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Lizzy
Es war wirklich gemein, wie viel einem entging, wenn man in die Oberschicht hineingeboren wurde – nämlich so ziemlich alles, was Spaß machte. "Ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich von meiner Freundin Eva heute Abend zum Dinner eingeladen wurde und Mama meinte, ich soll sie von ihr grüßen", erklärte ich grinsend, als ich seinen verwirrten Gesichtsausdruck sah. Dann mussten wir allerdings aufhören zu reden, weil der Film anfing. Jimmy schien am Anfang mehr damit beschäftigt zu sein, mich anzusehen anstatt die Leinwand, aber irgendwann fand er anscheinend doch in die Handlung hinein. Stellenweise war es wirklich amüsant, welche Ähnlichkeiten sie zu unserem Leben momentan aufwies und nicht selten mussten wir an völlig unpassenden Stellen lachen. Viel zu schnell war der Film vorbei und es wurde wieder etwas heller im Raum. Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an das Licht zu gewöhnen und mein Gehirn, um zu verstehen, dass ich mich nun wieder in meinem Leben befand.
Antworten
Jimmy
"Anscheinend hat uns jemand beobachtete und es in einen Kinofilm verwandelt", sagte ich leise und mit einem breiten Grinsen zu ihr, während das Licht anging und die anderen Kinobesucher bereits aufstanden und wieder nach draußen gingen. Ich blieb noch neben ihr sitzen, denn Lizzy schien keine Anstalten zu machen, den Saal zu verlassen. "So wie du aussiehst, hat es dir gefallen", meinte ich dann. Ich wusste noch genau, wie ich zum ersten Mal im Kino gewesen und genauso begeistert war, wie Lizzy jetzt aussah. Durch den Film konnte man eben seinem realen Leben - wenn auch nur kurz - entfliehen. Nur schade, dass sie im Dorf nicht wirklich oft Filme zeigten, zu denen wir Dienstboten hingehen konnten. Und meine wenigen freien Tage nur damit zu verbringen, war auf Dauer auch ziemlich teuer. Ich strich Lizzy kurz über den Handrücken - so, dass es nicht zu auffällig war. Schließlich durften wir uns eigentlich nur so verhalten, wenn wir verheiratet waren.
Lizzy
"Es gibt wohl keine andere Erklärung dafür", grinste ich und blieb noch einen Moment sitzen. Ich musste erst noch kurz verarbeiten, dass ich wirklich gerade im Kino war und wollte meine Begeisterung noch nicht gleich verschwinden lassen. "Das hat es allerdings", lächelte ich und strich mit dem Daumen kurz über seinen, als er meinen Handrücken berührte. Hoffentlich würden wir gleich noch einen Ort finden, an dem wir wenigstens etwas ungestört waren. Schließlich stand ich, wenn auch etwas schwerfällig, auf, ließ mir in meinen Mantel helfen und ging an Jimmys Arm nach draußen. Die frische Luft tat nach dem stickigen Kino wirklich gut und ich atmete tief ein.
Jimmy
Es war bereits dunkel, als wir schließlich wieder nach draußen kamen. "Also - wir haben noch den ganzen Abend vor uns. Möchtest du etwas essen? Schließlich bist du eigentlich zum Dinner bei deiner Freundin und da wäre es doch höchst unpassend, wenn du hungrig nach Downton zurückkehren würdest", sagte ich dann, während wir die Straße entlanggingen. Wenn wir schon das Schicksal herausforderten und zusammen ins Kino gingen, könnten wir auch gleich in einem Pub etwas essen. Denn das würde Lizzy nicht einschüchtern wie jedes andere Mädchen aus ihrer Klasse. Hatte sie nicht schon einmal davon erzählt, wie sie mit Lady Sybil im Pub gewesen war? Und wie sie diesen anderen Mann, der ihr ja glücklicherweise vollkommen egal zu sein schien, im Pub kennengelernt hatte? Anscheinend war das nichts neues für sie und auch ich hatte wirklich Hunger.
Lizzy
Erst jetzt merkte ich, dass ich tatsächlich Hunger hatte. Ein Abendessen war also mehr als angebracht. "Essen klingt sehr gut", lächelte ich. "Wohin möchtest du? Ich kenne mich ja nicht aus hier", fügte ich noch hinzu. Vermutlich würden wir gleich in einen Pub gehen, aber das war mir nur recht. Auf Downton folgte ein braves Dinner dem nächsten, was zwar sehr lecker war, aber auf die Dauer auch langweilig. Ein Pub war genau das, was mein Magen und ich jetzt brauchten, erst recht nach dem Kinobesuch, und ich war schon seit Wochen in keinem mehr gewesen.
