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Lady Mary
Da ich nicht die Absicht hatte, Zeugin eines Kampfes zwischen den beiden zu werden, stimmte ich ihm schnell zu. Zwar war es schade, dass wir nur so kurz miteinander sprechen konnten, ohne dass ich wieder alles durch eine fiese Bemerkung ruinierte - aber Edward war nicht auf den Mund gefallen und fragte einfach direkt, wann wir uns wiedersehen würden. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er danach fragen würde, stellte ich fest. "Komm an Silvester", antwortete ich ihm deshalb. "Wir werden einige Gäste haben, du würdest also nicht auffallen" Zumindest nicht meinen Eltern oder den anderen. Zum Abschied lächelte ich ihn noch einmal an, bevor ich auf Henry zuging. "Deine Mutter sucht dich, anscheinend wollen sie fahren. Es war so schön, dich heute Abend zu sehen.", sagte er mir und ich spürte seine Hand an meinem Ellenbogen, als wir auf die Eingangstür zugingen, von wo mir Mama bereits zuwinkte. Ich lächelte ihn zum Abschied an. "Wir sehen uns bald wieder, Henry", versprach ich ihm, während mir ein Diener in den Mantel half. Kurz bevor ich nach draußen ging, drehte ich mich noch einmal um und erkannte Edward im Hintergrund.

Lizzy
Ich war wirklich froh, als ich am nächsten Morgen mit dem Gedanken aufwachte, dass Sybil heute wieder das Bett verlassen durfte, denn ich wollte ihr so schnell wie möglich von gestern Abend erzählen. Weil ich doch recht früh ins Bett gegangen war, war ich auch am nächsten Tag eine der ersten beim Frühstück, und ich trank meinen Kaffee so langsam wie möglich, während ich auf Sybil wartete. "Du wirst nicht glauben, was gestern Abend passiert ist", sagte ich gedämpft – wir waren zwar eh fast alleine im Speisesaal, aber ich wollte kein Risiko eingehen. "Jimmy hat sich bei mir entschuldigt. Und mich geküsst." Ich wurde schon wieder so nervös wie gestern Abend, als er so nah neben mir gesessen hatte und aß schnell noch ein Stück von meinem Croissant.

Sybil
So gut es ging versuchte ich meine Beule abzudecken, bevor ich nach unten zum Frühstück ging. Ein Tag in meinem Bett hatte mir mehr als gereicht, aber Mama hatte darauf bestanden, dass Dr. Clarkson mich nach dem Frühstück noch einmal untersuchen sollte. Da es mir aber wieder sehr gut ging, machte ich mir keine großen Sorgen. Lächelnd setzte ich mich zu Lizzy, während alle anderen anscheinend ausschliefen, nachdem sie bis spät in der Nacht bei Lord Hepsworth waren. Ich hätte fast meinen Tee verschluckt, als sie mir von ihrem Kuss mit Jimmy erzählte. "Dich kann man auch keinen Abend allein lassen, oder?", fragte ich sie. "Hast du ihm denn verziehen? Ich bin ihm mehr als dankbar für das, was er in Ripon getan hat - aber Lizzy, du solltest vorsichtig sein. Ich hasse es, dir das immer wieder zu sagen, weil ich dabei wie eine Gouvernante klinge. Aber ich habe da ein ungutes Gefühl" Ich sah sie genau an, um herauszufinden, wie sie sich fühlte. Ich hätte sie wirklich überreden sollen, mit den anderen zu dem Dinner zu fahren - dann wäre das alles nicht passiert.

Lizzy
"Ich weiß nicht", antwortete ich ehrlich, "eigentlich schon. Denke ich. Welchen Grund habe ich jetzt noch, sauer auf ihn zu sein? Ich weiß doch, dass ich vorsichtig sein muss, aber..." Ich suchte nach Worten, denn dass ich mich einfach unglaublich zu Jimmy hingezogen fühlte und dem nicht nachgeben konnte, wollte ich Sybil so nicht sagen und erst recht nicht beim Frühstück. "Vorsichtig sein ist so langweilig", sagte ich stattdessen nur und knabberte weiter an meinem Croissant. Und es war ja auch so – ich hatte mein Leben zwar noch nie langweilig gefunden, aber seit ich Jimmy kennengelernt hatte, machte einiges doch etwas mehr Spaß.

