#1426

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 27.12.2017 20:13
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ich hatte an diesem Nachmittag keinen Besuch erwartet. Dementsprechend überrascht stand ich auf, als mir mein Butler ankündigte, dass Lady Edith Crawley gekommen war. Ich klappte mein Buch zu, mit dem ich mich gerade befasste und ballte kurz die Fäuste. Es würde die alten Wunden nur wieder aufreißen. Nach meinem letzten Besuch auf Downton war ich niedergeschlagen gewesen. Aber in dem Wissen, dass es das beste für Lady Ediths Zukunft und ihr Vater dagegen war, hatte ich meine Gedanken beruhigen können. Doch als sie jetzt wieder in meine Bibliothek kam und dabei so wunderschön aussah, wie ich mich erinnerte, waren all diese Gründe nur noch hintergründig. Trotz meines etwas schneller klopfenden Herzens sah ich sie so ausdruckslos wie möglich an. "Lady Edith, was für eine Überraschung", begrüßte ich sie, ohne ihre Hand oder ähnliches zu nehmen. Ich hatte mich davor gefürchtet, dass sie herkommen würde. Ihre Anwesenheit allein würde alle meine guten Vorsätze zunichte machen. Aber anderseits hatte ich mich danach gesehnt, sie wiederzusehen. Ich war so an ihre Nähe, unsere gemeinsamen Treffen gewöhnt, dass die vergangene Woche sehr einsam war. Trotzdem, es war die richtige Entscheidung gewesen und ich würde sie jetzt verteidigen. Ich sah sie abwartend an und setzte mich dann wieder auf meinen Sessel.

Henry
Nervös sah ich mich ein letztes Mal im Spiegel der großen Eingangshalle an. Meine Eltern waren auch beide anwesend, um die Familie Allen zu begrüßen. Allen war klar, was diese Dinnereinladung zu bedeuten hatte. Dass Elizabeth Allen und mich mehr verband als eine bloße Freundschaft. Ja, dass ich mich in sie verliebt hatte. Während meine Mutter darüber glücklich war, war Vater mehr als kritisch. Natürlich belastete es ihn, dass Lady Mary Crawley und ich getrennte Wege gingen, wo Lord Grantham doch ein guter Freund von ihm war. Daher hatte er schon angedeutet, einer Heirat mit Miss Allen nicht sang- und klanglos zuzustimmen. Aber ich würde für uns kämpfen, sollten rnach dem heutigen Abend noch immer Zweifel haben. Die Eingangstür wurde geöffnet und ich nahm meinen Platz in der Eingangshalle ein. Nachdem den Allens Hut und Mantel abgenommen wurde, begrüßten zuerst meine Eltern sie. Ich küsste Elizabeths Hand und lächelte sie strahlend an. Mittlerweile war ich mir so sicher, dass wir zusammen gehörten. Sie war intelligent, nett und wir konnten gut miteinander reden. Außerdem mochte Mutter sie, wie sie bei Elizabeths letztem Besuch mehr als deutlich gezeigt hatte. Ich fürchte meinen Gast in den Salon. "Du siehst heute wieder wunderschön aus", sagte ich ihr gleich lächelnd, diese Farbe stand ihr besonders. "Wie geht es dir?"

Sybil
Da Branson zuerst Edith nach Loxley House bringen würde, hatte ich noch etwas Zeit vor meiner Fahrt nach Ripon. Nachdem ich mir Hut und Mantel rausgelegt hatte, zog ich vorsichtig meine Nachttischschublade auf und holte einen dort liegenden, gefalteten Zettel heraus. Ich hatte ihn aus einer Zeitschrift rausgerissen, die nach Papas Ansicht mehr als unangemessen für eine junge Frau in meiner Position war. Es zeigte nur eine einzige Zeichnung von einer Frau, die eine Hose trug. Schnell faltete ich es wieder zusammen und legte es in meine Handtasche. Breit grinsend stellte ich mir vor, wie ich damit in den Salon kommen würde, wo schon alle auf das Dinner warten würden. Natürlich würde es Granny und Papa nicht gefallen, aber mir. Niemand würde damit rechnen. Noch nie hatte schließlich auf Downton eine Frau eine Hose getragen. Voller Vorfreude zog ich mir schon einmal den Mantel an und ging nach unten, um auf Branson zu warten. "Warum so aufgeregt, Sybil?", fragte mich Papa, der mit Isis an den Fersen aus der Bibliothek kam. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie ich unruhig auf und ab gegangen war. "Gibt es etwas aufregenderes als ein neues Kleid?", fragte ich ihn lächelnd, bevor ich auch schon das Auto draußen hörte und aus der Tür ging. "Hallo, Branson", begrüßte ich ihn lächelnd.

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#1427

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 28.12.2017 16:23
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Sir Richards Butler führte mich in die Bibliothek, wo dieser von seinem Buch aufsah. Sofort war es, als hätte es die vergangene Woche nie gegeben – obwohl die Umstände diesmal ganz andere waren als bei unseren letzten Treffen, freute ich mich, ihn zu sehen. Seine Begrüßung war zwar für unsere Verhältnisse recht kühl, aber ich hatte das Gefühl, dass da trotzdem noch irgendetwas zwischen uns war. Und ich hoffte inständig, dass ich es mir nicht nur einbildete. Ich wartete kurz, bis Sir Richards Butler die Bibliothek verlassen hatte und fing dann ohne Umschweife an, meinen Besuch zu erklären. "Ich werde nicht akzeptieren, was Sie letzte Woche gesagt haben und wenn Sie jetzt wieder von Ihrem schrecklichen Arm reden, werde ich nicht zuhören", verkündete ich und sah ihm entschlossen in die Augen – ich war mir ziemlich sicher, dass das es für ihn nur schwerer machen würde, mich wegzuschicken. "Warum kann es nicht wieder so sein wie vor ein paar Wochen? Es hat sich doch nichts geändert", fragte ich. Immerhin war er damals schon älter als ich gewesen und hatte einen verletzten Arm gehabt. "Es ist vollkommen egal, was mein Vater sagt, wenn er sich meinem Glück in den Weg stellt, dann soll das sein Problem sein, nicht unseres."

Lizzy
Ich zog meine Mundwinkel nach oben, bis es weh tat, als Henry mich nahezu überschwänglich begrüßte und meine Hand küsste. Am liebsten hätte ich sie weggezogen, aber natürlich ging das nicht. Also verhielt ich mich, als könne ich mir nichts Schöneres vorstellen, als hier in Campbelton Place zu sein, zu essen und mich von Henry anstarren zu lassen. "Vielen Dank", lächelte ich, als er mir sagte, ich sehe wunderschön aus und spürte, wie meine Wangen rot wurden – was er sicherlich falsch verstand. In Wirklichkeit erinnerte ich mich nämlich nur daran, dass Jimmy einmal genau dasselbe zu mir gesagt hatte. "Den Umständen entsprechend ganz gut, denke ich", antwortete ich, während er mich in den Salon führte und ich mich unauffällig im Haus umsah. Donnerwetter, selbst Mary würde hier ehrfürchtig werden. "Und dir? Ihr habt es wirklich unwahrscheinlich schön hier", plapperte ich und hoffte, dass er nicht dachte, ich wolle deswegen gleich hier einziehen. Ich würde auch in Jimmys Dienstbotenzimmer unter dem Dach ziehen, wenn ich die Möglichkeit hätte. Im Salon setzten wir uns nebeneinander auf eines der Sofas, die so teuer aussahen, dass ich Angst hatte, sie könnten zusammenbrechen, wenn ich mich daraufsetzte. Unsere Mütter unterhielten sich ebenfalls und warfen uns immer wieder Blicke zu, die ich nicht deuten konnte.

