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Lizzy
Jimmy und ich gingen etwas näher aufeinander zu. "Guten Morgen, James", sagte ich ebenso höflich, musste aber auch sofort grinsen. Was für ein Zufall es war, das wir uns ausgerechnet hier trafen. Was für ein schöner Zufall. "Aber natürlich", nahm ich sein Angebot, mich zurückzubegleiten, an und schlug wieder den Weg ein, den ich hatte gehen wollen, ehe ich Jimmy entdeckt hatte. Zum Glück war hier auch immer weniger los, sodass wir das Risiko, gesehen zu werden, möglichst kleinhalten konnten. Trotzdem sah ich mich erstmal gründlich um, bevor ich wieder zu sprechen begann. "Frohes neues Jahr übrigens", lächelte ich, denn natürlich hatte ich bisher keine Gelegenheit gehabt, ihm das zu wünschen.

Jimmy
"Dir auch", gab ich sofort lächelnd zurück. Es war wirklich schön gestern Abend gewesen, unten im Dienstbotenzimmer feiern zu dürfen und auch mal nicht stundenlang bedienen zu müssen. Auch wenn ich nichts dagegen gehabt hätte, gemeinsam mit Lizzy Silvester zu verbringen. Aber das war wirklich unmöglich gewesen. Ich machte mir sowieso nicht viel aus dem Jahreswechsel oder guten Vorsätzen - ich war mir sicher, dass ich auch in diesem Jahr genauso viel Spaß haben würde wie im letzten. Schließlich hatte ich jetzt zu Lizzy wieder eine mehr als gute Beziehung. Wir ließen das Dorf hinter uns und schlugen den einsamen Weg nach Downton ein. "Was hast du im Dorf gemacht?", fragte ich dann, auch wenn es ja nicht viele Möglichkeiten gab. Entweder war sie bei der Post, im Hospital, am Bahnhof oder hatte jemanden besucht. Ich wollte einfach etwas mit ihr reden bis ich sicher sein konnte, dass wir wirklich ungestört waren. Die Gelegenheit würde ich mir nicht ohne einen einzigen Kuss entgehen lassen.

Lizzy
"Danke", sagte ich lächelnd und sah ihn von der Seite an. Ich würde definitiv lügen, würde ich behaupten, Jimmy im neuen Jahr nicht öfter sehen zu wollen. Ich war einfach nur gespannt, was daraus noch werden würde. Einige Minuten gingen wir schweigend nebeneinander her, bis er mich fragte, was ich im Dorf gemacht hatte. "Ich wollte etwas spazieren gehen und habe bei der Gelegenheit einen Brief zur Post gebracht", antwortete ich. "Und du? Ich nehme an, Mr. Carson hat dich unter Androhung einer Gehaltskürzung und mit einem Cricketschläger hierher gejagt?", fragte ich grinsend und natürlich nicht ganz ernst gemeint. Aber irgendetwas würde er schon für Mr. Carson erledigt haben. Mittlerweile waren wir auch vollkommen allein auf dem Weg und ich fühlte mich sofort etwas freier als noch vorhin im Dorf, wo uns praktisch jeder sehen konnte.

Jimmy
Ich musste lachen, als ich mir Mr. Carson wie in Lizzys Beschreibung vorstellte. "Nicht ganz. Ich musste etwas im Hospital abholen und bei der Post ein Telegramm abschicken. Aber natürlich alles im Auftrag von Mr. Carson", antwortete ich ihr grinsend und ging ein wenig näher neben ihr. Die Straße war gut einsehbar und im Moment war weit und breit niemand zu sehen. Sollte ich es hier schon riskieren? Theoretisch könnte nämlich immer ein Auto um die Ecke biegen oder Lady Mary auf einem Ausritt die Straßen überqueren. Aber Gefahr war bei Lizzys und meiner Beziehung ja immer dabei. "Und ich bin wirklich froh, dass er mich losgeschickt hat. Sonst hätte ich dich nicht mehr allein sehen können, bevor du wieder abreist", fing ich daher mit meinem charmanten Tonfall an. Ich konnte förmlich spüren, dass es nicht mehr lange dauerte und ich sie wieder in meinen Armen halten konnte. "Das wäre doch ziemlich schade" Mittlerweile ging ich so nah neben ihr, dass ich ihre Hand nehmen konnte. Diese war kalt und so hielt ich sie zwischen meinen beiden Händen und blieb stehen.

