tun, dass Mary nun mit mir hier saß anstatt mit Henry – wie es geplant gewesen war.

Lady Sybil
Erst war ich mir nicht sicher, worauf sie hinauswollte. Aber dann kam alles noch schlimmer, als ich es mir vorstellen konnte. Wenn es wirklich stimmte und Mary die beiden gesehen hatte, steckte Lizzy wirklich in Schwierigkeiten. Ich schwieg eine Weile und ließ mir die ganze Sache durch den Kopf gehen. "Hat Mary seitdem irgendwelche weiteren Andeutungen gemacht? Oder hat Jimmy seitdem Schwierigkeiten?", fragte ich nachdenklich. "Ich kann dir leider nichts anderes sagen, als dass dieser Kuss euch beide in ziemliche Schwierigkeiten gebracht hat" Mit Mary hatte die am wahrscheinlich schlechteste Person in Bezug auf Lizzy das ansonsten so gut geschützte Geheimnis erfahren. Und ich kannte Mary nur zu gut - sie konnte Lizzy nicht leiden, das hatte sich in den letzten Tagen wieder zu deutlich gezeigt. Wenn sie es wirklich wollte, konnte Mary mit dieser Information großen Schaden anrichten. Jetzt machte ich mir wirklich Sorgen. "Weiß Jimmy schon davon?" Im schlimmsten Fall würde Mary für seine Entlassung sorgen. Und das wünschte ich niemandem, schließlich machte Jimmy seine Arbeit ansonsten mehr als gut und auch Carson schien zufrieden mit ihm zu sein. Meinen Vormittag in Ripon hatte ich schon längst wieder vergessen, Lizzys Problem bedurfte einer dringenden Lösung.
Lady Mary
Ich erwiderte sein Lächeln, als er zustimmte, bald wiederzukommen. Darüber freute ich mich wirklich. "Wenn Sie wollen, können wir morgen wieder ausreiten. Dieses Mal mit ein wenig mehr Sprüngen", bot ich ihm dann an. Ob Henry mitkommen würde oder nicht, ließ ich bewusst offen. Es wäre ein sehr deutliches Zeichen, mit Mr. Armstrong allein auszureiten, wo er doch nur wegen Henry hier war. Trotzdem reizte es mich wirklich, Zeit mit ihm allein zu verbringen. Außerdem hatte er mir mehr als gut gefallen, als er gestern morgen auf seinem Pferd gesessen und mich zum Lachen gebracht hatte. Ich nutzte die Gelegenheit, hier so nah bei ihm zu sitzen und ihm direkt in die Augen zu sehen. Durch den Wind draußen waren seine Haare leicht unordentlich, was seinem Aussehen einen jungenhaften Charme gab - der ihm außerordentlich gut stand. Ich war mittlerweile wirklich angetan von ihm. Mehr, als ich eigentlich sollte.

Lizzy
"Ich weiß nicht, ob ich es mir einbilde, aber sie schaut öfter zu Jimmy und mir, als nötig wäre. Aber seit dem Nachmittag hat sie nichts mehr gesagt, wir reden ja eh kaum miteinander", fing ich an. "Und nein, Jimmy hat keine Schwierigkeiten. Ich denke, wenn sie jemandem Probleme bereiten will mit dieser Information, dann bin ich diejenige." Zumindest hoffte ich das, denn ich könnte es mir vermutlich nicht verzeihen, wenn Jimmy meinetwegen Downton ohne Zeugnis verlassen musste. Für ihn war diese ganze Sache eigentlich viel riskanter als für mich. "Ich habe ihm noch nichts gesagt", antwortete ich ihr kopfschüttelnd. "Ich weiß, er sollte es eigentlich wissen, aber... ich will nicht, dass er sich Sorgen macht. Das ist alles schon riskant genug für ihn", überlegte ich laut. Sollte Sybil mir aber raten, ihm davon zu erzählen, dann würde ich das noch heute Nacht tun. Ihre Meinung war mir wirklich wichtig. Und Jimmy war mir auch nicht unwichtig. Seufzend und nicht sehr ladylike kickte ich gegen einen Stein, der im Weg lag – das Schlimme war doch, wie unvernünftig ich war, denn wahrscheinlich würden Jimmy und ich auch nicht aufhören, uns heimlich zu treffen, wenn Lord Grantham davon wüsste. Solange wir nicht beide rausgeschmissen wurden. Nein, ich war nicht bereit, das aufzugeben.