Tom
Wie immer freute ich mich auf die Fahrt mit Lady Sybil und dass sie mich breit lächelnd begrüßte, machte es nur noch besser. Das hatte sie nämlich noch nie getan. Wir machen also Fortschritte. "Mylady", nickte ich ebenso lächelnd, half ihr beim Einsteigen und fuhr los nach Ripon. Den Weg kannte ich mittlerweile zum Glück im Schlaf. Am liebsten wäre ich etwas schneller gefahren, denn ich wusste, dass es Lady Sybil nicht stören würde, aber das würde auch bedeuten, weniger Zeit mit ihr verbringen zu können. "Ihr seht ja so fröhlich aus, habt Ihr plötzlich Euer Faible für Mode entdeckt?", ärgerte ich sie und hoffte, damit nicht zu weit zu gehen. Aber da ich wusste, dass sie sich keinesfalls ein normales Kleid kaufen würde und diese ohnehin für überbewertet hielt, konnte ich es nicht lassen. "Will you have your own way, do you think? With the frock?", fragte ich. "Only I couldn't help overhearing yesterday, and from what her ladyship said, it sounded as if you support women's rights." Meine Schlüsse hatte ich zwar nicht nur aus diesem einen Gespräch gezogen, aber wie aufmerksam ich ihr gegenüber in den letzten Wochen gewesen war, musste sie ja nicht wissen. Gespannt wartete ich auf ihre Antwort und hoffte, nicht alle Zeichen komplett falsch gedeutet zu haben.

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#1428

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 28.12.2017 17:06
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ich hatte mit einer kühlen Unterhaltung gerechnet, aber nicht damit. Ohne Umschweife oder weiteres Geplänkel über ihre Fahrt hierher oder das Wetter kam sie direkt auf unsere unangenehme Begegnung der letzten Woche zurück - und, dass sie sich davon nicht abhalten lassen würde, mich zu sehen. Ich bewunderte sie, für ihren Mut und ihren Starrsinn. Und für ihre Hoffnung, dass unsere Beziehung noch nicht komplett vorbei war. Es war so schön, dass sie sich anscheinend immer noch für mich entscheiden würde, sollte ich ihr die eine Frage stellen. Aber wie konnte ich das tun? Ich würde sie wieder verletzen müssen. "Alles hat sich geändert. Nutzen Sie die Gelegenheit, die sich Ihnen jetzt bietet und fangen Sie neu an. Es ist nicht nur Ihr Vater, der dagegen ist und damit Recht hat. Glauben Sie etwa Ihre Mutter wünscht sich einen Mann wie mich für Tochter, der ihr Leben nur erschweren wird? Bitte, Lady Edith. Es tut mir leid, aber es ist besser so. Vor allem für sie" Ich wählte meine Worte mit Bedacht und konnte ihren Blick nur kurz erwidern. Ich durfte nicht nachgeben und musste hart bleiben, obwohl es so weh tat. Denn ihre Worte vorhin waren alles, was ich mir erträumt hatte - dass sie mich nicht aufgegeben hatte, dass sie mich weiterhin wollte, dass sie mich genauso sehr mochte wie ich sie. Und doch würde ich sie wieder verletzen.

Henry
Stolz beobachtete ich, wie sich ihre Wangen rot verfärbten. Schließlich schaffte ich das nicht oft bei einer jungen Frau, bei Lady Mary hatte es kein einziges Mal geklappt. Ich setzte mich so nah wie es angemessen war neben sie auf das Sofa. Kurz warf ich einen Blick auf Mr Allen, als sie sagte dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Es tat mir so leid, was ihrer Familie passiert war. Zum Glück konnten sie auf Downton Abbey leben, ganz in der Nähe. Aber wie lange noch? "Oh, mir geht es ausgezeichnet" Jetzt, wo sie hier war, wie sollte es mir auch anders gehen? "Sie sollten Campbelton Place im Sommer sehen. Die Gärten sind nicht zu übertreffen", antwortete ich ihr auf das Kompliment zu unserem Haus hin. Natürlich wäre ich sofort bereit, sie bei Interesse herumzuführen. Als der Butler das Dinner ankündigte, hielt ich ihr sofort meinen Arm hin und führte sie in den Speisesaal an ihren Platz direkt neben meinem. "Lord Grantham hat uns zum Cricketspiel eingeladen", fing ich dann an, ich hatte mir einige Gesprächsthemen schon vorher zurechtgelegt, um bloß nicht stumm neben Miss Allen sitzen zu müssen. "Werden Sie auch dort sein?" Es wäre mehr als schön, dieses Ereignis gemeinsam mit ihr verbringen zu können.

Sybil
Die Aussicht auf ein Kleid, das es auf Downton noch nie gegeben hatte, hatte mich gedanklich so sehr abgelenkt, dass mir nicht die Idee gekommen war, mit Branson zu reden wie ich es sonst immer tat. Leicht überrascht sah ich also auf, als er genau davon zu reden anfing, was mir die ganze Zeit durch den Kopf ging - er war wirklich mehr als aufmerksam. "I suppose I do", antwortete ich ihm eher vorsichtig in Bezug auf die Frauenrechte, worauf wollte er hinaus? "Und ja, ich hoffe, dass ich meinen Willen mit dem Kleid durchsetzen kann. Schließlich soll es mir gefallen und nicht dem Rest der Welt" Jetzt musste ich einfach lächeln. Denn anscheinend interessierte es Branson tatsächlich, ob ich mich gegen meine Mutter durchsetzen würde. Neugierig sah ich auf seinen Hinterkopf, während ich schnell meine Handtasche schloss, in der die Skizze versteckt war. Was er wohl sagen würde, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich Hose haben wollte? Würde er mich auslachen und mich für ein dummes Mädchen halten? Oder würde ich ihn gar damit beeindrucken können? Komischerweise interessierte es mich wirklich, was Branson von mir dachte.

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#1429

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 28.12.2017 17:30
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Fast hätte ich wie Mary es immer tat geschnaubt, als Sir Richard nur wieder davon redete, dass es mir ohne ihn besser ginge und alle gegen unsere Beziehung waren. "Sehen Sie denn nicht, dass mich diese Dinge nicht interessieren? Papa will, dass ich glücklich bin, und er wird auch noch irgendwann dahinter kommen, dass Sie mich glücklich machen." Wieso redeten denn nur immer alle davon, sie wollten, dass ich glücklich werde, während sie mir genau das nahmen, was mich glücklich machte? "Ich bleibe dabei. Ich gehe hier nicht weg, ehe sie zugestimmt haben, dass wir demnächst wieder eine unserer Spritztouren machen", sagte ich und stellte mich etwas aufrechter hin, so, als hätte ich gerade meine Füße im Boden verankert. Er würde mich eigenhändig aus der Bibliothek schleppen müssen, wenn er wollte, dass ich ging – nur, dass das mit seinem Arm vermutlich ein recht mühsames Unterfangen werden würde. Noch immer sah ich ihm direkt in die Augen, auch, wenn es mir langsam schwerfiel.

