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Jimmy
Es dauerte gar nicht lange und unsere Teller waren leer. "Wann musst du wieder zurück? Du bist doch bestimmt mit dem Auto hier, wenn du schon so ein ausgefeiltes Alibi hast", fragte ich sie dann, um den weiteren Verlauf des Abends zu planen. Wenn es denn einen weiteren Verlauf überhaupt geben würde. Schließlich wäre es ein wenig auffällig, wenn sie mitten in der Nacht wieder auf Downton aufkreuzen würde, wenn sie doch nur bei ihrer völlig respektablen Freundin zum Dinner gewesen war. Zu sehr mussten wir unser Glück ja auch nicht herausfordern. Sollte sie aber noch etwas Zeit haben, dann wusste ich nur zu gut, wie ich diese nutzen würden. Nämlich nicht nur hier im Pub sitzen, Ale zu trinken und zu reden.

Lizzy
Ich zuckte nur mit den Schultern. "Eilig hab' ich es nicht", sagte ich, "so ein Dinner dauert ja. Und danach wollen wir auch noch Cocktails trinken und uns unterhalten, wir haben uns ja so lange nicht gesehen." Ich grinste leicht, obwohl es mir eigentlich nicht gefiel, wie leicht mir das Lügen mittlerweile fiel. Aber die Verlockung war einfach zu groß, noch etwas Zeit mit Jimmy zu verbringen. Außerdem war es eigentlich noch gar nicht so spät, dass ich wieder hätte gehen müssen.

Jimmy
Ich zwinkerte ihr grinsend zu und fragte den Wirt dann nach der Rechnung. Wenn es so aussah, dann konnten wir gern diesen Pub verlassen und noch etwas anderes unternehmen. Wie eben im Kino zahlte ich auch jetzt und half Lizzy wieder in den Mantel. Zum Glück war der Schnee draußen größtenteils verschwunden und es war nicht so eisig wie die Tage davor. Wir konnten also noch einen kleinen Spaziergang machen. Ich führte uns zum Fluss, der durch York floss und bot ihr dann wieder meinen Arm an, damit sie näher bei mir sein konnte. "Kommst du im nächsten Jahr auch wieder nach Downton?", fragte ich sie dann. Schließlich war sie ja in der letzten Zeit häufiger in Yorkshire gewesen und hatte sich anscheinend sehr mit Lady Sybil angefreundet. Ein guter Grund, um wieder nach Downton zu kommen. Denn jetzt, wo die Möglichkeit bestand, dass sich unsere gemeinsame Woche im September wiederholen könnte, ließ ich sie nur ungern gehen.

Lizzy
Damit war anscheinend beschlossen, dass wir noch bleiben würden. Jimmy fragte nach der Rechnung und zahlte und wir gingen nach draußen. Nach der Wärme im Pub kam es mir draußen eiskalt vor. Wie schon vorhin nahm ich seinen Arm und wir spazierten zum Fluss. "Natürlich", beantwortete ich seine Frage überrascht, denn warum hätte ich auch nicht wiederkommen sollen? "Ich will doch Sybil wiedersehen", grinste ich, "und meinen Lieblingsdiener." Natürlich würde ich auch nur wegen Sybil wieder nach Downton kommen, während es andersrum schon schwieriger wurde. Aber wenn ich das eine mit dem anderen verbinden konnte...

Jimmy
Auf die Antwort hatte ich gehofft - und sie auch irgendwie erwartet. Schließlich legte ich mich mächtig ins Zeug für Lizzy. Der Abend heute hatte mir einiges von meinem Lohn gekostet und deshalb sollte er auch keine verschwendete Chance sein. Um genau diese Chance zu nutzen, blieb ich unter einem Baum stehen, zog sie noch ein Stück zu mir und küsste sie dann kurz. Hier würde uns so schnell niemand entdecken. Genau das hatte ich mir von dem Abend heute erhofft - das Kino und das Essen im Pub waren nur nette Beigaben drumherum. Wenn ich schon einen freien Abend hatte - was nicht oft vorkam - und auch Lizzy Zeit hatte, wir obendrein noch vollkommen ungestört in der Öffentlichkeit sein konnten - dann wollte ich das auch ausnutzen.

Lizzy
Irgendwann blieb Jimmy stehen und küsste mich für meinen Geschmack viel zu kurz. Weil es erstens stockdunkel und wir alleine waren und uns zweitens hier sowieso niemand kannte, verstand ich seine Vorsicht nicht und nahm sein Gesicht in meine Hände, um ihn etwas länger zu küssen. Es würde schon einiges an Pech dazugehören, sollten jetzt plötzlich Mr. Carson oder Mary hinter dem Gebüsch hervorspringen. Und wer wusste schon, wann wir wieder alleine waren? Da unsere gemeinsamen Nächte nun wegfielen, konnte mir niemand garantieren, dass ich vor meiner Abreise überhaupt noch eine Gelegenheit bekommen würde, ihn zu küssen.