Lizzy
Irgendetwas veränderte sich sofort zwischen uns, als Jimmy – wie es eben in seiner Natur lag – wieder anfing, mit mir zu flirten. "Sehr schade", sagte ich gespielt ernst, als er stehen blieb und meine Hand in seinen wärmte. Und da er meine Abreise schon ansprach... Ich hatte mit dem Thema eigentlich warten wollen, aber wer wusste schon, wann wir wieder so ungestört sein würden wie jetzt. Außerdem kam mir der Moment passend vor. "Ich hätte da übrigens eine Lösung für das... Problem mit der Schwangerschaft", fing ich an und spürte sofort, wie meine Wangen noch mehr glühten als ohnehin schon. "Ich bin bei meinem letzten Besuch durch eine Zeitschrift von Sybil auf ein Buch gestoßen, dass sich mit... solchen Dingen befasst. Es ist eigentlich für verheiratete Frauen, aber ich schätze, die meisten die es lesen sind unverheiratet", fuhr ich fort und lachte nervös. Himmel, wenn ich mit Jimmy nicht darüber reden konnte, mit wem sonst? "Jedenfalls", sagte ich und räusperte mich, "wäre nur ein kurzer – wenn auch sicherlich nicht gerade angenehmer – Besuch in der Apotheke nötig", schloss ich schließlich und sah ihn an – ich war während dem Reden unbewusst seinem Blick ausgewichen. Ein Apothekenbesuch mit falschem Ehering...

Jimmy
Ich wollte mich gerade vorbeugen, um sie zu küssen, als Lizzy weiterredete. Ich konnte nicht anders, als sie anzugrinsen. Mein Jahr war soeben auf jeden Fall ein kleines bißchen besser geworden. Denn wenn sie dieses Thema jetzt so von sich aus offen ansprach, dann hieß das doch, dass wir uns bald wieder näher kommen könnten als nur durch Küssen. Es schockte mich nicht wirklich, dass sie ein solches Buch gelesen hatte. Schließlich ging es hier um Lizzy und bei ihr überraschte mich gar nichts mehr. Da sie mich nicht direkt ansah, umfasste ich sanft ihr Kinn und drehte ihren Kopf wieder zu mir, damit sie mich ansah. "Wie gut, dass es in der Umgebung relativ viele Apotheken gibt", raunte ich ihr grinsend zu. Daran würde es also nicht scheitern . Und wenn eine Schwangerschaft somit ausgeschlossen wurde - umso besser. So würde es jedenfalls nicht mehr zu einem fatalen Streit kommen wie bei Lizzys letztem Aufenthalt. Jetzt endlich konnte ich sie küssen. Und wie. Schließlich hatte sie mir jetzt die Aussicht gegeben, bald wieder in ihr Bett kommen zu dürfen. "Ich kann es gar nicht abwarten", sagte ich dann lächelnd zwischen zwei Küssen.

Lizzy
Wie zu erwarten freuten Jimmy diese Neuigkeiten. "Du wirst wohl bald wieder mit weniger Schlaf auskommen müssen", sagte ich noch, bevor er mich endlich küsste und ich seinen Kuss nicht weniger leidenschaftlich erwiderte. Immerhin war das hier vermutlich unser letzter Kuss vor meiner Abreise. Fast ärgerte ich mich etwas über mich selbst – ich wurde einfach immer wieder schwach bei ihm und jetzt hatte ich ihn auch noch geradezu in mein Bett eingeladen. Aber wie sollte man Jimmy denn auch widerstehen? Es ist ein Ding der Unmöglichkeit und jede andere Frau könnte es genauso wenig wie ich, rechtfertigte ich mich vor mir selbst. "Ich auch nicht", murmelte ich, lächelte in den Kuss hinein und nahm mir vor, ganz bald wieder nach Downton zurückzukommen. Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich an Sybil dabei nur als Alibi dachte, dabei war sie mir genauso ans Herz gewachsen wie Jimmy.

Jimmy
"Wie du weißt, kann ich damit mehr als gut umgehen", meinte ich grinsend in Bezug auf meinen Schlaf. Schlafen konnte ich auch noch, wenn ich tot war. Jetzt aber wollte ich leben - und Zeit mit Lizzy verbringen. In ihrem Bett. Lächelnd strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "Bleib nicht zu lange weg", meinte ich dann noch - denn auch wenn ich liebend gerne stundenlang mit ihr hier gestanden hätte, musste ich doch irgendwann zurück. Mr. Carson würde es mir nicht abnehmen, dass ich den ganzen Morgen für diese zwei Besorgungen brauchte. Und auch Lizzy wurde sicherlich im Salon oder in der Bibliothek zurück erwartet. Mir fiel der Abschied jetzt etwas leichter, denn ich wusste mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit, dass Lizzy wiederkommen würde und ich mich wieder nachts zu ihr schleichen dürfte. Das würde mich die Zeit bis zu ihrem nächsten Besuch überstehen lassen. Noch einmal küsste ich sie. Dann hörte ich in der Ferne ein Auto, löste mich ungern und nahm wieder etwas mehr Abstand zu ihr ein.