Lizzy
Henry saß mittlerweile näher bei mir, als es mir gefiel und ich widerstand dem Drang, etwas von ihm wegzurücken. "Das würde ich tatsächlich sehr gerne sehen", sagte ich lächelnd, als er davon redete, wie schön die Gärten von Campbelton im Sommer waren. Was hätte ich auch sagen sollen? Seine Aussage war so gut wie eine Einladung gewesen. Ich war erleichtert, als der Butler endlich das Dinner ankündigte, immerhin bedeutete das, dass der Abend sich seinem Ende ein wenig mehr näherte. Bereitwillig nahm ich seinen Arm und ließ mich in den Speisesaal führen. Der große Tisch war so über und über mit teuer aussehendem Geschirr, Kerzenständern und einem großen Blumenstrauß in der Mitte bedeckt, dass ich mich ernsthaft fragte, wo wir noch essen sollten. Natürlich saß ich neben Henry und war froh, dass kein peinliches Schweigen entstand. "Natürlich werde ich das!", lächelte ich, als er erzählte, dass er zum Cricketspiel eingeladen worden war. Ich will doch Jimmy zusehen. "Wie schön, dass Sie kommen. Ich war noch nie bei einem der Cricketspiele in Downton, Sie etwa?"

Tom
I suppose I do. Das reichte mir vollkommen. Ich grinste breit, was Lady Sybil aber nicht sehen konnte, da sie ja hinter mir saß. Seit ich ihre Namen in den politischen Büchern aus Lord Granthams Bibliothek gesehen hatte, hatte ich mit dem Gedanken gespielt, ihr einige Flyer zu geben, auf die ich letztens in Ripon gestoßen war und die ich in doppelter Ausführung mitgenommen hatte. Nun, da ich mir ihrer Interessen sicher war, würde ich sie ihr geben – wenn sie sie wollte. "Because I'm quite political. In fact, I've brought you some pamphlets that I thought might interest you, about the vote." Ich drehte mich zu ihr um – nur ganz kurz, aber da wir sowieso auf einer geraden, verlassenen Landstraße fuhren, würde es unsere Verkehrssicherheit nicht gefährden. Ich war zu neugierig auf ihr Gesicht – vermutlich würde sie entweder überrascht sein oder sauer und letzteres würde bedeuten, dass ich meine Arbeit hier los war. Aber aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass sie mich nicht verraten würde. Es war, als würde ich sie schon viel länger und besser kennen, als es der Fall war.

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#1430

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 28.12.2017 17:56
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Es wäre so leicht, dem Drang nachzugeben und ihr einfach zuzustimmen. Sie würde mir in die Arme fallen, mich höchstwahrscheinlich auf die Wange küssen und nichts würde uns mehr trennen. Nur würde das immer ein Wunschtraum bleiben. Ich konnte sie dabei nicht ansehen. "Nein, Lady Edith", sagte ich nur, meine Stimme matt. Es war furchtbar anstrengend, weiterhin dabei zu bleiben, dass wir keine Zukunft hatten. Warum machte sie es mir so schwer? Weil sie ganz genau weiß, dass du früher oder später schwach werden wirst. Ich atmete tief durch und hob meinen Kopf. Sie stand da, als würde nichts und niemand aus diesem Raum bringen. "Es geht nicht", fügte ich noch hinzu, was aber vermutlich auch ohne Wirkung bleiben würde. Ich hatte Lady Ediths Hartnäckigkeit unterschätzt. Anscheinend liegt ihr wirklich etwas an dir... "Meine Entscheidung ist endgültig. Ich werde den ganzen Sommer verreist sein, Sie müssen als nicht wiederkommen" Ich wollte, dass diese Worte hart und standhaft klangen, aber in meinen Ohren hörte ich nur das Gerede eines Mannes, der log. Die Reise war in meinen Augen die einzige Möglichkeit gewesen, dass Lady Edith von mir loskam. Zusammen mit einem Freund würde ich durch Europa reisen und erst im Herbst wiederkommen, wenn Lady Edith hoffentlich schon einen neuen Mann gefunden hatte. Und ich vergessen war.

Henry
Schon jetzt glücklich darüber, dass sie einmal im Sommer kommen würde, um sich die Gärten anzusehen, setzte Miss Allen noch einen obendrauf, denn wir würden uns auch beim Cricket sehen. Sie wirkte voller Vorfreude darauf und das brachte ich gleich mit meiner eigenen Anwesenheit in Verbindung. Sie schien mich wirklich zu mögen - genauso sehr wie ich sie. "Nein, leider nicht. Mein Vater erzählt viel darüber. Vor allem, dass die Mannschaft aus dem Dorf immer zu gewinnen scheint. Mal sehen, ob sich das dieses Jahr ändert" Ich würde wohl oder übel Marys Gesellschaft in Kauf nehmen, aber für einen Tag an Miss Allens Seite war mir mittlerweile auch das Recht. In meinen Augen steuerten wir nämlich sicher auf einen der nächsten Schritte in Richtung Verlobung zu - ich wollte sie unbedingt küssen. Heute wäre dazu aber völlig unpassend, schließlich waren unsere Eltern anwesend. Da war das Cricketspiel eine gelungene Alternative und Chance. Lächelnd sah ich Miss Allen an.

Sybil
Überrascht sah ich ihn - oder besser gesagt seinen Hinterkopf - an. Er hatte mir tatsächlich etwas mitgebracht? Ohne zu zögern griff ich nach den Flyern. "Thank you", antwortete ich ihm ehrlich und sah mir die erste Seite an. Es ging tatsächlich um das Wahlrecht. Ich betrachtete Branson von hinten. Wieder einmal bewunderte ich seinen Mut - dass er sich einfach so traute, mir politische Flyer vorbeizubringen, die ich zuhause in den tiefsten Ecken meines Schrankes versteckte. War er sich überhaupt bewusst, dass das seinen Job kosten könnte, sollte ich Papa davon erzählen? Anscheinend kannte mich Branson doch besser als ich dachte, denn natürlich würde ich das nie tun. "But please don't mention any of this to my father, or my grandmother. One whiff of reform and she hears the rattle of the Guillotine.", fügte ich dann noch hinzu und lachte dabei, denn natürlich würde es Veränderung geben müssen, auch wenn Papa und Granny das nicht gern hörten. Ich meinte zu sehen, dass auch Branson lächelte. Ich warf wieder einen Blick auf die Flyer in meiner Hand. Wo hatte er sie her? Hatte er sofort an mich gedacht, als er sie gesehen hatte? Wenn ja, warum? Er musste sie sicherlich in erster Linie für sich selbst geholt haben. "It seems rather unlikely, a revolutionary Chauffeur", hakte ich deswegen nach. Dass er politisch interessiert war, hatte ich schon herausgefunden. Dass sein Interesse dann doch so tief war, überraschte - und freute - mich doch.

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#1431

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 28.12.2017 18:18
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Ich konnte nicht fassen, dass er tatsächlich noch immer nicht nachgab und auch noch verreisen wollte – wahrscheinlich, um mir aus dem Weg zu gehen. Tat er das alles tatsächlich nur, um mich zu schützen oder scheiterte es letztendlich doch an seinen Gefühlen für mich? Wie hatte ich mir so sicher sein können, dass er nicht gelogen hatte? "Sir Richard", fing ich an, "wenn Sie wollen, dass ich glücklich werde, dann kommen Sie zu mir zurück. Alles andere wird mich nur unglücklich machen. Sollten Sie aber zwischenzeitlich bemerkt haben, dass Ihre Gefühle mir gegenüber sich verändert haben, so sagen Sie mir das bitte, denn ich würde mich sehr unwohl fühlen bei dem Gedanken, Sie dann noch zu bedrängen." Ich sah ihn an und hoffte, nun endlich eine klare Aussage von ihm zu bekommen – nicht das übliche Es geht nicht, ich bin zu alt, Ihr Vater und so weiter.