Edward
Mir wurde fast schwindelig, als Mary mir auch noch recht eindeutig interessiert in die Augen sah und mir anbot, morgen wieder ausreiten zu gehen. Anscheinend ohne Henry. Natürlich dachte ich keine Sekunde daran, nicht zuzusagen. "Wie könnte ich dazu nein sagen", lächelte ich. Wenn Henry tatsächlich nicht mitkam, hatte ich so endlich die Gelegenheit, Zeit mir ihr ganz allein zu verbringen. Zusammen mit einem Ausritt auf einem fantastischen Pferd in einer fantastischen Umgebung war ich fast wunschlos glücklich. Müsste ich nur nicht für diese Frau meinen besten Freund aufgeben. Ich überlegte, nochmal mit Henry in einer ruhigen Minute über die ganze Situation zu sprechen, hatte aber die Befürchtung, dass er gar nicht mehr erst mit mir reden wollte.

Lady Sybil
"Ich denke, dass Mary im Moment selber noch nicht genau weiß, was sie mit dieser Information machen soll. Sie handelt nur selten unüberlegt. Trotzdem sollten wir die Sache mehr als ernst nehmen", gab ich Lizzy meine Einschätzung der Situation. "Du solltest es Jimmy sagen. Vielleicht weiß er eine Lösung. Und ich werde im Gegenzug mit Mary reden und sehen, ob sie irgendetwas verrät" Das würde schwer werden, denn eine so heikle Information würde Mary nicht gern mit jemandem teilen. Ich musste Lizzy gar nicht erst sagen, wie unvernünftig es gewesen war, Jimmy mitten in der Bibliothek zu küssen! Das wusste sie selber, denn die Konsequenzen hatte sie jetzt fast ganz allein zu tragen. Ich gab ihr Recht, dass Mary nicht Jimmy Probleme und Unannehmlichkeiten bescheren wollte, sondern ganz allein Lizzy. Was einerseits gut war. Jimmy schien so sicher, Lizzy dagegen überhaupt nicht. Was würde Mary tun? Ich konnte mich nur schwer in meine Schwester hineinversetzen. Marys Charakter war in vielerlei Hinsicht so verschieden von meinem. Was mir noch mehr Sorgen bereitete, da es ihre zukünftigen Handlungen unberechenbar machen würde. "Vielleicht können wir darauf hoffen, dass Henry Redvers und Mr. Armstrong sie im Moment genug ablenken", versuchte ich Lizzys Lage wenigstens etwas zu entspannen und lächelte sie mitfühlend an. Irgendwie würden wir auch dieses Problem lösen können. Auch wenn ich im Moment keinen blassen Schimmer hatte, wie.
Lady Mary
"Gut, dann ist es abgemacht", sagte ich breit lächelnd zu Mr. Armstrong. Der Gong ließ mich aufhorchen, war es wirklich schon so spät? Bei dem Gespräch mit Mr. Armstrong hatte ich die Zeit vollkommen vergessen. "Ich werde mich jetzt besser umziehen", verabschiedete ich mich von ihm und ging in bester Laune aus der Bibliothek. Er hatte genauso gut wie ich gewusst, dass Henry morgen nicht mitkommen würde. Anscheinend wollte er genauso gern wie ich allein sein. So wie ich Interesse an ihm hatte, schien auch er Interesse an mir zu haben. In meinem Zimmer wählte ich ein tiefrotes Kleid und ließ mir von Anna helfen. Ich wusste zwar noch nicht, wie wir es vor Henry verheimlichen würden, aber irgendwie musste es gehen. Ein Ausritt mit Mr. Armstrong allein war nämlich genau das, was ich wollte. Und normalerweise bekam ich das auch immer.