Jimmy
Sie reagierte noch besser, als ich gedacht hatte. Nur zu gern erwiderte ich ihren Kuss und schlang meine Arme um ihren Rücken. Meinetwegen hätten wir anstatt all den anderen Dingen heute Abend nur das hier tun können und ich wäre nicht zufriedener nach Hause gefahren. Irgendwann wanderte meine Hand dann über ihre Wange ihren Hals hinab - wir standen scheinbar ewig hier an diesem Fluss im dunkeln und küssten uns. Ich hatte die Frage bewusst vermieden, wann genau sie wieder abreisen würde. Denn dass das in naher Zukunft passieren würde, war klar. Die Allens waren für Weihnachten und Silvester gekommen. Und bereits übermorgen war Silvester. Ich hatte also nicht mehr viel Zeit, bevor ich wieder auf Lizzy warten musste. Also küsste ich sie nur noch leidenschaftlicher.

Lizzy
Ich lächelte in unseren Kuss hinein, als Jimmy ihn erwiderte und legte ebenfalls die Arme um seinen Rücken, um ihn so nah wie möglich zu mir zu ziehen. Hoffentlich bleibt die Zeit einfach stehen. Immerhin mussten wir bald wieder abreisen – aber lange würde ich nicht wegbleiben, das stand fest. Sybil und mir würde sicher ein guter Grund einfallen, warum ich so schnell wie möglich wieder nach Downton kommen musste. Irgendwann – ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war – zog ich meinen Hut, der beim Küssen im Weg war, ab und vergrub die freie Hand in seinen Haaren. Wahrscheinlich würden wir wieder unmöglich aussehen, wenn wir zurückkamen, aber das interessierte mich im Moment herzlich wenig.

Jimmy
Fast vergaß ich, dass wir nicht in ihrem Zimmer auf Downton waren, sondern hier draußen im kalten York. Aber uns beiden schien kein bißchen kalt zu sein, während wir uns immer enger aneinander pressten und Lizzy ihren Hut abnahm. Das kam mir gerade recht, denn so konnte ich ihr durch die Haare fahren und die ansonsten so perfekte Frisur verunstalten. Irgendwann - jegliches Zeitgefühl war vollkommen verschwunden - drang aus einem der angrenzenden Pubs ein wenig Musik herüber. Lächelnd griff ich mit einer Hand nach Lizzys und legte meine andere auf ihren Rücken, sodass wir so etwas wie Tanzhaltung einnahmen. Auch wenn wir uns nur langsam im Kreis drehten und uns dabei weiterhin küssten. Mir reichte es. Ich hatte ja erst vor zwei Tagen auf dem Dienstbotenball mit ihr getanzt. Jetzt war ich nur hier um sie zu küssen.

Lizzy
Ich vergaß völlig, wo wir waren und wie spät es war; die Kälte spürte ich natürlich erst recht nicht mehr. Irgendwann fingen Jimmy und ich an, zu der leisen Musik aus einem Pub in der Nähe zu tanzen – eher notdürftig allerdings, denn es erwies sich als nicht gerade einfach, sich gleichzeitig leidenschaftlich zu küssen und gegenseitig die Frisur zu verunstalten und dabei auch noch zu tanzen. Nach einer gefühlten Ewigkeit – und ich hatte den Verdacht, dass es tatsächlich eine Ewigkeit gewesen war – löste ich mich etwas von ihm, aber nur so viel, wie nötig war, um ausgiebig Luft zu holen. Ich sah ihn an und musste leicht grinsen, er sah genauso aus, wie ich vermutlich – viel zu rote Wangen und Haare, die in alle Richtungen abstanden.

Jimmy
Erst, als sie sich von mir löste und ich ungern ein wenig Abstand zwischen uns brachte, kam die Realität zurück. Irgendwann musst du wieder zurück. Fahren so spät überhaupt noch Busse? Und wird Mr. Carson sauer, wenn ich so spät komme? Ich hasste es, dass wir selbst an meinem freien Tag nicht vollständig frei waren von den Zwängen von Downton Abbey. Ich wollte kein Spielverderber sein - nach meinem Willen hätten wir uns die ganze Nacht weiterhin hier draußen geküsst - aber es musste sein. "Wann musst du zurück? Der Chauffeur wartet doch sicher schon", flüsterte ich, während meine Hand über ihren Nacken zu ihrer Wange fuhr. "Und ich sollte den letzten Bus des Abends noch bekommen, sonst muss ich zurück nach Downton laufen" Was von York alles andere als ein Spaziergang sein würde. Ich seufzte und küsste sie auf die Stirn.