Lizzy
Ich musste unwillkürlich grinsen, als er erwähnte, dass die Hausmannschaft bei den jährlichen Cricketspielen wenig Erfolg hatte. "Stimmt, das hat mir J- Lady Sybil", korrigierte ich mich schnell, denn ich hätte tatsächlich beinahe Jimmy gesagt, der mir natürlich schon vom Cricket erzählt hatte, "auch schon gesagt. Lord Grantham muss versessen darauf sein, endlich zu gewinnen." Glücklicherweise wurde nun schon der Hauptgang serviert, der wirklich fantastisch schmeckte. "Diese Kartoffeln sind wirklich ein Traum, ich hätte nichts dagegen, die jeden Tag zu essen", sagte ich nach wenigen Bissen, denn natürlich konnte ich beim Thema Essen einfach wieder nicht ruhig sein. Natürlich wurde mir sofort klar, wie sich das angehört haben musste für Henry. Ich ohrfeigte mich gedanklich.

Tom
Ich lächelte, als Lady Sybil die Broschüren ohne zu zögern nahm und sich bedankte. Also hatte ich mich nicht in ihr getäuscht. "Natürlich nicht, mylady", versicherte ich ihr, als sie mich bat, sie nicht an Lord Grantham oder sogar die alte Lady Grantham zu verraten. Abgesehen davon, dass ich keinerlei Interesse daran hatte, sie zu verraten, hätte ich damit ja auch mich selbst in die Bredouille gebracht. In einer Sache allerdings musste ich sie korrigieren. "Maybe. But I'm a socialist, not a revolutionary. And I won't always be a chauffeur." Mittlerweile wusste ich, dass ich so offen mit ihr reden konnte – und auch sagen konnte, dass ich keineswegs vorhatte, für den Rest meines Lebens hochnäsige Adlige von einem Dinner zum nächsten zu fahren. Sie würde es verstehen, da war ich mir sicher. Mittlerweile waren wir in Ripon angekommen und ich suchte eine gute Stelle zum Parken. "Viel Spaß", grinste ich, als ich die Tür öffnete und ihr beim Aussteigen half und fügte schnell ein mylady hinzu. So weit, dass ich sie mit Vornamen ansprechen konnte, waren wir leider auch noch nicht. Noch nicht. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass Lady Sybil mich mochte. Sie wusste es nur vielleicht selbst noch nicht.

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#1432

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 28.12.2017 18:36
von Rikki • 1.675 Beiträge

Sir Richard
Ich war anscheinend wirklich ein alter, seniler Mann, denn bei Lady Ediths Worten bekam ich Tränen in den Augen. Sie siezte mich wieder und ich wusste, dass ich es fast geschafft hatte, Lady Edith Crawley aus meinem Leben zu drängen. Was mir das Herz brach. Aber genau das war ja meine Absicht gewesen mit meinem fürchterlichen Gerede. "Meine Gefühle werden sich nicht ändern, Lady Edith. Nicht gegenüber einer so schönen Frau, die mir mein Leben wiedergegeben hat. Ich werde nicht aufhören, Sie zu mögen", fing ich an, aber bevor sie auch noch ihren Mund öffnen konnte, redete ich weiter. "Aber ich werde trotzdem den Sommer über verreisen. Wenn ich im Herbst wieder da bin und Sie Ihre Meinung nicht geändert haben, dann können wir weiterreden, ja? Aber bitte, versuchen Sie den Sommer gegenüber, nicht zu oft an mich zu denken" Es war ein Kompromiss und er ließ mich gleich besser fühlen, denn jetzt bestand Hoffnung, dass alles so werden würde wie vorher. Es war mehr, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte - denn ich hatte ihr eigentlich nicht entgegenkommen wollen.

Henry
Es freute mich, dass wir so gut über das Cricketspiel reden konnten - das gab mir Hoffnungen, dass der Tag selbst genauso schön werden würde. Ihren Appetit kannte ich schon von meinen Besuchen auf Downton. Trotzdem hatte sie eine wunderschöne Figur - ihr Hunger gab ihr da nur etwas bodenständiges. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um sie nicht darauf hinzuweisen, dass es durchaus eine Möglichkeit gab, diese Kartoffeln jeden Tag zu essen. Sie müsste mir nur eine Frage mit Ja beantworten. Es wäre eine wunderbare Überleitung zu genau dieser Frage gewesen, aber erstens waren wir nicht allein und zweitens fühlte ich mich noch nicht soweit. Ich konnte sie ja nicht einfach danach fragen, mein ganzes Leben mit mir zu verbringen, wenn ich sie noch nicht ein einziges Mal geküsst hatte. Schließlich war Elizabeth Amerikanerin - und die waren nicht so prüde wie die englischen Frauen. "Wie ist es sonst auf Downton?", fragte ich sie dann einfach und überging ihren Hinweis darauf, dass es ihr hier gefiel.

Sybil
Ich lächelte ihn nur kurz an, bevor ich dann die Flyer in meiner Handtasche verschwinden ließ. And I won't always be a Chauffeur. Sein letzter Satz ging mir nicht aus dem Kopf - es war seine Art, wie er es gesagt hatte. Natürlich zweifelte ich nicht daran, dass Branson Pläne und Ziele in seinem Leben hatte. Trotzdem war da ein Unterton, den ich nicht richtig deuten konnte. Die Ankunft in Ripon unterbrach meine Gedanken und ich erwiderte Bransons 'Viel Spaß' nur mit einem Lächeln. Manche würden ihn gar frech nennen mit seinem Benehmen, aber ich mochte es. In Madame Swans Laden war noch eine weitere Kundin, die allerdings nur ihren Hut abholen wollte, so wie es aussah. Leicht nervös wippte ich auf meinen Füßen hin und her und sah mir schon einmal die schönen Stoffe an. "Mylady, was kann ich für Sie tun?", fragte die Schneiderin dann, als wir allein waren. Voller Vorfreude holte ich die Skizze aus meiner Tasche. "Ich würde gerne so etwas tragen" Madame Swans Augen wurden kurz größer als sie die Hosen sah, doch dann bereitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Sehr gern, mylady. Hatten Sie an eine gewisse Farbe gedacht?" Nach kurzem Nachdenken zeigte ich auf einen türkisen, fließenden Stoff. Irgendwie erinnerte er mich an Bransons Augen.

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#1433

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 12:49
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Edith
Anscheinend hatten meine Worte doch irgendetwas bewirkt – und sie taten mir sofort leid, denn Sir Richard sah plötzlich wirklich getroffen aus. Ich musste mehrmals schlucken, als er sagte, er werde nie aufhören, mich zu mögen. Und dennoch verstand ich einfach nicht, warum er mich dann nicht mehr sehen wollte und sogar regelrecht vor mir floh. Dennoch machte es mir wenigstens etwas Hoffnung, dass er mich im Herbst wiedersehen wollte. Wenn er bis dahin nicht eine andere Frau in seinem Alter getroffen hat. "In Ordnung", sagte ich leise und nickte langsam. Weil ich mir nicht sicher war, was im Herbst sein würde, ob wir uns überhaupt wiedersehen würden, sah ich ihn noch einen Moment lang an, wie um mir sein Gesicht einzuprägen und verließ dann ohne eine Verabschiedung die Bibliothek – zumindest hatte ich das vor, denn im Türrahmen blieb ich noch einmal stehen, die Hand noch an der Türklinke. "Ich weiß nicht, warum Sie denken, im Herbst könnte sich etwas geändert haben, denn das wird es nicht", sagte ich, ohne Sir Richard anzusehen. Denn vermutlich würde er in dieser Zeit nicht jünger werden oder seinen Arm heilen – das wäre doch recht bemerkenswert. Wenn er mich jetzt nicht wollte, warum sollte er es dann in ein paar Monaten tun? Ich zögerte, ging dann aber aus der Tür. Sir Richards Butler kam eilig mit meinem Mantel angelaufen – da ich mittlerweile Tränen in den Augen hatte, war es nicht zu übersehen, dass unser Gespräch alles andere als gut gelaufen war. Schnell verabschiedete ich mich und verließ, wahrscheinlich zum letzten Mal in meinem Leben, Loxley House. Die frische Luft tat mir gut und weil ich damit gerechnet hatte, länger bei Sir Richard zu sein, hatte ich Branson erst für viel später wieder hierher beordert, um mich abzuholen. Bis dahin würde ich noch einen Spaziergang machen und versuchen, nicht mehr auszusehen, als hätte man mir soeben mitgeteilt, ich hätte nur noch eine Woche zu leben. Auch, wenn ich mich genauso fühlte.