Sybil
Ich grinste sie an. Vorsichtig sein war wirklich langweilig - warum sonst hatte ich mich immer nach Ripon geschlichen, um den Rednern zuzuhören? "Dann werde ich ab jetzt nichts mehr dagegen sagen", meinte ich. Ich hatte ihr schon schließlich mehr als oft genug gesagt, dass sie vorsichtig sein sollte. Außerdem - den Spaß wollte ich ihr nun wirklich nicht vermiesen. Ich hatte doch selbst gesehen, wie glücklich sie in der Woche war, die sie nicht nur mit uns geteilt hatte, sondern auch mit Jimmy. Wahrscheinlich verstand ich einfach nur nichts von Anziehung und Leidenschaft. Ich hatte nämlich noch nie einen Mann geliebt oder ähnliches. "Also wirst du heute Abend auf dem Dienstbotenball mit ihm tanzen?", fragte ich dann. Jimmy würde sicher keine Gelegenheit entgehen lassen, wenn sie sich gestern schon geküsst hatten.

Lizzy
"Danke", grinste ich. "Ich passe auch auf mich auf, so gut es geht." Leider konnte ich mittlerweile was Jimmy anging wirklich für nichts mehr garantieren. War das Verliebtsein? Der Dienstbotenball jedoch war eine Neuigkeit für mich – ich hatte einfach komplett vergessen, dass er heute war. "Der- der ist heute??", fragte ich erschrocken und jetzt war ich diejenige, die sich verschluckte. Ich dachte hektisch nach. "Was soll ich bloß anziehen?" Noch im selben Augenblick ärgerte ich mich über mich selbst, denn sonst machte ich mir nie Gedanken um meine Kleidung, solange ich irgendetwas anhatte. "Warum warnt mich denn niemand vor?", jammerte ich. "Natürlich will ich mit ihm tanzen!" Das war vermutlich unsere einzige Gelegenheit, vor den Augen aller miteinander zu tanzen, ohne dass jemand sich etwas dabei dachte.

Sybil
Ich musste einfach über sie lachen. Dass der Dienstbotenball in Lizzy so eine panische Reaktion hervorrufen würde, hatte ich nicht gedacht. Sonst machte sie sich doch nie so große Gedanken um ihr Aussehen - tat sie das etwa wegen Jimmy? "Ich helfe dir dabei, ein passendes Kleid zu finden und ich habe dir gesagt, dass der Ball heute ist - damals wolltest du aber lieber so tun, als ob du krank im Bett liegen würdest, anstatt mit Jimmy zu tanzen" Ich grinste sie an. "Aber keine Panik, wir haben noch den ganzen Tag Zeit", beruhigte ich sie. Sie tat ja geradewegs so, als würde sie heute den König treffen und nicht nur Jimmy. Ich wollte mir gerade wieder Sorgen machen, dass sie ihn wirklich ein wenig zu viel mochte - aber dann schob ich diese ganz schnell wieder aus meinem Kopf. Sie würde schon auf sich selbst aufpassen.

Lizzy
Wollte ich das wirklich? "Da war ich noch sauer auf ihn", grinste ich bestimmt und merkte zu spät, dass ich damit quasi gesagt hatte, dass ich nicht mehr sauer auf ihn war. Aber wahrscheinlich hatte er mich ja sowieso schon wieder um den Finger gewickelt. Der Tag verging viel zu langsam, aber erst als am Nachmittag Sybil in meinem Zimmer stand und die Kleider betrachtete, die ich auf meinem Bett ausgebreitet hatte, wurde ich richtig nervös. Was total bescheuert ist, weil es nicht das erste Mal ist, dass du mit Jimmy tanzt und heute alles ganz skandalfrei ablaufen wird. "Also, ich tendiere zu dem hier", sagte ich zu Sybil und zeigte auf ein rot-goldenes Kleid, "aber das", ich ging zu einem dunkelblauen über, "ist eigentlich auch nicht schlecht..." Seufzend ließ ich mich auf einen Stuhl fallen.

Sybil
Ich sah mir beide Kleider genauer an. Eigentlich kannte ich Lizzys Verhalten eher von Mary, die sich nicht zwischen ihren vielen Kleidern entscheiden konnte. Lächelnd sah ich Lizzy an, die wirklich leicht verzweifelt wirkte. Dabei war es Jimmy wahrscheinlich egal, was sie trug. "Also - ich mag das rot-goldene zwar lieber an dir, aber da heute der Dienstbotenball ist, werden auch wir uns nicht übermäßig schick anziehen. Es ist ja für sie und keine Feier für uns. Deswegen solltest du das blaue Kleid nehmen", schlug ich vor und hielt es ihr hin. "Darin leuchten deine Augen auch so schön" Es war wirklich niedlich, wie viele Gedanken sie sich deswegen machte.