Lizzy
Ich war Sybil wirklich dankbar dafür, dass sie mit Mary reden wollte, denn wenn irgendjemand sie zur Vernunft bringen konnte – wenn auch nur etwas – dann war sie es. Weniger begeistert war ich hingegen davon, Jimmy davon erzählen zu müssen. Ich hatte die blöde Vorahnung, dass das nicht gut ausgehen würde. "Na schön, ich rede mit ihm", seufzte ich. Eine Weile liefen wir schweigend nebeneinander her und ich wollte gerade fragen, was sie denn nun heute so Unziemliches in Ripon getrieben hatte, als mir noch etwas einfiel, das ich loswerden wollte. "Aber Sybil – mach dir um mich nicht zu viele Sorgen. Mary lässt zwar keine Gelegenheit aus, darauf rumzuhacken, dass ich nicht Tochter eines Earls bin, aber komischerweise vergisst sie anscheinend, dass mir dadurch auch viel weniger Aufmerksamkeit zuteil wird. Selbst wenn sie mit dieser Geschichte... an die Öffentlichkeit gehen würde, würde das mein Leben nicht zerstören oder sowas in der Art. Diese Dinge bedeuten mir einfach nichts, ich kann mit ein paar schrägen Blicken oder blöden Kommentaren leben. Ich weiß nicht, wie verständlich das für dich ist, weil du in meiner Lage natürlich ein deutlich größeres Problem hättest als ich aber... naja, es ist nicht so schlimm für mich, wie du es dir vielleicht gerade vorstellst." Ich lächelte sie kurz an und holte Luft nach diesem Monolog. "Wir sollten reingehen und uns umziehen, und über deinen Nachmittag reden wir später", sagte ich und da es auch noch nach Regen aussah, gingen wir zügig aufs Haus zu.
Edward
Viel zu früh ertönte der Gong und Mary stand auf. Grinsend und kopfschüttelnd sah ich ihr hinterher – was hatte ich doch für ein Glück? Beschwingt ging ich auf mein Zimmer, pfiff vor mich hin, während man mir beim Umziehen half und erschrak fast, als ich meine Haare im Spiegel genauer betrachtete. Diese Katastrophe musste wohl während der Jagd passiert sein. Und ich war die ganze Zeit so neben Lady Mary Crawley gesessen! Himmel, es war wirklich ein Wunder, dass sie mich überhaupt noch nach einem Ausritt morgen gefragt hatte. Schnell kämmte ich meine Haare zurecht und ging dann in den Salon. Wie immer war ich einer der ersten – warum brauchten nur immer alle so lange zum Umziehen? Bei den Frauen konnte ich das ja noch verstehen, aber bei den Männern... Ich musste mich wohl oder übel noch auf ein Gespräch mit der Duchess of Grafton einlassen, bis Mary oder Miss Allen sich umgezogen hatten. Oder auch Henry.

Lady Sybil
Ich erwiderte Lizzys Lächeln, während wir zurück zum Haus gingen. "Trotzdem will ich verhindern, dass Mary etwas tut, dass sie nachher noch bereut. Oder dass dir auch nur geringen Schaden zufügt", schloss ich das Thema ab. Auch wenn Lizzy es nicht so schlimm sah, sollte ihre Affäre mit einem Dienstboten ans Tageslicht kommen, wollte ich ihr das nicht zumuten. Sie war noch jung und hatte ihr ganzes Leben vor sich, solche Dinge kamen früher oder später immer wieder auf den Tisch. Wir trennten uns vor meinem Zimmer und leicht panisch stellte ich fest, dass meine gesammelten Flugblätter und Zeitschriften noch wild verstreut auf meinem Bett lagen. Schnell packte ich sie zusammen und in meine Nachttisch-Schublade. Eine Zeitschrift hatte ich extra für Lizzy mitgebracht, da ich dachte, dass auch sie das Thema interessieren könnte. Anna kam herein, ich zog mein Kleid an und sie machte aus meinen Haaren wieder eine Frisur. Nachdem sie zu Edith ging holte ich die Zeitschrift für Lizzy heraus und versteckte sie unauffällig an meiner Seite, als ich über die Galerie zu Lizzys Zimmer ging. Mary kam mir auf halbem Weg entgegen. Ich lächelte sie an, drehte mich unauffällig mit dem Rücken zur Wand und versteckte die Zeitschrift dort. "Kann ich nachher mit dir reden?", fragte ich sie. "Natürlich. Worum geht es denn?", fragte meine große Schwester. "Das erzähle ich dir später, ich will jetzt eben noch zu Lizzy" Mary zog nur eine Augenbraue hoch und ging die Treppe hinunter, während ich an Lizzys Zimmertür anklopfte. "Ich bin es, Sybil", gab ich mich zu erkennen und ging herein. Charlotte war anscheinend gerade gegangen. "Ich habe noch etwas für dich. Es hängt damit zusammen, was ich heute Morgen in Ripon gemacht habe" Ich hielt ihr die Zeitschrift hin, die vor allem Texte zum Stimmrecht für Frauen und andere politische Themen enthielt.