Lizzy
Ich spürte, wie er mir von der Seite beim Essen zusah und beeilte mich, meinen Teller leer zu essen. Warum dauerte ein Dinner nur so lange? Zum Glück brach Henry nicht in Freudenschreie aus, als ich ihm mein missglücktes Kompliment über die Kartoffeln mitteilte, wenigstens etwas. "Es ist... sehr nett, wenn man davon absieht, dass es nicht mein Zuhause ist und Mary und ich uns bei jeder Gelegenheit in die Haare kriegen", beantwortete ich seine Frage und lächelte, um ihm zu zeigen, dass es so schlimm natürlich nicht war. Was genau Downton so nett machte, konnte ich ihm natürlich nicht verraten – wobei das sein Interesse an mir sicherlich in Luft auflösen würde. Aber aus irgendeinem Grund wollte ich auch das nicht. "Und es ist immer schön, wenn Veranstaltungen anstehen, wie das Cricketspiel demnächst", redete ich schnell weiter, denn ich hatte unbeabsichtigt eine kurze Pause gemacht und gedankenverloren in meinen Teller gestarrt. "Oder der Basar, den kennen Sie ja auch." Lächelnd nahm ich einen Schluck Wein und sah ihn über den Glasrand an. Zum Glück wurde nun schon das Dessert aufgetragen – es gab eine wunderbare Mousse au Chocolate auf Kirschen, die mich sofort wieder etwas gelassener und friedlicher stimmte.

Tom
Ich las wie immer die Tageszeitung, während ich auf Lady Sybil wartete. Es freute mich wirklich, dass sie anscheinend nichts gegen meinen Umgang mit ihr hatte – aber würde sie auch jedem anderen Bediensteten gegenüber so höflich bleiben oder lag es tatsächlich an mir? Viel schneller, als ich erwartet hatte, kam sie wieder aus dem Laden und sah mehr als zufrieden aus – sogar etwas schelmisch. Also hatte sie tatsächlich das Kleid in Auftrag gegeben. Lächelnd begrüßte ich sie und half ihr ins Auto, sagte aber nichts. Meine hochgezogene Augenbraue war angesichts ihres Gesichtsausdrucks sicher ausreichend. "Ich hoffe, ich werde Gelegenheit bekommen, Euch in eurem neuen Kleid zu sehen, wenn es so weit ist. Ihr werdet sicher eine regelrechte Attraktion sein auf Downton Abbey", sagte ich unvermittelt, als wir schon die Hälfte des Weges schweigend zurückgelegt hatten. "Naja, Lord Grantham würde es vermutlich etwas anders ausdrücken", fügte ich noch hinzu und konzentrierte mich dann wieder auf die Straße, denn wie immer, wenn ich mit ihr redete, hatte ich mich etwas zu ihr gedreht. Die Wahrheit war aber, dass ich das neue Kleid auch dann gerne gesehen hätte, wenn es ein stinknormales, langweiliges Kleid wäre wie es jede andere Frau in ihrer Schicht trug. Es war nämlich Lady Sybil, die keineswegs stinknormal und langweilig war.

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#1434

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 13:05
von Rikki • 1.675 Beiträge

Henry
Ich erwiderte ihren Blick mit einem Lächeln. Wie einfach man sich doch mit Miss Allen unterhalten konnte. Ich musste mir keine Sorgen machen, sie zu langweilen oder einen bissigen Kommentar abzubekommen. Ich konnte ich selbst sein. "Ich bin froh, dass sie noch auf Downton zuhause sind. So können wir uns doch recht oft sehen", sagte ich ihr dann mit einem wie ich hoffte charmanten Blick. Sicher würden wir auch zum Basar eingeladen werden, auch wenn der erst in näherer Zukunft sein würde. Und bis dahin konnte sich schon einiges geändert haben... Ich fing den Blick meiner Mutter auf, die mit einem zufriedenen Lächeln in Miss Allens und meine Richtung sah. Vater wirkte dagegen etwas mürrisch - er war eben altmodisch und sah in Miss Allen nur eine Amerikanerin ohne Titel und ohne Geld. Aber mir war es egal. Mittlerweile war ich mir nämlich ziemlich sicher, dass ich meine zukünftige Frau gefunden hatte.

Sybil
Ich wählte noch den Stoff für den Kragen und die Ärmel aus. Meine Maße hatte Madame Swan noch von unseren letzten Besuchen, denn unsere Kleider ließen wir immer hier anfertigen. So war es ein doch recht kurzer Besuch, der mich aber so glücklich und aufgeregt machte wie seit langem nichts mehr. Anscheinend sah man mir das an, denn Branson zog wissentlich eine Augenbraue hoch, als ich ins Auto stieg. Aber warum sollte ich auch aufhören zu lächeln? Wie schon beim Backen in der Küche tat ich wieder etwas, das noch nie jemand vor mir auf Downton gemacht hatte - und es war wunderbar. Branson war ungewohnt still, sodass ich gedankenverloren auf die vorbeiziehende Landschaft starrte und darüber nachdachte, wie lange es wohl dauern würde, bis das Kleid geliefert werden könnte, als er mich ansprach. Wieder einmal war sein Verhalten über der Grenze des angemessenen - schließlich wollte er mich in meinem Kleid sehen. Beinahe wäre ich rot geworden. Trotzdem musste ich lachen, als er Papas offenkundige Abneigung ansprach. "Wahrscheinlich werde ich gleich nach dem Betreten des Salons wieder zum Umziehen nach oben geschickt, aber das ist es mir wert", antwortete ich ihm und lehnte mich leicht nach vorn, um nicht gegen den Fahrtwind schreien zu müssen. Sein Wunsch, mich in dem Kleid zu sehen, ließ ich unkommentiert. Es schien fast so, als hätte Branson Interesse an mir... Nachdenklich sah ich ihn an und wusste nicht, was ich davon halten würde, wenn es wirklich so wäre. Jetzt wurde ich doch rot.

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#1435

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 13:24
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Henrys Verhalten war mittlerweile mehr als eindeutig, aber immerhin waren mittlerweile auch alle mit dem Dessert fertig. Nicht, dass ich nicht noch eine oder zwei Portionen hätte essen können, aber bei Gästen, bei denen ich mich nicht wohlfühlte, hielt ich mich immer etwas zurück. Ich war erleichtert, als ich nach dem Dinner etwas Zeit mit Mama und Lady Redvers allein hatte. Denn man konnte über Henry sagen, was man wollte – sie war wirklich nett und gab mir nicht das Gefühl, hier unerwünscht und nur hinter Henrys Vermögen her zu sein. Auch mit Mama verstand sie sich wunderbar, die beiden waren mittlerweile beinahe so etwas wie Freundinnen geworden. Als Henry später aus dem Speisesaal kam und sich zu mir setzte, war es zum Glück schon so spät, dass wir sowieso nicht mehr lange bleiben würden.