Lizzy
Ich stand wieder von meinem Stuhl auf und nahm das blaue Kleid. "Du hast Recht, das andere wäre zu viel", grinste ich zufrieden und machte mich daran, die anderen Kleider wieder wegzuräumen. "Danke für deine Hilfe", sagte ich lächelnd zu Sybil und warf einen Blick auf die Uhr. "Du solltest dich jetzt aber selbst umziehen gehen, Charlotte kommt sicher auch gleich", sagte ich nervös. Tatsächlich kam sie direkt in mein Zimmer, als Sybil rausging, half mir in das Kleid und glättete meine Haare, nur um sie danach gleich wieder kunstvoll hochzustecken. Ich wählte noch eine passende Halskette und etwas Parfüm und schaute mich dann zufrieden im Spiegel an. Ich war nicht zu aufgemotzt für einen Dienstbotenball, aber ich sah auch nicht so furchtbar aus, dass die Gefahr bestand, dass Jimmy nicht mit mir tanzen wollte. Etwas nervös ging ich kurz darauf nach unten.

Jimmy
Den ganzen Tag herrschte Aufregung wegen des Dienstbotenballs. Und ich musste eingestehen, ich war genauso aufgeregt. Schließlich war da wieder etwas zwischen Lizzy und mir - und heute könnte ich sie einfach zum Tanzen auffordern. Diese Chance wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich zog mir meinen besten Anzug an, kämmte mir die Haare ordentlich, aber trotzdem locker zur Seite und sah mich noch einmal kritisch im Spiegel an. Ich war nicht der erste in der Eingangshalle - Daisy und Mrs. Patmore hätte ich ohne ihre Schürzen fast nicht erkannt. Mr. Carson stand bereits mit Mrs. Hughes zusammen. Ich wusste, dass die Familie gleich zusammen auftreten würde und Lord und Lady Grantham zusammen mit Carson und Mrs. Hughes den Ball eröffnen würden. Die Musiker waren bereits da. Erst einmal holte ich mir ein Glas Punsch, redete etwas mit den anderen und sah immer wieder in Richtung der Tür. Ich konnte es gar nicht abwarten, mit Lizzy zu tanzen.
Sybil
Ich wartete bereits in der Bibliothek, als Lizzy hereinkam. Sie sah wirklich ein wenig nervös aus, als von draußen schon die Musik zu hören war. Papa trank gerade noch einen Drink. "Sind wir alle da?", fragte er dann und da es scheinbar so war, folgten wir ihm in die Eingangshalle. Sie war simpel geschmückt, aber ich fand es zusammen mit dem Weihnachtsbaum einfach nur schön und gemütlich. Genau wie Lizzy sah ich mich nach Jimmy um - er stand lächelnd neben den Musikern, ein Glas Punsch in der Hand. Ich würde ein Auge auf die beiden haben - schließlich durften sie es nicht übertreiben. Mary wusste bereits von den beiden und auch wenn sie im Moment anscheinend keinen Grund sah, das zu ihrem Vorteil auszunutzen, wollte ich für Lizzy kein Risiko eingehen. Nicht bei ihrem Verhältnis zu Mary. Ich setzte mich neben Mary und Lizzy auf die leeren Stühle vor uns, während wir auf den ersten Tanz warteten.

Lizzy
Ich kam recht spät nach unten, vermutlich waren es wieder meine Haare, die so viel Zeit gebraucht hatten. Aber das Ergebnis war es wert. Nervös wartete ich neben Sybil, bis wir alle gemeinsam in die Eingangshalle gingen. Ich sah mich kurz nach Jimmy um, schaute dann aber wieder weg – heute Abend musste ich mir eh Mühe geben, nicht aufzufallen. Die Musiker begannen zu spielen und Robert eröffnete mit Mrs. Hughes, Cora mit Mr. Carson den Tanz. Unwillkürlich musste ich lächeln – die Idee, die Familie auf diese Art mit den Dienstboten zusammen zu bringen, gefiel mir wirklich gut. Und das nicht nur wegen eines bestimmten Dienstboten. Es folgten Thomas mit Mary und, zu meiner großen Erheiterung, Jimmy und Sybil, weil Edith sich hatte entschuldigen lassen. Wie gut, dass ich das heute Abend nicht getan hatte, so wie ich erst wollte. Der Anblick von Jimmy und Sybil war so lustig, dass ich ein paar Mal den Kopf zur Seite drehte und vorgab zu niesen, damit niemand sehen konnte, wie ich grinste. Sicherlich war es für beide recht unangenehm, aber für mich war es einfach nur erheiternd.