Lizzy
"Zum Glück kannst du das tatsächlich", grinste ich, nachdem wir uns wieder etwas voneinander gelöst hatten. "Bestimmt nicht", versprach ich ihm noch lächelnd und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, ehe wir wieder ein Stück weitergingen, weil in der Ferne deutlich ein Auto zu hören war. Einige Meter vor dem Haus wartete ich schließlich ein paar Minuten, um Jimmy etwas Vorsprung zu geben, und ging dann selbst rein. Nachdem ich meinen Mantel und Hut nach oben gebracht hatte, ging ich mit einem verräterischen Strahlen im Gesicht in die Bibliothek, wo Sybil und Mary saßen, jeweils mit einem Buch vor der Nase. Verdammt, Mary kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Ich begrüßte die beiden und setze mich so neben Sybil, dass Mary mein Gesicht nicht sehen konnte. Nicht, dass sie noch auf komische Ideen kam.

Jimmy
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich schon ein bißchen länger gebraucht hatte, als Mr. Carson sicher für angemessen hielt. Da ich das jetzt ja sowieso nicht mehr ändern konnte, brachte ich in aller Ruhe meinen Mantel und Hut weg, bevor ich wieder nach unten ging und anfing all die Schuhe zu putzen, die der Butler für mich aufgereiht hatte. Mit meinen noch kalten Händen von draußen ging das leider eher langsam. "James, wo haben Sie so lange gesteckt? Ich brauchte Sie gleich oben", sprach Carson mich vom Flur an. Ich setzte meine Unschuldsmiene auf. "Es war sehr voll in der Post, Mr. Carson, tut mir leid", sagte ich und putzte eifrig die Schuhe weiter, damit er mir wenigstens in Bezug darauf keine Vorwürfe machen konnte. Anscheinend reichte die Entschuldigung, denn nach einem weiteren durchdringenden Blick verschwand Carson wieder in seinem Arbeitszimmer, während ich grinsend - wegen der Begegnung mit Lizzy und den Küssen - mit meiner Arbeit weitermachte.
Sybil
Lächelnd drehte ich mich zu Lizzy um, als diese endlich wieder aus dem Dorf zurückkam. Mary hingegen sah nur eine Sekunde lang über ihr Buch hinweg, registrierte Lizzy und las dann einfach weiter, als wäre nichts geschehen. "Ist es sehr kalt draußen? Deine Wangen sind rot", fragte ich sie, als sie sich zu mir setzte. Bei genauerem Hinsehen fiel mir wieder dieses Strahlen in ihren Augen auf, das ich irgendwo her kannte... Mit zusammengezogenen Augenbrauen legte ich mein Buch endgültig weg und sah Lizzy fragend an. Mary würde sicher zuhören, sicher aber nicht weiter von ihrem Buch entfernen und aufsehen. Sonst hätte sie sich sicher gefragt, warum ich Lizzy so vielsagend ansah. Ich hatte da nämlich eine Vorahnung. So gut gelaunt kam man nämlich nur selten von einem einfachen Spaziergang ins Dorf.

Lizzy
Es dauerte nur einige Sekunden, bis Sybil auffiel, dass meine Wangen vermutlich nicht von der Kälte so rot waren. Ihr Blick war mehr als eindeutig. "Sehr kalt", sagte ich nur und grinste zufrieden. Für Sybil war sicherlich deutlich herauszuhören, dass es alles andere als kalt gewesen war, während Mary hoffentlich dachte, wir würden tatsächlich nur über das Wetter reden. Kurz überlegte ich, unter einem Vorwand mit Sybil nach oben zu gehen, um ihr alles genau zu erzählen, verwarf die Idee aber wieder. Dass ich Jimmy getroffen hatte, konnte sie sich nun sowieso denken, und was genau vorgefallen war – worüber genau wir geredet hatten – wollte ich ihr lieber nicht erzählen, nicht mal ihr. Bis jetzt hatte sie zwar nicht den Anschein gemacht, mich für die Beziehung zwischen Jimmy und mir zu sehr zu verurteilen, aber einige Details wollte ich ihr ersparen. Daher drehte ich nur neugierig ihr Buch um, sodass ich den Titel sehen konnte. "Was liest du da?"