Tom
Ich stimmte kurz in ihr Lachen mit ein und ärgerte mich etwas darüber, dass ich es nicht sehen konnte. "Das wäre durchaus vorstellbar. Aber hoffentlich findet Ihr noch Gelegenheit, es zu tragen", grinste ich und freute mich, ihr Gesicht diesmal wenigstens etwas mehr aus der Nähe zu sehen, weil sie sich wegen des Fahrtwinds nach vorne beugen musste. Mit etwas Glück würde ich es mitbekommen, wenn das Kleid geliefert wurde und dann würde ich sicher eine Gelegenheit finden, es zu sehen. Es war seltsam, wie sehr ich mich plötzlich für ein Kleidungsstück begeistern konnte – und das nur, weil es nicht dem entsprach, was es sein sollte. Die Fahrt war wieder viel zu schnell vorbei, aber wie üblich hatte ich, als ich Lady Sybil beim Aussteigen half, das Gefühl, sie wieder wenigstens ein klein wenig mehr zu kennen als bei der letzten Fahrt. Dass ich ihre Hand dabei länger festhielt als nötig, war mittlerweile – zumindest, wenn wir alleine waren – fast Standard geworden und ich ging davon aus, dass es auch in ihrem Einvernehmen geschah. Ich verabschiedete sie so förmlich wie nur möglich, zwinkerte ihr aber kurz zu. Als ich später die Kühlerhaube des Autos polierte, konnte ich nicht anders, als dabei vor mich hin zu pfeifen.

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#1436

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 13:39
von Rikki • 1.675 Beiträge

Henry
So gern ich auch mit Miss Allen mitgegangen wäre, die Tradition hielt mich im Speisesaal. Vater und ich redeten mit Mr Allen und irgendwann kamen wir auch darauf zu sprechen, wie gut ich mich doch mit Elizabeth verstand. Während mein Vater mir einen eindeutigen Blick zuwarf, dass wir noch über das Thema reden müssten, zeigte sich Mr Allen mehr als begeistert darüber. Und so war ich in prächtiger Laune, als ich mich wieder neben Miss Allen setzen konnte. "Ich freue mich wirklich schon sehr, dass wir uns beim Cricket wiedersehen", fing ich an. Unsere Eltern hatten uns netterweise ein wenig Privatsphäre gegönnt, indem sie sich in die andere Ecke des Raumes gesetzt hatten. "Es war ein wunderbarer Abend" Bestimmt würden sie gleich fahren müssen, denn nach Downton war es ja auch noch ein Stück zu fahren. Meinetwegen hätten sie aber alle noch gerne länger bleiben dürfen.

Sybil
Ich lächelte Branson an. Er schien genauso enthusiastisch wegen meines neuen Kleides zu sein wie ich. Wenigstens eine Person auf Downton hatte Gefallen daran, dass ich mir eine Hose anfertigen ließ. Carson erwartete mich bereits neben der Eingangstür. Mittlerweile merkte ich schon gar nicht mehr, dass Bransons Hand meine ein wenig zu lang hielt, als es nötig war. Sein Zwinkern hatte Carson anscheinend nicht mitbekommen oder er überspielte es so gut, dass ich nichts davon mitbekam. Denn dass es unangemessen in den Augen des Butlers war, das war klar. Carson würde solch ein Verhalten nie tolerieren. "Danke, Branson", sagte ich ihm zum Abschied lächelnd, bevor ich ins Haus ging. "Ist Lady Edith schon zurück?", fragte ich Carson, der dies verneinte. Mary war von ihrem Ausritt auch noch nicht wieder da. Schnell lief ich also in mein Zimmer und versteckte den Inhalt meiner Handtasche - Bransons Flugblätter und meine Skizze - wieder in meinem Nachttisch. So groß die Verlockung auch war, ich konnte jetzt nichts davon lesen, was Branson mir mitgebracht hatte. Mama könnte jederzeit in mein Zimmer kommen, um über mein Kleid zu reden. Oder noch schlimmer darüber, ob ich wirklich noch keinen Mann gefunden hatte, der mir gefiel, wie sie es in letzter Zeit öfter gern getan hatte.

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#1437

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 13:46
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Oh ja. Es war ein wirklich wunderbarer Abend gewesen und das Beste daran war, dass er bald vorbei war und ich nach Downton zurückfahren und eventuell sogar die Nacht mit Jimmy verbringen konnte. Aber natürlich lächelte ich immer noch breit und ignorierte, dass Henry so nah neben mir saß. "Das war er allerdings. Ihr habt wirklich eine fantastische Köchin", grinste ich und überlegte, ob ich mich beim Cricketspiel mit der Ausrede, krank zu sein, in mein Zimmer zurückziehen sollte. Meine Eltern würden es sicherlich nicht gerne sehen. "Ich freue mich auch", sagte ich daher nur und konnte ein Gähnen nicht länger unterdrücken. Schnell wandte ich mich ab, denn ich hatte das Gefühl, ständig unhöflicher zu ihm zu sein, als er es verdiente – und er merkte es nicht einmal. "Entschuldigen Sie, ich hatte einen wirklich langen Tag", sagte ich schnell und schielte zu meinen Eltern – die Gott sei Dank gerade aufstanden. "Anscheinend hatte jemand denselben Gedanken", fügte ich hinzu, lachte kurz und stand dann ebenfalls auf.

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#1438

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 14:06
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Selbst Mr Carsons Gang schien heute ein wenig beschwingter zu sein als sonst. Schließlich war nur einmal im Jahr die Kirmes im Dorf und wir hatten den Nachmittag sogar dafür freibekommen! Natürlich nur, weil die Crawleys und Allens den Tag bei jemand anderem verbrachten und niemand im Haus war, der nach uns klingeln konnte. Dementsprechend gut, beinahe losgelöst, war die Stimmung unten. Das Frühstück war bereits vorbei und ich wollte gerade die von Daisy gespülte Porzellankanne wieder nach oben bringen, als Madge im Flur auf mich zukam. "Jimmy? Kannst du mir wieder helfen? Ich bekomme einfach nicht diese Dose auf", sagte sie und sah mich dabei mit einem zuckersüßen Lächeln an. Es war nicht das erste Mal, dass sie nach so etwas fragte. "Natürlich, ein Mann hilft doch immer, wo er kann", gab ich grinsend zurück, als auch noch die anderen Dienstmädchen in der Tür auftauchten. Selbst Daisy schien aus der Küche herüberzuschielen. Um es noch etwas beeindruckender für sie alle zu machen, behielt ich die Kanne auf dem Silbertablett in der linken Hand und versuchte einhändig, Madges Dose mit Knöpfen aufzumachen. Ich hatte es fast geschafft und wollte schon siegessicher grinsen, als Isis aus der Küche in Richtung Treppe an mir vorbeischoss. Gut, vielleicht lag es auch nicht vollkommen an dem Hund, dass ich genau in diesem Moment das Gleichgewicht verlor. Es war anscheinend keine gute Idee gewesen, nur eine Hand freizuhaben. Mit einem grauenhaften Scheppern, das man sicher noch auf dem Dachboden von Downton Abbey hören würde, fiel mir das Tablett mit der Kanne auf den Boden, während ich nach hinten kippte und dabei mit meiner Schulter genau das Treppengeländer traf. Madges Dose hatte ich jedenfalls aufbekommen, denn die Knöpfe flogen wie wild durch die Luft. Ein Großteil davon traf mich am Kopf. Genauso wie die ein oder andere Scherbe. "Was ist hier los?", brüllte Mr Carson und kam aus seinem Zimmer. Na super, dachte ich nur, während meine Schulter höllisch schmerzte und ich an meinen Wangen kleine, blutige Kratzer spürte. Jetzt würde mich der Butler sicher noch weniger mögen als ohnehin schon. Sein Blick war jedenfalls mehr als eindeutig. "Sagen Sie mir jetzt nicht James, dass das die Kanne von oben war!" Anscheinend war mein Blick Antwort genug, denn Mr Carsons Gesicht nahm eine ungesund aussehende Farbe an. Und ich lag noch immer halb an die Treppe gelehnt, weil ich Angst hatte, mich zu bewegen. "Es war der Hund, Mr Carson", versuchte ich mir nur irgendwie zu retten, Isis konnte sich schließlich nicht beschweren. Um nicht noch länger in dieser demütigenden Position zu bleiben, zog ich mich mit dem rechten Arm hoch, während der Schmerz in meiner linken Schulter kaum mehr auszuhalten war.