Henry
Während des Tees hatte ich mit Lord Grantham und meinem Vater geredet und dabei leider keine Gelegenheit gehabt, zu Mary zu gehen. Diesen Fehler wollte ich beim Dinner nicht wieder aufkommen lassen, denn zu meinem Verdruss hatte Edward wieder mit ihr geredet und mit einem breiten Lächeln die Bibliothek verlassen. Es war anscheinend Zeit für ein paar ernste Worte. Ich beeilte mich beim Umziehen wieder, um vor Mary im Salon zu sein. Dabei war ich anscheinend zu übermütig, denn außer mir waren nur Edward und ein paar ältere Lords und Ladys anwesend. Die Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch war also gekommen. Ohne Umschweife ging ich zu Edward, der mit der leicht schwerhörigen Duchess redete. Ich begrüßte diese lächelnd und sah dann meinen besten Freund an. "Ich denke, wir sollten reden"

Lizzy
"Danke." Ich musste leicht grinsen, wenn auch liebevoll. Sybil war, trotz der kurzen Zeit, die wir uns kannten, fast wie eine Schwester für mich geworden und es war wirklich süß, wie sich um mein Jimmy-Problem kümmern wollte. Schließlich gingen wir beide in unsere Zimmer und ich musste zu meinem großen Bedauern meine Jagdkleidung aus- und stattdessen wieder ein Abendkleid anziehen. Charlotte tat mir heute wieder besonders leid, denn nach fast einem ganzen Tag an der frischen Luft konnte man meine Haare mal wieder kaum als solche bezeichnen. Trotzdem vollbrachte sie erneut ein wahres Wunder und ließ mich dann allein. Ich wollte nur noch eben etwas Parfum benutzen und dann nach unten gehen, als es plötzlich an der Tür klopfte und Sybil mein Zimmer betrat. Überrascht sah ich zwischen ihr und der Zeitschrift, die sie mir jetzt in die Hand drückte, hin und her und warf einen Blick auf den Titel. Sofort wurde mir klar, was sie heute Mittag in Ripon gemacht hatte. Sie hatte keinen Mann getroffen, es war fast das Gegenteil der Fall. Sie interessierte sich anscheinend für Politik und vor allem für Frauenrechte. Plötzlich war ich einfach unglaublich stolz auf sie. Grinsend sah ich sie an. "Siehst du? Das ist deine Beschäftigung. Etwas Sinnvolleres hättest du kaum machen können, andere Frauen an deiner Stelle malen oder lesen oder... was weiß ich. Aber das hier, das ist wunderbar", strahlte ich. Irgendwie passte es gut zu ihr, sich mit so wichtigen Dingen wie Politik auseinanderzusetzen, nur hatte ich das bis eben nie bemerkt. Ich umarmte sie kurz und deutete dann auf die Zeitschrift. "Die schaue ich mir nachher an, vielen Dank", lächelte ich und legte die Zeitschrift auf meinen Nachttisch. Vielleicht konnte ich mich auch etwas für Politik begeistern – abgeneigt war ich dem Thema jedenfalls nicht. Kurz warf ich einen Blick auf die Uhr und tatsächlich war es Zeit, sich auf den Weg in den Salon zu machen. Dort war schon fast die gesamte Gesellschaft versammelt, als wir eintraten, und lange dauerte es nicht mehr, bis Carson das Dinner ankündigte. Ich hatte immer noch ein Lächeln auf den Lippen, als ich meinen Platz zwischen Henry Redvers und einem steinalten Lord einnahm. Der Wirbel um Jimmy und Mary war vergessen – ich freute mich riesig für Sybil, dass sie etwas außerhalb von Downton Abbey gefunden hatte, mit dem sie sich befassen konnte. Das einzige Problem, und das fiel mir erst beim zweiten Gang ein, war, dass ihre Familie sicherlich nicht so begeistert sein würde wie ich. Aber was machte das schon? Die Welt änderte sich und bald würde Politik keinesfalls mehr nur Männersache sein. Das würde auch die Dowager Countess bald einsehen müssen. Oder Lady Mary.