Jimmy
Grinsend sah ich sie an. "Lass dich überraschen. Ich kenne mich hier zwar auch nicht so gut aus, aber wir werden schon etwas nettes finden", meinte ich augenzwinkernd und schlug den Weg zu eine der größeren Straßen ein. Wie beim Tanztee in Ripon war es auch jetzt komisch, aber vor allem aufregend, mit Lizzy an meiner Hand durch die Öffentlichkeit zu gehen. Aber wer sollte uns hier schon kennen? Wir wussten, wo die anderen Mitglieder der Familie zum Dinner waren und dass keiner der anderen Dienstboten heute einen freien Abend hatte. Es sprach also nichts dagegen, Lizzy jetzt hier so dicht neben mir zu haben. Es dauerte nicht lange und ich fand einen Pub, der mir passend vorkam. Ich hielt Lizzy die Tür auf und führte sie an einen Tisch, der ein wenig versteckt in der Ecke lag. Auch wenn wir es konnten, mussten wir uns ja nicht gleich vor allen anderen präsentieren. Nachdem ich ihr wieder den Mantel abgenommen hatte, setzte ich mich ihr gegenüber. "Was möchtest du trinken?" Ich hatte die Vorahnung, dass sie zu einem Ale nicht nein sagen würde.
Lizzy
Grinsend folgte ich ihm, bis wir tatsächlich einen Pub gefunden hatten. Als ob es auf irgendetwas anderes hinausgelaufen wäre. Drinnen war es voll und laut, aber genau das gefiel mir so gut. Pubs waren einfach lebhafter als der Speisesaal auf Downton Abbey. Wie vorhin schon half er mir aus dem Mantel und setzte sich mir gegenüber. Der Blick in seinen Augen, als er mich fragte, was ich trinken wolle, entging mir nicht – ich war mir allerdings nicht sicher, wie angebracht es war, jetzt Alkohol zu trinken. Würde Charlotte später etwas merken? Und wenn schon, bei Eva hätte es ja auch welchen geben können. Außerdem – war es nicht doppelmoralisch, mit Jimmy ins Kino und in einen Pub zu gehen, dann aber keinen Alkohol trinken zu wollen? "Zwei Ale, bitte", sagte ich zum Wirt, der in diesem Moment an unseren Tisch kam und mich somit zu einer Entscheidung zwang. Ich musste mich ja nicht gleich völlig betrinken. Das hatte ich ein Mal getan und wollte es nie wieder tun.
Jimmy
Ich grinste sie breit an. Sie hatte mir zwar mit den Ales nicht beweisen müssen, dass sie sich dafür nicht zu schade war - trotzdem gefiel es mir. "Also - was hat dir an dem Film besonders gefallen? Abgesehen von der Handlung", fragte ich sie dann. Denn das der Film eine Wirkung auf sie gehabt hatte, war ihr selbst jetzt immer noch anzumerken. Bevor sie antworten konnte, brachte der Wirt unsere Getränke und ich hob mein Glas - wie damals, in Ripon. "Auf einen schönen Abend" Ich trank einen großen Schluck und studierte dann kurz die Speisekarte, bevor ich ihr dann wieder zuhörte.
Lizzy
Der Wirt brachte unsere Getränke fast sofort und ich hob ebenfalls mein Glas. "Auf einen schönen Abend", lächelte ich und dachte dann über seine Frage nach. Eigentlich war das, was mich so faszinierte, der Film an sich – dass Menschen in andere Rollen schlüpften und dass es tatsächlich möglich war, das dann auch noch festzuhalten. Plötzlich wollte ich das unbedingt auch machen – auch, wenn es natürlich eine idiotische Idee war. "Die Schauspieler", kürzte ich meine Gedanken ab, "vor allem Phyllis Dare natürlich. Und dir?" Ich warf ebenfalls einen Blick in die Speisekarte und musste schmunzeln – so manches Gericht, das es hier gab, würde in Downton nie auf den Tisch kommen. Ich konnte mich gar nicht entscheiden.
Jimmy
"Dass du dabei warst", meinte ich nur leichthin und trank noch einen Schluck. Wenn ich ein wenig flirtete, würde Lizzy das sicher nichts ausmachen. Jetzt, wo wir wieder eine Beziehung zueinander hatten. Schließlich schloss ich meine Speisekarte. "Wenn du dich nicht entscheiden kannst, suche ich für dich etwas aus", bot ich ihr dann an, da sie sich anscheinend noch unsicher war. Schmecken würde ihr sicher alles, bei dem Hunger, den sie immer hatte. Auch wenn es ein wenig anders sein würde als bei einem Dinner auf Downton. Ich hatte mich für Fish & Chips entschieden - und auch hier war ich gespannt, wie Lizzy darauf reagieren würde, wenn ich es für sie bestellte. Hatte sie so etwas überhaupt schon einmal gegessen?