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#1439

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 14:47
von Mü~ • 1.639 Beiträge

Lizzy
Wie so oft war der Tag langweilig ohne Sybil. Aber sie hatte sich in den Kopf gesetzt, auf die Kirmes im Dorf zu gehen. Ich konnte nicht mit, weil ich später mit meinen Eltern bei Freunden eingeladen war – und selbst wenn nicht, ich war nicht in der Stimmung für fröhliche Menschen und Musik. Also verabschiedete ich sie etwas wehmütig und ging in die Bibliothek zu meinen Eltern zurück. Cora war mit Mary und Edith ebenfalls bei einer befreundeten Familie eingeladen und sie würden vor heute Abend nicht wiederkommen – das Haus wirkte seltsam leer. Trotzdem wollte ich nicht weggehen, sondern allein sein und nachdenken. Meine Eltern würden einen Tag bei den Harpers sicherlich ohne mich überstehen. "Bitte entschuldigt mich, ich werde nicht mitkommen. Ich habe fürchterliche Kopfschmerzen", sagte ich und sah Papa mit großen Augen an, was wie immer wirkte. "Kopfschmerzen? Geht es dir sonst gut, Lizzy?" "Natürlich, es ist nur der Schlafmangel, weil wir gestern so spät zurückgekommen sind. Mir geht es gut, wirklich", sagte ich schnell. Auf keinen Fall wollte ich zum Arzt geschickt werden. "Aber würdest du nicht Cathy Harper gerne wiedersehen?", fragte Mama, mit einem sowohl besorgten als auch misstrauischen Unterton. Cathy Harper war in meinem Alter und wir hatten uns bisher immer gut verstanden, aber nicht so gut, dass ich sie sehen wollte, wo ich gerade so sehr im Gefühlschaos steckte. Ich hatte zwar keine Kopfschmerzen, aber insofern nicht gelogen, als dass mein Kopf wegen Henry und Jimmy bald platzen würde. "Richtet ihr liebe Grüße von mir aus", bat ich und versuchte, möglichst traurig darüber, dass ich Cathy wegen meiner schlimmen Kopfschmerzen nicht sehen konnte, auszusehen. "Natürlich, dann ruh dich aus", sagte Mama endlich lächelnd und ich ging erleichtert aus der Bibliothek, nachdem ich meinen Eltern, die gleich aufbrechen mussten, noch viel Spaß gewünscht hatte. Oben legte ich mich hin, versuchte zu lesen, versuchte einen Brief an meine Tante in Amerika zu schreiben – aber alle erforderte irgendwie zu viel Konzentration. Ich hatte meine Tante schon länger um etwas Geld bitten wollen, damit ich mich nicht so abhängig von den Crawleys fühlen musste – bis ich eine Arbeit gefunden oder geheiratet hatte. Zu stolz dafür war ich nicht, denn wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander und sie wusste, dass ich nichts gegen ein etwas einfacheres Leben hatte. Als ich irgendwann wieder auf meinem Bett lag und an die Decke starrte, am Charlotte mit einer aufgelösten Kopfschmerztablette und etwas Toast herein. Ich dankte ihr lächelnd, schüttete die Tablette aber in eine Pflanze in meinem Zimmer und ließ den Toast unangerührt. Es machte mir selbst Angst, dass ich keinen Appetit hatte, aber seit meinem Dinner bei Henry war ich mir fast sicher, dass er mir einen Antrag machen würde und ich wusste einfach nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Es machte mich wahnsinnig. Irgendwann überkam mich doch der Drang, mir die Füße etwas zu vertreten. Ich ignorierte die Tatsache, dass sich durch das Herumliegen im Bett einige Strähnen aus meiner Frisur gelöst hatten, nahm meinen Mantel und ging nach unten in die Eingangshalle, die außergewöhnlich voll war: Robert stand mit einem alten Mann, den ich nicht kannte, und Isis neben Carson, der sehr auf ihn einredete und sehr besorgt aussah. Ich erinnerte mich, dass Robert heute Mittag mit irgendjemandem die Ländereien besichtigen wollte, um hinterher Cora, Mary und Edith zu ihren Freunden zu folgen und dort das Dinner einzunehmen. Erschrocken stellte ich fest, dass ich, wenn Sybil nicht zeitig von der Kirmes zurück kam, ganz alleine essen musste. Mittlerweile war ich nah genug, um zu hören, was Carson sagte. "...fürchte, er hat sich die Schulter verletzt. Ich habe ihn für heute ins Bett geschickt, damit er sich ausruht, aber ich hoffe, Ihr könnt es James nachsehen, wenn er in den nächsten Tagen noch nicht ganz... leistungsfähig ist." Carson sah aus, als hätte er Robert soeben die Nachricht überbracht, Mrs. Patmore habe statt einem Schwein aus Versehen Isis gekocht, aber Robert schien den Gedanken an einen verletzten Diener nicht halb so schlimm zu finden. "Natürlich, das ist kein Problem. Sagen Sie James gute Besserung von mir. Mr. Ellis, wir müssen los", sagte er nur mit einem Blick auf seine Uhr. "Oh, hallo Elizabeth", fügte er dann an hinzu, als er mich sah, ehe Mr. Ellis, Isis und er nach draußen gingen und Carson sich mit einem Nicken in seine und meine Richtung verabschiedete. Erst jetzt dachte ich darüber nach, was er gerade gesagt hatte. Jimmy war verletzt? Und im Bett? Und vor allem: wie verletzt war er? Ich dachte nicht lange über meine zugegebenermaßen nahezu wahnsinnige Idee nach. Es war schon riskant genug, wenn Jimmy mich nachts besuchte. Mich mitten am Tag zu ihm zu schleichen, würde wahrscheinlich dazu führen, dass wir beide rausgeschmissen wurden. Dennoch ging ich nach oben, legte meinen Mantel ab und suchte in einer Schublade nach der Salbe, die meine Mutter immer mit sich herumschleppte – oder eben an mich weiterreichte. Sie war der Überzeugung, dass diese Salbe das einzige war, was eine Hausapotheke wirklich enthalten musste. Ich hatte mich noch nie wirklich verletzt und sie somit auch nie gebraucht, aber jetzt schien mir ein guter Augenblick zu sein, sie einzuweihen. Ich nahm mir außerdem den Teller mit dem Toast von meinem Nachttisch und ging mich aus der Tür. So leise es auf Schuhen eben ging, schlich ich nach oben, wo mir Sybil vor einem Jahr bei einer Hausführung die Dienstbotenzimmer gezeigt hatte. Zum Glück erinnerte ich mich auch daran, wo die männlichen und wo die weiblichen Bediensteten schliefen. Das Zimmer mit Jimmys Namen auf dem Schild war ebenfalls nicht schwer zu finden. Mein Herz raste und die Hand, in der ich den Teller mit dem Toast hielt, zitterte. Wenn ich ihn mal nur nicht fallen ließ, dann wüsste nämlich jeder der wenigen, noch im Haus anwesenden Personen, wo ich mich befand. Mit der Hand, in der ich die Salbe hielt, klopfte ich an. "Sind Sie das?", hörte ich Jimmys Stimme von innen. Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen öffnete ich die Tür. Natürlich erwartete er mich nicht im Geringsten. "Haben Sie jemand anderes erwartet?", fragte ich und genoss den verwirrten Ausdruck auf Jimmys Gesicht. Unauffällig sah ich mich im Raum um – Jimmy lag auf seinem Bett und hatte eine Zeitung in der Hand. Seine Livree hatte er ausgezogen und achtlos über einen Stuhl geworfen. "Ich bin Schwester Lizzy – und ich habe Toast dabei", sagte ich so ernst ich konnte und hielt dabei erst die Tube mit der Salbe, dann den Toast hoch. Den Teller stellte ich schließlich auf seinem Nachttisch ab und setzte mich an seinen Bettrand. "Wie hast du das bloß fertiggebracht?", fragte ich, als ich die leichten Kratzer auf seiner Wange sah – die natürlich nichts an seinem guten Aussehen änderten, im Gegenteil. "Es steht dir aber, irgendwie siehst du so... draufgängerisch aus", ärgerte ich ihn grinsend. Henry war vergessen.

