Jimmy
Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich sie vermisst hatte. "Ich hätte nie gedacht, dass ich dich einmal hier unten küssen würde", meinte ich dann grinsend, während wir beide nach scheinbar endlosen Küssen erst einmal Luft holen mussten. "Aber es gefällt mir sehr" Wieder legte ich meine Lippen auf ihre und schloss sie eng in meine Arme. Zum Glück hatte ich mich entschuldigt. Und zum Glück hatte sie mir verziehen - denn sonst würde ich jetzt einfach in meinem Bett liegen und morgen einen mehr als anstrengenden und vergleichsweise langweiligen Tag vor mir haben. Aber stattdessen durfte ich jetzt hier mitten in der Nacht endlich wieder eine Frau küssen. Als ich mich das nächste Mal löste, fiel mein Blick auf das Klavier in der Ecke. Warum nicht? Wenn bis jetzt niemand hierher gekommen war, warum sollten sie es jetzt auf einmal tun? Das ganze Haus schlief schließlich. "Ich glaube, das wird dir gefallen", sagte ich deshalb grinsend zu Lizzy und zog sie an ihrer Hand zum Klavier. Während ich mich auf den Hocker saß und den Klavierdeckel öffnete, klopfte ich auf das bißchen Platz neben mir, das ich für sie frei gemacht hatte. Und dann begann ich zu spielen.

Jimmy
Die ersten Töne klangen wirklich unglaublich laut - aber niemand würde sie hören, da war ich mir sicher. Die Decken waren dick, genauso wie die Türen zur Eingangshalle. Ich spielte Lizzy meine Lieblingsstücke und sah immer wieder grinsend zu ihr rüber. Ich war mir sicher, sie damit zu beeindrucken und genoss es deswegen noch mehr. Irgendwann hatte ich dann aber lange genug brav neben ihr gesessen und löste eine Hand von das Tastatur, um sie zu küssen. Bald war das Klavier komplett verstummt. Ich spürte ihre Anwesenheit einfach zu genau - und es war zu verlockend gewesen, sie nicht zu küssen. "Soll ich dir noch etwas spielen?", fragte ich dann zwischen zwei Küssen.

Jimmy
"Leider nicht", meinte ich nur grinsend. Wenn ich sie küsste, dann war ich eigentlich zu nichts anderem mehr fähig. Erstaunt sah ich sie an, als sie sich von mir löste und ins Kino wollte. Als ob das so einfach wäre. Aber auch so verlockend. Es würde so sein wie der Tanztee in Ripon. "Du lässt mir ja anscheinend keine Wahl", antwortete ich ihr deshalb. "Aber dazu muss ich erst den Abend frei bekommen und du musst dir auf jeden Fall eine gute Ausrede einfallen lassen" Ich hatte keine Sekunde daran gedacht, ihr abzusagen. Zu gern wollte ich wieder mit ihr zusammen etwas unternehmen und einfach Spaß haben. Auch, wenn es nicht gerade leicht werden würde, Mr. Carson einen freien Abend abzuschwatzen. Aber das würde ich schon schaffen. Schließlich hatte ich jetzt ein Ass im Ärmel und das waren Lord und Lady Grantham - die sich beide bei mir für Lady Sybils Rettung bedankt hatten. Wenn Carson nicht wollte, konnte Lord Grantham ihn immer noch umstimmen. "Du bist verrückt, weißt du das?", fragte ich sie dann grinsend und nahm ihre Hand.

Jimmy
Ich musste einfach lachen, wie locker sie sagte, dass wir uns einfach eine Ausrede einfallen lassen mussten. Aber Recht hatte sie natürlich, denn wie oft schon hatten wir ein wenig gelogen, um Zeit miteinander verbringen zu können? "So war es auch gemeint", erwiderte ich nur und zog sie eng an mich, da sie ja jetzt auf meinem Schoß saß. "Ich frage Mr. Carson gleich morgen früh. Einen Abend wird er mich wohl entbehren können" Schließlich hatte Thomas erst gestern einen ganzen Tag frei gehabt und auch ich hatte vor allem an den Weihnachtstagen lange genug gearbeitet. Wenn wir nicht gerade am Silvester-Abend ins Kino gingen, dürfte es eigentlich kein Problem sein. Denn ich wollte wirklich gern mit Lizzy ins Kino gehen. Dann küsste ich sie wieder, weil auch der schönste Abend wieder einmal nicht ewig dauern würde und ich früher oder später ins Bett musste. Sonst würden wir noch hier sitzen, wenn Daisy am Morgen nach unten kam.