Lizzy
Leicht grinsend schüttelte ich den Kopf – er würde sich wohl nie ändern. "Gute Idee, sonst sitzen wir noch morgen früh hier", nahm ich sein Angebot an und schloss ebenfalls meine Speisekarte. Ich hatte nichts darin gesehen, was ich absolut nicht essen wollte, also konnte er ruhig entscheiden. "Das wollte ich schon immer mal probieren, aber ich hatte nie eine Gelegenheit dazu!", sagte ich begeistert, als er Fish & Chips für uns beide bestellte – allerdings erst, als der Wirt sich wieder von unserem Tisch entfernt hatte, denn er würde sich sicher wundern, warum einer seiner Gäste ein so bekanntes Gericht noch nicht gegessen hatte. Immerhin hatte ich einen verräterischen englischen Akzent. Jimmy anschauend stützte ich mein Kinn auf den Händen ab. Es war einfach nur verrückt, was wir in den letzten Monaten alles gemacht hatten.
Jimmy
"Und genau wie beim Kino hast du einiges verpasst", gab ich grinsend zurück und sah ihr in die Augen. Noch vor ein paar Tagen hatte ich sie nie mehr wiedersehen wollen und heute saßen wir erst zusammen in einem Kinofilm und dann hier im Pub. Es war wirklich verrückt. Aber ich würde mich darüber beschweren, denn erst jetzt merkte ich, wie sehr sie mir doch gefehlt hatte. Ein Leben mit Lizzy war einfach aufregender als der immer gleiche Alltag auf Downton mit der schier endlosen Arbeit und dem strengen Butler im Nacken. Endlich hatte ich wieder richtig Spaß. Meine Hand strich wie beiläufig über ihre, während ich so tat, als würde ich nach dem Salzsteuer greifen. Trotzdem war unsere Beziehung jetzt nach diesem monatelangen Bruch eine andere. Außerdem hatte ich nun nicht mehr Thomas Barrow hinter meinem Rücken, der mir aus der Patsche helfen könnte, wenn so etwas wie Lady Mary noch einmal passieren würde.
Lizzy
"Wie gut, dass ich dich habe", grinste ich und erwiderte seinen Blick. Nicht nur dafür. Zwar hatte ich durch Paula auch schon einiges in der normalen Welt da draußen erlebt, aber doch immer nur eingeschränkt, weil meine Eltern sie zu gut kannten. Wir mussten immer vorsichtig sein. Mit Jimmy und einer erfundenen Eva hatte ich quasi eine Freikarte in ein völlig anderes Leben. Der Wirt kam mit unseren Tellern, die wir ihm dankend abnahmen und ich schnupperte neugierig. Mrs. Patmore würde so etwas nie kochen – leider, wie ich nach einigen Bissen noch bemerken sollte. "Guten Appetit", wünschte ich Jimmy und bekam sofort eine Gänsehaut, als er kurz meine Hand berührte. Am liebsten hätte ich ihn einfach eingeladen, wieder nachts in mein Zimmer zu kommen, aber das war dann doch selbst für meine Verhältnisse zu viel. Also gab ich mich vorerst damit zufrieden, mit ihm in einem Pub zu sitzen, Ale zu trinken und Fish & Chips zu essen. Ich kam mir fast schon rebellisch vor.
Jimmy
Da konnte ich ihr nur zustimmen. Man konnte Lizzy ansehen, wie sehr ihr das Essen schmeckte. Nach einem zögerlichen Bissen aß sie genauso herzhaft wie Mrs. Patmores Gemüse auf Downton. Verhungern würde sie also auf keinen Fall. Ich beobachtete sie nur lächelnd, während ich selbst aß und es wirklich genoss. Zwar kochte Mrs. Patmore auch für uns gut, aber es war doch meistens das gleiche. Vielleicht lag es aber auch einfach an Lizzys Gesellschaft, dass es mir so gut schmeckte. Wieder lehnte ich mich entspannt auf meinem Stuhl zurück und trank einen Schluck von meinem Ale. Ich hatte langsam wirklich keine Ahnung mehr, über was ich mit ihr reden sollte. Mir gefiel es deutlich besser, wenn wir uns küssten. Dann konnte ich wenigstens schweigen. Ich hoffte, dass sie nicht erwartete, jetzt tiefergehende Diskussionen mit mir führen zu können.
Lizzy
Es schmeckte wirklich unglaublich gut – ganz anders als Mrs. Patmores Essen, nicht unbedingt besser, aber trotzdem verdammt gut. Wir aßen schweigend, was mich nicht störte, weil beim Essen reden meistens eher hinderlich war. Allerdings musste ich mir noch ein ganzes Menü für das Dinner bei Eva ausdenken, denn danach würden meine Eltern mich sicher fragen. Die Liebe zum Essen lag bei uns quasi in der Familie. Als auch mein Teller leer war, lehnte ich mich zufrieden und sehr satt zurück und trank mein Ale. Hoffentlich hatte Jimmy nicht jetzt schon vor, wieder zurück zu fahren – ich hätte noch Tage abseits von Downton verbringen können, mit diesem einfachen Essen und meinem schlichten Kleid. Es gefiel mir so viel besser auf diese Art.
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