Sybil
Ich hatte damit gerechnet, dass sie Lizzy mir etwas mehr über die anscheinend vorgefallene Begegnung mit Jimmy erzählen würde, aber dem war nicht so. So langsam fragte ich mich wirklich, wie sie es schaffte, ihn so oft allein zu treffen. Und ob das Mr. Carson nicht auch langsam auffallen würde. Da sie mir diese Fragen aber auch nicht beantworten konnte, ging ich auf ihren Themenwechsel ein und zeigte ihr lächelnd mein Buch. "Nichts aufregendes. Nur ein wenig etwas über die Politik des vergangenen Jahrhunderts. Etwas moderneres wird man hier in der Bibliothek vermutlich nicht finden", antwortete ich lächelnd und konnte von Mary nur ein undeutliches Schnauben hören. Ich wusste, dass ich vor allem sie damit langweilte - aber es interessierte mich wirklich. Mehr als jedes andere Thema, für das ich mich je begeistern konnte. "Übrigens wollte Mama, dass wir heute Nachmittag für London packen. Auch wenn es nicht viel Gepäck sein wird", sagte ich dann lächelnd und legte das Buch wieder weg, um keine Diskussion anzufangen. Schließlich war das Potenzial dafür mit Mary und Lizzy in einem Raum mehr als hoch.

Lizzy
Sybil wirkte überrascht, dass ich mich ausnahmsweise beim Thema Jimmy so kurz hielt, aber in meinen Augen war es diesmal wirklich besser so, nicht nur wegen Marys Anwesenheit. Ich lächelte über ihre Bücherwahl – sicher fand sie das Buch aufregend, und das war ja auch das wichtigste – und warf Mary, die verächtlich schnaubte, einen bösen Blick zu, den sie zwar nicht sah – aber es war das einzige und mindeste, was ich tun konnte, ohne vor Sybils Augen und Ohren einen Streit zu beginnen. Irgendwann würde sie schon noch merken, dass man auch als Tochter eines Earls im Leben nicht weit kam, wenn man so engstirnig war wie sie und sich für nichts außer Kleider und das Erbe junger Männer interessierte. "Ich werde wohl deutlich mehr packen müssen", antwortete ich, als sie unseren Besuch in London ansprach, "wir fahren ja von dort aus gleich nach Hause." Wie gut, dass sie das Thema angesprochen hatte, sonst hätte ich es glatt vergessen – mein Kopf war einfach noch zu voll mit Jimmy. Wie immer also.

Sybil
"Es ist wirklich schade, dass du wieder abreisen musst. Mir kommt es so vor, als wärest du gerade erst angekommen", meinte ich mit einem traurigen Lächeln. "Aber erst erleben wir ja noch einen tollen Tag in London. Bei Aunt Rosamund wird es dir gefallen. Sie lebt am Eaton Square und will uns morgen alle ins Theater ausführen", erzählte ich ihr dann. Mama hatte heute Morgen einen Brief von Tante Rosamund bekommen und uns alle auf den neuesten Stand gebracht, während Lizzy unterwegs war. "Wenn du Hilfe beim Packen brauchst, musst du es mir nur sagen. Ich weiß schon, was ich mitnehmen werde" Das Theater würde Lizzy sicher gefallen und allgemein konnte es in London niemals langweilig werden. Das würde den Abschied sicher etwas leichter machen.

Lizzy
Ich lächelte ebenso traurig. "Mir auch", seufzte ich. Noch vor einem dreiviertel Jahr hätte ich nie gedacht, dass Downton für mich zu einer Art zweite Heimat werden würde, aber jetzt wollte ich wirklich kaum noch weg, obwohl mir unser Haus, die Tiere und natürlich Paula und meine anderen Freunde fehlten. Als Sybil das Theater erwähnte, wurde ich allerdings hellhörig. "Theater?", fragte ich und musste breit grinsen. Natürlich war ich schon mal im Theater gewesen, aber nach meiner Begeisterung über Jimmys und meinen Kinobesuch war ich noch viel begeisterter davon, denn so weit lagen Kino und Theater ja nicht auseinander. "Das wird ein perfekter letzter Tag werden", lächelte ich zufrieden. "Und ich bleibe bestimmt nicht lange weg – sieh das als Warnung", fügte ich noch grinsend und mit Seitenblick zu Mary hinzu.

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