Jimmy
Schnell stellte ich mein Glas Punsch weg, als Lord und Lady Grantham mit Carson und Mrs. Hughes den Tanz eröffneten.Am liebsten wäre ich direkt auf Lizzy zugegangen und hätte sie den ganzen Abend nicht mehr hergegeben. Denn einen Nachteil hatte dieser Ball hier: Ich durfte Lizzy nicht allein für mich beanspruchen. Außerdem hatte ich noch Carsons Stimme im Ohr: "Es ist zwar ein Ball, aber natürlich gilt immer noch für jeden einzelnen eine gewisse Rangfolge" Während Thomas Lady Mary aufforderte, stellte ich fest, dass Lady Edith gar nicht anwesend war, die ich auffordern wollte. Stattdessen hatte ich keine Wahl, als zu Lady Sybil zu gehen. "Darf ich um diesen Tanz bitten, mylady?", fragte ich lächelnd, ohne mir etwas anmerken zu lassen und natürlich stimmte sie zu. Ich spürte nur zu gut Lizzys Blick auf uns, während wir über die Tanzfläche tanzten. Jeder von uns schien sichtlich peinlich berührt. Bestimmt dachte sie nur daran, was Lizzy ihr über mich erzählt hatte... "Geht es Ihrem Kopf besser, mylady?", fragte ich deshalb, woraufhin sie mir versicherte, ihr würde es besser gern. Einmal sah ich Lizzy mit einem breiten Grinsen. Natürlich, sie hatte ihren Spaß. Während Lady Sybil und ich nur darauf warteten, dass der Tanz vorbei war.
Sybil
Ich hätte eigentlich damit rechnen müssen, dass auch ich an diesem Abend in Jimmys Armen landen würde. Als es dann doch passierte, war mir das reichlich unangenehm. Anders als Lizzy, die sich scheinbar nur schwer zusammenreißen konnte. Ich wusste einfach zu viel über Lizzy und ihn und das wusste er auch nur zu genau. Und dann war da ja auch noch die heldenhafte Rettungsaktion in Ripon. Smalltalk war da irgendwie nicht zwischen uns möglich. Zwar fragte er nach meinem Kopf, aber auch das Thema hatten wir schnell durch. Er tanzte wirklich gut und es fühlte sich komischerweise so an, als würde ich Lizzy etwas wegnehmen, was eigentlich ihr gehörte. Auch wenn ich wusste, dass sie heute noch oft genug mit Jimmy tanzen würde. Irgendwann hörte der Tanz dann tatsächlich auf und Jimmy begleitete mich zurück zu meinem Platz. "Möchtet Ihr tanzen, Miss?", fragte er dann Lizzy und jetzt war es an mir zu grinsen. Niemand anderem wäre wohl aufgefallen, dass er es mit der leichtesten Spur von Ironie gesagt hatte.

Lizzy
Ich hatte mich schon reichlich über den Tanz von Jimmy und Sybil amüsiert, aber als er mich endlich aufforderte, wurde mein Grinsen noch etwas breiter. "Ich glaube, da hätte ich nichts dagegen", sagte ich – genau wie er etwas ironisch – und ließ mich auf die Tanzfläche führen. Während wir tanzten, musste ich mich wirklich anstrengen, ihn nicht allzu begeistert anzusehen oder irgendwie deutlich zu machen, dass das hier nicht unser erster gemeinsamer Tanz war – wie er es eigentlich sein sollte. "Nicht so lebhaft wie in Ripon, aber ich glaube, wir können uns nicht beschweren, oder?", sagte ich leise, aber vermutlich war meine Vorsicht überflüssig, weil alle Tanzenden mit sich selbst beschäftigt waren und Jimmy und ich nicht weiter auffallen würden, solange wir nicht unbedingt anfinden, uns an Ort und Stelle zu küssen. Auch, wenn ich nichts dagegen hätte.

Jimmy
"Ich würde mich nie beschweren, wenn ich mit dir tanzen darf", raunte ich ihr lächelnd zu, während ich uns über die Tanzfläche führte. Ich achtete genau darauf, ihr keinen Zentimeter zu nah zu sein oder sie allzu deutlich anzusehen. Schließlich tanzten neben uns noch immer Carson und Lady Grantham. Auch wenn uns vermutlich niemand hören konnte. Zwar sah Lady Mary kurz zu uns herüber, aber sie schien nicht weiter interessiert zu sein. Zum Glück. "Du sieht heute Abend wieder sehr schön aus", machte ich ihr dann ein Kompliment, denn irgendwie war ich wieder in meinen Flirt-Modus geraten. Unser Streit und unser monatelanges Schweigen waren anscheinend komplett vergessen. Und ich hatte nichts dagegen. Hier wieder mit ihr zu tanzen, machte wieder so viel Spaß, dass ich gar nicht mehr verstehen konnte, wie ich hatte sauer auf sie sein können.

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