Edward
Wieso nur musste Henry genau heute so früh im Salon auftauchen? Sonst war er doch auch einer der letzten. Erst war ich froh, dass ich mich mit einer Entschuldigung von der Duchess abwenden konnte, aber sein Ton klang so ernst, dass ich mich schon innerlich für einen handfesten Streit wappnete. "Natürlich", sagte ich und ging mit ihm in eine Ecke des Salons, wo wir nahezu ungestört waren. "Ich nehme an, es geht um Mary?", fing ich an.

Lady Sybil
Lizzys Reaktion machte mich einfach nur glücklich. Mit ihr schien ich wirklich jemanden gefunden haben, der mich verstand. Natürlich konnte ich auch mit Edith oder Mary darüber reden, aber es war nicht das gleiche. Beide würden mir sicher abraten, mich weiter mit dem Thema zu beschäftigen, weil ich immer noch die Tochter eines angesehenen Earls war. Deswegen war ich hier bei Lizzy, die mich sogar noch unterstützte, als mir davon abzuraten. Nur zu gern ließ ich mich von ihr umarmen, denn der Tag war wirklich toll gewesen. Ich hatte so viel neues erfahren und fühlte mich, als wenn ich endlich die richtige Welt kennengelernt hätte. Als wenn mir endlich die Augen geöffnet wurden. Vielleicht würde sie durch meine Zeitschrift auch mehr Interesse für das Thema haben. Darüber reden konnten wir leider nicht länger, denn das Dinner stand kurz bevor. Im Speisezimmer saß ich in der Nähe von Edith und Lizzys Eltern, während Lizzy neben Henry Redvers Platz nahm. Kurz sah ich zu Mary, die auch in deren Nähe saß. Wenn ich heute noch die Gelegenheit finden würde, würde ich mit ihr reden. Bis jetzt schien sie Lizzy wirklich noch nicht verraten zu haben. Dennoch konnte auch ich beobachten, wie sie Jimmy ansah, während er Lizzy servierte. Ich durfte das Gespräch also nicht aufschieben, höchstens bis morgen früh. Ich fragte Edith nach ihrer Jagd und so redeten wir während des ganzen Dinners zusammen. Sie tat mir wirklich leid, den ganzen Tag mit einem so ätzenden Mann verbringen zu müssen. Wenigstens hatte ich Spaß gehabt und etwas gefunden, das mein Leben ausfüllen könnte.