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#1440

RE: ρяѕ

in Dowɴтoɴ Aввey 30.12.2017 15:20
von Rikki • 1.675 Beiträge

Jimmy
Der Ausflug auf die Kirmes war für mich gelaufen. Carson hatte noch weiter über meine Dummheit gewettert, bevor Mrs Hughes dankbarerweise eingeworfen hatte, dass ich mich vielleicht verletzt haben könnte. "Das Geld für die Teekanne ziehe ich Ihnen von Ihrem nächsten Lohn ab, James", sagte Carson noch unheilvoll, als Thomas mich nach oben in mein Zimmer begleitete und Daisy bereits zusammen mit Madge die Knöpfe und Scherben einsammelte. Erst wollte mir Carson den Auflug zur Kirmes verbieten. Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass meine Schulter geprellt war und ein Ausflug sich somit so oder so erledigt hatte. Der Butler schickte mich also ins Bett, damit ich schnell wieder gesund werden würde, "um das Haus so repräsentieren zu können, wie es sein musste." Thomas gab mir noch netterweise die Zeitung von unten, bevor er sich auch in Richtung Kirmes verabschiedete und ich ihn bat, ein Bier für mich mitzutrinken. An jedem anderen Tag hätte ich darüber gefreut, den Tag im Bett verbringen und einfach nichts tun zu können. Aber nicht heute. Ich hatte mich amüsieren wollen und jetzt das hier. Nur, weil ich Madge beeindrucken wollte - ein Mädchen, das ich noch nicht einmal sonderlich mochte. Fluchend schlug ich die Zeitung auf. Jetzt musste ich einfach beim Cricket gut sein, sonst wäre ich in Carsons Gunst soweit unten, dass mir nichts mehr helfen konnte. Ich hatte gedacht, ganz allein im Haus zu sein, als es plötzlich klopfte. Das konnte nur Carson sein, der mir auftrug, mich so gut es ging auszuruhen, um morgen wieder jedes volle Tablett schleppen zu können. Komisch, er wollte doch auch zur Kirmes. Auch wenn ich mir den Butler nur sehr schwer dort vorstellen konnte. Vielleicht hatte er sich doch anders überlegt."Sind Sie das?", fragte ich daher und ließ die Zeitung sinken. Aber nicht Carson kam herein - sondern Lizzy. Ich musste sie ziemlich verwirrt und auch leicht geschockt angesehen haben, so wie sie grinste. Aber was in aller Welt tat sie auch hier in meinem Zimmer? Ich hatte gedacht, dass sie mit ihren Eltern unterwegs sein würde. Nicht, dass mich das stören würde, dass sie hier war. Schließlich waren wir die einzigen im Haus... "Ich habe nur die hundert anderen hübschen Frauen erwartet, die mich am Krankenbett besuchen kommen", antwortete ich ihr grinsend, denn natürlich hatte ich sie nicht erwartet. Während ihr Blick durch mein kleines Zimmer wanderte, sah ich mir Lizzy genau an. Auch sie sah aus, als hätte sie bis eben in ihrem Bett gelegen. "Never mind the toast. You look very tasty yourself today", sagte ich ihr grinsend und zog sie näher zu mir, als sie sich auf mein Bett setzte. Denn das stimmte - ihre Frisur hatte sich jetzt schon leicht aufgelöst und einige Locken umspielten ihr Gesicht. "Das willst du gar nicht wissen", antwortete ich nur auf die Frage nach der Ursache für all das hier. Es war peinlich genug, dass Madge und die anderen Dienstmädchen es alle gesehen hatten. "Ich habe mich nur für dich zum Affen gemacht, um draufgängerischer zu wirken", raunte ich ihr zu und wollte mich zu ihr vorstrecken, um sie küssen zu können, zuckte aber zurück, als ich meine Schulter bewegte. Keine gute Idee. "Also, Schwester Lizzy - du kannst mich gern verarzten" Ich sah ihr tief in die Augen und zog mein Shirt, das ich nur noch trug, von meiner Schulter weg. Schon jetzt hatte sich ein großer blauer Fleck gebildet. Kurz rief ich mir noch ins Gedächtnis, dass Lizzy am hellichten Tag hier in meinem Zimmer saß. Es war einfach unglaublich und auf einmal war es auch gar nicht mehr so schlimm, dass ich nicht mit auf die Kirmes durfte. Ganz im Gegenteil.

Sybil
Es wäre beinahe zum Streit gekommen, als ich mit Papa darüber verhandelt hatte, zur Kirmes im Dorf gehen zu dürfen. Er wollte, dass ich Mama begleitete - aber die Kirmes war nur heute und ich wollte einfach hingehen. All die bunten Stände, die vielen Menschen, die Musik - es würde einfach Spaß machen. Schon als Kind war ich gerne mit unserer Nanny hingegangen. Schließlich war Papa es leid, mir zu widersprechen und ich hatte meine Erlaubnis. Mary verstand nicht wirklich, was ich dort wollte und Edith war seit ihrem Besuch auf Loxley House eher gedanklich abwesend. Trotzdem war ich mehr als gut gelaunt, als ich mich zu Fuß auf den Weg ins Dorf machte. Ich hatte nichts dagegen, etwas allein zu unternehmen. Manchmal brauchte ich es sogar einfach, um meinen Kopf freizubekommen. Es war ein wunderschöner Tag und schon der Spaziergang war schön. Im Dorf angekommen hörte ich gleich die Musik, roch die Zuckerwatte und freute mich einfach. Schon jetzt war es voll, das ganze Dorf schien anwesend zu sein. Ich entdeckte auch einige unserer Dienstboten, denen Carson den Tag freigegeben hatte. Ich sprach kurz mit Anna, bevor ich meinen Weg allein fortsetzte und mir die große Rutsche ansah, die vor der Kirche aufgebaut worden war. Lächelnd dachte ich daran zurück, wie ich bei Nanny darum gebettelt hatte, einmal selbst zu rutschen - was mir nicht erlaubt worden war. Was hatte ich geweint... Lächelnd ging ich weiter, grüßte einige der Leute aus dem Dorf und entdeckte dann Branson, der neben dem Wurfspiel stand und sich das Treiben ansah. "Amüsieren Sie sich gut, Branson?", fragte ich ihn und stellte mich an seine Seite.

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