Jimmy
Nur widerwillig stimmte ich ihr zu, dass wir ins Bett mussten. Ich sah ihr grinsend nach, löschte unten endgültig das Licht und wartete dann noch ein paar Minuten, bevor ich selber nach oben ging. Erst als ich im Bett lag, spürte ich meine Müdigkeit erst richtig und schlief zufrieden ein. Schließlich hatte ich Lizzy wieder.
Am nächsten Morgen konnte ich nicht anders, als gut gelaunt zu sein. Ich war fest davon überzeugt, dass das mit dem Kino klappen würde. Und wie ich es Lizzy versprochen hatte, fragte ich Mr. Carson gleich während wir den Frühstückstisch vorbereiteten nach einem freien Abend. "Eigentlich hatte ich Ihren freien Abend für nächste Woche vorgesehen, wenn die Gäste abgereist sind, James", fing er an. "Aber Thomas und ich werden ein Dinner auch ohne sie schaffen, nicht wahr?" Carson sah Thomas kurz an, während ich lächelte. Vielleicht hatte auch meine Hilfe beim Umtausch des Ingwers geholfen, dass Carson jetzt vergleichsweise nett zu mir war und mich gehen ließ. "Sie können morgen Abend frei haben, wenn Lady Grantham und Mrs. Allen auswärtig dinieren werden" Jetzt musste ich die guten Neuigkeiten nur noch Lizzy übermitteln.

Jimmy
Die Gelegenheit kam schneller als gedacht. Ich hatte gerade saubere Gläser nach oben gebracht und wollte mich jetzt wieder in die Küche begeben, als Lizzy die Treppe nach unten kam. Sofort sah ich nach, ob jemand in der Eingangshalle oder den angrenzenden Räumen zu sehen war - aber das war nicht der Fall, die meisten Dienstboten waren bereits wieder nach unten verschwunden und kümmerten sich gerade oben um die Schlafzimmer. Ich kam direkt zur Sache. "Morgen Abend. Nach dem Tee", sagte ich ihr deshalb ohne vorherige Begrüßung, denn natürlich konnte jederzeit jemand kommen. Außerdem würde sie nur zu genau wissen, was ich damit meinte. Ich grinste sie an - schließlich stand unserem Kinobesuch jetzt nichts mehr im Wege. Am liebsten hätte ich sie wieder flüchtig geküsst oder zumindest angefasst. Aber die Sache mit Lady Mary hatte mich vorsichtiger sein lassen und so ließ ich die Finger von ihr. Morgen würde ich ja wieder Möglichkeit genug dazu haben. Auch wenn das Küssen eher nicht direkt im Kino geschehen sollte.

Jimmy
Mit einem breiten Grinsen ging ich wieder nach unten, um mehr Toast für das Frühstück nach oben zu bringen. Anscheinend sah man mir wirklich an, wie sehr ich mich auf den freien Abend mit Lizzy im Kino freute - denn Mrs. Patmore fragte mich direkt, welchen Grund es denn für meine gute Laune geben würde. "Ich bin doch immer gut gelaunt, wenn ich Sie sehe, Mrs. Patmore", gab ich nur grinsend zurück und brachte damit Daisy und die anderen Mädchen in der Küche zum Lachen. Mrs. Patmore zeigte warnend mit dem Kochlöffel auf mich und bevor ich mir das gute Verhältnis mit der Köchin wieder verdarb ging ich nach oben. Ich hörte Lizzy mit Lady Sybil reden, benahm ich aber professionell und lieferte Mr. Carson nur das Toast ab. Während ich unten dann wieder die Schuhe putzte, dachte ich schon an den Kinobesuch morgen.

Lady Sybil
Mittlerweile war meine Beule mehr grün als blau und ich musste eine gehörige Menge Make-up benutzen, um es irgendwie zu verdecken. Zusammen mit Mary kam ich den Speisesaal. Seit dem Dinner bei Lord Hepsworth war sie wirklich verändert. Ich hatte keine Ahnung warum - nur, dass Mr. Armstrongs Besuch sie damals in diese düstere Stimmung gebracht hatte, die jetzt verflogen war. Selbst Lizzy sah sie nicht mehr mit einer solchen Abneigung an wie zuvor. Vielleicht war es auch einfach der Weihnachtszeit zuzuschreiben. Während meine große Schwester sich neben Papa setzte, nahm ich den Platz neben Lizzy und sah sie breit lächelnd an. "Guten Morgen", begrüßte ich sie. Sie sah wirklich glücklich aus - und das um diese Uhrzeit. Wie damals... Fragend sah ich sie an, während Papa und Mary mit Carson über den Dienstbotenball sprachen.

Sybil
Ich hatte mir so etwas denken können. Auch wenn sie wirklich immer raffinierter - und unvorsichtiger - mit den Orten waren, an denen sie sich trafen. Aber anscheinend war ja alles gut gegangen und ich hatte mir doch geschworen, mir keine Sorgen mehr zu machen. Auch wenn ich irgendwie das ungute Gefühl hatte, dass alles zwischen Jimmy und Lizzy früher oder später mit einem großen Knall auffliegen würde. Ihre Idee mit dem Kino war sogar noch gewagter als das Treffen im Dienstbotenkeller. Stieg den beiden etwa ihre wiedergefundene Beziehung zu Kopf? Trotzdem grinste ich. Es war schon ein wenig romantisch. "Anna hat einmal davon gesprochen, weil unten alle genauso begeistert davon sind wie du", antwortete ich ihr auf die erste Frage. "Ich war noch nie im Kino. Du musst mir dann ganz genau berichten, wie es war. Aber hat er denn so schnell Zeit dafür gefunden?"