Henry
"Natürlich geht es um Mary", antwortete ich schnell. Jetzt wollte ich nicht um den heißen Brei herumreden. Mary konnte jeden Augenblick im Salon auftauchen und bis dahin wollte ich die Sache endgültig geklärt haben. Ich hatte mir meine Worte schon eben zurechtgelegt. "Ich habe den Eindruck, dass du sie mehr magst, als dir gut tut. Ich war mit der Absicht hierher gekommen, ihr vielleicht sogar einen Antrag zu machen, wie du nur zu gut weißt. Du hast mich all die Monate beraten, wenn ich mir nicht sicher war, was ich ihr in einem Brief antworten oder wie ich ihr gegenüber auftreten sollte. Und jetzt das. Ich sehe doch, wie du mit ihr flirtest und Spaß hast. Das lässt du jetzt bitte bleiben. Ich will, dass wir Freunde bleiben. Aber wenn du dich weiter so verhältst, dann muss ich unsere Freundschaft leider beenden" Ich sah ihn ernst an, denn genauso meinte ich jedes einzelne Wort.

Lizzy
Das Dinner ging schnell vorüber, weil fast alle müde von der Jagd waren. Ich warf ab und zu einen Blick zu Sybil, die so fröhlich aussah, dass es ansteckend war. Nach dem Dinner im Salon sprachen wir noch gedämpft über das Treffen bei dem sie war, gingen dann aber bald ins Bett – wir hatten immerhin beide einen anstrengenden Tag gehabt. Ich wünschte ihr und meinen Eltern eine gute Nacht und ging in mein Zimmer, wo ich klingelte. Aber als ich kurz darauf gebadet und mit einem braven Zopf, den Jimmy nachher hoffentlich völlig in Unordnung bringen würde, im Bett lag, war ich doch nicht mehr so müde. Ich nahm die Zeitschrift, die ich in eine Schublade gesteckt hatte, bevor Charlotte in meinem Zimmer aufgetaucht war und blätterte sie durch. Einige Themen, vor allem das Frauenwahlrecht, waren wirklich interessant und ich las eine Weile, bis mein Blick an einer Anzeige hängen blieb, genauer gesagt einer Anzeige für ein Buch. Married Love von Marie Stopes. To the married and to those about to marry, provided they are normal in mind and body and not afraid of facing facts, this should prove a most helpful book. Ich wusste nichtmal, warum ich den kurzen Text zum Inhalt des Buches las, immerhin war ich nicht verheiratet. Aber als ich es tat, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich hatte mir die ganze Zeit so viele Gedanken um den gesellschaftlichen Unterschied zwischen Jimmy und mir gemacht, dass ich komplett vergessen hatte, dass dieser eine eventuelle Schwangerschaft nicht verhindern konnte. Und von einem Dienstboten schwanger zu sein, wäre dann doch selbst für mich eine Katastrophe. Ich machte einen Knick in die Ecke der Seite und legte die Zeitschrift wieder in meine Nachttischschublade. Mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief, war, dass ich mir dieses Buch bestellen musste. Und das möglichst unbemerkt.
Edward
Ich hörte Henry aufmerksam zu, sah ihn aber ungläubig an, sobald er zuende gesprochen hatte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. "Henry, ich bin keinesfalls hierher gekommen, um dir deine Traumfrau vor der Nase wegzuschnappen", fing ich an zu erklären, auch, wenn ich mich stark zusammenreißen musste, um sachlich zu bleiben. "Meine Absicht war, dich bei allem zu unterstützen, was du in Bezug auf Mary vorhaben solltest und dir meine Einschätzung zu geben. Es war nicht geplant, was jetzt passiert ist." Ich machte eine kurze Pause und suchte nach Worten. "Mary und ich verstehen uns blendend, was ich nicht erwartet hätte, denn wir kommen aus völlig unterschiedlichen Familien, das weißt du. Aber es ist nunmal passiert und selbst, wenn ich sie ab jetzt ignoriere, wird das nichts an ihren Gefühlen für dich ändern. Sieh es doch ein Henry, niemand kann etwas für seine Gefühle oder die von anderen, niemand kann sie ändern." Den letzten Satz hatte ich mit Nachdruck, aber dennoch bittend gesagt. Ich wollte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, aber seine Ansicht von der Situation war einfach mehr als fragwürdig. Immerhin war er ein erwachsener Mann und kein zwölfjähriger Junge mehr, der sich in seinem männlichen Stolz verletzt fühlen musste, sobald ein Mädchen ihm einen anderen vorzog.

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