Lizzy
Ich hatte komplett vergessen, dass Jimmy ja nicht so bequem wie ich wann er wollte in ein Auto steigen und sich zurückfahren lassen konnte. "Bei mir ist das egal, der Chauffeur kann warten. Aber du solltest wirklich langsam zum Bus", antwortete ich, ließ ihn aber nicht los. Ich hatte zwar nicht viel Ahnung vom Bus fahren, aber um diese Uhrzeit könnte es durchaus schwierig werden, noch einen Bus zu erwischen. Fast hätte ich ihm angeboten, dem Chauffeur zu erzählen, wir hätten uns zufällig getroffen und ihn im Auto mit nach Downton zu nehmen, aber vermutlich wäre es doch sehr auffällig, wenn wir uns zum zweiten Mal innerhalb einer Woche zufällig trafen. Auch, wenn es beim ersten Mal in Ripon ja wirklich Zufall gewesen war.

Jimmy
Als Lizzy keine Anstalten machte, sich auch nur einen Schritt von hier weg zu bewegen, ergriff ich die Initiative. Ich hakte ihre Hand bei mir unten, zog sie nah zu mir und ging dann zielstrebig los in Richtung der Bushaltestelle. Von irgendwo her schlug eine Turmuhr und ich betete, es noch rechtzeitig zum Bus zu schaffen. Ansonsten wäre die Nacht für mich gelaufen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn morgen musste ich einfach wieder auf Downton sein und arbeiten. Schon jetzt glaubte ich mir wieder eine Bemerkung von Carson eingefangen zu haben, weil ich so lange weg war - aber da der Butler mich anscheinend sowieso nicht sonderlich leiden konnte, würde das auch nichts mehr großartig ändern. "Wo wartet der Chauffeur auf dich? Ich lasse dich hier nicht allein nachts durch die Stadt laufen", sagte ich dann noch zu ihr, während wir wieder durch die Innenstadt liefen.

Lizzy
Jimmy schien es deutlich eiliger zu haben als ich, von hier wegzukommen, also ließ ich mich Richtung Bushaltestelle ziehen. Kurz musste ich selbst überlegen, wo der Chauffeur eigentlich stand – immerhin war es mittlerweile dunkel, ich kannte mich hier nicht aus, hatte einen vollen Magen und Alkohol getrunken. "Ich glaube, er steht irgendwo da hinten", antwortete ich und zeigte eine Straße entlang, hinter deren Ecke ich das Auto vermutete. "Die paar Meter schaffe ich schon alleine." Ich fand es zwar süß, dass er anscheinend wieder den Beschützer spielen wollte, aber es war wirklich verdammt wichtig, dass er es rechtzeitig nach Downton zurück schaffte. An einer Ecke, die sich ziemlich genau zwischen der Bushaltestelle und der Straße, in die gleich einbiegen musste, befand, blieben wir schließlich stehen. "Danke für den schönen Abend", sagte ich artig und konnte noch immer nicht aufhören zu lächeln. Dafür war ich noch viel zu beeindruckt von meinem ersten Kinobesuch.

Jimmy
Ich hätte sie zwar lieber selbst bis zum Auto gebracht, aber was würde der Chauffeur dann von mir denken? Also blieb ich einfach grinsend neben ihr stehen. "Ich danke dir auch", gab ich zurück und küsste sie dann auf die Wange, denn für mehr blieb keine Zeit. "Gute Nacht", sagte ich noch, bevor ich mich umdrehte und mit schnellen Schritten zur Bushaltestelle ging, denn dort war der Bus bereits eingefahren und den durfte ich auf keinen Fall verpassen. Ich drehte mich noch einmal um und sah wie Lizzy in der Straße verschwand, wo ihr Chauffeur warten würde. Erst als ich einen Sitzplatz im Bus eingenommen hatte, merkte ich wieder meine Müdigkeit, die einfach durch Lizzy in den Hintergrund geraten war. Es lief wieder mehr als gut mit ihr - das hatten die Küsse eindeutig gezeigt. Zufrieden mit dem Abend fuhr ich nach Hause. Es dauerte eine ganz schöne Zeit bis nach Downton und zurück am Haus war Carson schon im Bett. Die Hintertür war unverschlossen, sodass ich noch hineinkam. Lizzy war anscheinend schon da, denn im ersten Stock hatte ich noch Licht brennen gesehen. Erschöpft schleppte ich mich die Treppe nach oben und fiel müde ins Bett.

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